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"Ich sah es in den Nachrichten. Nacht. Gebüsch. Wasser, verschwommene Lichter, ein Hubschrauber. Männer mit Warnwesten und Schutzhelmen. Hier war etwas Entsetzliches passiert.." Robert Farquharson bekommt sein Leben einfach nicht auf die Reihe. Seit einiger Zeit lebt er getrennt von seiner Familie. Am Abend des Vatertags im Jahr 2005 fährt er die drei Söhne zurück zu seiner Exfrau Cindy, als sein Wagen von der Straße abkommt und in einen See stürzt. Nur er kann sich aus dem Auto befreien ... Tragischer Unfall oder Racheakt - diese Frage wird die australische Justiz und Öffentlichkeit in den…mehr

Produktbeschreibung
"Ich sah es in den Nachrichten. Nacht. Gebüsch. Wasser, verschwommene Lichter, ein Hubschrauber. Männer mit Warnwesten und Schutzhelmen. Hier war etwas Entsetzliches passiert.." Robert Farquharson bekommt sein Leben einfach nicht auf die Reihe. Seit einiger Zeit lebt er getrennt von seiner Familie. Am Abend des Vatertags im Jahr 2005 fährt er die drei Söhne zurück zu seiner Exfrau Cindy, als sein Wagen von der Straße abkommt und in einen See stürzt. Nur er kann sich aus dem Auto befreien ... Tragischer Unfall oder Racheakt - diese Frage wird die australische Justiz und Öffentlichkeit in den folgenden Jahren beschäftigen - und sie wird für Helen Garner geradezu zur Obsession. Sie verfolgt den Prozess durch alle Instanzen und erzählt die Geschichte eines Mannes und seines kaputten Lebens und das unerhörte und unvorhersehbare Gerichts-Drama auf der Suche nach Gerechtigkeit.
Autorenporträt
Garner, Helen
Helen Garner wurde 1942 im australischen Geelong geboren. Zu ihrem Werk zählen Romane und Kurzgeschichten sowie Sachbücher. Mit »Das Zimmer« eroberte Garner die internationalen Bestsellerlisten und wurde vielfach ausgezeichnet.

Falkner, Lina
Lina Falkner, Jahrgang 1985, lebt in Berlin. Sie übertrug Werke von Helen Garner ins Deutsche.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2016

Drei weiße Kreuze
Ein Gerichtskrimi in Echtzeit von Helen Garner
Vatertag 2005, Australien. Robert Farquharson fährt seine drei kleinen Söhne zurück zu ihrer Mutter, er lebt getrennt von seiner Frau. Auf halbem Weg kommt er von der Straße ab und das Auto stürzt in einen Baggersee. Die Kinder ertrinken, der Vater gibt anschließend an, dass er einen Hustenanfall hatte und hinter dem Steuer ohnmächtig wurde. Die Indizien sprechen jedoch gegen ihn, er wird des Mordes beschuldigt und kommt vor Gericht. Der Fall hält Australien in Atem. Verfahren und Berufungsverfahren dauern insgesamt sieben Jahre. Am Ende wird Farquharson schuldig gesprochen.
 Die australische Autorin und Journalistin Helen Garner stammt selbst aus der Gegend um den kleinen Ort Geelong, wo sich das Unglück zutrug, fuhr selbst an den drei kleinen weißen Kreuzen vorbei, die den Ort markieren. Sie begleitete den Prozess und hat ihre Beobachtungen in „Drei Söhne. Ein Mordprozess“ niedergeschrieben. Ihr Bericht ist literarische Dokumentation, Reportage und Familienporträt zugleich. Sie oszilliert zwischen sehr sachlichen Schilderungen von der Aufarbeitung der Spurenlage und ihren sehr detailreichen persönlichen Beobachtungen des Geschehens und aller Beteiligten.
  Garner hat konsequent die Ich-Perspektive gewählt, die diese Pendelbewegung nachvollziehbar macht, den Widerspruch aufzeigt zwischen dem Verlangen, objektiv zu bleiben, und den eigenen Gefühlen dem Fall gegenüber, und jenseits der juristischen Ebene nach den Mechanismen und Auswirkungen des Mordprozesses fragt. Sie nimmt sich viel Zeit, die am Prozess beteiligten Personen zu porträtieren. Fast will man sie Figuren nennen, denn Garner arrangiert sie wie in einem Gerichtsthriller: der seine Unschuld beteuernde Angeklagte, die in sich zusammengefallene Ex-Frau, die entschlossenen Staatsanwälte und der angriffslustige Verteidiger, der über alles präsidierende Richter, die unnahbare Jury.
  Als dann darüber verhandelt wird, welche Informationen den Geschworenen vorenthalten werden können, um Farquharson zu schützen, werden Garner die inszenatorischen Kniffe bewusst, die einen solchen Prozess bestimmen. Die Frage nach der Relevanz vieler Beweise und Indizien stellt sich, Zweifel kommen auf. Es wird deutlich, wie langwierig die Verhandlung hinter der an eine Filmchoreografie erinnernden Oberfläche ist, wie zermürbend etwa das minutiöse Durchdeklinieren kleinster technischer Details sein kann. Neben den Stimmungsbildern aus dem Gerichtssaal reflektiert Garner so das Rechtssystem und fragt, wie die Geschworenen mit solch einer Flut an Spezialwissen umgehen und gewissenhaft ein angemessenes Urteil fällen sollen.
  Der Leser ist nah dran an Garners emotionaler Absorption in den Fall, ihren Schwierigkeiten, den grausamen Tod der drei Kinder auszublenden, gerade auch angesichts ihrer eigenen Enkelkinder. Selbst kurz vor der Urteilsverkündung des Berufungsverfahrens ist sie hin und hergerissen zwischen der erdrückenden Beweislage und der irrationalen Hoffnung, ein Freispruch könne den gesamten Fall ungeschehen und die Jungen wieder lebendig machen.
SOFIA GLASL
  
Helen Garner: Drei Söhne. Ein Mordprozess. Aus dem Englischen von Lina Falkner. Berlin Verlag, Berlin 2016. 352 S., 20 Euro. E-Book 16,99 Euro.
Da ist der Widerspruch zwischen
dem Verlangen, objektiv zu
bleiben, und eigenen Gefühlen
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2016

Sagt so etwas ein Vater? Tut so etwas ein Vater?

Kein Krimi, aber eines der spannendsten und aufwühlendsten Bücher der Gattung "Echtes Verbrechen", neudeutsch "True Crime". Was also ist wirklich geschehen an jenem Vatertag des Jahres 2005 nahe dem australischen Kaff Winchelsea? Der Arbeiter Robert Farquharson rast mit dem Auto, in dem seine drei Söhne sitzen, in einen Baggersee, befreit sich selbst aus dem sinkenden Wagen, die zwei, sieben und zehn Jahre alten Knaben kommen ums Leben. War es ein Unfall? Oder kaltblütig berechnender Mord, weil sich seine Frau im Jahr davor hat scheiden lassen und das bessere der beiden Autos behielt, in dem bald ein neuer Liebhaber herumfährt.

Der Gerichtsprozess zieht die Autorin Helen Garner, Jahrgang 1942, die auch als Romanautorin hervorgetreten ist, magnetisch an. Sie geht in ihrer akribischen Gerichtsreportage der Ungeheuerlichkeit dieses Falles nach, der die Öffentlichkeit empört, weil der Todesfahrer angibt, ein Hustenanfall habe ihn die Kontrolle über den Wagen verlieren lassen. Als die ersten Rettungskräfte eintreffen, steht er unbeteiligt am Ufer, raucht und erklärt, jegliche Hilfe komme zu spät. Im Zweifel ist der Mensch geneigt, zunächst an ein Unglück zu glauben, das macht die Autorin deutlich, weil wir nicht damit umgehen können, dass Menschen zu solchen Taten in der Lage sind. Ist Farquharson also ein Monster - oder ist er unschuldig? Das Gerichtsurteil wird am Ende eindeutig ausfallen, was nicht heißt, es blieben keine Zweifel.

Garner verfolgt durchaus eine persönliche Agenda, sie schreibt sich in die Geschichte hinein, lässt ihre Position durchblicken - emotional nachvollziehbar, einer kühlen, bis ins Herz kalten Nüchternheit gelegentlich abträglich. Dennoch: Als vor zwei Jahren die Originalausgabe erschien, schrieb unser Rezensent, dieses Buch "hänge einem noch lange nach". So ist es.

hhm

Helen Garner: "Drei Söhne". Ein Mordprozess.

Aus dem Englischen von Lina Falkner. Berlin Verlag, Berlin 2016. 352 S., geb., 20.- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Ebenso ergriffen wie verstört hat Barbara Möller Helen Garners "Drei Söhne" gelesen, das sie dem von Truman Capote begründeten True-Crime-Genre zuordnet. In dem zwischen Gerichtsreportage und Dokumentation mäandernden Buch liest die Rezensentin die Geschichte von Robert Farquharson, der seine drei Söhne mit einem inszenierten Autounfall umbrachte und in einem langen Indizien-Prozess zu dreimal lebenslänglich verurteilt wurde. Großartig, wie Garner die Beteiligten porträtiert und wie "schnörkellos" und objektiv sie aus der Ich-Perspektive berichtet, dabei aber eine subjektive, den Leser mitnehmende Ebene hinzufügt, lobt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Oftmals scheint das Buch fast schlicht, eine Sprache ohne Brimborium, reduziert auf das Wesentliche, immer aber wieder auch irritierend. Poetisch durch die Resonanz kleiner Details, verstörend mit der Offenheit auch autobiographischer Details der Autorin und ihrem Eingeständnis des Nicht-Wissens. [...]. Welch ein Stück Literatur.", culturmag.de, Alf Mayer, 15.09.2016