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Erstmals auf Deutsch: frühe polnische Reportagen von Ryszard KapuscinskiEine Zeitreise in die Jahre vor und nach dem Krieg: Der Meister der literarischen Reportage über sein Heimatland Polen und das schwierige Verhältnis zu seinen Nachbarn. Es ist der 11. September 1961, Montag. Zwei Frauen fliehen aus einem Altersheim in Szczytwo, Mutter und Tochter, Augusta und Margot. Sie kaufen zwei Fahrkarten und fahren mit der Bahn durch die schöne Landschaft der Masuren. Ihr Ziel ist Taubus, besser gesagt, das ehemalige Taubus, das jetzt Olecko heißt. Zwei Frauen, grau, erschöpft, entschlossen. Sie…mehr

Produktbeschreibung
Erstmals auf Deutsch: frühe polnische Reportagen von Ryszard KapuscinskiEine Zeitreise in die Jahre vor und nach dem Krieg: Der Meister der literarischen Reportage über sein Heimatland Polen und das schwierige Verhältnis zu seinen Nachbarn. Es ist der 11. September 1961, Montag. Zwei Frauen fliehen aus einem Altersheim in Szczytwo, Mutter und Tochter, Augusta und Margot. Sie kaufen zwei Fahrkarten und fahren mit der Bahn durch die schöne Landschaft der Masuren. Ihr Ziel ist Taubus, besser gesagt, das ehemalige Taubus, das jetzt Olecko heißt. Zwei Frauen, grau, erschöpft, entschlossen. Sie wollen ihr Haus am Ringplatz in Taubus zurück, sagen sie, weil Polen doch jetzt wieder deutsch sei ...Die Helden in Kapuscinskis Reportagen, die in Wahrheit immer auch grandiose Erzählungen sind, sind kleine Leute: Umsiedler, die das Schicksal von einem Ende Polens an das andere geworfen hat, Menschen auf der Suche nach Arbeit und besseren Löhnen, deutsche Frauen, die sich nach Kriegsende nicht mehr zurechtfinden. Die große Politik bleibt ausgesperrt, stattdessen belauscht Kapuscinski die Gespräche und findet die Geschichten, in denen die Wirklichkeit jener Zeit - der fünfziger und sechziger Jahre in Polen -unvergleichlich aufscheint. Die 17 erstmals in Buchform vorliegenden Reportagen vervollständigen das bei Eichborn erscheinende Gesamtwerk Kapuscinskis.
Autorenporträt
Ryszard Kapuscinski ist 1932 in der ostpolnischen Stadt Pinsk geboren, die heute zu Weißrußland gehört. (Das war damals, wie er selber sagt, "Dritte Welt").
1945 kam seine Familie nach Warschau, wo er studierte. In den fünfziger Jahren wurde er als Korrespondent nach Asien und in den Mittleren Osten, später auch nach Lateinamerika und nach Afrika entsandt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.07.2010

Von Flößern kann man lernen, die Untiefen zu meiden
Als der Kosmopolit noch im eigenen Land unterwegs war: Ryszard Kapuscinskis „Ein Paradies für Ethnographen. Polnische Geschichten“
Das titelgebende Paradies liegt hier noch nicht, wie man beim weltläufigen Ryszard Kapuscinski (1932-2007) vermuten könnte, in Afrika, Asien oder Lateinamerika, sondern tief im polnischen Hinterland: „Der faulige Bialystoker Sumpf, versteckt im Schatten des Urwalds von Bialowieza“, ist Schauplatz einer der sechzehn Reportagen, die der damals schon weitgereiste Reporter zwischen 1959 und 1962 meist für die Warschauer Wochenzeitung Polityka geschrieben hat. Der berühmteste Auslandskorrespondent Polens schrieb hier noch als Inlandsreporter, doch bei der Wahl seiner Schauplätze entfernte er sich so weit vom politischen Zentrum, wie es innerhalb der Landesgrenzen nur möglich war.
Nicht nur wegen der Schauplätze wirken diese Stücke bisweilen wie Schlussstrophen zu den masurischen Geschichten eines Siegfried Lenz. Da verlässt eine groteske „fünfte Kolonne“ in Gestalt einer greisen Deutschen und ihrer ebenfalls hinfälligen Tochter ein polnisches Altersheim und reist durch die Masuren nach Taubus, das inzwischen Olecko heißt. Die beiden Alten fordern Haus und Hof zurück, doch sie tun das in einer Sprache, die man dort ebenso wenig versteht wie ihren Wahn, das Rad der Zeit würde sie mit Geschützlärm und Trommeln noch einmal in ihre Welt von Gestern zurückbefördern.
War das Suleyken eines Lenz aus der Zeit herausgefallen, so scheinen sich die eher erzählenden als berichtenden Reportagen von Kapuscinski darunter wegzuducken, in eine provinzielle Froschperspektive hinein, aus der die Basis präzise beobachtet wird, während der Überbau unsichtbar bleibt: „Die Düne hat Trofim entdeckt“, lautet ein Einleitungssatz, und damit ist der Handlungsraum in den Wäldern hinterm masurischen Elk abgesteckt. Am Fuße der Düne liegt eine „kaputte Welt“.
Eine ruinierte und verlassene Kolchose wird einer Handvoll ebenfalls kaputter Männer zur neuen Heimat: „Fünf Menschen retteten ein Stück Boden und damit sich selbst“, resümiert Kapuscinski, und allein das schon ist zu viel des Guten, weil das wie ein Beckett-Stück mit Sahnehäubchen anmutet, doch der Journalist setzt auch noch eine knallrote Zuckerkirsche drauf: „,Das ist gut‘, sagt Rysiek, ,dass man uns diese Chance gegeben hat. Und dass wir sie genutzt haben.‘“ Das ist dann Beckett plus Sozialismus und klingt so, als hätten Rysiek wie Ryszard diese Lektion auswendig gelernt.
Eine moderne Errungenschaft holt die Menschen aus dem ironisch als Ethnographenparadies gewürdigten Krähwinkel heraus: Ein „Diesel-Lux-Torpedo“, ein „Silberner Pfeil“ befördert Frauen mit Gemüsekörben und Hühnern – „tok-tok“ – in eine neue Zeit: „Schön ist es“, ringt Kapuscinski sich als Abschlusszeile ab, und das erinnert an die frühen Arbeiten eines Michael Bulgakow, der jedoch beim Schreiben für Blätter wie die Eisenbahnerzeitschrift Gudok erkannt hat, dass in der Morgenröte der Sowjetunion für ihn kein Weg an der Satire vorbeiführte.
Auch Kapuscinski ging es in seinen Reportagen nicht darum, sich die neue Welt schönzuschreiben. Beschönigungen markierten wohl eher den Rahmen, innerhalb dessen er sich als Journalist bewegte. Seine Freiheit bestand darin, sich der Rückseite des Bildes zuzuwenden, dem Unbewältigten, den nicht Integrierten: Einem Geschichtslehrer und manischem Aktivisten, der mit 27 Jahren schon ausgebrannt ist; Wanderarbeitern, einer provinziellen Boheme im nahrhaften Dunstkreis eines Studentenwohnheims; einem tollpatschigen Eigenbrötler, der sich dem auch im Ostblock aufkeimenden Konsumwahn entzieht; einem Künstlerpärchen, das von einem Mob bigotter Kirchgängerinnen überfallen wird. Unausgesprochen steht hinter all dem das Drama von Krieg und Vertreibung, das die Kindheit des 1932 im heute weißrussischen Pinsk geborenen Kapuscinski geprägt und ihn aus einer Welt des Hasses und der Zerstörung in den Frieden entlassen hat.
Deshalb wird der Band mit „Gedächtnisübungen“ eingeleitet, einer Reflexion seines persönlichen Kriegserlebnisses, die Jahrzehnte nach den anderen Texten entstanden ist. Aus Kinderaugen betrachtet, sei ihm der Krieg als „einzige Form der Existenz“ erschienen und der Frieden als Ausnahmezustand: „Daher war ich verblüfft, als von einem Tag auf den anderen der Lärm der Geschütze verstummte, das Krachen der Bomben verhallte und Stille eintrat, weil ich diesen Zustand nicht zu deuten vermochte.“
Ein Erwachsener hätte sagen können: „Die Hölle ist zu Ende. Endlich herrscht wieder Frieden.“ An den Frieden aber habe er sich nicht erinnern können, schreibt Kapuscinski: „Als der Krieg zu Ende war, kannte ich nur die Hölle.“
Im Lichte dieses späten Selbstzeugnisses erscheinen die Reportagen als tastende Vorstöße in eine fremde Welt, deren friedlicher Stille man nicht so recht trauen kann: „Unsere Welt ist für ihn eine Untiefe, die es zu meiden gilt“, heißt es über einen einsamen Flößer: „Vielleicht sagt ihm sein Instinkt, dass er sich, wenn er einmal in diesem Sand feststeckt, nie mehr daraus befreien kann.“
Dann folgt ein Satz, in dem Ryszard Kapuscinski seine künftige Existenz als großer Reisender vorwegnimmt: „Er wartet auf die Winde und Strömungen. Er lebt mit ihnen und von ihnen.“ Ein einsamer kleiner Mensch, der eine große Last bewegt, mit der er jederzeit aus der Bahn geraten kann.
ULRICH BARON
RYSZARD KAPUSCINSKI: Ein Paradies für Ethnographen. Polnische Geschichten. Aus dem Polnischen von Martin Pollack und Renate Schmidgall. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010. 173 Seiten, 16,95 Euro.
So zärtlich war Masuren: Trakehner-Gestüt Liski bei Bartoszyce in Polen, dem ehemals ostpreußischen Bartenstein. Foto: SZ
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2010

Erste Spaziergänge eines Weltenbummlers

Auf der Suche nach neuer Identität: Die frühen Reportagen Ryszard Kapuscinskis aus Polen zeigen ein Land im Klima von Depression und moralischer Auszehrung.

So kannte man ihn über viele Jahre: als hervorragenden Kenner der Dritten Welt, als scharfsinnigen Analytiker politischer und sozialer Prozesse, als "Übersetzer der Kulturen", wie er sich selbst gern nannte. Dass Ryszard Kapuscinski früher auch mal Reportagen aus dem eigenen Land schrieb, wussten aber wohl nur wenige. Kein Wunder, ein Buch, das in Polen spielte, hatte er nur einmal vorgelegt: Es trug den Titel "Busch, polnisch" und erschien vor so langer Zeit, dass Kapuscinski später, in den Jahren seines internationalen Erfolgs, oft den Eindruck machte, als hätte er es selbst vergessen. Er wisse gar nicht, ob er über Polen schreiben könne, behauptete er immer wieder - und gab dafür jedes Mal einen anderen Grund an: seine permanente Abwesenheit, sein Bedürfnis, in universellen Kategorien zu denken, oder einfach seine Berühmtheit: Ein Reporter müsse anonym bleiben, und ihn würden in Polen viel zu viele kennen.

In den späten fünfziger Jahren war er allerdings noch unbekannt genug, um ungestört im Land herumzufahren. Das Ergebnis dieser Eskapaden aus den Jahren 1959 bis 1961 waren Reportagen, die er für die Wochenschrift "Polityka" schrieb; die besten von ihnen gingen 1962 in das besagte Buch ein. Die Zeit, in der sie entstanden, hatte eine ganz eigene Aura: Polen stand immer noch unter dem Schock des Krieges, und gleichzeitig richtete es sich langsam, nach den Schrecken des Stalinismus und der Euphorie des "Tauwetters", auf die langen Jahre der sogenannten "kleinen Stabilisierung" ein. Die anfangs herrschende Illusion, der kommunistische Spuk werde bald vorüber sein, war endgültig zerstört; die planwirtschaftliche Misere überzog das Land immer mehr mit einem unausweichlichen Grau.

Dieses Klima der Depression und moralischen Auszehrung hatte kurz zuvor Marek Hlasko in seinen Erzählungen protokolliert. Nun machte es ihm Kapuscinski in seinen Reportagen nach: Auch seine Helden waren grau, desillusioniert und erschöpft, auch ihre ganze Lebenserfahrung speiste sich oft nur aus passiver Beobachtung der nächsten Umgebung. Es waren Durchschnittsmenschen, die, arm, oft ungebildet und fast immer auf der Suche nach etwas - besseren Lebensbedingungen, verlorenem Zuhause, neuer Identität - irgendwo in der polnischen Provinz ihr freudloses Dasein fristeten: in einem Kaff inmitten der Masuren oder in der Nähe der weißrussischen Grenze, in diesem "fauligen Sumpf im Schatten des Urwalds von Bialowieza", das ein "Paradies für Ethnographen", sonst aber "ein elendes Stück Land" war.

Gleichzeitig aber gibt es in diesen Reportagen etwas, wodurch die frühkommunistische Tristesse fast anziehend wirkt: eine Aura von Originalität und Bedeutsamkeit, die sich wiederum aus einer besonderen Intimität ergibt. "Zufallsgeschichten" lautete der Untertitel der polnischen Originalausgabe, und er entsprach der Arbeitsweise, die Kapuscinski damals erstmals für sich entdeckte und später als Weltenbummler zur Perfektion brachte. Er bewegte sich fernab der üblichen Reporterpfade, die unter dem Diktat der Ideologie fast immer auf Baustellen, in Großbetriebe und Zentren der regionalen Parteiarbeit führten, und gestaltete seine Dienstreisen im Stil eines unbeschwerten Kurzurlaubs. Per Bus, Anhalter oder zu Fuß unterwegs, schloss er sich Zufallsbekanntschaften an oder besuchte spontan alte Bekannte, um ihren Gespräche zu lauschen oder an ihrem Alltag teilzuhaben.

Das Ergebnis dieser improvisierten Reisen waren Geschichten, die oft wie kleine Parabeln oder philosophische Moralitäten wirken. Denn ob seine Helden nun zwei Großstädter sind, die durch ihre naive Naturbegeisterung die eigene Lebensangst kaschieren ("Gerettet auf dem Floß"), ein pommerscher Siedler, der die Schlacht bei Tannenberg mit dem Zweiten Weltkrieg verwechselt, seine historische Ignoranz aber durch Fleiß und Bodenständigkeit ausgleicht ("Piatek bei Grunwald"), eine Gruppe junger ungelernter Arbeiter, die sich mit ihrem Wanderleben für Groschenlohn längst abgefunden haben ("Ganz unten"), oder zwei Deutsche, Mutter und Tochter, die infolge eines Traums aus einem Altersheim fliehen, um in einer masurischen Kleinstadt ihr Haus zurückzufordern ("Aufbruch der fünften Kolonne"), immer geht es dabei um individuelle Schicksale und um universelle Werte, die sich von ihnen ableiten lassen.

In den späteren Jahren galt Kapuscinski als ein Autor, der meisterhaft an der Grenze zwischen Journalismus und Literatur balancierte. Dieser Ruf geht nicht zuletzt auf seine Reportage "Der Starre" zurück, die 1959 in der "Polityka" erschien und bald darauf für einen Skandal sorgte. Die Geschichte eines Trauerzugs, der die Leiche eines verunglückten Bergmanns aus Schlesien in die Masuren transportiert und nach einer Autopanne die letzten fünfzehn Kilometer zu Fuß zurücklegt, wurde nämlich auch von einem Dramatiker verarbeitet und in Form eines Theaterstücks publiziert. Kapuscinskis darauf folgende Plagiatsklage wurde zwar zurückgewiesen, als sein eigenes Buch aber erschien, löste es sofort, durch die ihm vorauseilende Berühmtheit von "Der Starre", eine Diskussion über die Grenze zwischen Belletristik und Journalismus aus und begründete Kapuscinskis Renommee als Meister der literarischen Reportage.

"In der traditionellen Reportage", wird er Jahre später in einem Interview sagen, "war die Wirklichkeit ganz flach. In der literarischen Reportage hingegen will man erreichen, dass sie plastischer erscheint und maximal der Realität entspricht, die man beschreiben will." Diese Definition trifft auf seine "Zufallsgeschichten" nur bedingt zu: Sie entsprechen nicht wirklich der damaligen polnischen Realität - er verfremdete sie genauso, wie er es später mit der äthiopischen oder iranischen Realität tat. Aber er tat es, indem er ihr dieses Stigma leichter Absurdität gab, für das man ihm damals, genauso wie dem Erzähler Hlasko, dem Dramatiker Mrozek oder dem Aphoristen Lec, nach all den Jahren des Sozialistischen Realismus dankbar war.

Den Auftakt der deutschen Ausgabe bildet ein Text, den Kapuscinski erst viele Jahre später schrieb: Er erschien 1985 in einer Anthologie, in der Autoren aus neun Ländern sich an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnerten. Die Beiträge der anderen hießen "Tag der Hoffnung" oder "1945", er aber hatte den seinen "Gedächtnisübungen" genannt - und dessen größten Teil gar nicht dem Ende des Krieges gewidmet. Schon eher dem Beginn, der in eine Zeit fiel, als er sieben Jahre alt war, oder der einen oder anderen Situation aus den sechs langen Kriegsjahren. Es kann sein, dass der deutsche Verlag diesen Text einbezogen hat, um weitere Informationen über die Jugend des Starreporters zu liefern. Vor allem aber sagt er in erster Linie etwas über den reifen Kapuscinski aus: einen Mann, der aufgrund eines traumatischen Kindheitserlebnisses zu den Menschen zählte, die ihr Leben lang "in Bildern des Krieges denken". Die sich nach dieser "Welt der radikalen manichäischen Reduzierung, die alle weichen, warmen Zwischentöne verschwinden lässt und alles auf einen scharfen, aggressiven Gegensatz reduziert", unbewusst sehnen und sie immer wieder aufs Neue suchen. Zum Beispiel in den Ländern der Dritten Welt.

MARTA KIJOWSKA

Ryszard Kapuscinski: "Ein Paradies für Ethnographen". Polnische Geschichten. Aus dem Polnischen von Martin Pollack und Renate Schmidgall. Vorwort Martin Pollack. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010. 172 S., geb., 16,95 [Euro].

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" ... bleibt leise, feine, nicht immer schmerzfreie Prosa und ist jedem zu empfehlen, der über Literatur auch Verständigung sucht. Der entdecken und begreifen will."(Eberhard Reimann, Neues Deutschland, 17. März 2010)

"Ein warmes. lakonisches Buch über die Hoffnung und das Glück."(Frank Willmann, Weltexpress, 1. April 2010)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die frühen Reportagen aus der polnischen Provinz des bekanntesten polnischen Auslandskorrespondenten Ryszard Kapuscinski schließen für den Rezensenten Ulrich Baron an die absurd-komischen Geschichten aus Masuren von Siegfried Lenz an. Die 16 Reportagen sind zwischen 1959 und 1962 vor allem für das Warschauer Magazin "Polityka" entstanden. Kapzscinski begab sich damals in abgeschiedene Ecken Polens, um aus der "Froschperspektive" seine grotesken Geschichten zu erzählen, erzählt der Rezensent, den das Ergebnis nicht selten an Beckett erinnert. Etwa wenn Kapuscinski eine deutsche Greisin mit ihrer betagten Tochter beschreibt, die von verständnislosen Dorfbewohnern die Rückgabe ihres Hauses fordern, stellt der Rezensent fest. Allerdings runde der Autor seine Geschichten häufig mit einem Schuss Sozialismus ab, der Baron durchaus "auswendig gelernt" erscheint. Um "Beschönigungen" aber, das betont Baron, ging es Kapuscinski nicht, dafür wandte er sich viel zu gern dem "Unbewältigten" und den Außenseitern zu. Für den 1932 geborenen Kapuscinski sei der Krieg prägend gewesen, die Friedenswelt erschien ihm dagegen "fremd" und trügerisch, so Baron.

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