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Lustvolle Oden an das Zuschauen, Mitmachen und Genießen, egal ob allein, zu zweien oder mehreren - von Goethe über Heine, de Sade und Casanova bis in die Neuzeit.

Produktbeschreibung
Lustvolle Oden an das Zuschauen, Mitmachen und Genießen, egal ob allein, zu zweien oder mehreren - von Goethe über Heine, de Sade und Casanova bis in die Neuzeit.
Autorenporträt
Michael Quast, 1959 in Heidelberg geboren, studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart und eroberte sich sein Publikum als vielseitiger Komödiant, Solokabarettist und Operettenregisseur. Als Schauspieler war er u.a. am Düsseldorfer Kom(m)ödchen, an den Hamburger Kammerspielen und am Schauspiel Frankfurt engagiert. Seine Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet. Michael Quast lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2003

Ich höre fern des Pudels Kern
Da erblasst der Schwerenöter: Regine Vergeen und Michael Quast lassen es krachen
Selten hört man Vorlesern so sehr das Vergnügen bei ihrer Arbeit an, wie Regine Vergeen und Michael Quast. Und Vergnügen ist wohl noch ein zu mildes Wort: Sie haben Spaß an den Texten, die sie vortragen. Wie könnte es auch anders sein, ist die von Herrmann Kinder zusammengestellte Auswahl der „schärfsten Stellen der Weltliteratur” doch fern der so genannten literarischen Erotik, die sich zumeist in verklemmt-schwülem Schmachten ergeht. Die unter dem Titel „Die klassische Sau” gesammelten Gedichte und Erzählungen eint eine Deftigkeit und Deutlichkeit des Ausdrucks, die befreiend wirkt.
Dass die Sprache der Straße, voller unaussprechlicher Schimpfwörter sei, wird als Topos gern zitiert, will man auf eine abgründige Welt verweisen, wo Wollust und Gewalt herrschen. Dabei vergisst man die Dichter, deren Repertoire schweinischer Ausdrücke jeden eckkneipenerprobten Schwerenöter erblassen lassen dürfte. Goethe, der ja über das allergrößte aktive Vokabular verfügt haben soll, entwirft in „Hanswursts Hochzeit” ein seitenlanges dramatis personae, das von Peter Sauschwanz bis Doktor Bonefurz reicht. „Und hintendrein komm ich bei Nacht/ und vögle sie, daß alles kracht” rundet der Geheimrat die Sache ab. Man glaubt’s ihm. Aber das liest sich nicht halb so vergnüglich, wie es sich aus der mal glucksenden, mal kichernden, mal feurigen Kehle Michael Quasts anhört. Auch Arthur Schopenhauers kleiner Text „Des Pudels Kern”, der wohl zu den sexistischsten Theorien gehören dürfte, die je aus Philosophenmunde gedrungen sind, findet sich hier. Lauscht man dem hübsch professoralen Ton, den Quast anschlägt, ist man durchaus geneigt, sich überzeugen zu lassen. Es klingt so ehrwürdig.
Ebenso wie Quast reichert Regine Vergeen ihren Vortrag mit feiner Ironie an. Ohne ihrer Stimme Gewalt anzutun, schlüpft sie in die unterschiedlichsten Rollen. „Die kleine Bürgerin” von Gustave Flaubert intoniert sie so sympathisch-naiv, dass man glaubt, das gute Mädchen vor sich, neben sich zu haben. Die Frau aus Anna Zaschkes Erzählung „Herrenparfüm” hingegen spricht sie auf eine Art, die den Hörer gleich auf die Seite der vom Athleten verschmähten und schließlich vom stützkorsettbewehrten orientalischen Konsulatsbeamten befriedigten Kampfsportlerin und Visaantragsstellerin zieht.
Aber dieses Hörbuch bildet auch. Wusste man denn schon, dass Friedrich Schlegel und Joachim Ringelnatz eine ganz bestimmte Vorliebe teilen? Der Romantiker beschreibt sie folgendermaßen: „Ich höre fern das Plätschern deiner Wasser./ Ich fühl mein Herz in meine Hode sinken./ Es drängt mich wieder, dein Pipi zu trinken,/ weil ich ein ruchlos raffinierter Prasser.”
TOBIAS
LEHMKUHL
HERMANN KINDER: Die klassische Sau. Gelesen von Michael Quast und Regine Vergeen, Lido, Frankfurt am Main 2003. 2 CD, 92 Minuten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Tobias Lehmkuhl hat dieses Hörbuch mit den schweinischsten Stellen der Weltliteratur nicht nur mit hohem Amüsement gehört, sondern fühlt sich durch die 2 CDs auch umfassend gebildet. Er findet, dass die "Deftigkeit und Deutlichkeit" der Texte "befreiend" wirkt und hat sich über Goethes "Hanswursts Hochzeit" und Schopenhauers "Des Pudels Kern" prächtig amüsiert. Nach Genuss der CDs weiß man auch, dass Friedrich Schlegel und Joachim Ringelnatz eine Vorliebe für "das Pipi" ihrer Liebsten teilten, freut sich der Rezensent. Er ist vom Vortrag Michael Quasts und Regine Vergeens sehr angetan und bewundert ihre "feine Ironie". Am meisten aber hat ihm gefallen, dass man den beiden Sprechern das "Vergnügen" an den Texten so deutlich anmerkt.

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