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Gibbon - das war doch dieser Engländer, der das berühmte Werk über den Untergang des Römischen Reiches geschrieben hat? Allerdings. Doch offenbar hat kaum jemand seine 3ooo Seiten samt 8ooo Fußnoten zu Ende gelesen. Sonst hätte das verehrte Publikum bemerkt, daß Gibbon gegen Ende seiner gro?en Erzählung einen souveränen Bericht über den Aufstieg dieser Weltreligion, über Mohammeds Leben und Tod, die islamischen Eroberungen auf drei Kontinenten, über das Kalifat, seine Triumphe und Niederlagen verfaßt hat. Gibbons Geschichtsphilosophie steht uns heute näher denn je zuvor; denn er glaubt nicht…mehr

Produktbeschreibung
Gibbon - das war doch dieser Engländer, der das berühmte Werk über den Untergang des Römischen Reiches geschrieben hat? Allerdings. Doch offenbar hat kaum jemand seine 3ooo Seiten samt 8ooo Fußnoten zu Ende gelesen. Sonst hätte das verehrte Publikum bemerkt, daß Gibbon gegen Ende seiner gro?en Erzählung einen souveränen Bericht über den Aufstieg dieser Weltreligion, über Mohammeds Leben und Tod, die islamischen Eroberungen auf drei Kontinenten, über das Kalifat, seine Triumphe und Niederlagen verfaßt hat. Gibbons Geschichtsphilosophie steht uns heute näher denn je zuvor; denn er glaubt nicht an irgendwelche ehernen historischen Gesetze. Leidenschaften und Zufälle bestimmen in seinen Augen die Evolution der Menschheit. Er ist einer der Pioniere der Religionswissenschaften, der Sozial- und der Wirtschaftsgeschichte, und dazu noch weiß er besser, spannender und ironischer zu erzählen als die meisten seiner Nachfolger. Den Apologeten und Ideologen des Westens und des Orients zieht er auf diese Weise gleichermaßen den Boden ihrer Vorurteile unter den Füßen weg.

Gibbons Quellenkenntnis war immens. Weil sich in der Forschung aber seit dem achtzehnten Jahrhundert allerhand getan hat, wird seine Darstellung in dieser Ausgabe durch einen ausführlichen Essay von Reinhard Schulze ergänzt, dem Autor eines Standardwerks über die Geschichte der islamischen Welt im 2o.Jahrhundert.

Autorenporträt
Reinhard Schulze ist Professor für Islamwissenschaft an der Universität Bern und lehrte als Gastprofessor an der New York University und der Harvard University. Seit 1995 ist er Herausgeber der Reihe Social, Economic and Political Studies of the Middle East and Asia. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften zur islamischen Geschichte der Neuzeit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.03.2003

Sieg des Islam
Edward Gibbon zeigte den Propheten Muhammad als unverbildeten Vernunftmenschen
Edward Gibbon schrieb im Winter 1784/1785 die Kapitel 50 bis 52 der „History of the Decline and Fall of the Roman Empire”. Die drei Kapitel behandeln die islamische Frühgeschichte bis zum Ende des 8. Jahrhunderts und können als die erste umfassende Darstellung dieser Periode der islamischen Geschichte in einem europäischen Geschichtswerk angesehen werden.
Johann Sporschil hat das ganze Werk in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Deutsche übersetzt als „Geschichte des allmäligen Sinkens und endlichen Unterganges des römischen Weltreiches” (1862/1863 erschien schon die vierte Auflage in 13 Bänden bei Wigand in Leipzig). Mit einem Essay von Reinhard Schulze über „Gibbons Muhammad” sind die drei Islam-Kapitel jetzt in Sporschils Übersetzung wieder zu lesen. Leider vermisst man den Hinweis, dass 1937 sowohl in Wien als auch in Berlin schon zwei Bücher von Gibbon mit dem gleichlautenden Titel „Der Sieg des Islams” erschienen sind. Auch diese beiden Werke geben die deutsche Übersetzung von Sporschil wieder. Sie umfassen knapp 650 Seiten, während der jetzige Band, in dessen Titel der Islam sein „s” verloren hat, nur aus den Seiten 288 bis 508 der alten Ausgaben besteht. Ein Grund für diese gekürzte Textauswahl wird nicht gegeben. Sporschils Übersetzung ist altväterlich im Stile des 19. Jahrhunderts („Muselmänner”); deshalb wird im Namensregister auch die moderne Umschrift der arabischen Eigennamen vermerkt. Die Ortsnamen sind leider nicht in dieses Register aufgenommen worden, und so wird man bei mancher Ortsbezeichnung an alte Märchen erinnert, zum Beispiel bei „Bassora”.
Im Detail ist Gibbons Darstellung des Islam natürlich veraltet, und darum ist der Essay von Schulze wichtig zum Verständnis des Buches. Schulze gibt einen Überblick über den Islam in der Weltgeschichtsschreibung des 18. Jahrhunderts und in den christlichen Religionsdebatten; speziell berichtet er über das schillernde Bild Muhammads in der europäischen Aufklärung und in den frühen europäischen Muhammad-Biographien. Auch Gibbons islamkundliche Quellen (in europäischen Übersetzungen, er konnte kein Arabisch) finden Beachtung. Gibbons Geschichtsphilosophie dagegen wird weitgehend ausgeblendet, selbst J. G. A. Pococks zweibändiges Werk über die Aufklärungen des Edward Gibbon unter dem Titel „Barbarism and Religion” (1999) findet keine Erwähnung. Das ist schade.
Die Stärke der Darstellung Gibbons sieht Schulze in der Beschreibung des „Barbaren” Muhammad als „unverbildeter, allein seiner Vernunft gehorchender freier Mensch”, dessen individuelle Genialität Geschichte gemacht habe. Ob dieses Idealbild der Wirklichkeit genau entspricht, kann in Frage gestellt werden, doch sicher ist, dass Gibbons Historiographie wegen seines universalhistorischen Anspruchs nicht erlaubt, den Islam aus einer „gemeinsamen Geschichte” auszuschließen. Diesem Anspruch Gibbons sind die älteren Bücher mit dem Titel „Der Sieg des Islams” dadurch besser gerecht worden, dass sie die Geschichte des Islam durch die Darstellung seiner Vorgeschichte und seiner späteren Entwicklung noch verbindlicher in die allgemeine Weltgeschichte eingeordnet haben. Gibbon – darin ist er auch heute noch vorbildhaft – hat den Islam von einer ihm aufgezwungenen Exotik, dem verführerischen Orientalismus, befreit.
Der Verlag macht in seiner Presseerklärung darauf aufmerksam, dass im Herbst 2003 bei dtv eine Neuübersetzung des Werkes von Gibbon von Michael Walter erscheinen wird, „die Gibbons Bericht über den Islam nicht beinhaltet”. Umso wichtiger ist diese vorliegende (Teil-)Ausgabe. Aber gerade weil Gibbons Darstellung des Islam so selten gewürdigt wird, wäre eine noch etwas ausführlichere Kommentierung und Darstellung der Philosophie Gibbons, von dem Schulze sagt, er sei „philosophisch ein Modernist”, sicher angebracht gewesen. Trotzdem: Gibbon zu lesen ist vergnüglich wie belehrend, er schreibt anschaulich, ironisch und vor allem ohne jede apologetische Tendenz. Ein Meisterwerk kann wiederentdeckt werden.
FRIEDRICH NIEWÖHNER
EDWARD GIBBON: Der Sieg des Islam. Aus dem Englischen von Johann Sporschil. Mit einem Essay von Reinhard Schulze. Eichborn Verlag, Frankfurt a. M. 2003. 380 Seiten, 27,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2003

Wie tief man doch sinken kann
Das ist der Lauf der Weltmacht: Gibbons Islam

Woran ist die Bekehrung Amerikas gescheitert? An der Logistik? Fehlte Allah zum Weltruhm nur eine glorreiche Kriegsmarine? Über Akbah, der als Statthalter des Kalifen Moawijah Nordafrika eroberte, berichtet Edward Gibbon in seiner Geschichte vom Niedergang und Fall des Römischen Reiches: "Die Laufbahn, aber nicht der Eifer Akbah's wurde durch den Anblick des grenzenlosen Oceans gehemmt. Er spornte sein Pferd in die Wogen, erhob seine Augen gen Himmel und rief im Tone eines Schwärmers aus: ,Großer Gott! wenn meine Laufbahn nicht durch dieses Meer aufgehalten würde, möchte ich vorwärts dringen zu den unbekannten Reichen des Westens, um die Einheit deines heiligen Namens zu predigen und die rebellischen Nationen, die andere Götter als dich verehren, mit dem Schwerte auszurotten.'"

Für die "Laufbahn" der Übertragung von Johann Sporschil stehen im Original zwei Wörter. Der Historiker resümiert Akbahs "career", der Feldherr selbst sieht am Meer seinen "course" an eine natürliche Grenze stoßen. Unfreiwillig friedliche Assoziationen weckt heute der Laufbahnbegriff der hundertvierzig Jahre alten Übersetzung. Der Mund-zu-Mund-Propagandist tat nicht den Dienst eines Hilfsbrieftaubenpostboten, der von der Beförderung zum Postminister geträumt hätte. Denn daß der Prophet von einer Taube inspiriert worden sei, wie Shakespeare erzählt, hielt Gibbon keiner Widerlegung für würdig. Nur keine Sentimentalitäten! Akbah war keine Beamtennatur. Auf schwankendem Kahn hätte er den weiten wilden Atlantik durchfahren, und zur Orientierung hätte er nur die Sonne und die Sterne gehabt, denen Mohammed ihre Göttlichkeit genommen hatte. "Der Prophet von Mecca verwarf die Verehrung von Götzen und Menschen, Sternen und Planeten, aus dem vernünftigen Grundsatze, daß Alles, was aufgeht, untergehen, was geboren ist, sterben, was vergänglich ist, verfallen und vergehen muß."

Als Deismus, als Lehre von einem immateriellen und unpersönlichen Schöpfergott, deutet Gibbon das Evangelium nach Mohammed. Akbar hätte das Zeug gehabt, Jahrhunderte vor den Wikingern die unbekannten Reiche des Westens zu kartographieren. Denn durch die Entzauberung der Welt wurde die Trennung von Astronomie und Astrologie möglich, die Rationalisierung der Himmelsschau, die im Osten uralte Tradition war. Der Admiral des Kalifen hätte nach wissenschaftlichen Prinzipien navigieren und unbeirrbar Kurs halten können. Auch eine islamische Geschichtswissenschaft, ein arabischer Gibbon war auf der Grundlage von Mohammeds ursprünglicher Einsicht denkbar. Denn wenn Gott sich heraushält aus der von ihm geschaffenen Welt, lassen sich die Schöpfungen der Menschen wie Planeten betrachten, als Objekte, die regelmäßig auf- und untergehen.

Als "vernünftigen Enthusiasmus" bezeichnet Gibbon den Glauben Mohammeds, und auch in dem "tone of a fanatic", in dem Akbar zum Himmel schreit, klingt eine rationale Note mit. Zum Begriff des "enthusiasm" gehört als Gegenbegriff die "superstition". Eines jener Gegensatzpaare, mit denen Gibbon Ordnung schafft auf der fünfzehnhundert Jahre umspannenden Leinwand, bilden Schwärmerei und Aberglaube. Das zweischneidige Schwert war eine Waffe der anglikanischen Apologetik, aus der David Hume ein Instrument der Religionskritik gemacht hatte. Die Kirche von England beschritt eine via media zwischen römischem Aberglauben, der die Heilsverwaltung den Priestern ließ, und der Schwärmerei der Sektierer, denen der Heilige Geist ins Ohr flüsterte, ohne Taubengestalt annehmen zu müssen. Implizit modelliert Gibbon den Islam nach dem Puritanismus des siebzehnten Jahrhunderts, indem er die Sittenstrenge der ersten Kalifen betont; einen Wink gibt eine stilkritische Bemerkung über die Archaismen im Sprachgebrauch zitierwütiger Buchreligionen.

In Oxford hatte Gibbon Arabisch lernen wollen, bevor sein später revozierter Übertritt zur römischen Kirche seine Studien abrupt beendete. Mit einer Dankbarkeit, die er für die mönchische Anstalt sonst nicht aufbrachte, benutzte er für die Islamkapitel die Quellenübersetzungen der Oxforder Arabistik, die mit den orientalischen Christen, denen der Sultan Toleranz gewährte, eine antirömische Internationale hatte bilden wollen. Gleichwohl erlaubte sich der verlorene Sohn eine Spitze gegen die machtgeschützte Orthodoxie der staatskirchlichen Kaderschmiede, die Hugh Trevor-Roper, Statthalter Gibbonschen Esprits in Oxford, zu zitieren liebte: "Vielleicht würde nun" - hätte Karl Martell bei Tours und Poitiers nicht gesiegt - "die Auslegung des Corans in den Schulen von Oxford gelehrt, und auf ihren Canzeln einem beschnittenen Volke die Heiligkeit und Wahrheit der Offenbarungen Mohamed's bewiesen."

Inhalt der Offenbarungen war ein Urprotestantismus: "Die mohamedanische Religion hat weder Päpste noch Opfer, und der unabhängige Geist der Schwärmerei blickt mit Verachtung auf die Diener und Sclaven des Aberglaubens nieder." Sporschils Päpste verdeutlichen die antirömische Pointe einer Figur, die sich im englischen Kontext auch gegen die heimische Hochkirche wenden ließ: Der Islam kennt keine "priesthood". Die Schwärmerei heißt an dieser Stelle nicht "enthusiasm", sondern "fanaticism". Auf den Fanatismus fällt das freundliche Licht der "independence", des positiven Pols in einem anderen, politischen Gegensatzfeld. Unabhängigkeit ist der republikanische Grundwert; in Opposition zu ihm stehen die Folgekosten zivilisatorischer Vernetzung, Luxus und Korruption. Die Ironie der Weltgeschichte liegt darin, daß die sozialen Voraussetzungen politischer Unabhängigkeit nur unter den einfachen Verhältnissen einer Hirten- oder Räuberwirtschaft gegeben sind. Es war "ein seltenes Glück", daß die ersten Kalifen "die Kürze und Schnellkraft des Depotismus mit den gleichen und mäßigen Grundsätzen einer republikanischen Regierung" vereinigten.

Die imperiale Republik im fernen Westen, deren im Namen des Gleichmaßes angehäufte Macht in Windeseile auf die andere Seite des Erdballs kommandiert werden kann, war gerade erst gegründet worden, als Gibbon 1788 die letzten drei Bände seiner Geschichte drucken ließ. Ihre fanatischsten Freunde in England waren Unitarier, Nachfahren der Puritaner wie der Reverend Joseph Priestley, der Gibbon von links kritisierte und in Pennsylvania die erste unitarische Kirche Amerikas gründete. Als strenge "unitarians" charakterisiert Gibbon die Schüler Mohammeds. 1781 hatte er im dritten Band an die Revolte der "Armorican provinces" erinnert, die 409 nach Christus das britische Beispiel nachahmten und "a free government" errichteten. Der Kaiser mußte die "independence" der "new states" anerkennen.

Als Akbah sein Pferd das Atlantikwasser testen ließ, war das der letzte Schritt einer Karriere, deren Akten der Annalist schließen durfte. Aber der Philosoph legte dem Araber ein Wort in den Mund, aus dem man ersehen kann, daß die Erfinder der Kavallerie zu einem großen Sprung für die Menschheit ansetzten. Enthusiastisch spricht Akbah von seinem Lauf, wie das heute ein Fußballspieler tut, der aus einer Siegesserie auf eine mentale Stärke zurückschließt, die jeden Gegner unterwerfen kann. Das vernünftige Moment dieses Glaubens tritt hervor, wenn man in der Vokabel "course" die Laufbahn der Planeten wiedererkennt. Dem Monotheismus als unüberbietbarem Universalismus ist die Ausbreitung über die ganze Erde bestimmt. Der Gefolgsmann Mohammeds gebraucht mit Blick auf den Westen dasselbe Wort wie ein anglikanischer Prophet aus Oxford, ein Philosoph und Bischof. "Westward the course of empire takes its way": Mit diesem Vers aus einem Gedicht "Über die Aussicht, Künste und Gelehrsamkeit in Amerika zu pflanzen" übertrug George Berkeley eine altorientalische Weissagung auf die neue Welt. Das fünfte Reich, mit dem gemäß dem Buch Daniel die Weltgeschichte ihr Ende finden wird, ist im äußersten Westen zu suchen. In der Version einer Rede von John Quincy Adams, die den Lauf durch den Stern ersetzt, steht Berkeleys Vers als Motto über George Bancrofts Geschichte der Vereinigten Staaten.

Solange die Grenze nach Westen offenblieb, behielt die Expansion der Araber ihre asketische Dynamik. Der Eifer der Gläubigen sollte genügen für die Islamisierung der Welt; die Kalifenberater stritten nicht darum, ob fruchtbarer Boden vielleicht weniger empfänglich sei als die Wüste für die Botschaft der Unabhängigkeit. Einen "mohamedanischen Alexander" nennt Gibbon Akbah, der "nach neuen Welten seufzte" wie der Makedone am Indus. Himmelsrichtungen sind in der Geschichte nichts Absolutes. Die Sehnsucht eines rationalen Enthusiasmus, den der Begriff der Verwestlichung bezeichnet, will über jede Grenze hinaus.

Kapitel fünfzig bis zweiundfünfzig von "Gibbon's Geschichte des allmäligen Sinkens und endlichen Unterganges des römischen Weltreiches" enthält die Neuausgabe, die durch die Verdeutschung der griechischen und lateinischen Zitate erfreut. Am Ende steht die Rückeroberung weiter Gebiete durch Ostrom im zehnten Jahrhundert. Aber der Kaiser macht halt vor Bagdad, aus Furcht vielleicht vor dem Luxus, in dem dort die Beherrscher der Gläubigen versunken sind. Erst ein Jahrtausend später wurde der Herr eines neuen Rom Kalif anstelle des Kalifen.

PATRICK BAHNERS

Edward Gibbon: "Der Sieg des Islam". Aus dem Englischen von Johann Sporschil. Mit einem Essay von Reinhard Schulze. Die Andere Bibliothek, Band 220. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2003. 381 S., geb., 27,50 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Friedrich Niewöhner zeigt sich hoch erfreut über die Neuerscheinung von Edward Gibbons "Sieg des Islams". Die drei Islam-Kapitel aus seiner "History of the Decline and Fall of the Roman Empire", die Gibbons 1784/1785 verfasst hat, liegen nun mit einem Essay von Reinhard Schulze über "Gibbons Muhammad" in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Johann Sporschil angefertigten Übersetzung vor. Die Kapitel, die die islamische Frühgeschichte bis zum Ende des 8. Jahrhunderts behandeln, können nach Ansicht Niewöhner als die erste umfassende Darstellung dieser Periode der islamischen Geschichte in einem europäischen Geschichtswerk angesehen werden. Natürlich sei Gibbons Darstellung des Islam im Detail veraltet, stellt Niewöhner klar. Hier biete der Essay von Schulze wertvolle Hilfe zum Verständnis des Buches. Niewöhner sieht den Verdienst von Gibbons Historiografie darin, dass sie nicht erlaube, den Islam aus einer "gemeinsamen Geschichte" auszuschließen. Sein Fazit: "Gibbon zu lesen ist vergnüglich wie belehrend, er schreibt anschaulich, ironisch und vor allem ohne jede apologetische Tendenz", resümiert der Rezensent, "ein Meisterwerk kann wiederentdeckt werden."

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