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Auf der Flucht vor dem mordlustigen Ehemann seiner Geliebten findet der Theologiestudent Jobst Steen Unterschlupf im Pastorat des kleinen holsteinischen Dorfes Schönberg. Die Bewohner des vom Meer umschlungenen Landstrichs an der Ostsee trotzen den Launen der rauhen Natur, den Verhehrungen des Dreißigjährigen Krieges und den hartnäckigen Versuchen Pastor Scheeles, ihre heidnischen Seelen zu einem gottesfürchtigen Leben zu erziehen. Jobst Steen fühlt sich schnell heimisch in der ursprünglichen Welt der Probstei: Er verliebt sich in eine geheimnisvolle feenhafte Schönheit und versucht sich den…mehr

Produktbeschreibung
Auf der Flucht vor dem mordlustigen Ehemann seiner Geliebten findet der Theologiestudent Jobst Steen Unterschlupf im Pastorat des kleinen holsteinischen Dorfes Schönberg. Die Bewohner des vom Meer umschlungenen Landstrichs an der Ostsee trotzen den Launen der rauhen Natur, den Verhehrungen des Dreißigjährigen Krieges und den hartnäckigen Versuchen Pastor Scheeles, ihre heidnischen Seelen zu einem gottesfürchtigen Leben zu erziehen. Jobst Steen fühlt sich schnell heimisch in der ursprünglichen Welt der Probstei: Er verliebt sich in eine geheimnisvolle feenhafte Schönheit und versucht sich den begehrlichen Blicken der eifersüchtigen Pastorengattin zu erwehren, während Scheele ihn zum stummen Verbündeten im Kampf gegen Hexen und andere teuflische Mächte macht. Mehr verwundert als beunruhigt, folgt Steen dem fanatischen Eifer des Pastors - bis eine schreckliche Sturmflut für Hunger und Verderben sorgt. Pastor Scheele fordert Buße, und aus der Grausamkeit der Natur wird urplötzlic h eine Grausamkeit der Seelen ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2001

Flinkfoot, der blitzschnelle Heilige
Ohne Daumenschrauben: Konrad Hansen geißelt die Inquisition

In der Schlußphase des Dreißigjährigen Krieges war die Probstei, jener harmlose holsteinische Landstrich bei Kiel, ein Schauplatz wüster Verheerungen, religiösen Wahns, sexueller Ausschweifungen und menschlicher Tragödien. Konrad Hansen, Schleswig-Holsteiner von echtem Schrot und Korn, kennt sich da besser aus. Der auf hoch- und plattdeutsch vielseitig produktive Autor, in früheren Karrieren auch Abteilungsleiter bei Radio Bremen und Intendant des Hamburger Ohnsorg-Theaters, hat nach gründlichem Quellenstudium und sichtlich genußvoller Betätigung seiner Erfindungskraft einen historischen Roman vorgelegt, der vor allem Freunde der deftigeren Variante des Genres beglücken wird.

"Wohin hat es mich nur verschlagen?" notiert der Tagebuch schreibende Theologiestudent Jobst Steen, der im Winter des Jahres 1644, auf der Flucht vor dem rachsüchtigen Ehemann seiner Geliebten, mit einem Empfehlungsbrief des Preetzer Klosterprobstes im Pastorat des Dorfes Schönberg ein Unterkommen findet.

Verschlagen hat es den jungen Mann in ein mehr ländliches als sittliches Milieu, das von Figuren bevölkert ist, wie wir sie aus anspruchsvolleren niederdeutschen Volksstücken zu kennen meinen. Da sind der wortgewaltige, cholerische Pastor und seine lüsterne Gattin, der doppelzüngige Diakon und die tumbe Magd, die verhärmte Dorfhure und der protzige Großbauer, das keifende Kräuterweib und der belesene, aufklärerisch gesinnte Schulmeister. Der Klosterprobst Otto von Buchwald tritt als Inkarnation barocker Lebenslust auf; der Gastwirt Hans Flinkfoot, der nach einem Blitzschlag zum Heiligen mutiert, gibt den Seelenretter von der tragikomischen Gestalt. Zum vielköpfigen Statistenreigen gesellen sich die mordenden und brandschatzenden Schweden, die das Dorf belagern und seinen gebeutelten Bewohnern auch das noch nehmen, was eine Flutkatastrophe übriggelassen hat.

Jobst Steen, soviel zur Haupthandlung, erliegt den Nachstellungen der mannstollen Pastorenfrau und verliebt sich heftig in ein feenhaftes Naturkind, dem er bei seinen Streifzügen in den Salzwiesen begegnet. Er übernimmt wider Willen die Stelle des alten Schullehrers, der wegen antichristlicher Umtriebe des Amtes enthoben wird, und erfährt Staunenswertes über seine eigene Herkunft, bevor ihn sein geistlicher Gastgeber, ein fanatischer Kämpfer gegen Ketzerei und Teufelsbrut, dazu verdonnert, bei eigenmächtig anberaumten Hexenprozessen das Protokoll zu führen.

Was der Held dabei erlebt, entfremdet ihn der Theologie und der Heimat so nachhaltig, daß er am Ende ein Schiff besteigt, das ihn nach Amerika bringen soll. Konrad Hansen bekennt freimütig, daß er zwischen "ambitionierter avantgardistischer Literatur" und "literarischer Unterhaltung" eine bewußte Entscheidung zugunsten der letzteren getroffen habe, was den Leser von hochfahrenden Erwartungen entlastet. Der Publikumsfreund legt jedoch Wert darauf, daß seinem norddeutschen Sittengemälde, dem man die handwerkliche Solidität nicht absprechen kann, auch ein kritisches Potential innewohnt: Intoleranz und Fundamentalismus, Haß und Gewalt sollen an den Pranger gestellt werden; in den Schrecken jener finsteren Epoche dürfen wir die Mißstände unserer Zeit wiedererkennen.

So weit, so ehrenhaft. Mit den breit ausgewalzten Inquisitions- und Folterszenen zwischen Streckbank und Scheiterhaufen ist es allerdings so wie mit Ausstellungen mittelalterlicher Marterinstrumente: Das Mäntelchen des aufklärerischen Anspruchs ist an allen Ecken und Enden zu kurz, um zu verdecken, daß sich mit sadomasochistischen Gelüsten gut Kasse machen läßt. Den "Hexenhammer", der sich in gewissen Kreisen eines dubiosen Ruhms erfreut, hat offenbar auch unser Autor eingehend studiert, und er hat sich bei der Umsetzung seiner Lektüre in neuzeitliche Unterhaltungsliteratur keine Daumenschrauben angelegt.

KRISTINA MAIDT-ZINKE.

Konrad Hansen: "Die Rückkehr der Wölfe". Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2000. 384 S., geb., 39,80 Mark.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Prädikat: überzeugend, findet Rezensentin Christina Hucklenbroich. Das Buch des Journalisten Eckard Fuhr findet sie spannend und von weitreichender Relevanz, nicht weil sie sich etwa zu den "Wolfsfrauen" zählt, eigenartigen Menschen, die sich durch den Kuss eines Wolfes Erlösung versprechen, sondern weil sie findet, das Thema gehe uns alle an. Wirklich? Die Rückkehr der Wölfe, erklärt die Rezensentin habe Faszination und Schrecken zur Folge, und für beides findet sie im Buch genügend Belege: Die erstaunliche Anpassungsfähigkeit der Tiere wie auch die Kindertode durch Wolfsbisse in Indien. Der Autor berichtet darüber in seiner Reportage, schreibt Hucklenbroich, besucht Orte und Menschen, die mit den Wölfen tanzen oder lieber nicht.

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