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Alle waren sie in London: Elias Canetti, Sigmund Freud, Peter Weiss, Erich Fried, Walter Gropius, Karl Mannheim, Theodor W. Adorno, Ernst Toller, Max Herrmann-Neiße, Bertolt Brecht und viele mehr - geflohen vor der braunen Barbarei in Deutschland. Doch wo und wie haben sie gelebt? Im Hotel Mount Royal nächtigten nicht nur Stefan Zweig und Robert Neumann - hier trafen sich auch Schriftsteller wie Alfred Kerr und Rudolf Olden für Redaktionskonferenzen des Pariser Tageblatts. In Sohos Kellerkneipen tranken Wolfgang Hildesheimer und Michael Hamburger; in den West-End-Theatern agierten Elisabeth…mehr

Produktbeschreibung
Alle waren sie in London: Elias Canetti, Sigmund Freud, Peter Weiss, Erich Fried, Walter Gropius, Karl Mannheim, Theodor W. Adorno, Ernst Toller, Max Herrmann-Neiße, Bertolt Brecht und viele mehr - geflohen vor der braunen Barbarei in Deutschland. Doch wo und wie haben sie gelebt? Im Hotel Mount Royal nächtigten nicht nur Stefan Zweig und Robert Neumann - hier trafen sich auch Schriftsteller wie Alfred Kerr und Rudolf Olden für Redaktionskonferenzen des Pariser Tageblatts. In Sohos Kellerkneipen tranken Wolfgang Hildesheimer und Michael Hamburger; in den West-End-Theatern agierten Elisabeth Bergner, Lilli Palmer, Fritzi Masary und Peter Zadek, Maler wie Oskar Kokoschka und Kurt Schwitters stellten in Galerien ihre Bilder aus. Man traf sich in deutschsprachigen Buchhandlungen, Leihbüchereien und Verlagen. Jahrelang hat Steffen Pross recherchiert - sein reich illustrierter Führer lädt ein, die ehemaligen Stätten deutscher Kultur in London zu besichtigen und neu zu entdecken.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2001

Das Exil an der Themse

Wann und wie lange war wer wo? Wovon lebte und mit wem verkehrte er? Der Journalist Steffen Pross wendet in seinen Streifzügen den Emigranten in London die gleiche Aufmerksamkeit zu, die Paris als Hauptstadt des deutschen Exils seit je gefunden hat ("In London treffen wir uns wieder. Vier Spaziergänge durch ein vergessenes Kapitel deutscher Kulturgeschichte nach 1933". Eichborn Verlag, Berlin 2000. 224 S., Abb., geb. 44,- DM). Im Herbst 1939 waren in London etwa fünfzigtausend Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei polizeilich registriert, darunter viele Künstler und Intellektuelle. Manche gingen weiter nach Amerika, viele blieben, oft über 1945 hinaus.

Erfolgreich macht der Autor den Londoner Stadtplan zum Erzähler. Aber das gelingt nur, weil er nicht einfach die Straßen abwandert. Klug bündelt und ordnet er die Fülle der Details. Hampstead, die deutsche Kolonie, wird ein Mikrokosmos aus Literatur-, Wissenschafts- und Politikgeschichte, um die Fixpunkte Sigmund Freud, den Zirkel um Elias und Veza Canetti und die von Jürgen Kuczynski geleitete kommunistische Fraktion im "Freien Deutschen Kulturbund". Das Mount Royal Hotel nahe dem Marble Arch oder der Lesesaal der British Library werden zu Schauplätzen eines Kollektivromans, der Unberühmten ebensoviel Raum gibt wie den Prominenten, etwa Stefan Zweig, der im Juli 1937 in der BBC einen Fernsehauftritt hatte (unsere Abb.). Die Institutionen spielen eine Hauptrolle, weil sich hier die Biographien schneiden. Das "Austrian Center" mit Otto Tausig und Erich Fried, die Stätten des Theaters und Films von Berthold Viertel und Elisabeth Bergner bis zu Peter Zadek und George Tabori, die Zeitungen, in denen Peter de Mendelssohn und Hilde Spiel schrieben, das Warburg Institute mit Ernst Gombrich, Rudolf Bing und die Ursprünge des Glyndebourne Festivals. Nur die Naturwissenschaftler sind ausgelassen, nicht aber Kuriosa und die chronique scandaleuse.

Man muß nicht nach England fahren, um diesen Stadtführer mit Gewinn als Kollektivroman des deutschen Exils in London lesen zu können.

lm

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Mit großer Begeisterung bespricht Benedikt Erenz diesen Band, den er als "schier unerschöpfliche Fundgrube" bezeichnet. Neben dem Schicksal zahlreicher Exilanten in der Zeit von 1922 bis 1945 (von Walter Gropius, Sigmund Freud, über Kurt Schwitters bis Lilli Palmer reicht die Bandbreite) geht Pross, wie der Leser erfährt, auch auf Themen wie die englische Asylpolitik, den Einfluss der Exilanten auf die englische Kulturszene oder auch auf eine aus Hamburg nach London gerettete Bibliothek ein. Zwar vermisst Erenz in diesem Buch auch einige Namen, wofür er auch Beispiele aufzählt. Dennoch zeigt er sich beeindruckt von der Vielzahl der Informationen, die ihn dazu animiert haben, auch vergessene Bücher wieder in die Hand zu nehmen. Nicht zuletzt lobt er den Abdruck von zum Teil "raren Illustrationen" und die Gestaltung des Bandes.

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