Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 1,00 €
  • Gebundenes Buch

Das Meisterwerk einer außergewöhnlichen Autorin
Gleichbleibend schön und makellos blau ist der Himmel über Tasmanien, wild und von surrealer Schönheit die Landschaft. Menschen sind Fremdkörper in diesem Paradies, "schutzlose weiße Körper, die wie Krabben langsam ihrer Vernichtung entgegen kriechen". Fremd wirken auch die bunten Holzbungalows, die in den Dünen stehen. Und fremd in ihrem Leben ist die Erzählerin, junge Ehefrau und Mutter wider Willen, die sich durch die endlos langen Tage treiben lässt. Während die anderen Mütter plaudernd am Strand sitzen, bleibt sie im Haus, liest, döst und…mehr

Produktbeschreibung
Das Meisterwerk einer außergewöhnlichen Autorin

Gleichbleibend schön und makellos blau ist der Himmel über Tasmanien, wild und von surrealer Schönheit die Landschaft. Menschen sind Fremdkörper in diesem Paradies, "schutzlose weiße Körper, die wie Krabben langsam ihrer Vernichtung entgegen kriechen". Fremd wirken auch die bunten Holzbungalows, die in den Dünen stehen. Und fremd in ihrem Leben ist die Erzählerin, junge Ehefrau und Mutter wider Willen, die sich durch die endlos langen Tage treiben lässt. Während die anderen Mütter plaudernd am Strand sitzen, bleibt sie im Haus, liest, döst und beobachtet die neue Nachbarin, die sich stundenlang um ihren Rasen kümmert. Nur dienstags und donnerstags erwacht sie aus ihrer Erstarrung. Dann stiehlt sie sich aus ihrem idyllischen Familiengefängnis und wirft sich dem Restaurantbesitzer Jonathan und dem exzentrischen Künstler Ben in die Arme. Als diese kleinen Fluchten ihr versperrt werden, sieht sie rot.
Autorenporträt
Helen Hodgman, 1945 in Schottland geboren, zog als Jugendliche mit ihrer Familie nach Tasmanien. 1976 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, der von der Kritik begeistert aufgenommen wurde. Mit ihrem zweiten Roman gewann sie 1978 den Somerset Maugham Award, mit ihrem dritten den Christina Stead Prize. 1983 erkrankte Helen Hodgman an Morbus Parkinson. Sie lebt heute, nach längeren Aufenthalten in England und Kanada, wieder in Australien.

Anne Rademacher, geb. 1961 in Lippstadt, lebt als freie Lektorin und Übersetzerin in Bad Waldsee.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ganz hingerissen ist Rezensentin Sandra Kegel von Helen Hodgmans bereits im Jahre 1976 erschienenen und nun endlich exzellent ins Deutsche übersetzten Debütroman "Gleichbleibend schön". Erzählt wird die Geschichte einer jungen Mutter, die versucht, ihrem apathischen Dasein in der Isolation einer australischen Vorstadtsiedlung durch fatale Liebesabenteuer zu entfliehen. Der Kritikerin erscheint diese Erzählung einer "modernen Madame Bovary von down under" als äußerst aktuelle Geschichte der weiblichen Unterforderung in einer Kleinfamilie. Fasziniert liest sie nicht nur Hodgmans ebenso verzaubernde wie "subtile" Beschreibungen der tasmanischen Landschaft, sondern lässt sich auch von den erschütternden und verworrenen emotionalen Beziehungen bis zur letzten Seite in den Bann ziehen. Und so kann Kegel diesen "düster funkelnden" Roman nur unbedingt empfehlen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2012

Der Himmel so blau
Betörend: Helen Hodgman ist eine Entdeckung

Sie muss nur aus dem richtigen Fenster schauen, um wenigstens für einen Moment vergessen zu können, wo sie lebt: abgeschieden von der Welt in einer langweiligen Vorstadtsiedlung in Australien irgendwo an der tasmanischen Küste. Als eines Tages dann auch das struppige Buschland auf der anderen Straßenseite ihres Bungalows gerodet und das Feld bebaut wird, nimmt man der jungen Mutter noch die letzte Illusion von Freiheit und Unabhängigkeit.

Durch das Fenster sieht sie nunmehr auf ein schickes Haus mit knallgrünem Rasen drum herum, den die Bewohnerin mit der Gartenschere gegen alle Angriffe der Natur verteidigt. Während die neue Nachbarin auf ihrer Mission gegen den Wildwuchs in ihrem Element scheint, fühlt sich die Mutter wider Willen immer mehr, als sei sie gestrandet wie das Schildkrötenweibchen, das sie einmal in einem Film gesehen hat. "Nachdem es unter Qualen und Mühen seine Eier gelegt hatte, gab es keine Hoffnung mehr, dass es den Weg zurück ins Meer schaffte. Es würde vor Erschöpfung sterben." Die Heldin des erschütternden wie faszinierenden Romans von Helen Hodgman, diese moderne Madame Bovary von down under, wartet vergeblich auf den Tod, doch er kam nicht.

Stattdessen plätschern unter dem strahlend blauen Himmel der südlichen Hemisphäre die Tage eintönig vor sich hin. Die junge Frau, deren Mann zu viele Überstunden macht, um den Hauskredit schneller abzubezahlen, findet nichts, womit sie die leeren Stunden ausfüllen könnte. Die plärrende Tochter in der Wiege geht ihr auf die Nerven und auch die Schwiegermutter, die nur ein paar Häuser weiter wohnt. Es zieht sie aber auch nicht zum idyllischen Strand, an dem die anderen Mütter aus der Siedlung die Nachmittage mit ihren Kindern badend und im Sand buddelnd verbringen. Helen Hodgmans namenlose Heldin bleibt allein und isoliert hinter der Jalousie ihres Holzhauses zurück.

So wild und betörend die Autorin die tasmanische Landschaft im Roman einfängt, in einer subtilen, eigenwilligen Sprache, die einen sonderbaren Sog entfaltet, bleiben die Menschen in diesem Paradies doch immer fremd, "schutzlose weiße Körper, die wie Krabben langsam ihrer Vernichtung entgegen kriechen". Erstmals im Jahr 1976 unter dem Titel "Blue Skies" auf Englisch erschienen, liest sich der schmale Band heute aber auch als ein Buch zur Zeit. Denn das Sujet der weiblichen Unterforderung in der modernen Kleinfamilie ist so gegenwärtig wie vor dreißig Jahren - und die Kulisse dieser tasmanischen Kleinstadt könnte überall sein. Zweimal in der Woche erwacht die junge Australierin aus ihrer Agonie und trifft sich zu amourösen Abenteuern. Das geht freilich nicht nur deshalb schief, weil einer ihrer Liebhaber der Mann ihrer Freundin ist.

"Gleichbleibend schön" ist eine düster funkelnde Entdeckung. Unablässig brodelt es hier im Untergrund der sozialen Arrangements, jederzeit kann es zur emotionalen Kollision kommen. Auch wenn gar nichts passiert, die Erzählung kommt ganz ohne Effekte aus, lässt die Unruhe nicht nach. Einmal zur Hand genommen, möchte man das Buch bis zum intrikaten Schluss nicht wieder weglegen.

Helen Hodgman wurde mit diesem Romandebüt 1976 auf einen Schlag bekannt. Die Kritik feierte die damals Einunddreißigjährige, und es folgten preisgekrönte Romane wie "Jack and Jill" und "Broken Words". Doch dann wurde es still um die australische Schriftstellerin. Das hat einen Grund: 1983 war sie an Parkinson erkrankt und konnte bald danach nicht mehr schreiben. Umso beachtlicher, dass ihr Erstling jüngst auf Englischen neu aufgelegt wurde und jetzt in der fabelhaften Übersetzung von Anne Rademacher erstmals auch auf Deutsch zu lesen ist. 1945 im schottischen Aberdeen geboren, verbrachte die Autorin ihre Kindheit in England, bis der Vater mit seiner Familie nach Australien auswanderte. Obwohl es für ihn fast so etwas wie eine Flucht aus England war, empfand seine damals dreizehnjährige Tochter den Ortswechsel, wie sie später einmal schrieb, als habe das Leben von Schwarzweiß auf Farbe umgeschaltet. Früh verließ die Emigrantin die Schule, hangelte sich von Job zu Job, heiratete und bekam eine Tochter, als sie gerade zwanzig war.

Diese für Helen Hodgman unerwartet traumatische Erfahrung von Vereinsamung und Verlassenheit, wie sie wohl nur junge Mütter empfinden können, ist dem Roman eingeschrieben. Die unerhörte Begebenheit, auf die dieser novellenartige Roman zusteuert, kommt, für die Autorin so typisch, ganz ohne Donner und Getöse, daher. Man darf gespannt sein, was es noch von Helen Hodgman zu entdecken gibt.

SANDRA KEGEL

Helen Hodgman: "Gleichbleibend schön". Roman.

Aus dem Englischen von Anne Rademacher. Knaus Verlag, München 2012. 192 S., geb., 17,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Ein auf brillante Weise beunruhigendes Buch, das zunächst ganz harmlos daherkommt, in Wahrheit aber in allen Farben des Bösen schimmert." Christoph Schröder, kulturSPIEGEL