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So wurde über China und seine jüngste Geschichte noch nie geschrieben - der Schriftsteller Li Dawei ist eine Entdeckung! Die Helden seines Romans sind ein junger Comiczeichner Dawei und sein sprechender Kater Haohao. Love, Revolution und wie Kater Haohao nach Hollywood kam setzt die subversive Kraft fantastischer Bilder gegen Monotonie und Hoffnungslosigkeit einer verlorenen Generation.

Produktbeschreibung
So wurde über China und seine jüngste Geschichte noch nie geschrieben - der Schriftsteller Li Dawei ist eine Entdeckung! Die Helden seines Romans sind ein junger Comiczeichner Dawei und sein sprechender Kater Haohao. Love, Revolution und wie Kater Haohao nach Hollywood kam setzt die subversive Kraft fantastischer Bilder gegen Monotonie und Hoffnungslosigkeit einer verlorenen Generation.
Autorenporträt
Li Dawei, geb. 1963 in Peking. Mit einem Abschluss der Pädagogischen Hochschule in Peking in Amerikanischer Literatur 1985, erscheinen noch im gleichen Jahr unter seinem Pseudonym Weiwei erste Gedichte von ihm. Zwei Jahre später wird ihm im Rahmen eines Stipendiums erstmals eine Reise in die Vereinigten Staaten ermöglicht, um sich auf internationaler Ebene mit weiteren Schriftstellern seiner Generation auszutauschen. Von 1989 an, beschäftigt er sich beruflich mit Kunst- und Literaturtheorie. Im Jahre 1996 veröffentlicht er mit 'Der Traumsammler 'auch ein erstes Romanwerk. Zur Zeit lebt er in den Vereinigten Staaten in Los Angeles und arbeitet als freier Autor u.a. für mehrere chinesischsprachige Zeitschriften und Zeitungen, darunter 'Jintian' (Today), 'Caijing' und das in Deutschland herausgegebene 'Ouline Magazin'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2009

Kater Haohao und die Kojoten
Li Daweis grotesker Roman über die Generation ’89 in China
Peking 1989: Noch weiß keiner der jungen Leute, die Morgenluft wittern, wie die Sache weitergeht, ob die beschworene Demokratie eine Chance hat oder die alte Garde mit Gewalt dreinfahren wird. Der Student Dawei (der Autor verzichtet auf jegliche Distanz zu seiner Figur gleichen Namens) glaubt, an den Möglichkeiten einer neuen Freiheit teilhaben zu können, ohne dabei in die gefährliche Zone des Politischen zu geraten. Was, bitte, soll an einem als Fotokopie zirkulierenden Comic-Magazin politisch sein, das auf seinem Titel ein Bild des Großen Steuermanns mit einer Softdrink-Flasche kombiniert und sich „Kids of Mao & Coke” nennt?
Und im Auftrag, eine Allegorie der Freiheit zu entwerfen, die auf dem Tienanmen-Platz aufgestellt werden soll, erblickt er vor allem die willkommene Gelegenheit, eine engagierte Kommilitonin namens „Kleine Kim”, so sehr sie sich auch zieren mag, nackt Modell sitzen zu lassen. Die Sache will’s! So viel schlaue Unschuld kann selbstverständlich nicht gutgehen; als wenig später die Panzer anrollen und der Pekinger Frühling im Blutbad endet, kann Dawei sich zwar vor den Salven der MGs knapp in Sicherheit bringen, bekommt aber hinterher Ärger mit der Polizei, fliegt von der Uni und muss sich fortan mit wechselnden Jobs in der Schattenwirtschaft der Pekinger Subkultur durchschlagen.
„Love, Revolution und wie Kater Haohao nach Hollywood kam” ist eine unterhaltsame Milieustudie jener Generation, die 1989 in China auf die Straße ging; man erfährt sehr genau, wenngleich ironisch gebrochen, wie sie dachte (sie dachte insgesamt erstaunlich wenig) und was aus ihr geworden ist. Das Buch steckt voller Details und Anekdoten, die belegen, wie inkompetent und starr der siegreiche alte Apparat agiert, aber auch, welche akrobatische Kunst der Umgehung und Improvisation unter solchen Verhältnissen gedeiht. So etwa schreiten die Behörden gegen einen „Beethoven-Club” ein: Alle glauben, man statuiere hier ein Exempel gegen die Verwestlichung der Kultur – dabei kennen die Funktionäre Beethoven überhaupt nicht, sondern verwechseln ihn mit dem ungarischen Dichter und 1848er-Revolutionär Sándor Petöfi, der das Idol der Ungarn beim Aufstand von 1956 war und chinesisch wohl so ähnlich ausgesprochen wird. Man ändert also einfach zu Mozart.
Die Beziehungen der Geschlechter bleiben auch bei der Hauptstadt-Bohème ziemlich prüde; Dawei holt sich bei seiner Balz eine Abfuhr, die die Umworbene in die Worte kleidet: „Ich bin ein braves Mädchen und gehe nie bei Rot über die Straße, mach dir also keine Hoffnungen.” Damit er sie auch ja nicht missversteht, lässt sie in ihrem Täschlein einen Tampon aufblitzen.
Das alles wäre so amüsant wie aufschlussreich, wenn durch das Buch nicht zugleich ein ausgesprochen infantiler Zug ginge. Hier kommt der titelgebende Kater Haohao ins Spiel. Der Kater läuft Dawei zu, nachdem sein früheres Herrchen beim großen Massaker das Leben verliert, und es erweist sich bald, dass er sprechen kann. Sein Horizont bleibt dabei aber ziemlich kleinkindhaft eingeengt. Im Fortgang des Buchs wird er immer mehr zur Hauptfigur und wandert schließlich nach den USA aus, wo er zum Filmstar avanciert, durch den Wilden Westen reitet und Kojoten killt, die echte Kojoten sind. Das ist auf die Länge nicht ganz so lustig, wie sein Autor meint.
Und auch der Comiczeichner verlangt sein Recht: Nicht nur schieben sich immer wieder Träumereien ein, in denen sich der Erzähler als Action-Figur imaginiert, sondern es tauchen diese Comics auch wirklich und wahrhaftig im Text auf, im Anhang sogar als eine zwölf Seiten lange komplette Geschichte. Einen Zusammenhang gibt es nur insofern, als auch hier ein Kätzchen mitmischt. Der Plot ist einfältig, die Zeichnungen langweilig, und das Layout der Panels stammt vom Briefmarkenalbum ab. Warum hat Li Dawei so etwas getan? Dies ist es offenbar, was der 1963 in Peking geborene Autor, der seit 2001 in den USA lebt und nunmehr seinen ersten Roman vorlegt, sich unter der Verwirklichung seiner persönlichen Freiheit vorstellt, an der er 1989 polizeilich gehindert worden war.BURKHARD MÜLLER
LI DAWEI: Love, Revolution und wie Kater Haohao nach Hollywood kam. Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Anne Rademacher. Mit Zeichnungen und Comics von Sheng Tao. Knaus Verlag, München 2009. 317 Seiten, 19,95 Euro.
Geboren in China, nun Autor in Amerika: Li Dawei Foto: Knaus Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.04.2010

Die Katze auf dem heißen Cash-Trip
Warum dem Sino-Kapitalismus frönen, wenn es doch das Original gibt, sagt sich Li Daweis tierischer Romanheld

Es beginnt in Peking im Frühling des Jahres 1989. Der Kunststudent Li Dawei verliebt sich in die Studentenführerin Kleine Kim und folgt ihr auf den Platz des Himmlischen Friedens. Während er Ausschau nach ihr hält, rollen bereits die Panzer. Gegen Mitternacht fallen die ersten Schüsse, und das Zentrum der Stadt verwandelt sich in ein Schlachtfeld: "Es war Krieg!" Dawei rettet sich in letzter Sekunde in eine Seitenstraße, wo er sich gemeinsam mit einem streunenden Kater vor den Soldaten verbirgt. Als die "blutige Morgendämmerung" anbricht, nimmt er das Tier mit zu sich nach Hause. Kleine Kim sieht er nicht wieder, doch wenige Tage nach dem Massaker weht ein Hauch von Magie durch sein Leben. Der Kater, der mittlerweile auf den Namen Haohao hört, beginnt zu sprechen.

Es dauert eine Weile, bis wir erfahren, was er zu sagen hat. Der 1963 geborene chinesische Schriftsteller Li Dawei beschreibt zunächst einmal in kurzen, lose miteinander verbundenen Szenen, wie sein literarisches Alter Ego sich "nach der Katastrophe" als Straßenmaler und Aushilfsredakteur durchschlägt - und sich darüber wundert, dass seine ehemaligen Kommilitonen ihren Frieden mit dem System machen. Die "Kids of Mao & Coke" eröffnen nach westlichem Vorbild eingerichtete Bars, verfassen Klatschkolumnen und überzeugen sich gegenseitig davon, dass sie in China freier seien als in jedem anderen Land der Welt. So entsteht nach und nach das Bild einer materialistisch orientierten Schicht junger Chinesen, die sich im goldenen Käfig des Kaderkapitalismus recht wohl zu fühlen scheinen: "Ein typischer Fall des Stockholm-Syndroms."

Der Einzige, der den Ausbruch wagt, ist der sprechende Kater. Damit ändert sich der Tonfall, und aus der mit leiser Ironie erzählten Alltagsgeschichte wird eine bizarre Tierfabel. Der ehrgeizige Haohao beschließt, ein amerikanischer Trickfilmstar zu werden. Er wandert aus, verdingt sich als Tellerwäscher und Mäusejäger in einem kantonesischen Restaurant in Los Angeles und spricht schließlich in einem Filmstudio vor. Er bekommt seine erste Rolle und ist schon bald auf dem besten Weg, dem "fiesen Fettsack Garfield" Konkurrenz zu machen. Das ist recht lustig erzählt, zugleich aber auch etwas kompliziert ausgedacht: Der Kater wird nicht selbst zum Schauspieler, sondern steht nur Modell für eine Zeichentrickfigur - genau wie Li Dawei für seinen Roman einen literarischen Doppelgänger entworfen hat, der obendrein Comics zeichnet.

Schwarzweiße Illustrationen, die ein Künstler namens Sheng Tao beigesteuert hat, verteilen sich über das ohnehin schon reichlich überladene Buch, und so tritt neben das realistische Porträt der Generation von 1989 und die groteske Geschichte der "Cartoon-Katze" Haohao auch noch eine trendgerechte "graphic novel". Kein Teil passt zum anderen, und es drängt sich der Verdacht auf, dass dieser zusammengeflickte Roman ein Opfer seiner Entstehungsbedingungen ist. Li Dawei, der seit 2001 in den Vereinigten Staaten lebt, hat den Roman auf Englisch geschrieben. Noch bevor ein amerikanischer Verlag auf ihn aufmerksam wurde, vermittelte die freie Lektorin Anne Rademacher das im Entstehen begriffene Manuskript an den Albrecht Knaus Verlag und besorgte auch gleich die Übersetzung. Auch das ist die Globalisierung: Der in Englisch abgefasste Roman eines chinesischen Schriftstellers erscheint zuerst auf Deutsch und damit in einer Sprache, die der Autor selbst nicht einmal beherrscht. Das Resultat ist enttäuschend.

KOLJA MENSING

Li Dawei: "Love, Revolution und wie Kater Haohao nach Hollywood kam". Roman. Aus dem Englischen und hrsg. von Anne Rademacher. Mit Zeichnungen und Comics von Sheng Tao. Knaus Verlag, München 2009. 304 S., geb., 19,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dieser Roman des 1963 in Peking geborenen Li Dawei könnte so kurzweilig und erhellend sein, seufzt Burkhard Müller. Streckenweise hat er sich mit der Geschichte um den Studenten Dawei, dem es eigentlich hauptsächlich darum geht, eine gewisse Kim ins Bett zu kriegen und der in den Strudel der politischen Ereignisse von 1989 gerät, auch tatsächlich amüsiert. Und der Roman hat ihm die Augen geöffnet, was die jungen Leute, die sich auf dem Platz des himmlischen Friedens für mehr Demokratie engagierten, bewegte, auch wenn er überrascht ist, wie wenig offensichtlich gedacht wurde. Das Ganze wird für ihn aber durch einen "ausgesprochen infantilen Zug", der sich in einem sprechenden Kater manifestiert, der der Hauptfigur zuläuft, ruiniert und auch die Entscheidung, Comics in den Roman zu integrieren, die Müller zudem öde gezeichnet und blöd erzählt findet, tragen zu seiner Enttäuschung bei.

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