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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine anschaulich-erhellende Darstellung des westlichen Durchschnittsgemüts der Postmoderne fand Rezensent Kersten Knipp in Juan Bonillas Roman "Der nubische Prinz". Der Ich-Erzähler arbeitet für eine internationale Begleitagentur; um an Mitarbeiter zu kommen, macht er sich auf die Suche nach illegalen afrikanischen und maghrebinischen Einwanderern, die er unter Vertrag nehmen kann. In diesem speziellen Fall sucht er einen gutgewachsenen "nubischen Prinzen", der sich als illegaler Ringkämpfer durchschlägt. So gut aber die Geschichte auch geschrieben ist, befindet Knipp, ihre eigentliche Stärke ist die moralische Irritation, die von ihr ausgeht. Denn Bonillas Roman löst ganz unweigerlich eine Reflexion über Wohlstand und Zynismus aus - ist es tatsächlich verwerflich, wenn der Ich-Erzähler Menschen die Möglichkeit bietet, ein wohlanständiges Leben in den westlichen Gesellschaften dadurch zu erwerben, dass sie sich verkaufen? So sieht der Rezensent im "Nubischen Prinzen" den Spiegel einer Gesellschaft, die geprägt ist von einem schnoddrig aufgeklärten falschen Bewusstsein.

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