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  • Broschiertes Buch

Produktdetails
  • Stiftung Entwicklung und Frieden, Sonderbände
  • Verlag: Dietz, Bonn
  • Seitenzahl: 309
  • Deutsch
  • Abmessung: 205mm
  • Gewicht: 377g
  • ISBN-13: 9783801203337
  • ISBN-10: 3801203336
  • Artikelnr.: 11297860
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2003

Tiefgründig

VEREINTE NATIONEN. Seit kurzem versucht der Amerikaner Jacques Paul Klein als UN-Sonderbeauftragter Ordnung in Liberia zu schaffen. Damit ist wenigstens eine Voraussetzung für das Gelingen der Operation erfüllt: Ein Unterhändler sollte - so Tobias Debiel in seiner tiefgründigen Studie über UN-Missionen in Afrika - erfahren sein, über diplomatisches Geschick verfügen und Autorität ausstrahlen. Klein verkörpert alle drei Kriterien: Er konnte als UN-Vertreter auf dem Balkan genug Erfahrung sammeln, er hat Charisma, ist zielstrebig und hart im Nehmen. Ob er der Operation die entscheidende Wende geben kann, bleibt trotzdem ungewiß, denn das Land "ist zerstört", wie Klein schnell zu urteilen wußte. Das Engagement in Liberia wird wohl trotz der prominenten Besetzung alles andere als ein Spaziergang. Überhaupt hat sich die internationale Gemeinschaft schwergetan in dieser Region. Nach Debiels differenzierter Analyse müssen die meisten Friedensmissionen in Afrika als mindestens teilgescheitert gelten. Ruanda und Somalia endeten im totalen Debakel, aber auch die weniger beachteten Einsätze in Angola und später in Kongo trugen nur wenig zur Stabilisierung der Lage bei. Als positiv hebt der Autor unter anderem Namibia hervor, bei dem die UN den Übergang von einer verspäteten Dekolonisierung in die Unabhängigkeit begleiteten, und Moçambique, wo die Weltgemeinschaft einen "labilen Frieden" herzustellen vermochte. Insgesamt aber beurteilt er die Einsätze in Afrika als vielfach halbherzig, mit vagen Mandaten, zu knappen Mitteln und zuwenig Soldaten ausgestattet. Was läßt sich daraus für die Zukunft lernen? Ehe die UN gefährliche Operationen mit unklaren Instruktionen aufnehmen, sollten sie lieber die Finger ganz davon lassen, meint Debiel. Der Autor folgt damit dem Urteil des vielbeachteten "Brahimi-Reports" zur Weiterentwicklung von UN-Friedensoperationen, der in Wahrheit natürlich genau das Gegenteil beabsichtigt: nicht tatenloses Zusehen, sondern Missionen mit besserer Planung, größeren Kontingenten und eindeutigen Mandaten. Ohne die Unterstützung wichtiger Staaten wie Amerika oder Frankreich bleiben solche Forderungen allerdings Sandkastenspiele. Auch darauf weist Debiel in seinem detail- und kenntnisreichen Buch mit großem Aktualitätsbezug hin. Gelegentlich hätte man sich jedoch der Lesbarkeit halber ein wenig mehr Mut zur Lücke gewünscht. (Tobias Debiel: UN-Friedensoperationen in Afrika. Weltinnenpolitik und die Realität von Bürgerkriegen. Dietz Verlag, Bonn 2003. 309 Seiten, 14,80 Euro.)

FRIEDERIKE BAUER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Einerseits, findet Dominic Johnson, weiß Tobias Debiel gut Bescheid über die UN-Missionen in Afrika und stelle die "wesentlichen Hintergründe und Entwicklungen" in den Einsatzländern gut dar. Nur führe seine "akribische Detailfülle" noch lange nicht zum Ziel, und das ist in diesem Fall die übergreifende Analyse des folgenreichen Scheiterns der meisten Missionen. Logisch, meint Johnson, denn erstens seien die verschiedenen Konflikte aus der Nähe dann doch nicht so leicht über einen Kamm zu scheren, wie das aus akademischer Distanz den Anschein haben mag; zweitens nehme sich der Autor selber Möglichkeiten des analytischen Ansatzes, indem er sich nicht auf wichtige Akteure, sondern ausschließliche auf die Missionen insgesamt konzentriere; und drittens lasse er völlig die für Erfolg oder Misserfolg durchaus relevante Haltungen der betroffenen Bevölkerungen außer acht. "Insofern", urteilt Johnson, "ist das Buch ein Spiegelbild der Probleme der UNO in Afrika: imposant in seiner Beherrschung des diplomatischen Geschehens, aber nicht in der Realität verankert."

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