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Der 17. März 1804 ist der zeitliche Dreh- und Angelpunkt der Darstellung. An diesem Tag wurde am Hoftheater Weimar, unter Goethes künstlerischer Leitung, Friedrich Schillers Wilhelm Tell uraufgeführt - zu Lebzeiten dessen grösster Triumph.
Wilhelm Tell mit seinem Sohn Walter
Das ehemalige Telldenkmal von Altdorf,
heute in Bürglen (1786)
Vor diesem Theaterereignis liegen dreihundert Jahre Mythos Wilhelm Tell im vielfältigsten Formenspiel, nach ihm sind Stationen einer schier unglaublichen Wirkungsgeschichte nachzuzeichnen. Die Kulturgeschichte von Schillers Freiheitsdrama ist dabei
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Produktbeschreibung
Der 17. März 1804 ist der zeitliche Dreh- und Angelpunkt der Darstellung. An diesem Tag wurde am Hoftheater Weimar, unter Goethes künstlerischer Leitung, Friedrich Schillers Wilhelm Tell uraufgeführt - zu Lebzeiten dessen grösster Triumph.

Wilhelm Tell mit seinem Sohn Walter
Das ehemalige Telldenkmal von Altdorf,
heute in Bürglen (1786)
Vor diesem Theaterereignis liegen dreihundert Jahre Mythos Wilhelm Tell im vielfältigsten Formenspiel, nach ihm sind Stationen einer schier unglaublichen Wirkungsgeschichte nachzuzeichnen. Die Kulturgeschichte von Schillers Freiheitsdrama ist dabei unauflösbar verknüpft mit zwei weltberühmten Schauplätzen, zwei Bühnen, auf denen Wilhelm Tell im wahrsten Sinne des Wortes eine Rolle spielt: in Weimar, dem glanzvollen Zentrum der Deutschen Klassik, und der Urschweiz, der "Landschaft Tells", die immer schon als atemberaubende Szenerie wahrgenommen worden ist, als Natur-Theater aus Fels und Wasser, Wald und Himmel.

Im Sinne einer Reverenz an den Gegenstand ist das Buch wie Schillers Schauspiel gegliedert in fünf Akte. Im "Weimarer Pausengespräch" unterhalten sich die Goethe-Expertin Katharina Mommsen und Peter von Matt, der sich immer wieder mit Schillers Wilhelm Tell beschäftigt hat, über das Stück und seine Wirkungsgeschichte - ein deutsch-schweizerischer Dialog, der den Brückenschlag zwischen Weimar und den Urkantonen versinnbildlicht. Die Darstellung mündet in die Schilderung der von Lukas Leuenberger initiierten und produzierten Jubiläums-Freilichtaufführung auf dem Rütli mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar - auf der von Günther Uecker mit Bühnenskulpturen gestalteten Rütliwiese inszeniert Stephan Märki den Wilhelm Tell. Das Theaterereignis führt die beiden Orte im Sommer 2004 in einmaliger Weise zusammen.
Hinweise und Adressen zu den Sehenswürdigkeiten in Weimar und der Urschweiz machen den Band auch zum Begleiter beim literarischen Reisen auf den Spuren von Friedrich Schillers Wilhelm Tell.

Inhaltsverzeichnis:
* Die Ursprünge des Tell-Mythos: Volksglaube, Volkstheater (Urner Tellenspiel von 1512), Chroniken, Kunstwerke
* Die Entdeckung einer heroischen Landschaft: Goethe, Hölderlin, Achim von Arnim in der Urschweiz, der "Wiege der schweizerischen Freiheit"
* Schillers Arbeit am Wilhelm Tell, die Uraufführung 1804 unter der künstlerischen Leitung Goethes am Weimarer Hoftheater
* Schillers Wilhelm Tell als Reiseführer am Vierwaldstättersee: Literarische Spurensuche
* berühmte Besucher in der Urschweiz: Mark Twain, Alexandre Dumas, James Fenimore Cooper, Hans Christian Andersen, Felix Mendelssohn Bartholdy, Richard Wagner, Franz Liszt, Georg Herwegh, Queen Victoria, Ludwig II., Charles Dickens, Franz Kafka, Elias Canetti und viele andere
* Weimarer Pausengespräch zwischen Katharina Mommsen und Peter von Matt
* Licht und Farbe: J.M.W. Turner, Alexandre Calame und Ferdinand Hodler malen den Vierwaldstättersee
* Erinnerungslandschaft Urschweiz: Denkmäler, Monumente, Tellspieltradition, Festakte, Panoramen
* Wilhelm Tell als nationales Drama Deutschlands und der Schweiz: Projektionen, Instrumentalisierungen, Verbote
* Auseinandersetzung mit Schiller: Gioacchino Rossini, Robert Walser, Thomas Mann, Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Rolf Hochhuth
* 2004: 200 Jahre Wilhelm Tell von Friedrich Schiller - Weimar zu Gast in der Landschaft Tells

Am 17. März 2004 jährt sich zum 200. mal der Tag der Uraufführung von Schillers Wilhelm Tell, die am Hoftheater Weimar unter Goethes künstlerischer Leitung stattfand. Vor diesem triumphalen Theaterereignis liegen dreihundert Jahre Mythos Wilhelm Tell, nach ihm sind Stationen einer schier unglaublichen Erfolgsgeschichte nachzuzeichnen.
Das Deutsche Nationaltheater Weimar wird im Sommer 2004 in einer Freilichtaufführung Schillers Drama inszenieren - eine einmalige Gelegenheit, Wilhelm Tell und die atemberaubende Szenerie der Natur, Berge und Seen in der Innerschweiz zu geniessen.
Das Buch Tells Theater richtet sich an kulturell Interessierte im ganzen deutschsprachigen Raum. Es vermittelt packend Einblick in Schillers und Goethes Freundschaft und Zusammenarbeit, aber auch in die dramatischen Auswirkungen der französischen Revolution. Zudem geht die Autorin ausführlich der Frage nach, weshalb sich die Sage von Wilhelm Tell so eng mit der Geschichte der Innerschweiz verbunden hat und auf welch verschlungenen Wegen er einerseits zum europäischen Freiheitssymbol und andererseits zum Schweizer Nationalhelden wurde. Detailreiche Informationen über die Auswirkungen des Triumphzuges von Schillers Wilhelm Tell in Kunst und Literatur sind im Buch ebenso enthalten.

Im Jubiläumsjahr legt Reclams Universal-Bibliothek die Standard-Ausgabe neu auf: Friedrich Schiller: Wilhelm Tell (ISBN 3-15-000012-2).
Autorenporträt
Die Autorin Barbara Piatti ist Germanistin, Autorin kulturwissenschaftlicher Werke und arbeitet zurzeit an einem Forschungsprojekt über Literarische Landschaften. Von derselben Autorin sind bei Schwabe bisher erschienen: Rousseaus Garten. Eine kleine Kulturgeschichte der St. Petersinsel (2001) Ansichtskarten: Landschaften im Taschenformat (2003)
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.07.2004

Hut ab!
Wilhelm Tell und die Wege der historischen Einbildungskraft
Seit der 600-Jahr-Bundesfeier im Jahre 1891 ist der 1. August der Nationalfeiertag der Schweiz. Das Datum geht auf die Urkunde über den Landfriedensbund der drei Länder Uri, Schwyz und Unterwalden im Jahr 1291 zurück. In den Augen heutiger Historiker dokumentiert sie statt der berühmten, politisch selbstbewussten anti-habsburgischen Volkserhebung nur noch ein unspektakuläres Bündnis, wie es viele gab im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, einen regionalen Kooperationsvertrag dreier Länder, die beim Aufstieg des Gotthard zu einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen der Alpen ihre Interessen gegenüber denen der Zentralmacht zu wahren hatten.
Aber die Geschichtsschreiber haben nicht nur den prosaischen, oft unscheinbaren Kern der Mythenbildungen herauszupräparieren. Sie müssen auch die Wege der historischen Einbildungskraft selbst nachzeichnen, denn die ist eine geschichtsmächtige Größe. Die Amalgamierung der Geschichte Urschweiz und „Eidgenossenschaft” mit der Tell-Legende ist dafür ein Paradebeispiel.
Schillers „Wilhelm Tell” wird in diesem Sommer vom Weimarer Nationaltheater in einer Freilichtinszenierung auf der Rütliwiese aufgeführt (Siehe SZ vom 7. 2004). Die Germanistin Barbara Piatti hat zu diesem Jubiläumsbund zwischen Weimar und der Urschweiz ein im besten Sinne populäres Begleitbuch geschrieben. Es beginnt mit einer historischen Reportage zur Uraufführung des Stückes vor zweihundert Jahren, am 17. März 1804. Sie dokumentiert nicht zuletzt den bühnentechnischen Ehrgeiz, mit dem Schiller, der - anders als Goethe - die Schweiz nie mit eigenen Augen gesehen hat, dem Publikum das Bergpanorama am Vierwaldstätter See vor Augen stellen wollte.
Die Landschaft, die Geschichte und die Legende sind die Hauptfiguren dieser reich bebilderten Entstehung- und Wirkungsgeschichte des „Tell”. Sie zeigt in ihrem ersten Kapitel, wie die Chroniken der Eidgenossen und die nordeuropäisch Wandersage vom Tell am Vierwaldtstätter See eine ideale Symbiose eingingen, und wie der ambivalente, aus Terror und Rebellion gemischte Held im 18. Jahrhundert, im unabhängig werdenden Amerika wie in der Französischen Revolution, die das alte Europa erschütterte, zum aktuellen Idol wurde, auf Flugblättern oder Stichen etwa George Washington an die Seite trat.
Früh wurde Tells Siegeszug zur Bild-Text-Offensive. Im zweiten Kapitel nutzt der kränkelnde Schiller am Weimarer Schreibtisch deren Früchte. Aus Büchern, Bildern und Zeichnungen baut er seinem Drama, kräftig unterstützt vom Zeichner und Mineralogen Goethe, eine imaginierte Schweiz als Handlungsraum. In den Folgekapiteln betreten die Großfiguren des 19. Jahrhunderts diese Schweizer Bühne: der Nationalstaat und der moderne Tourismus. Ludwig II. von Bayern folgte auf exquisite Art einem populären Modell, als er sich von Josef Kainz den „Tell” an den Originalschauplätzen deklamieren ließ.
In den Befreiungskriegen wurde Napoleon der Geßlerhut aufgesetzt, ehe das Deutsche Reich - nicht minder als die Schweiz - in Schillers „Tell” sich selbst bespiegelte. Hitler freilich schätzte Tell nur, solange er aufstieg. Nach den ersten Attentaten ließ er ihn im Sommer 1941 als Schulstoff verbieten. Zu den vielen sprechenden Details dieser durchaus nicht unpolitischen Kulturgeschichte gehört, dass Häftlinge in Buchenwald Möbelrepliken für das Zimmer zu fertigen hatten, in dem Schiller den „Tell” geschrieben hatte.
LOTHAR MÜLLER
BARBARA PIATTI: Tells Theater. Eine Kulturgeschichte in fünf Akten zu Friedrich Schillers Wilhelm Tell. Verlag Schwabe AG, Basel 2004. 312 Seiten, 25 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" biete sich für eine Rezeptionsgeschichte an, da dieses Stück, seine historische Lesart und Aufführungspraxis unter den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet werden könne, äußert Hanno Helbling Verständnis für das Anliegen der Autorin. Barbara Piatti hat eine umfangreiche Monografie zum "Tell" erarbeitet, die laut Helbling zunächst vor allem durch ihre "überreiche" Illustration auffällt. Warum sagt Helbling "überreich" statt "reich"? Klingt da ein bisschen versteckte Kritik durch? In der Tat zeigt sich der Kritiker zunächst irritiert, kommt aber am Ende zum Schluss, Piattis Anhäufung von Bildmaterial sei durch ihren "geografischen Ansatz" gerechtfertigt. Dahinter verbirgt sich, so erklärt Helbling, der Topos Schweiz beziehungsweise im Kontrast dazu Weimar; Schiller, der nie in der Schweiz war, hatte eine bestimmte Vorstellung von ihr, ein Idealbild, das je nach Aufführungsort unterschiedliche Interpretationen und Bearbeitungen erfuhr. Dieses Hin und her, Für und Wider der unterschiedlichen Staatsauffassungen, Patriotismen, sozialen Modelle und Bildungsideale stelle eine faszinierende Lektüre dar, lobt Helbling den kulturgeschichtlichen und geografischen Ansatz der Verfasserin, die sich ihren Blick für das Volkstümliche, die Landschaft und eben auch ihre Umsetzung in die bildende Kunst bewahrt habe.

© Perlentaucher Medien GmbH
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