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A.L. Kennedy zählt zu den bekanntesten literarischen Stimmen Europas. Für ihre in viele Sprachen übersetzten Romane und Erzählungen wurde die 1965 in Schottland geborene und heute in London lebende Autorin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Als Essayistin bezieht sie immer wieder engagiert Stellung zu Themen in Politik und Gesellschaft.A.L. Kennedy hat die Schlange aus Antoine de Saint-Exupérys "Der Kleine Prinz" entführt und in ihre eigene Geschichte gesetzt. Wer ist dieses Wesen, das doch mit dem Tod ein Bündnis hat? Erzählt wird amüsant und poetisch die Freundschaft des Mädchens Mary…mehr

Produktbeschreibung
A.L. Kennedy zählt zu den bekanntesten literarischen Stimmen Europas. Für ihre in viele Sprachen übersetzten Romane und Erzählungen wurde die 1965 in Schottland geborene und heute in London lebende Autorin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Als Essayistin bezieht sie immer wieder engagiert Stellung zu Themen in Politik und Gesellschaft.A.L. Kennedy hat die Schlange aus Antoine de Saint-Exupérys "Der Kleine Prinz" entführt und in ihre eigene Geschichte gesetzt. Wer ist dieses Wesen, das doch mit dem Tod ein Bündnis hat? Erzählt wird amüsant und poetisch die Freundschaft des Mädchens Mary zur Schlange Lamno, die Mary eines Tages in ihrem winzigen Garten aufspürt und ein Leben lang mit ihr verbunden ist. Die Erzählung spielt zu keiner friedlichen Zeit, die Menschen hungern und versuchen, an einem anderen, besseren Ort zu reisen. Die Schlange Lamno begleitet Mary durch diese oft traurige Zeit, heitert sie auf und entdeckt in sich dieses seltsame Gefühl, das sich Liebe nennt. Lamno ist häufig unterwegs, die Schlange hat viel zu tun. Doch sie kommt Mary oft besuchen, denn "Sie wäre noch viel beschäftigter gewesen, wenn die Menschen ihr nicht bei der Arbeit geholfen hätten. Wenn die Nacht sich über die Krümmung der Erde wälzte, über das Land, das sie gerade besuchte, konnte die Schlange sich gelegentlich ausruhen, sich zusammenrollen und die schlaue Zunge in den Wind strecken, um festzustellen, wie viele, viele Male die Menschen eines jeden verdunkelten Landes an ihrer Stelle ihre Arbeit taten. Oft ersparten sie ihr die Mühe, diesen oder jenen Menschen zu besuchen und ihre elfenbeinweißen Nadelzähne zu zeigen und ihre wunderschöne Stimme hören zu lassen und in ihre ehrlichen roten Augen zu schauen."
Autorenporträt
A.L. Kennedy zählt zu den bekanntesten literarischen Stimmen Europas. Für ihre in viele Sprachen übersetzten Romane und Erzählungen wurde die 1965 in Schottland geborene und heute in London lebende Autorin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Als Essayistin bezieht sie immer wieder engagiert Stellung zu Themen in Politik und Gesellschaft.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2017

Mary und die Schlange
Auf kleinem Raum erzählt die schottische Autorin A. L. Kennedy ein ganzes Leben: "Leises Schlängeln"

Mit ihrer gegabelten Zunge prüft die Schlange die Luft, die voller Spuren von Dingen ist, die sie wissen will. Wo Mary sich aufhält zum Beispiel. Ob es ihr gutgeht. Ob von irgendwoher Gefahr droht. Wenn die Schlange die Luft leckt, spürt sie, ob Mary glücklich ist. Und weil die Schlange ihr schöne Träume schickt oder Träume, die Mary verraten, was sie als Nächstes tun soll, ist Mary oft glücklich im Leben. Die Schlange besucht sie immer wieder. Bis zu dem letzten Mal, das zu traurig ausgeht, als dass es sich erzählen ließe. Denn die Schlange bringt den Tod. Sie ist der Tod. Vorher aber ist sie Marys Freund.

So geht in groben Linien die Erzählung, die A. L. Kennedy "Leises Schlängeln" genannt hat. Sie steht in einem wunderschön aufgemachten kleinen Buch, umhüllt von grell pink geprägtem Papier, auf dem sich eine orangefarbene Schlange windet. Ingo Hertzke, der erfahrene Übersetzer von Kennedys Büchern, hat die Geschichte, die auf Englisch gar nicht erschienen ist, souverän und mit lyrischem Gespür ins Deutsche übertragen. Zwischen den Kapiteln taucht in den Illustrationen von David Böhm immer wieder die Schlange auf, manchmal mit einem gezackten Blatt daneben, denn "Leises Schlängeln" ist ein Märchen, und es sieht aus, wie Märchen aussehen sollten, und es fasst sich auch so an.

Lesern des "Kleinen Prinzen" wird die Schlange bekannt vorkommen. Auch dort kringelt sie sich eines Tages um ein Fußgelenk. Genau so tritt sie auch hier zum ersten Mal auf. Nach ein paar Seiten, auf denen wir das überaus phantasiebegabte und kluge Mädchen Mary kennenlernen, ist die Schlange als Reif um Marys Fußgelenk plötzlich da. Sie gibt sich mit ihren zwei rubinroten Augen zunächst nicht zu erkennen, sondern beobachtet, wie Mary wohl reagiert. Angst ist die häufigste Reaktion, das weiß die Schlange wohl. Aber Mary hat keine Angst.

Wie beim "Kleinen Prinzen" weiß die Schlange einiges vom Sterben. Aber damit enden schon die Parallelen. Sowohl Mary wie auch die Schlange erlauben sich keinerlei Sentimentalitäten, obwohl der Ton dieses Märchens für Unverdorbene nicht ganz so nüchtern ist wie in anderen Büchern der schottischen Autorin, die sich eher durch knapp zuschlagende Sätze ins Herzgewebe auszeichnen.

Mary nennt die Schlange erst einmal "Herr Hübsch", weil sie sich mit dem Satz vorstellte: "Hallo, ich bin ungemein hübsch." "Hallo, Herr Hübsch", antwortet Mary und erweist sich damit als frech genug, dem ungewöhnlichen Besucher Paroli zu bieten. Sie hat eine Menge über Schlangen gelesen und fürchtet sie nicht. Schließlich tauft sie ihren neuen Freund, denn das wird die Schlange schnell, auf den Namen Lanmo. Die Schlange ist männlich und erweist sich als zuverlässiger und fürsorglicher Partner auf Marys Weg durchs Leben.

Immer wieder allerdings verschwindet sie auch, um ihren Pflichten nachzukommen - den Tod zu bringen. "Sie wäre noch viel beschäftigter gewesen, wenn die Menschen ihr nicht bei der Arbeit geholfen hätten", heißt es einmal. "Oft ersparten sie ihr die Mühe, diesen oder jenen Menschen zu besuchen und ihre elfenbeinweißen Nadelzähne zu zeigen und ihre wunderschöne Stimme hören zu lassen und in ihre ehrlichen roten Augen zu schauen." Dann sind die Menschen tot schon vor ihrer Zeit. Doch manche Menschen, zu denen Lanmo kommt, lehren ihn auch etwas, das er gebrauchen kann. Dorothy etwa, eine uralte Großmutter, die ihm erklärt, was Liebe ist. Denn Lanmo liebt zum ersten Mal, und zwar Mary.

Auf kleinem Raum erzählt A. L. Kennedy ein ganzes Leben. Ein ganz normales Leben, nur dass eine kleine Schlange, die sich in flüssiges Gold oder in eine Boa constricta verwandeln kann, eine wichtige Rolle in ihm hat. Das ist wunderschön. Ein Märchen eben.

VERENA LUEKEN

A. L. Kennedy: "Leises Schlängeln". Erzählung.

Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 2016. 112 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.12.2016

Nachtarbeit
A. L. Kennedy entführt die
Schlange des kleinen Prinzen
Lange war der Karl-Rauch-Verlag der Verlag des kleinen Prinzen in Deutschland. 2014 aber, siebzig Jahre nach dem Tod des Autors Antoine de Saint-Exupéry, wurden die Rechte am kleinen Prinzen frei, und er wurde plötzlich landauf landab neu übersetzt, unter anderem von Hans Magnus Enzensberger und Peter Sloterdijk. Der Karl- Rauch-Verlag ist immer noch der Verlag des kleinen Prinzen, aber seit einigen Jahren bringt er vermehrt deutsche und internationale Gegenwartsliteratur auf den Markt. Jetzt hat die schottische Autorin A. L. Kennedy dort ihre Erzählung „Leises Schlängeln“ publiziert. Sie entführt darin auf sehr charmante Weise dem kleinen Prinzen eine seiner wichtigsten Mitfiguren, die Schlange.
Sie wickelt sich bekanntlich wie ein goldenes Armband um den Knöchel des kleinen Prinzen, ist stärker als der Finger eines Königs und dies vor allem, weil sie mit dem Tod im Bund ist. All das ist die Schlange auch bei A. L. Kennedy, und auf den ersten Blick scheint es, als schmiege ihre Erzählung sich auch im Ton an das Buch Saint-Exupérys an. Aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist alles ganz anders. Erstens, weil hier der kleine Prinz als Hauptfigur durch das Mädchen Mary ersetzt ist. Zweitens, weil in der Sprache dieses Mädchens und seiner Autorin Sätze wie „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ eher nicht vorgesehen sind. Und drittens, weil das Mädchen nicht Mädchen bleibt, sondern älter wird und eine ganze Biografie durchlebt.
Mary erlebt eine Liebesgeschichte mit Paul, der wie sie in der Schule ein Außenseiter ist, verliert ihre Eltern und hat am Ende weiße Haare. Die Schlange, die über sie wacht, ist ein Zwitterwesen, ihre weibliche Aura kann sie nicht ausschlagen, aber Mary gibt ihr einen Jungennamen und macht sie zu ihrem Freund. Außerdem kann diese post-paradiesische Schlange wütend werden, sehr wütend, vor allem, wenn sie auf Milliardäre trifft, die sich rühmen, ihre Leute zu feuern, und auf Kriegsherren, die sich Namen wie „der große Freund des Volkes“ geben. Kurz, die Welt, in die A. L. Kennedy die Schlange des kleinen Prinzen entführt hat, ist kein friedlicher Ort. Menschen verlassen ihre Heimat und gehen auf Wanderschaft, und andere rivalisieren mit der Schlange, die Nacht für Nacht im Dienst des Todes unterwegs ist: „Wenn die Nacht sich über die Krümmung der Erde wälzte, über das Land, das sie gerade besuchte, konnte die Schlange sich gelegentlich ausruhen, zusammenrollen und die schlaue Zunge in den Wind stecken, um festzustellen, wie viele, viele Male die Menschen eines jeden verdunkelten Landes an ihrer Stelle ihre Arbeit taten.“
Es gibt zu dieser Erzählung ein englisches Manuskript, aber keine Originalausgabe. Es gibt bisher nur die deutsche Übersetzung. Sie stammt von Ingo Herzke, der schon A. L. Kennedys Roman „Gleißendes Glück“ (2000) übertragen hat und hier den Ton eines humorgetränkten modernen Märchens exakt trifft.
LOTHAR MÜLLER
A. L. Kennedy: Leises Schlängeln. Erzählung. Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Mit Illustrationen von David Böhm. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 2016. 112 Seiten, 18 Euro.
Diese post-paradiesische Schlange
kann sehr, sehr wütend werden
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"Ausgezeichnet wird die Autorin für ihr eigenwilliges literarisches Werk, in dem sie die Grenzen menschlicher Seele und zugleich die des Schreibens auslotet - nie ohne Humor, abgründig und zärtlich." Begründung der Jury zur Vergabe des Heinrich-Heine-Preis 2016