Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 15,00 €
  • Gebundenes Buch

War Heinrich II. ein heiliger Kaiser?Wie ein neuer Moses sah Heinrich sich beauftragt, die religiöse Ordnung zur Richtschnur für sein Volk zu machen. Aber "christliche Tugenden" wie Vergebung und Barmherzigkeit vermisste man bei ihm. Sein autokratischer Herrschaftsstil rief immer wieder den erbitterten Widerstand insbesondere des Adels hervor, und so wurde Heinrich II. schließlich zu einem König der Konflikte, der im Reich tiefe Gräben aufriss. Der bekannte Mittelalterhistoriker Stefan Weinfurter zeichnet in dieser modernen Biografie Heinrichs II. ein völlig neues Bild des heiligen Kaisers,…mehr

Produktbeschreibung
War Heinrich II. ein heiliger Kaiser?Wie ein neuer Moses sah Heinrich sich beauftragt, die religiöse Ordnung zur Richtschnur für sein Volk zu machen. Aber "christliche Tugenden" wie Vergebung und Barmherzigkeit vermisste man bei ihm. Sein autokratischer Herrschaftsstil rief immer wieder den erbitterten Widerstand insbesondere des Adels hervor, und so wurde Heinrich II. schließlich zu einem König der Konflikte, der im Reich tiefe Gräben aufriss. Der bekannte Mittelalterhistoriker Stefan Weinfurter zeichnet in dieser modernen Biografie Heinrichs II. ein völlig neues Bild des heiligen Kaisers, der im nachhinein verklärt wurde, aber zu seiner Zeit vielen als Gewaltherrscher galt.
Autorenporträt
Stefan Weinfurter, Dr. phil., geb. 1945, lehrte an den Universitäten Eichstätt, Mainz und München. Von 1999 bis 2013 war er Professor für Mittelalterliche Geschichte in Heidelberg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2000

Im blausilbernen Sternenmantel
Historische Hochspannung um die Jahrtausendwende: Stefan Weinfurter erzählt von Heinrich II. , dem Herrscher am Ende der Zeiten
Der Autor dieses Buches, bis vor kurzem Ordinarius für Mittelalterliche Geschichte an der Münchner Universität, nunmehr in Heidelberg lehrend, entwirft ein facettenreiches Porträt jenes Herrschers, der nicht nur ein hochkarätiger Politiker, sondern auch ein hoch gebildeter Herrscher gewesen ist. Die kultivierten Prälaten seiner Zeit haben ihn mit Recht als „einen der Ihren” (so der Chronist Thietmar von Merseburg) betrachtet, und dies, obwohl er ein straffes Regiment über die Reichskirche führte und seine Getreuen geschickt auf die wichtigsten Prälaturen zu bringen wusste. Es waren auffällig oft seine bayerischen Landsleute.
Heinrich II. (973 bis 1024), König und Kaiser bald nach der letzten Jahrtausendwende (1002), war der Sohn des Bayernherzogs Heinrich (951 bis 995), dem die Historiker den abschätzigen Beinamen des „Zänkers” verliehen haben, weil er sich als Enkel König Heinrichs I. gegen die ottonische Herrscherfamilie auflehnte. Er ließ seinem Sohn eine hervorragende geistliche Erziehung angedeihen und führte ihn schon früh in die politischen Aufgaben eines Herzogs ein. Bischof Wolfgang von Regensburg, einer der wichtigsten Klosterreformer seiner Zeit, wurde der geistige Ziehvater des Jünglings, der bei schwankender Gesundheit dennoch einer der kraftvollsten Kaiser des Mittelalters wurde. Mit der Stiftung des Bistums Bamberg setzte er sich 1007 ein bleibendes Denkmal. Für die großartige Buchmalerei der Epoche war er einer der wichtigsten, auch inhaltlich versiertesten Auftraggeber und Kenner, sein blausilberner Sternenmantel ist ein Juwel des Bamberger Diözesanmuseums. Herrscheramt und persönliche Frömmigkeit verbanden sich in seiner Person fast nahtlos zur Einheit: War er also eine problemlose Lichtgestalt des Mittelalters?
Dieser zentralen Frage geht der Autor mit profunder Sachkenntnis nach und prüft sorgfältig die Urteile der Mit- und Nachwelt, in denen es auch nicht an scharfer Kritik fehlt, ja, manche Quelle sah ihn mit knapper Not dem Fegefeuer und der Höllenstrafe entrinnen; wobei es dann die Gründung des Bistums Bamberg war, was ihm letztlich im Jenseits zustatten gekommen sein soll. Es gelingt Stefan Weinfurter meisterhaft, entlang den oft disparaten Quellen das konkrete Handeln Heinrichs darzustellen – er tut dies in einer im besten Sinne „didaktischen” Weise, die nichts mit simplifizierender Besserwisserei ex post gemein hat. Vielmehr wird an zahlreichen konkreten Beispielen – etwa der Personalpolitik – spannend und sehr anschaulich die Funktion von mittelalterlicher Königsherrschaft und Kaisertum dargelegt. Heinrich verband Tatkraft mit Schlauheit und ließ es notfalls nicht an Härte fehlen – wobei Weinfurter dem politischen Pragmatismus des Herrschers ebenso Gerechtigkeit widerfahren lässt wie der inneren Berechtigung von Heinrichs Glorie als „der Heilige”. Ein Nachruhm, der beileibe nicht nur das Ergebnis seiner zur „Josephsehe” gedeuteten Kinderlosigkeit gewesen ist – eine Legendenbildung nach seinem Tod, die ein bezeichnendes Licht wirft auf mittelalterliche Religiosität. In Wahrheit nennt Heinrich 1017 in einer Schenkungsurkunde Kunigunde seine „geliebte Gemahlin, die wir zwei in einem Fleische sind”. Das heißt für die Zeitgenossen, dass beide eine ganz normale, christliche Ehe führten. Die Gründung des Bistums Bamberg zehn Jahre zuvor hing dennoch mittelbar mit der Kinderlosigkeit des Paares zusammen. Er habe schon damals (1007) die Hoffnung auf Nachkommen aufgegeben – so soll er vor der Frankfurter Synode, auf der er seinen Gründungsbeschluss bekannt gab, gesagt haben.
Obwohl die luxemburgischen Brüder Kunigundes ihm viel Ungemach bereiteten, so dass er sogar gegen sie zu Felde ziehen musste, war er seiner „geliebtesten Gemahlin” sehr zugetan und überschüttete sie geradezu mit reichen Schenkungen, auch und gerade in seinem Stammesherzogtum Bayern. Mehr noch, die Kaiserin war für ihn Mitregentin im durchaus konkreten, politischen Sinn. In Heinrichs berühmtem Perikopenbuch, auf dessen Bildschmuck der Kaiser maßgeblich Einfluss hatte, werden im Krönungsbild beide von Gott gekrönt. In diesem Fall, wie bei den anderen Abbildungen des Buches, gibt der Autor überzeugende Interpretationen der Herrschaftsideologie Heinrichs und zeigt ihren religiösen Hintergrund auf. Dabei schreckte er aber nicht davor zurück, mit Truppen der noch heidnischen slawischen Lutizen kriegerische Innenpolitik zu betreiben. Bei einem hoch gebildeten, christlichen Herrscher mag dies erstaunen. Es ist nicht zuletzt das große Verdienst des Verfassers, diese Widersprüche im Leben Heinrichs II. dennoch zu einem überzeugenden Gesamtbild zusammengefügt zu haben.
FRIEDRICH PRINZ
STEFAN WEINFURTER: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1999. 400 Seiten, 68 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Keine "Lichtgestalt des Mittelalter" war der hoch gebildete, begabte Politiker Heinrich II. nach Weinfurter, sondern ein durchaus widersprüchlicher Mensch, - und dass der Autor genau diese Qualität auf didaktische Weise herausgearbeitet hat, lobt Friedrich Prinz in seiner informativen Besprechung. Als Förderer der Künste, Kenner und Liebhaber von Buchmalereien, Gründer des Bistums Bamberg und seine Frau Kunigunde zur fast ranggleichen Königin und Kaiserin erhebend, hat er "Tatkraft mit Schlauheit" verbunden. Der Autor, früher Ordinarius für Mittelalterliche Geschichte der Münchener Universität und inzwischen in Heidelberg installiert, hat die persönliche und politische Biografie dieses bedeutenden Herrschers "zu einem überzeugenden Gesamtbild zusammengefügt", befindet der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH