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Wohnhäuser waren für Architekten schon immer ein Mittel, dem Zeitgeist Ausdruck zu verleihen. Auch heute zeigt sich in Eigenheimen am eklatantesten der enorme Wandel in unserem Leben. In Zeiten des wirtschaftlichen Umschwungs, der räumlichen Enge, von mehr Umweltbewußtsein und neuer Ästhetik haben Architekten und Hausbesitzer überraschende und einfallsreiche Möglichkeiten für Architektur, Design und Standort ihres Heims gefunden. Von Häusern, die unter der Erde liegen bis zu solchen, die auf dem Wasser schwimmen; von transparent wirkenden bis zu aufblasbaren oder räumlich verzerrten - "X treme…mehr

Produktbeschreibung
Wohnhäuser waren für Architekten schon immer ein Mittel, dem Zeitgeist Ausdruck zu verleihen. Auch heute zeigt sich in Eigenheimen am eklatantesten der enorme Wandel in unserem Leben. In Zeiten des wirtschaftlichen Umschwungs, der räumlichen Enge, von mehr Umweltbewußtsein und neuer Ästhetik haben Architekten und Hausbesitzer überraschende und einfallsreiche Möglichkeiten für Architektur, Design und Standort ihres Heims gefunden. Von Häusern, die unter der Erde liegen bis zu solchen, die auf dem Wasser schwimmen; von transparent wirkenden bis zu aufblasbaren oder räumlich verzerrten - "X treme Houses" dokumentiert 45 Domizile auf der ganzen Welt, die im wahrsten Sinne "extrem"sind.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.01.2003

Raumschiff ist in der kleinsten Hütte
Als Eremiten noch Einzelgänger am Rande der Gesellschaft waren und der Globus ein großer weißer Fleck mit ein paar kartierten Zonen drumherum, da schien es so, als würde in einer mönchischen, abgeschiedenen Klause am Ende der Welt die Wahrheit wohnen, die man nur noch einzuatmen brauche, um erholt und vor allen Dingen erleuchtet in den Kreis der zivilisierten Welt zurückzukehren und fortan als Prediger („Gehet hinaus aufs Land und mehret euch!”) ein erträgliches Auskommen zu haben. Doch schon in diesem Pleistozän der Sommerfrischler-Ära war klar, dass der Mensch nicht als Eigenbrötler geboren wird und jeglicher Läuterungsversuch in abgeschiedenem Klausen-Ambiente von vorneherein nur eine Episode bleiben kann. Inzwischen haben die utopischen Kommunen der Gegenwart – die Zicken aus dem Girlscamp-Gulag und die Untoten aus der Langnese- Werbung mit ihren lächerlichen bunten Stoff-Fetzen und ihrem in die Gesichter eingemeißelten Dauergrinsen – längst die letzten unbewohnten Südseeinseln besetzt und reproduzieren sich in einem fort. Trotzdem hält der Trend zur Stadtflucht weiter an, wie jüngste Umfragen belegen, nach denen jeder vierte Deutsche in zwanzig Jahren fernab der Metropolen leben möchte, nach Tucholsky „vor der Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehen”. Was also tun? Es bleibt dem Zivilisationsflüchtling heute eigentlich nur noch die Möglichkeit, sich aus dem städtischen Alltag in der videokameraüberwachten Eigenheimzone möglichst ohne Würde-Verlust für einige Urlaubswochen in den Club Med seines Vertrauens zu verabschieden. Und mag auch der Weltenflucht heute die Welt, in die man flüchten könnte, abhanden gekommen sein: Es gibt ja immer noch das Glücksversprechen der Architektur, die uns auch auf kleinstem Raum eine bessere, weil schönere Zukunft vorzugaukeln vermag. Im Prestel- Verlag ist nun eine Auswahl der schönsten zeitgenössischen Fluchtburgen erschienen, die beweist, dass mitunter auch ein schlichter Baum ausreicht, um am utopischen Alltag in naturnaher, extremer Topografie wenigstens zu schnuppern (COURTENAY SMITH, SEAN TOPHAM: Xtreme Houses. Prestel Verlag München, Berlin, London, New York, 2002. 168 Seiten, 34,95 Euro). Das „Tree House” der Architektengruppe Softroom (Bild Mitte) verschafft mit seinen Blättern nachempfundenen Leichtmetall-Plattformen urlaubsreifen Städtebewohnern Vogelnest-Atmosphäre und damit zumindest eine freie Aussicht auf nächstmögliche Ziele – und das ganz ohne Eingriffe in die wertvolle Kulturlandschaft. Dass man auch in einer selbstgewählten Eremitage in Texas nicht auf Wolkenkratzerstahl verzichten muss, zeigt dagegen das „Steel House” von Robert Bruno, das so aussieht, als hätten sich die Klingonen beim Raumschiff-Design von Ken Adam beraten lassen (Bild rechts), während Valeska Peschkes aufblasbares „Instant Home” (Bild links) eher blanker Obdachlosen-Not entsprungen scheint und auch als Auffanglager für Berber mit One-Way-Ticket in die Wüste taugen würde. Was wieder einmal nur beweist, dass die Eremiten von heute vielleicht lieber in Mietwohnungen siedeln würden – wenn man sie nur ließe.
HOLGER LIEBS
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Durchaus von Genuss spricht Rezensent Ulf Erdmann Ziegler beim Anblick des in diesem Band versammelten "wüsten" Häuser-Sammelsuriums ("gebaut, ungebaut, temporär gebaut") - obwohl er sich dafür erst über einige "grob geschnitzten Ressentiments" der Autoren der Moderne gegenüber hinwegsetzen musste. Als Ideengeber des Buches macht der Rezensent ein Einfamilienhaus des japanischen Architekten Ushida Findlay aus, das in seinen Augen drei Ansätze vereint: das "laute Zeichen der Avantgarde", den "entschiedenen Abschluss nach außen" und die Beleihung "hausfremder Topoi" wie Muschel, Museum oder UFO. Jenseits des optischen Genusses entwickelt der Rezensent dann eine eher zwiespältige Haltung zum Ansatz des Buches, dessen Entwürfe ihm zwar gelegentlich gut gemeint (im Gedanken an die Verschönerung und Verbesserung der Welt) erscheinen, praktisch jedoch offensichtlich zu wenig Verbindung mit der Wirklichkeit haben. Auch die zentrale Message, "das Pop-Haus .. ist besser als das richtige Haus", möchte er nicht unterschreiben. Spannend, aber im Buch wohl mit zuwenig Raum bedacht, findet er die Ausführungen zur "biederen Tristesse des privaten Bauens", zur "Spießeridylle von der Stange" und die Mitwirkung der Kommunen daran.

© Perlentaucher Medien GmbH