Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 4,11 €
  • Gebundenes Buch

Dieser Band bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Architekturbeleuchtung vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, in der die Kunst der Lichtarchitektur eine weltweite Renaissance erlebt. Es erläutert die künstlerischen, architektonischen und technischen Anwendungen, Debatten und Protagonisten und präsentiert die wichtigen Projekte in einem reich bebilderten Katalog.

Produktbeschreibung
Dieser Band bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Architekturbeleuchtung vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, in der die Kunst der Lichtarchitektur eine weltweite Renaissance erlebt. Es erläutert die künstlerischen, architektonischen und technischen Anwendungen, Debatten und Protagonisten und präsentiert die wichtigen Projekte in einem reich bebilderten Katalog.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2002

Es gibt Wörter, die wie Versprechen klingen. Das „Nachtleben” in der Großstadt gehört dazu – als irrlichtdurchflutetes Schattenreich, in dem alles möglich zu sein scheint, obwohl doch meist ein Abend wird wie jeder andere. Hält die Nacht ihre Versprechen nicht, werden, wenn mit Einbruch der Dunkelheit am nächsten Abend die Lichter wieder angehen, in der Welt des Scheins neue Erwartungen wach. Nicht die Dunkelheit, sondern das Licht macht die Großstadtnacht so verheißungsvoll: die Leuchttürme der Lichtplaner und Architekten. Einen wahren Nachtleben-Band hat Dietrich Neumann deshalb herausgegeben, wenn er in seiner fantastischen Zusammenstellung beleuchteter Nachtansichten die Geschichte der Lichtarchitektur dokumentiert („Architektur der Nacht”. Mit Beiträgen von Kermit Swiler Champa, Werner Oechslin und Mary Woods. Prestel-Verlag, München 2002, 240 Seiten, 49,95 Euro). Er beginnt mit dem Feuerwerk über der Engelsburg, um in der Folge einen Lichtbogen von den ersten Gaslaternen über die Elektrizitätsausstellungen und Leuchtreklamen bis hin zu den beweglichen Blenden der New Yorker „42 Street Studios” und den weißen Neonröhren der glasverkleideten Bürohausetagen am Potsdamer Platz zu zeichnen. Unser Bild zeigt die elektrischen Kaleidoskope bei der Eröffnungsfeier des Panama-Kanals, 1915, im „San Francisco by night”. enc
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2003

Die ganze Welt ein Lunapark
Stupende Architektur der Nacht: Dietrich Neumann prüft die Lichtschalter der Wolkenkratzer

Vielleicht ertragen die Menschen die Zumutungen moderner Metropolen nur deswegen, weil die Großstädte mit ihrem Stre, ihrem Lärm, ihren Abgasen und ihren Häßlichkeiten für die Hälfte der Zeit ins Nichts verschwinden und durch andere, strahlende, faszinierende Ortsbilder ersetzt werden. Sobald das natürliche Tageslicht erlischt, leuchtet eine andere Welt auf. Mit dem All-Tag scheint sie wenig zu tun zu haben. Die Laternen der Straßen, die unregelmäßigen Raster erhellter Fenster, die Greifarme der Scheinwerfer, die rotierenden Reklamen, die Gebäudeilluminationen überblenden alles, was unvollkommen ist. Trügerisch kann man ihren Glanz nicht nennen, weil das erzeugte Blendwerk die erklärte Absicht, die Sache selbst ist.

In diesem Sinne hat der Jugendstilkünstler August Endell, ein begnadeter Stadtschilderer, vor fast hundert Jahren die Großstadtnacht beschrieben. Er pries "das Grün und Gelbweiß des Gasglühlichtes, das milde Blau der gewöhnlichen Bogenlampen, das Rot und Weiß der Glühlampen und der neuen Metallfadenlampen. Dazu das Dunkelrot und Grün der Signallampen", gedämpft womöglich durch Nebel oder gespiegelt auf dem regennassen Pflaster. In Dietrich Neumanns stupender Stoffsammlung finden sich viele, hauptsächlich amerikanische Belege dafür, daß die nächtliche Inszenierung als die Vollendung der Architektur betrachtet worden ist. Das Kunstlicht erlaube es den Städten, "sich bei Nacht in Fröhlichkeit zu kleiden, egal wie traurig sie auch bei Tag aussehen mögen", befand Herbert Hoover, US-Präsident während der Weltwirtschaftskrise. Vor allem die Moderne hat aus diesen kompensatorischen Strategien Vorteile gezogen. Die Nachtansicht vieler ihrer Bauten war die Umkehrung ihrer Tagansicht. Was von morgens bis abends dunkel und unzugänglich wirkte, die langen Reihen und Bänder ihrer Fenster, verwandelte sich bei Dunkelheit in Streifen und Felder aus Licht. Dagegen versanken hell verputzte oder steinverkleidete Brüstungen, die tagsüber Helligkeit reflektierten, nach Anbruch der Dämmerung in Schwarz. Bei berühmten Beispielen des Neuen Bauens, von denen Neumann einige abbildet, suchten die Architekten auch die Reste an Materialität auszutricksen, mit hinterleuchtetem Milchglas, Glasbausteinen oder gläsernen Vorhangfassaden.

Umgekehrt wirkten die Belichtungstechniken auf die Architektur zurück. Ornamentüberkrustete Natursteinfassaden des Historismus boten zwar malerische Einzelmotive, wenn ihre Zinnen und Fialen als Scherenschnitt vor lichtem Grund erschienen, aber keine wirksamen Reflexionsflächen fürs Streulicht. Vereinfachung und Großzügigkeit waren wünschenswert. Vor allem die amerikanischen "Setback"-Hochhäuser, die Stufenpyramiden Manhattans oder Chicagos, kamen der Illumination entgegen. Zwar verdankt sich ihre Terrassierung der damals gültigen Baugesetzgebung und nicht den Wünschen der Beleuchtungsfachleute. Aber den Lichtingenieuren waren die Decks der Gebäudestufen höchst willkommen, um dort ihre Scheinwerferbatterien aufzustellen und die Turmabschnitte in Lichtraketen zu verwandeln.

Dietrich Neumann, Architekturhistoriker in Providence, Rhode Island, ist für das Thema Lichtarchitektur wohlpräpariert. Zuvor hat er über Hochhäuser und Filmsets geschrieben, und beide Themen hängen mit der nächtlichen Gebäudeinszenierung zusammen. Was er und die von ihm dazugeladenen Autoren in ihren Essays verdeutlichen, mit hinreißendem Bildmaterial illustrieren und in einem vorzüglich recherchierten Katalog zusammenstellen, ist die Geschichte einer modernen Disziplin, der Lichtdesigner. Sie entwickelten unterschiedliche Stile, persönliche Handschriften und forderten der Technik neue Mittel ab - vom ungemildert grellen Kegel der Lichtbogen-Lampen zum Strahlenfächer der Suchscheinwerfer, von der Konturenbeleuchtung durch Glühbirnen zum computergesteuerten Farbflutlicht.

Neumanns Buch, dem lediglich Orts- und Namensregister fehlen, ist auch deshalb verdienstvoll, weil das erleuchtete Thema sich einer Fixierung leicht entzieht. Die Weltausstellungen, die als Labors der Lichtarchitektur dienten, oder die Kulissenwelt der Lunaparks waren zeitlich begrenzte Ereignisse, flüchtig wie das Licht selbst. Doch auch Beleuchtungsprogramme, die für einzelne dauerhafte Großstadtbauten entwickelt wurden, wechselten immer wieder. Manche Türme, deren Lichtarrangements ihre Epoche entzückt hatten, versanken auf lange Zeit in Düsternis, wenn Kriegszeit, Energiekrise oder auch nur Eigentümerwechsel angesagt waren.

Natürlich will Lichtarchitektur beeindrucken, überwältigen, stumm vor Staunen machen. Neumann sucht die friedlichen Spektakel ziviler Massenevents auch in ihren formalen Mitteln von den Drohgesten der NS-Diktatur zu unterscheiden. Aber es hilft nichts: Die Lichterdome, die Hitlers Generalbauinspekteur Albert Speer mit Flakscheinwerfern in den Himmel über dem Berliner Olympiastadion oder dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände zeichnen ließ, waren allesamt schon bei den großen internationalen Ausstellungen in San Francisco oder Barcelona zu finden. Ob und wie weit Mittel anrüchig sind, entscheiden erst die Zwecke, für die sie eingesetzt werden.

Wie jede verdienstvolle Untersuchung weckt auch dieses Buch Wünsche nach mehr. So ist hier ausschließlich von Außenarchitektur die Rede. Doch viele Bauten waren durchkomponierte Lichtkunstwerke mit oftmals faszinierenden Interieurs, die der Darstellung harren. Auffällig war der große Anteil, den Bühnenbildner und Designer von Show-Sets an der Gebäudebeleuchtung hatten. Adolphe Appia und Edward Gordon Craig werden erwähnt, aber nicht behandelt, obwohl die abstrahierende Lichtregie dieser Bühnenrevolutionäre schon nach Meinung ihrer Fin-de-siècle-Zeitgenossen zu überwältigenden Raumbildern geführt hatten. Sie oder Alexander von Salzmann, der das Festspielhaus in Dresden-Hellerau in einen luminosen Kristallschrein verwandelte, oder Norman Bel Geddes in den USA waren Pioniere des Bauens mit Licht. Auch ihnen ist zu danken, daß die immaterielle "Architektur der Nacht" zum Alter ego des materiellen Bauens wurde, zu dessen beliebterem Doppelgänger.

WOLFGANG PEHNT

"Architektur der Nacht", herausgegeben von Dietrich Neumann. Prestel Verlag, München 2002. 240 S., 307 Farb- u. S/W-Abb., geb., 49,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Über Hochhäuser und Filmsets hat der Architekturhistoriker Dietrich Neumann bereits geschrieben: und mit beidem hat der von ihm nun herausgegebene Band einiges zu tun. Denn mehr noch als bei Architektur bei Tageslicht hat man es bei im Dunkeln beleuchteter Architektur, schon gar bei auf Illumination angelegter Architektur mit Inszenierungen zu tun. Es stellt sich dabei etwa heraus, dass die am Tage eher abweisende Architektur der Moderne bei Einsatz künstlichen Lichts sehr viel geschlossenere Flächen erzeugt als verzierter Historismus. Das Lichtdesign, so der Rezensent Wolfgang Pehnt, wird durch das Buch als eigene Disziplin kenntlich, mit Künstlern, die durchaus eigene Handschriften aufweisen. Pehnt ist von dem Band begeistert: lehrreiche Essays würden ergänzt durch "hinreißendes Bildmaterial", allerdings fehle ein Orts- und Namensregister.

© Perlentaucher Medien GmbH