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Charles de Gaulle (1890 - 1970) vereinigte in seiner Persönlichkeit den historischen Helden und den machtbewußten Politiker. Mit seinen Widersprüchen spiegelt er die an Brüchen und Wendungen reiche Geschichte Frankreichs und Europas in seinem Jahrhundert wider.Aus bürgerlichem, patriotischem Milieu stammend, hatte er den nationalistischen Geist seiner Zeit verinnerlicht, der ihn als Berufssoldat zur Armee und durch die Feuer des Ersten Weltkrieges führte. Erfüllt von einem unbändigen Willen zur geschichtlichen Größe, litt er lange an den engen Grenzen, die ihm eine in den Bahnen der Routine…mehr

Produktbeschreibung
Charles de Gaulle (1890 - 1970) vereinigte in seiner Persönlichkeit den historischen Helden und den machtbewußten Politiker. Mit seinen Widersprüchen spiegelt er die an Brüchen und Wendungen reiche Geschichte Frankreichs und Europas in seinem Jahrhundert wider.Aus bürgerlichem, patriotischem Milieu stammend, hatte er den nationalistischen Geist seiner Zeit verinnerlicht, der ihn als Berufssoldat zur Armee und durch die Feuer des Ersten Weltkrieges führte. Erfüllt von einem unbändigen Willen zur geschichtlichen Größe, litt er lange an den engen Grenzen, die ihm eine in den Bahnen der Routine erstarrte Gesellschaft auferlegte. Erst dem fast Fünfzigjährigen öffnete sich 1940 der Weg zu weltgeschichtlicher Bedeutung. als sein Land und alle scheinbar festgefügten Ordnungen im Ansturm der Panzer Hitlers zusammenbrachen.
Autorenporträt
Thomas Nicklas, geb. 1967, ist Privatdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2000

Gegner seiner Gegenwart
Charles de Gaulle: Ein kleines Porträt über einen großen General

Thomas Nicklas: Charles de Gaulle. Held im demokratischen Zeitalter (Persönlichkeit und Geschichte, Band 158/159). Muster-Schmidt Verlag, Göttingen/Zürich 2000. 135 Seiten, 20,80 Mark.

Historische Größe ist ein zweifelhaftes Attribut. Meist im Rückblick verliehen, von der Geschichtswissenschaft dann dauerhaft zugewiesen, bezeichnet es doch meist auch ein Scheitern. So im Fall Charles de Gaulles: Von Hause aus Offizier, war er Schriftsteller aus Leidenschaft, selbst berufener Führer des "Freien Frankreich" gegen Hitler-Deutschland, Staatsmann dank höherer Fügung. De Gaulle "machte Politik nicht für den Tag und für die Stunde, sondern vor der Geschichte". Dabei hasste er "das Mittelmaß, aber manchmal ist die Geschichte selbst mittelmäßig". Hat nicht auch die "Gegenwart Rechte zu fordern"? Jedenfalls ist die Gegenwart häufig der Gegner dieses bedeutenden Mannes gewesen, dem Thomas Nicklas ein lesenswertes biographisches Porträt gewidmet hat.

Die Gegenwart, das waren für den 1890 geborenen Offizier zunächst der große Krieg, die Verwundung und die Gefangenschaft in Deutschland, später dann die Weigerung der alten Männer in Paris, Konsequenzen aus dem Debakel zu ziehen. Bewegung statt Erstarrung, Panzer statt Barrieren, das waren die Forderungen de Gaulles. Weil sie ungehört verhallten, musste Frankreich 1940 erneut die Zeche zahlen.

Von London aus rief der General zum Widerstand auf. "Der bei Hitler erbettelten Staatsgewalt der Granden von Vichy stellte de Gaulle seine eigene Legitimität entgegen, die, hervorgegangen aus der Geschichte Frankreichs, sich aus der Fortsetzung des Kampfes gegen den Nazismus nährte." De Gaulle setzte diesen Kampf bekanntlich fort, trotz aller Schwierigkeiten und Demütigungen, die ihm durch seine verbündeten Gegner Churchill und vor allem Roosevelt zugefügt wurden. Aus diesem Kampf bezog der General den Anspruch, Frankreich in die Zukunft zu führen. Das schloss die Bereitschaft ein, mehr als ein Jahrzehnt auf die Berufung warten zu müssen. Erst als der Algerien-Krieg Frankreich dramatisch die Möglichkeit eines Bürgerkrieges vor Augen führte, schlug die Stunde des Generals: "Auf dem Thron zu Paris saß wieder ein Herrscher, der nicht mehr bat, sondern gleich forderte."

Alle wurden mit diesen Forderungen konfrontiert, die Franzosen ohnehin, aber auch die Europäer, allen voran die Deutschen, und nicht zuletzt die beiden Vormächte der bipolaren Welt. An allen hat der General früher oder später Revanche geübt - für Verletzungen, Demütigungen, Ignoranz oder schlicht und einfach Unverständnis. Die Bonner Politik und insbesondere Bundeskanzler Erhard mussten schmerzlich erfahren, was es bedeutete, sich nicht den Wünschen des Generals nach einer exklusiven französisch-deutschen Zweierallianz zu fügen. Die Briten erlebten gleich zweimal, was ein langes Gedächtnis bedeutet: Die brüske Zurückweisung ihres Beitrittswunsches zu den europäischen Gemeinschaften war eben auch die Quittung de Gaulles für seine Behandlung durch den wesensverwandten Churchill. Dass er damit gleich auch die Amerikaner treffen konnte, kam dem General gelegen. Der Aufbau einer eigenen französischen Atomstreitmacht und der schrittweise Rückzug aus der Nato taten ein Übriges.

Sein eigentliches Ziel, Frankreich in den Kreis der Weltmächte zu führen, hat Charles de Gaulle nicht erreicht. Ihn hat das nicht irritiert, weil er zuversichtlich davon ausging, dass die Geschichte das Urteil sprechen werde.

GREGOR SCHÖLLGEN

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit viel ironischer Distanz bewertet der Rezensent mit dem Kürzel "uha" diese Biografie über Charles de Gaulle, obwohl er dem Autor Detailtreue und ein gewisses erzählerisches Talent attestiert. Befremdet ist er von Nicklas` Pathos, der Ausdruck finde in einem Vokabular, das "der längst überwundenene historischen Epoche angehört, als die großen Staatsmänner noch Geschichte machten." Dieser Stil finde seine Entsprechung in einer konservativen Betrachtungsweise geschichtlicher Vorgänge. Der Rezensent vermisst einen "politisch-soziologischen" Blick auf de Gaulles Lebenswerk, gesteht Nicklas aber dennoch zu, dass es ihm gelingt, eine "gewisse Distanz" zu dem Objekt seiner Forschung zu wahren.

© Perlentaucher Medien GmbH