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Produktdetails
  • Verlag: Kreuz-Verlag
  • Seitenzahl: 155
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 294g
  • ISBN-13: 9783783118032
  • ISBN-10: 3783118034
  • Artikelnr.: 24385348
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2002

Ein Dorf für Kinder
Immer mehr Kriegswaisen suchen eine neue Familie
WERNER MEYER: Kinder zwischen Himmel und Hölle, Kreuz-Verlag, Stuttgart 2000. 155 Seiten, 16,90 Euro.
Bürgerkrieg im Libanon 1984. Eine Mutter ruft verzweifelt: „Tötet uns, tötet nicht die Kinder!” Rima, Elias, Rita und Charbel werfen sich zu Boden, stellen sich tot. Und überleben. Neben ihnen liegen dreizehn Leichen, darunter ihre Brüder Michel und Jalil, Vater, Mutter und die Nachbarn. Und dennoch haben die vier Überlebenden mehr Glück als andere Kriegswaisen: Sie kommen gemeinsam in ein SOS-Kinderdorf. „Es fehlte uns nichts”, sagt Rima heute über die Jahre bei der Pflegemutter, „wir hatten alle Liebe”.
Geschichten vom Leben und Überleben erzählt der Münchner Journalist Werner Meyer in seinem Buch „Kinder zwischen Himmel und Hölle”. Bis heute sucht und findet Meyer die Kinder wieder, die er getroffen hat, während er für Reportagen aus Kriegs- und Krisengebieten quer durch alle Kontinente reiste. Die Lebensschicksale dieser Kinder sind traurige Details in einer Welt von Terror und Katastrophen, unter denen gerade Kinder am meisten leiden. Es sind aber auch Geschichten voller Hoffnung.
Die Lese-Reise führt in die verschiedensten Ecken der Welt, unter anderem nach Äthiopien, Vietnam und China. Aus den Kriegswaisen, die Meyer traf, wurden in den SOS-Dörfern selbstbewusste Erwachsene, die heute Ärzte, Krankenschwestern oder Wasserwirtschafts-Ingenieure sind. Sie alle arbeiten mit Energie am Aufbau ihres jeweiligen Landes. Ein weiterer Besuch führt den Reporter nach Armenien, in das fast vergessene Land im Kaukasus. Hier machte 1988 ein grauenvolles Erdbeben etwa eine halbe Million Menschen obdachlos; wenig später brach Krieg aus. In den Krankenhäusern vegetierten Tausende von Kindern ohne Arme, ohne Füße oder ohne Beine.
Werner Meyer gelang es mit Spenden von Lesern der Münchner Abendzeitung und mit Hilfe des Bayerischen Roten Kreuzes, eine Orthopädie- Station in Eriwan zu errichten. Hier wurden bisher mehr als 1000 amputierte Kinder behandelt. Heute kann manch einer von ihnen wieder tanzen – mit einem künstlichen Bein. Greta beispielsweise, die beide Beine verlor, spielt heute mit Begeisterung Fußball – dank phantastischer Prothesen und vieler Behandlungen während des Wachstums.
Fotos veranschaulichen die Entwicklungen der einzelnen Kinder. Aber auch eingestreute Zeitungsartikel aus der Zeit der jeweiligen Katastrophen geben den einzelnen Geschichten Authentizität. An den Schluss stellt Meyer ein Kapitel über Hermann Gmeiner, den Gründer der SOS-Kinderdörfer, und seinen Nachfolger Helmut Kutin, selbst ein Dorfkind, sowie über die rund 400000 Kinderdörfer in 131 Ländern der Erde. Angesichts des Elends unzähliger Kriegswaisen nach dem Zweiten Weltkrieg, angesichts überfüllter Kinderheime hatte Hermann Gmeiner mit der Hilfe einiger Weniger im Jahr 1949 in der Tiroler Kleinstadt Imst das erste SOS-Kinderdorf aufgebaut. Die Grundidee dieses und aller folgenden SOS-Kinderdörfer ist es, Kindern, die ihre Eltern verloren haben oder nicht mehr bei ihnen leben können, ein dauerhaftes Zuhause und ein stabiles Umfeld wie in einer Familie zu geben. Das Kind soll aufwachsen wie in einer Familie – mit einer SOS-Kinderdorf-Mutter, den Geschwistern, dem Haus und dem Dorf.
Meyers Text ist ein kleines, ehrliches Buch über Kinder, die den Glauben an das Leben wiedergefunden haben – und zugleich ein Plädoyer für die Idee der Kinderdörfer.
BETTINA PFLÜGER
Die Rezensentin ist Buchhändlerin in München.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Journalist Werner Meyer hat bei seinen Reportagen in Kriegs- und Krisengebieten viele Kinder getroffen; ungewöhnlich ist, dass er ihre Schicksale über die Jahre hinweg weiterverfolgt hat. Davon berichtet dieses Buch. Es geht um Kinder aus den verschiedensten Weltgegenden, von Äthiopien bis Vietnam, Meyer erzählt Geschichten, die Hoffnung machen. Die in den SOS-Kinderdörfern herangewachsenen Kriegswaisen sind mittlerweile vielfach "Ärzte, Krankenschwestern oder Wasserwirtschafts-Ingenieure". Meyer berichtet von einer Orthopädie-Station in Eriwan, die er mit Hilfe von Spenden aufbauen konnte, und die bisher mehr als 1000 amputierte Kinder behandelt hat. Das Buch bietet Zeitungsartikel, die die Einordnung der Geschehnisse erleichtern und ein Abschlusskapitel über Hermann Gmeiner, den Gründer der SOS-Kinderdörfer. Herausgekommen ist, so Bettina Pflüger, ein "kleines, ehrliches Buch über Kinder, die den Glauben an das Leben wiedergefunden haben."

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