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Die Zehn Gebote und die Politik: Der evangelische Christ und ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein bezieht Position. Differenziert beschreibt er, welche Bedeutung die Zehn Gebote für seinen politischen Alltag haben. Denn: "Wenn Gott der Schöpfer ist, dann steht es ihm ganz einfach zu, mir als seinem Geschöpf zu sagen, was richtig und was falsch ist." Ein persönliches Glaubensbekenntnis, das Mut macht, konsequent zu leben.

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Produktbeschreibung
Die Zehn Gebote und die Politik: Der evangelische Christ und ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein bezieht Position. Differenziert beschreibt er, welche Bedeutung die Zehn Gebote für seinen politischen Alltag haben. Denn: "Wenn Gott der Schöpfer ist, dann steht es ihm ganz einfach zu, mir als seinem Geschöpf zu sagen, was richtig und was falsch ist." Ein persönliches Glaubensbekenntnis, das Mut macht, konsequent zu leben.
Autorenporträt
Beckstein, Günther
Der Jurist Dr. Günther Beckstein ist einer der bekanntesten deutschen Innenpolitiker. Er war der erste evangelische Ministerpräsident in Bayern seit 1945 und bis 2013 Landtagsabgeordneter. Außerdem gehört er seit 1996 der ev. Landessynode in Bayern an und ist seit 2009 Vizepräses der EKD-Synode.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.05.2011

Der Coup von Wildbad Kreuth
Aus erster Hand: Becksteins Machtkampf gegen Stoiber

"Nein, es war kein Putsch", beteuert Günther Beckstein. "Vielmehr war es so, wie Edmund Stoiber selbst gesagt hatte: So konnte man nicht mehr weitermachen." Die legendäre Klausurtagung in Wildbad Kreuth, die im Januar 2007 den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden seine beiden Ämter kostete, hat der wichtigste Akteur jetzt selbst beschrieben. Beckstein spielt als Vizepräses der Synode eine führende Rolle in der Evangelischen Kirche Deutschlands. Seine unterschiedlichen Erfahrungen als Politiker und engagierter Christ sind in eine Reflexion über die Zehn Gebote eingegangen. "Du sollst nicht begehren Deines nächsten Amt?" Nein, versichert der Autor. Dagegen habe er keinesfalls verstoßen - auch nicht, als er innerhalb von wenigen Tagen und Nächten das Ende der Ära Stoiber erzwang.

Der Höhepunkt dieser Ära ist mit der Zweidrittelmehrheit für die CSU im September 2003 überschritten. Mit einer tiefgreifenden Verwaltungsreform überfordert Stoiber den ganzen Freistaat, die eigene Partei eingeschlossen. Im Jahr 2005 kündigt er an, als Superminister in Angela Merkels Kabinett einzutreten, bleibt aber plötzlich doch in München. Innenminister Beckstein muss seinen Traum, in die Bayerische Staatskanzlei einzuziehen, begraben. Stoibers Verhältnis zur Landtagsfraktion ist erschüttert. Ein skurriler Streit mit der Fürther Landrätin Gabriele Pauli beschleunigt die Erosion der Macht.

Zu Beginn des Jahres 2007 alarmieren katastrophale Umfragewerte die Partei. Beckstein schildert die Klausurtagung im Einzelnen. Am dritten Tag nimmt Stoiber ihn beiseite, um ihn zu fragen wie es weitergehen soll. Durchhalten, lautet sein Rat. Stoiber berichtet, dass nicht nur die Franken, sondern auch viele Oberbayern inzwischen gegen ihn seien. Aber die in der Öffentlichkeit als seine potentiellen Nachfolger gehandelten Politiker hält er für ungeeignet. Eine aus Beckstein und dem Wirtschaftsminister Erwin Huber bestehende Doppelspitze komme auch nicht in Frage, sagt der Partei- und Regierungschef. "Ihr streitet euch ja nur." Beckstein entgegnet, das müsse man mal ausloten. Stoiber fragt, ob er denn schon mal mit Huber geredet habe. Nein. Stoiber rät, das Gespräch nachzuholen. So geschieht es. Beckstein und Huber vereinbaren, die beiden Ämter untereinander aufzuteilen. Der Franke will Ministerpräsident werden, der Niederbayer strebt das Amt des Parteichefs an. Gemeinsam erklären sie es Stoiber. Dessen Reaktion fällt "sehr kühl" aus. Er kündigt an, in der nächsten Woche im Landesvorstand zu erklären, ob er weitermache. Doch dazu soll es nicht mehr kommen.

Der fränkische Protestant taucht seine damalige Vorgehensweise jetzt in ein allzu mildes Licht. Zwar ist ihm zuzubilligen, dass Stoiber die Doppelspitze anscheinend selbst ins Spiel brachte. Aber als die beiden Minister ihrem Chef ankündigten, die Macht zu übernehmen, bestand der vergeblich darauf, Herr des Verfahrens zu bleiben. Seine Parteifreunde nahmen ihm das Heft aus der Hand. Sie stürzten ihn. Beckstein schreibt, dass sich zu diesem Zeitpunkt in der Fraktion schon herumgesprochen habe, welche Möglichkeit "erwogen" würden. "Die Kollegen diskutierten bis in die tiefe Nacht." Tatsächlich spielten aber auch Beckstein und Huber eine aktive Rolle. Nach dem Abendessen gingen sie im Speiseraum bei Wein, Bier und Gesang einzeln von Tisch zu Tisch, um für ihren Plan und sich selbst zu werben. Beckstein wurde keineswegs in die Pflicht genommen. Er wollte das Amt, und er kämpfte darum, als der Inhaber schwächelte. Stoiber unterstrich später in einem Wortlautinterview des "Stern", dass er seine Ämter nicht freiwillig zur Verfügung gestellt und auch niemanden für die Nachfolge vorgeschlagen habe. "Kreuth hat mir weh getan."

Dass Beckstein seinen Coup heute etwas beschönigt, lässt sich nachvollziehen. Es ist nun einmal nicht gerade christlich, demjenigen die Macht zu entreißen, dem man seine Karriere verdankt. Hinzu kommt, dass die CSU bei den Landtagswahlen im September 2008 mit ihrem fränkischen Spitzenkandidaten eine historische Niederlage erlitt. Es ist Becksteins Tragik, dass er den Sturz seines Vorgängers nicht mit einem eigenen Erfolg legitimieren konnte.

EWALD HETRODT

Günther Beckstein: Die Zehn Gebote. Anspruch und Herausforderung. Verlag Hänssler, Holzgerlingen 2011. 192 S., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ewald Hetrodt hat an Günther Beckstein Reflexionen über die Zehn Gebote vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen als Politiker und Christ vor allem die Schilderung der Klausurtagung in Wildbad Kreuth im Januar 2007 interessiert, auf der der langjährige Bayerische Innenminister seinen Chef Edmund Stoiber stürzte. Der Rezensent lässt noch einmal die schwierige damalige Situation Stoibers und der CSU Revue passieren, um sich dann ganz auf die Beschreibung der Klausurtagung zu konzentrieren. Dass Beckstein im Rückblick von einem Putsch nichts mehr wissen will, scheint ihm verständlich. Nichtsdestoweniger hält er dessen Schilderung des Machtkampfes gegen Stoiber für geschönt.

© Perlentaucher Medien GmbH