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Von wegen, weniger ist mehr. Endlich haben Designer, Künstler und Architekten die suggestive Wirkung von Mustern wiederentdeckt. Sie huldigen nun dem einst zum Überflüssigen degradierten Dekor, indem sie Lampen, Stühle oder ganze Räume mit Streifen, Punkten oder Tarnmustern überziehen. Viele interpretieren, wie die in Rotterdam ansässigen Gestalter Jurgen Bey und Hella Jongerius, traditionsreiche Motive neu. Das Buch stellt erstmals gattungsübergreifend verschiedene Zugriffe auf Muster vor und zeigt, welche Funktionen Dekore übernehmen können. Anhand von aktuellen Beispielen werden die…mehr

Produktbeschreibung
Von wegen, weniger ist mehr. Endlich haben Designer, Künstler und Architekten die suggestive Wirkung von Mustern wiederentdeckt. Sie huldigen nun dem einst zum Überflüssigen degradierten Dekor, indem sie Lampen, Stühle oder ganze Räume mit Streifen, Punkten oder Tarnmustern überziehen. Viele interpretieren, wie die in Rotterdam ansässigen Gestalter Jurgen Bey und Hella Jongerius, traditionsreiche Motive neu. Das Buch stellt erstmals gattungsübergreifend verschiedene Zugriffe auf Muster vor und zeigt, welche Funktionen Dekore übernehmen können. Anhand von aktuellen Beispielen werden die vielfältigen Farben, Formen und Anwendungen vor den Augen der Leser ausgebreitet. Dabei wird sichtbar, dass das Muster den gegenwärtigen technischen Möglichkeiten entspricht und den heutigen Wahrnehmungsbedingungen entgegenkommt. Die Arbeiten von international renommierten Gestaltern wie Tord Boontje, Michael Lin, Olaf Nicolai und Sauerbruch & Hutton werden in alphabethischer Reihenfolge vorgestellt.
Autorenporträt
Petra Schmidt ist freie Autorin und Beraterin in Frankfurt am Main. Sie lehrt Design-Theorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und schreibt für Kunst- und Design-Magazine wie 'art' und 'Frame'. Nach ihrem Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt arbeitete sie für diverse Design-Unternehmen und war von 1999 bis 2007 Chefredakteurin der Design-Zeitschrift 'form'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2005

Verbrechen oder Versprechen? Die große Kunst des Ornaments kehrt zurück
Der missverständlichste Essay der Baugeschichte stammt von Adolf Loos und wird so oft wie einhellig falsch zitiert. Wenn auch auf bezeichnende Weise. Nicht die Schrift „Ornament als Verbrechen” hat der Wiener Architekt vor einem Jahrhundert verfasst, sondern den Aufsatz „Ornament und Verbrechen”. Mit anderen Worten: Nicht jedes Ornament gilt der Moderne als Ausweis ästhetischer Illegalität. Nicht gegen jede Schmuckform muss man zu Felde ziehen. Und nicht jeder Architekt liebt schwarze Anzüge und baut weiße Kisten. Die behauptete Schmucklosigkeit und vorgeblich schiere Funktionalität der Moderne war schon immer ein grandioses Missverständnis.
Allerdings lässt sich nicht leugnen, dass diesem Irrtum besonders gern die Architekten erlegen sind. Im Glauben, modern zu sein, haben sie ihre Opfer und Bauherren durch ihre Werke nicht selten „an den Rand des sinnlichen Entzugs-Komas” (Tom Wolfe) getrieben. Zu befürchten ist jedoch, dass eben diese Architekten ihr Missverständnis über das Wesen der Reduktion nun wiederum durch ein Missverständnis über das Wesen der Pracht karikieren. Aber nicht jede Schmuckform schmückt. Und nicht jedes Dekor ist dekorativ.
Seit einiger Zeit erlebt das Ornament in der Baukunst wie im Design ein erstaunliches Comeback. Wobei man fast schon wieder befürchten muss, dass im Sog dieser Entwicklung die Unterschiede zwischen Ornament und Ornamentik, zwischen Schmuck und Muster, Verzierung und Dekoration abermals versimpelt werden. Schon sind Bauten zu besichtigen, deren rauschhaftes Blendwerk man am liebsten in die Entzugsanstalt einweisen möchte. Das Wolfe’sche Entzugs-Koma nähme man in Kauf.
Unsere Architekten sollten also nicht nur Wolfe und Loos noch einmal genauer lesen, sondern auch das anregende Buch von Petra Schmidt, Annette Tietenberg und Ralf Wollheim studieren: „Patterns. Muster in Design, Kunst und Architektur” (Verlag Birkhäuser, 336 Seiten, 300 Farbabbildungen, 59,90 Euro). Das Buch ist mehr als ein Fingerzeig auf zeitgenössische, angesagte Formfindungen: Es versammelt tatsächlich herausragende und innovative Arbeiten von Architekten, Künstlern und Designern, die sich mit den Transformationen der Oberflächen auseinandersetzen.
Auf unserem Bild (Foto: Lukács) ist die raumfüllende Wandbedeckung „Black Light” von Persijn Broersen und Margit Lukács zu sehen - erdacht im Jahr 2004. In dieser Arbeit geht es um einen wesentlichen Aspekt von Mustern: um jenen Punkt, da Ordnung und Chaos einander wechselseitig bedingen. Um nichts anderes ist es Adolf Loos gegangen, der in einer Zeit lebte, als die Wiener Innenstadt große Ähnlichkeit mit einer Blumentapete hatte.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Regelrecht hingerissen zeigt sich Tilman Spreckelsen von diesem "Prachtband" über Muster und Verzierungen, den Petra Schmidt, Annette Tietenberg und Ralf Wollheim herausgegeben haben. Er schildert die Bedeutung von Verziehrungen und Ornamenten von ihrer Verdammung durch Adolf Loos? 1909 über die psychedelischen Sechziger und die Postmoderne bis in die Gegenwart. Besonders erfreulich findet Spreckelsen, dass sich der Band nicht auf Tapeten, Handtaschen oder Geschirr beschränkt, sondern seinem Thema auch in den Bereichen Architektur, Grafik, Malerei und Installation nachgeht. Einen Schwerpunkt des Bandes sieht Spreckelsen in der Wechselwirkung zwischen Mensch, Muster und Natur. In diesem Zusammenhang hebt er die Fotoserie der iranischen Künstlerin Haleh Anvari hervor, die mit bunten Tschadors bekleidete Frauen in eine karge, steingemusterte Landschaft gruppiert. "Sich daran festzusehen", befindet der Rezensent, "fällt nicht weiter schwer".

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