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Der amerikanische Pianist und Musikschriftsteller Charles Rosen bietet mit diesem Buch eine umfassende Darstellung der Musik der Romantik. Hier wird, in der Erforschung ihrer musikalischen Ausdruckswelt, ihrer Formen und Stile, der Geist lebendig, der eine Generation von Komponisten und Musikern bewegt hat. Gestützt auf seine reiche Erfahrung als Interpret liefert Rosen ebenso bestechende wie unterhaltsame Analysen von Werken Schuberts, Schumanns, Mendelssohns, Bellinis, Liszts und Berlioz' und eröffnet dabei auch einen neuen Blick auf Chopin als einen Meister der Mehrstimmigkeit und der…mehr

Produktbeschreibung
Der amerikanische Pianist und Musikschriftsteller Charles Rosen bietet mit diesem Buch eine umfassende Darstellung der Musik der Romantik. Hier wird, in der Erforschung ihrer musikalischen Ausdruckswelt, ihrer Formen und Stile, der Geist lebendig, der eine Generation von Komponisten und Musikern bewegt hat. Gestützt auf seine reiche Erfahrung als Interpret liefert Rosen ebenso bestechende wie unterhaltsame Analysen von Werken Schuberts, Schumanns, Mendelssohns, Bellinis, Liszts und Berlioz' und eröffnet dabei auch einen neuen Blick auf Chopin als einen Meister der Mehrstimmigkeit und der großen Form. All das ist verflochten mit Betrachtungen zur Kunst, Literatur und Philosophie dieser Epoche, so daß die bedeutenden Figuren der romantischen Musik auch in ihrem intellektuellen und kulturellen Umfeld erscheinen.
Autorenporträt
Charles Rosen, geb. 1927 in New York. Pianist, Musikologe, Musikschriftsteller und regelmäßiger Musikkritiker der 'New York Review of Books'. Seinen Ruhm als Autor begründete der Band 'Der klassische Stil: Haydn, Mozart, Beethoven', für den er 1972 den National Book Award for Arts and Letters erhielt und der ein Welterfolg wurde. 'Musik der Romantik' ist sein zweites Buch. Rosen lebt als emeritierter Professor in New York und Paris, reist als Pianist und Vortragender durch die ganze Welt. Er wurde zuletzt 1998 mit dem Truman Capote Award for Literary Criticism ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2001

Hinweis

ROSENS ROMANTIK. Das vielbewunderte Werk des amerikanischen Musikschriftstellers und Pianisten Charles Rosen über "The Romantic Generation" liegt nun auch in deutscher Übersetzung vor. Hans Zender schrieb über die Originalausgabe am 2. April 1996 in dieser Zeitung: "Es handelt sich bei diesen Essays nicht um bloße Analysen von Notentexten, sondern es wird das ganze Phänomen der Musik widergespiegelt: zunächst der Text, seine Überlieferung, Entzifferung und Umsetzung in Klang; dann der Klang selber und die Art und Weise, wie er über die Ohren zum Verständnis des Hörers gelangt; und schließlich die Geschichte dieses Verstehens, das wieder neue Texte erzeugt und eingeht in neu entstehende Musik. Nach der Lektüre dieses Buches sind nicht nur die Konstanten der klassisch-romantischen Ästhetik ins Wanken geraten. Der Blick auf unser eigenes Jahrhundert ist freier geworden. Wir erkennen plötzlich, daß manche ,orthodoxen' Anschauungen der Avantgarde auf den gleichen Vorurteilen beruhen wie die bisherige Unterbewertung der ,romantic generation'." (Charles Rosen: "Musik der Romantik". Aus dem Amerikanischen von Eva Zöllner. Residenz Verlag, Salzburg 2000. 815 S., geb., 93,- DM.)

F.A.Z.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2001

Das Spiel von Zyklus und Fragment
Charles Rosen hat ein großes Buch über die Komponisten der Romantik und das Komponieren nach Beethoven geschrieben
Was verstehen wir unter Romantik und welche Künstler bezeichnen wir als Romantiker? Verfährt man dabei in unterschiedlichen Sprachen übereinstimmend und rechnen wir dabei in allen Künsten mit ähnlichen Merkmalen? In solchen Fragen verbergen sich Zweifel und Unsicherheiten. Sie haben dazu geführt, dass der Begriff Romantik heute vielfach mit einem Warnschild versehen wird. Das musikalisch-literarische Talentbündel Charles Rosen kommt uns nun in einem nahezu herkulischen Kraftakt zu Hilfe. Rosen hat ein Kapitel in der Geschichte der Künste, nicht der Musik allein, geschrieben, das wir mit Überzeugung Romantik nennen dürfen. Es ist nicht von ungefähr, dass Rosen seine Entdeckung in der Neuen Welt, jedenfalls nicht ausschließlich von deutschen Traditionen ausgehend, gemacht hat. Distanz wirkt vielfach klärend.
Im deutschen Sprachraum ist Rosen als Verfasser eines vorzüglichen Buches bekannt, Der klassische Stil, zuerst 1971 auf Englisch erschienen. Aber Rosen ist auch ein veritabler Pianist, mit Zügen eines Virtuosen, es gibt von ihm Aufnahmen der klavieristisch denkbar anspruchsvollsten Werke, doch Repertoire- oder Engagementzwängen hat er sich nie unterworfen. Daneben ist er Musikwissenschaftler und –schriftsteller, überdies Musikkritiker. Das jetzt auf Deutsch erschienene Romantikbuch nötigt dazu, Rosen auch als Literaturwissenschaftler beachtliche Qualitäten zu attestieren. Dass er sich hier über mehrere Fächer hinweg bewegt, liegt in seiner eigenen Konzeption begründet. Zum einen hat die Entstehung romantischer Dichtung grundlegende Voraussetzungen in der Musik, zum andern betreiben die Komponisten der Romantik eine weiträumig-differenzierte Literarisierung der Musik.
Das Buch ist als eine echte verlegerische Tat zu rühmen. Übersetzungen sind heute teuer bis unbezahlbar, die Einfügung von Notentext stellte ungewöhnliche Herausforderungen, und nicht zuletzt wirft das Schreiben über Musik terminologisch ganz eigene Probleme auf, wenn man die Sprache zu wechseln hat. Eine deutsche Version aber ist notwendig, denn beim Thema „western art music”, auch schlicht „wams” genannt, leben wir mittlerweile in getrennten Welten. Die Repertoires, die Programme, sie unterscheiden sich gründlich, und das Deutsche als Wissenschaftssprache verliert dramatisch Boden. So möge der deutsche Musikliebhaber sich von Charles Rosen freundlich eingeladen sehen, bei ihm etwas mehr musikalische Weltkenntnis zu erwerben.
Der englische Titel traf die Sache eigentlich besser, The Romantic Generation: Komponisten also, deren Produktion, deren Einwirkung auf die Weiterentwicklung der Formen, der Kompositionstechnik erst nach Beethovens Tod einsetzt. Das schließt natürlich ein, dass sie in ihren formativen Jahren selber noch ein Stück der Entwicklung Beethovens erlebten. Der Zeitgrenze für diese romantische Generation mit dem Tode Chopins (1859) wird nicht jeder eine vergleichbare Überzeugungskraft zusprechen, für Rosens Konzept ist sie sinnvoll. Danach eröffnet sich, so Rosen, eine neue, eine konservativere Ära. Darüber ließe sich streiten, möglicherweise ist schon früh ein Stilpluralismus aufgekommen. Franz Schubert, der stets gleichsam „nach” Beethoven, obschon zeitgleich mit diesem komponierte, steht nicht eben im Zentrum der Überlegungen Rosens. Schubert aber war es, der die Last des Vorbildes im wörtlichen Sinne zur Sprache brachte, mit seiner Frage, wer denn nach Beethoven noch zu komponieren vermöchte? Das hat entfernte Ähnlichkeit mit der Wirkung des langen Schattens, den Goethe über das 19. Jahrhundert warf.
Im Sinn der Brüder Schlegel
Rosen markiert die musikalische Epoche der Romantik mit dem Doppelgipfel Robert Schumann und Chopin. Die Konsequenz seiner Begründung für ihren inneren Zusammenhang ist faszinierend, die Weiträumigkeit in der Bestimmung der Leitkriterien schlechterdings atemberaubend; beides bestimmt das Niveau auch des denkerischen Anspruchs gleichermaßen. Es ist das Wechselspiel von Fragment und Zyklus, was dieser Epoche ihre Signatur verleiht. Gegen einander sind die Einzelstücke abgegrenzt, im Zyklus liegt die Anziehungskraft, die sie zum Ganzen fügt. Seine reinsten und zugleich komplexesten Verwirklichungen fand das Prinzip in Schumanns „Liederzyklen ohne Worte”. Die Davidsbündlertänze sind in Rosens Analysen die sprechendste Verwirklichung dieser Kunst.
Auf dem Wege zu diesem Resultat lässt Rosen den Leser teilhaben an der Entstehung und Entfaltung des frühromantischen Konzepts des Fragments im Sinne der Brüder Schlegel. Die Vorgeschichte geht einher mit den Vorformen einer Literarisierung der Instrumentalmusik. Am Beispiel Schumanns demonstriert Rosen die Einheit von sprachgebundenen und scheinbar rein instrumentalen Zyklen. Der Zyklus erweist sich in Rosens Beweisführung als „die originellste musikalische Form” der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Es ist evident, dass mit dieser romantischen Epoche nicht ein Zeitraum gemeint ist, sondern ein Ideengeflecht. Rein zeitlich liegt zwischen dem Jenaer Romantikerkreis und dem Auftreten Schumanns bereits die Spanne einer Generation. Indem Rosen auch in präromantische Ästhetik ausgreift, reichert er seine Theorie an mit Exempeln aus den Themenkreisen Landschaften, Berge, Ruinen, Reisen und Wandern. Die höchste Bedeutung unter den Denkformen, die daraus entstanden, besitzt die Zeitform der Erinnerung. In beispielloser Kenntnisvielfalt entwirft Rosen ein perspektivenreiches und farbiges Panorama aus Dichtung, Musik, Malerei und Naturphilosophie. Der Bogen spannt sich vom Bedeutenden über das Entlegene bis zum Esoterischen. Wer mit Hölderlins Landschaftsdichtungen oder Goethes Schrift über den Granit („seine bedeutendste Prosa”) noch vertraut ist, der mag sich dann bei Gustav Droysens historiografischer Methodologie oder der Bedeutung, die der Physiker Johann Wilhelm Ritter für Wagners musikdramatische Sprache hatte, doch ein wenig gefordert fühlen.
Rosen imponiert, aber, kein Zweifel, er will es auch. Das muss man im Rahmen einer Wertungsfreude sehen, die deutscher Schriftstellerei ziemlich fremd ist. Aber das Werten hat auch in Rosens gedanklicher Logik seinen Ort. Stets eröffnet er, wie der Schachspieler sagen würde, entweder mit Lob oder Tadel. Da mag es ihm genügen zu sagen, irgendeine Modulation sei „berühmt”. Erst dann folgen Analysen, oft assoziativ, ja sprunghaft, in jedem Fall zahlreich. Das Werk bietet eine außergewöhnliche Fülle an sogenannten Notenbeispielen, im strengen Sinne sind es keine Beispiele, denn die Noten sind integrale Textbestandteile. Das mag dem zumindest leichter fallen, der das oft gehört, wo nicht gar selber zu spielen versucht hat und den optischen Eindruck in eine Klangvorstellung umzusetzen vermag.
Wesentlicher Bestandteil des Buches ist auch die beigefügte CD, die kaum vollständige Werke, gelegentlich sogar nur Teile von Sätzen bietet. Die Aufnahmen veranschaulichen, welchen Rang in seinem eigenen Spiel Rosen den Klangvorstellungen der romantischen Generation beimisst. Denn dies ist eine der wichtigsten der Einsichten, die er vermittelt: Die ältere Musiktradition, bis hin zu Beethoven, baut auf den Grundelementen Tonhöhe und Rhythmus auf. Erst die Nach-Beethoven-Generation hat die neuentdeckten Grundelemente, das sind Klangfarbe und Klangverteilung, zu Kompositionsprinzipien erhoben.
Dies ist primär ein Buch über Klaviermusik. Das ist ohne Zweifel einseitig, aber falsch ist es nicht. Es gab seit dem 18. Jahrhundert nur wenige Entdeckungen auf dem Gebiet der musikalischen Formen, die ohne das Klavier zu denken wären. Gleichwohl, Rosen geht mit einer Überakzentuierung der Rolle des Klaviers auch Risiken ein. Nehmen wir nur sein ausuferndes Plädoyer für Chopin, fast 200 Seiten, mit großem Atem und Gestus vorgetragen: An handwerklichem Können sei Chopin, „der größte Meister des Kontrapunkts seit Mozart”, selbst Mendelssohn überlegen gewesen. Ja, wenn nur nicht gerade Mozart, seine Handschriften zeigen es, seine Mühe mit dem Kontrapunkt gehabt hätte!
Wenn Mendelssohn frömmelt
In der Komposition des Buches bilden die Kapitel selber einen Zyklus. Im letzten Viertel lockert Rosen sich merklich bis bedenklich. Ein Kapitel mit Berlioz-Apologie zielt mehr auf die Berliozgegner als auf Berlioz selber. Und das Mendelssohn-Kapitel – gewiss ist es musikalisch differenziert, aber wenn man die kulturelle Selbstbehauptung, die Integrationskraft des deutschen Judentums überhaupt nicht in Rechnung stellt, entgehen einem wesentliche Züge. Mendelssohn frömmelt ja kompositorisch nicht einfach, sondern er komponiert dezidiert evangelisch. Rosen ringt mit sichtbarer Mühe um eine gewisse Abrundung, indem er am Schluss noch einmal zu Schumann zurückkehrt. Das wirkt raffiniert, weil Schumanns Innovation jetzt unter dem Vorzeichen des Wahnsinns verwandelt erscheint. Aber ein fehlerhaftes Hölderlin-Zitat (richtig muss es S.  721 heißen: „Und spotten des Spotts mag gern frohlokkender Wahnsinn. ”) zeigt, dass Rosen vielleicht die geschichtlichen Dimensionen von Wahnsinn verkennt: Schumann fürchtete im medizinischen Sinne zu erkranken. Das ist aber etwas anderes als die göttliche Begeisterung, die den Dichter ergreift.
Wer diesen anspruchsvollen Achthundertseiter auf der Direttissima zu bezwingen versucht, der könnte auch scheitern. Zumindest beim ersten Anlauf sollte man vielleicht auswählen, entweder eigene Lieblingsstücke nach dem Register, oder die beiden wichtigsten Kapitel, das zweite und dritte, über Fragmente und Liederzyklen. Von dem Reichtum dieses Riesenwerks sollte man nichts verschenken.
HANS JOACHIM KREUTZER
CHARLES ROSEN: Musik der Romantik. Aus dem Amerikanischen von Eva Zöllner. Residenz Verlag, Salzburg Wien 2000. 816 Seiten, 95 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hans Joachim Kreutzer rühmt den Autor in seiner eingehenden Besprechung des Buches als "musikalisch-literarisches Talentbündel" und die Veröffentlichung der Studie über romantische Musik als "echte verlegerische Tat". Chopin und Schumann als den "Doppelgipfel" der romantischen Musik zu bestimmen, findet der Rezensent "faszinierend", die umfassende "Bestimmung der Leitkriterien" dieser Musik preist er gar als "schlechterdings atemberaubend". Dabei ist er nicht blind für Schwächen des Buches, die hauptsächliche Beschäftigung mit Klaviermusik findet er verständlich, aber auch riskant, und das letzte Viertel des Buches erscheint ihm gar zu "locker". In den Kapiteln über Berlioz und Mendelssohn sei Rosen trotz aller bewiesenen musikalischen Differenziertheit einiges entgangen, kritisiert der Rezensent. Alles in allem jedoch ist er von dem "Reichtum dieses Riesenwerks", er kann es nicht verhehlen, völlig begeistert.

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