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Jakob Littner, ein jüdischer Kaufmann in München, flieht 1939 vor der Verfolgung durch die Nazis. Die letzte Station seiner Flucht ist das Ghetto des galizischen Städtchens Zbaraz. Er überlebt die Shoah, versteckt in einem Erdloch. Noch 1945 hält er seine schrecklichen Erlebnisse in einer längeren Niederschrift fest. Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Koeppen wird beauftragt, dieses Manuskript für den Druck zu bearbeiten. Statt dessen verwandelt er die Vorlage in einen eigenen Text. Die Ausgangskonstellation in Koeppens Worten: "Ich schrieb die Leidensgeschichte eines deutschen Juden. Da…mehr

Produktbeschreibung
Jakob Littner, ein jüdischer Kaufmann in München, flieht 1939 vor der Verfolgung durch die Nazis. Die letzte Station seiner Flucht ist das Ghetto des galizischen Städtchens Zbaraz. Er überlebt die Shoah, versteckt in einem Erdloch. Noch 1945 hält er seine schrecklichen Erlebnisse in einer längeren Niederschrift fest. Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Koeppen wird beauftragt, dieses Manuskript für den Druck zu bearbeiten. Statt dessen verwandelt er die Vorlage in einen eigenen Text. Die Ausgangskonstellation in Koeppens Worten: "Ich schrieb die Leidensgeschichte eines deutschen Juden. Da wurde es meine Geschichte." 1948 erschienen die Aufzeichnungen aus einem Erdloch gleichwohl unter dem Autornamen Jakob Littner. 1992 wurde derselbe Text als Buch Wolfgang Koeppens veröffentlicht. Seitdem hat sich eine Debatte um die doppelte Autorschaft entzündet. Sie intensivierte sich, als öffentlich bekannt wurde, daß Koeppen ein autobiographischer Bericht Littners vorgelegen hatte.
Die Neuausga be von Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch wird nun ergänzt durch ein informatives Nachwort von Alfred Estermann. Es zeichnet anhand bislang unbekannter Dokumente erstmals umfassend die Entstehungs- und Publikationsgeschichte des Buches nach.
Autorenporträt
Wolfgang Koeppen, geb. am 23. Juni 1906 in Greifswald, starb am 15. März 1996 in München. Nach einem elfjährigen Aufenthalt in Ortelsburg (Ostpreußen) kehrte er 1919 nach Greifswald zurück. Aus finanziellen Gründen musste er vom Gymnasium auf die Mittelschule wechseln, von der er ohne Abschluss abging. Danach versuchte er sich in ganz unterschiedlichen Berufen: in einer Buchhandlung, im Stadttheater in Greifswald. Als Hilfskoch kam er nach Schweden und Finnland, in Würzburg arbeitete er als Dramaturg. 1927 ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1931 zwei Jahre als fest angestellter Redakteur beim Berliner Börsen-Courier arbeitete. Er schrieb Reportagen, Feuilletons, auch erste literarische Arbeiten entstanden. 1934 erschien sein erster Roman. Im selben Jahr siedelte er in die Niederlande über. Er kehrte 1938 nach Deutschland zurück und arbeitete ab 1941 für die Bavaria-Filmgesellschaft in Feldafing am Starnberger See, 1945 siedelte er nach München über.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Christoph Haas hat sich über die Neuedition des Romans, der sich auf die Aufzeichnungen Littners stützt und über dessen dramatisches Überleben der Nazizeit in einem Erdloch erzählt, ziemlich geärgert. Der Rezensent berichtet von den Unstimmigkeiten, die die Editionsgeschichte begleiten. Es war der Eindruck entstanden, Koeppen habe lediglich über Informationen aus zweiter Hand verfügt, als er seinen Roman schrieb. Tatsächlich aber hatte ihm das Manuskript von Littner vorgelegen, was ein zumindest schummriges Licht auf die Urheberschaft des Romans wirft, wie der Rezensent betont. Nun hatte er sich von dieser Ausgabe, deren Nachwort weitere Aufklärung zu dem Vorgang in Aussicht stellt, einiges versprochen, meint aber, dass hier lediglich eine "verworrene Publikationsgeschichte" weitergeführt werde. Ihm gehen die Erklärungen zur Entstehung des Buches nicht weit genug und er hätte sich gewünscht, dass beide Fassungen, die Aufzeichnungen von Littner, die erstmals bereits 1948 als Buch erschienen und der Roman, parallel abgedruckt worden wären, um die jeweiligen Anteile der beiden Autoren nachvollziehen zu können. So aber bleibt das Buch ein "Ärgernis", schimpft der Rezensent.

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