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Die Erinnerung an ein Lächeln, die Lebendigkeit von Gesten, bestimmte Worte und schon steht der geliebte Mensch, die schmerzlich vermisste Freundin vor dir. Der Tod ist für kurze Zeit überwunden. In ihrem neuen Roman geht ins Pedrosa noch einen Schritt weiter und verläßt das Terrain der beweisbaren Fakten, um die Macht der Gefühle intensiver und mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Eine junge Geschichtsdozentin und ein älterer Gasthörer lernen sich in ihrem Seminar an der Lissabonner Universität kennen, und trotz ihrer vollkommen unterschiedlichen Charaktere entsteht zwischen ihnen eine…mehr

Produktbeschreibung
Die Erinnerung an ein Lächeln, die Lebendigkeit von Gesten, bestimmte Worte und schon steht der geliebte Mensch, die schmerzlich vermisste Freundin vor dir. Der Tod ist für kurze Zeit überwunden. In ihrem neuen Roman geht ins Pedrosa noch einen Schritt weiter und verläßt das Terrain der beweisbaren Fakten, um die Macht der Gefühle intensiver und mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Eine junge Geschichtsdozentin und ein älterer Gasthörer lernen sich in ihrem Seminar an der Lissabonner Universität kennen, und trotz ihrer vollkommen unterschiedlichen Charaktere entsteht zwischen ihnen eine innige Freundschaft. Sie, eine etwas naive Idealistin, sieht in ihm ihren engsten Vertrauten und eine Art Vaterersatz. Er, bereits zweimal verheiratet, durch den Krieg in Angola desillusioniert, am Leben zum Zyniker geworden, sucht einen Ausweg aus seiner Lebenskrise. Wie tief die längjährige Freundschaft geworden ist, wird klar, als die Frau plötzlich stirbt. Und hier beginnt die Geschichte. Zwei Stimmen hören wir, abwechselnd erzählen die Verstorbene und der allein Zurückgelassene von ihrem Leben und ihren Gedanken, beschreiben ihre Annäherung und ihre Mißverständnisse, gestehen ihre Lügen und ihre Ängste. Obwohl sie nicht miteinander reden, kreisen sie umeinander, und zu zweit stellen sie die Fragen nach Gott und Tod, Liebe und Leben neu. Nach »In deinen Händen«, dem preisgekrönten Roman über drei Frauengenerationen und die Natur der Liebe, begeistert Ins Pedrosas neuestes Werk Kritik und Leserschaft in Portugal: ein Roman von großer poetischer Intensität, in dem sie die Geschichte einer tiefen Freundschaft zwischen Mann und Frau erzählt, sich über Leben und Tod hinwegsetzt und uns in die Welt der unsterblichen Gefühle entführt.
Autorenporträt
Inês Pedrosa, geboren 1962 in Coimbra, Studium der Kommunikationswissenschaften in Lissabon, ab 1983 Beginn der beruflichen Laufbahn im Volontariat der Wochenzeitschrift 'O Jornal'. Tätig in weiteren Redaktionen verschiedener Zeitschriften, war Gründungsmitglied der Wochenzeitschrift 'O Indepente'. 1993 - 1996 zudem Chefredakteurin von 'Marie Claire' (portugiesische Ausgabe) sowie Arbeit für Radio und Fernsehen. Ausgezeichnet u. a. mit dem Premio Sampaio Bruno des Journalistenverbandes Porto für kulturelle Berichterstattung. 1991 erste Buchpublikation. Es folgten Reportagen und Kurzgeschichten, Biographien und eine Anthologie portugiesischer Liebesgedichte. 1998 Auszeichnung mit dem Premio Maxima de Literatura.
Rezensionen
"Das große Verdienst dieses Romans von Ines Pedrosa (...) besteht darin, daß sie mit großer Könnerschaft und konsequent eine wirklich einzigartige Erzähltechnik entfaltet, sowohl in der Gestaltung der Figuren als auch in der Art und Weise, wie sie Szenen mit großer Klarheit und Anschaulichkeit schildert." (Publico)
"Ein wunderbarer Roman, der die Welt verändern will und der sich überdies gut liest, in einem Zug." (Expresso)

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Der Portugiesin Ines Pedrosa ist es mit "Du fehlst mir" gelungen, "ein im besten Wortsinne romantisches Buch" zu schreiben, ohne jede Ironie und doch ohne dem ständig lauernden Kitsch zu verfallen, schreibt der Rezensent Sebastian Handke. Und das ist seiner Meinung nach ein kleines Kunststück, beschreibt Pedrosa doch die Gespräche zweier Liebenden über den Tod der Geliebten hinaus. Der Wortwechsel beginnt, so Handke, mit ihrem Tod, und lange nachdem die Wege der jungen Geschichtsdozentin und ihres sechzigjährigen Gasthörers auseinandergingen. Und was zunächst erscheine wie das nie stattgefundene "Trennungsgespräch", entwickle sich in der komplizenhafte Retrospektive zu einer neuen Liebe. Besonders eingenommen hat den Rezensenten die "konzentrierte Eleganz" dieses "langsamen Tanzes liebender Autisten", dessen intensive Sprache sich über die recht große Unterschiedlichkeit der beiden Charaktere (auch hinsichtlich ihres gegenwärtigen "Aggregatzustandes") hinwegsetzt. Mit dem Ende ist der Rezensent zwar nicht ganz zufrieden, stellt aber zugleich die Frage, wie ein solches Buch überhaupt stimmig enden könnte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.2004

Ein Kuppler namens Tod
Auf Wolke sieben: Ines Pedrosa will Liebe nicht mehr rationieren

Daß selbst der Tod eine Herzensliebe nicht endgültig zu trennen vermag, ist eine alte, mythische Vorstellung, die vor allem die Romantiker in ihren Werken zum Ideal erhöhten. Liebe in diesem Sinne meint ein Versprechen auf Ewigkeit, das aus Geliebten Seelenverwandte macht, die sich niemals verlassen können - auch dann nicht, wenn sie es sich willentlich vornehmen. Ines Pedrosa, gelernte Journalistin aus Lissabon, ist von dieser Vorstellung einer ebenso unabwendbaren wie verpflichtenden Schicksalsbegegnung fasziniert. Schon in ihrem erfolgreichen Vorgängerroman "In deinen Händen" ereilte eine ihrer Heldinnen die Liebe geradezu wie ein Fluch, der sich nicht abschütteln ließ und den Blick auf die Realität träumerisch auflud.

Auch diesmal, im neuen Roman, geht es zwischen zwei Liebenden nach rationalen Maßstäben nicht mit rechten Dingen zu. Denn eine der beiden Hauptfiguren, die im Buch zu Wort kommt, ist bereits gestorben, bevor sie zu erzählen beginnt. Diese junge Frau, die wie ihr männlicher Gegenpart im zweistimmigen Prosastück namenlos bleibt, stirbt früh und plötzlich mit siebenunddreißig Jahren an einer Totgeburt. Ein symbolträchtiger Tod, der früh auf das entscheidende Thema des Romans hindeutet: die Tragödie eines ungelebten Lebens. Obwohl die junge Frau und ihr engster Freund sich nämlich lange genug kannten, um zu wissen, daß sie eigentlich ein ideales Paar abgegeben hätten, ist aus ihrer Freundschaft nie eine Liebe geworden. "Wir paßten zusammen", resümiert die Tote rückblickend, "und wiesen diese Übereinstimmung mit der typischen Anmaßung armer Leute, die in ihrem Kummer gefangen sind, von uns."

Das Gefühl einer unwillkürlichen Herzensverbundenheit, das die Romantiker Anfang des 19. Jahrhunderts noch als Gottesbeweis gefeiert hatten, ist Ines Pedrosas skeptischem Intellektuellen-Paar Ende des 20. Jahrhunderts eher lästig und suspekt. Er, der dreiundzwanzig Jahre ältere Freund, ist ein ehemaliger Banker und überzeugter Atheist, der die "viel besungenen Entdeckungen der Liebe" nach zwei gescheiterten Ehen als "reine Gymnastik der Vorstellungskraft" abtut. Gemäß den traditionellen "Essenregeln" aufgewachsen, "daß die Jungs die Mädchen zu vernaschen hatten", bekennt er desillusioniert gleich zu Anfang: "Ich habe nie erfahren, wie es ist, über die kurze Flamme Verliebtheit hinaus zu lieben."

Sie, wenngleich deutlich jünger als er, erwies sich zu Lebzeiten ebenfalls nicht als besonders offenherzig. Nicht genug, daß sie, die er "eine wandelnde Hausarbeit über den Existenzialismus" nennt, immer zuerst an ihre Karriere dachte: zunächst als Geschichtsdozentin an der Universität, dann als Abgeordnete für Erziehungsfragen. Darüber hinaus zeigte die engagierte Frauenrechtlerin auch noch eine auffällige Vorliebe für ausgerechnet jene "Spitzbuben", die schon auf den ersten Blick nicht zum Lebenspartner taugten. Zwei Herzblinde also führt Ines Pedrosa zusammen, beide verblendet von Eitelkeit. So etwas muß sich natürlich rächen, wie schon der wehmütige Buchtitel verrät.

Ausgerechnet der Tod, der nach gängiger Auffassung doch gerade das Ende menschlicher Beziehungen einläutet, wird für das verhinderte Traumpaar zur letzten Chance, sich doch noch gegenseitig zu offenbaren. Die Tote stellt verblüfft fest, daß sie ohne den älteren Freund nicht richtig sterben kann. Der Lebende wiederum erkennt, daß er ohne die Jüngere nicht mehr am Leben teilnehmen möchte. Beide verharren folglich in einem Schwebezustand: sie in der "ersten Falte der Transzendenz", er in den Wunsch- und Albträumen seiner Trauer, die ihn immer mehr von anderen entfernt.

Hier, gewissermaßen in einem Zwischenreich zwischen Himmel und Erde, aber schaffen es die beiden endlich, sich ihre Lügen, Gefühle und Verletzungen der gemeinsamen Jahre einzugestehen. "Wie gern", gibt er zu, "würde ich dir jetzt die totale, kindliche Liebe geben. Ich habe sie das ganze Leben lang wie eine bescheuerte Tafel Milchschokolade rationiert." Und sie bekennt freimütig: "Nur bei dir, mein so gewisses sechzigjähriges Herz, finde ich Ruhe." Zwar sind diese Geständnisse für den jeweils anderen zunächst nicht hörbar. Gleichwohl aber bannen die lange verdrückten Worte den Schrecken des Abschieds, auch wenn sich beide in ihren Bilanzen mit Kritik nicht zurückhalten. "Du wolltest eine perfekte Welt, in der alle Gefühle solide wären wie Häuser", schimpft er über sie. Sie wiederum grollt: "Es war manchmal schwierig, dich zu mögen, du machtest das absichtlich, daß es schwieriger wurde, dich zu mögen."

Der ganze Roman ist eine einzige, lange Anrufung, getränkt von Wehmut, aber nicht ohne Komik, und eine wahre Fundgrube für Sentenzen. "Ich habe noch nie einen Mann gesehen", bemerkt sie etwa einmal treffend, "der eine Krankheit ohne die Hilfe einer Mutter zu bekämpfen gewagt hätte." Vor lauter Sinnieren über die Vergangenheit gerät die Handlung zwar regelmäßig ins Stocken. Auch hat die Autorin zuwenig aus der Spiegel-Perspektivik zweier Stimmen gemacht, die sich bei ihr tatsächlich viel zu sehr im Stil gleichen, als daß man dahinter wirklich zwei verschiedene Personen vermuten würde. Dennoch wirkt ihre poetische, fast rhapsodische Abbitte wie ein Sog. Jeder, der einmal einen geliebten Menschen an den Tod verloren hat, wird sich in vielen Gedanken ihrer beiden Figuren wiedererkennen. Etwa in der Überlegung, daß das Erinnern womöglich "eine andere Art des Hörens" sein könnte.

Vor allem aber ist der Roman ein mutiges, emphatisches und nie kitschiges Plädoyer gegen die verbreitete Sucht, alle Zeichen der Vergänglichkeit ständig in Zahlen und Begriffe zu fassen, als könnte das irgend etwas am Umstand ändern, daß Menschen sterben müssen. "Das nennt sich zeitgenössisch", spottet der Trauernde hier, "in der postmodernen Annahme der endlosen Gegenwart leben, alles verstehen, ohne etwas gründlich zu wissen." Daß gegen die Angst vor dem Tod in Wahrheit keine noch so akribisch recherchierten Kenntnisse helfen, sondern allein die Rituale der kathartischen Tröstung, ist zwar kein wirklich neuer Befund. Aber es ist einer, der vermutlich leicht in Vergessenheit gerät - in Zeiten, die vom steten Wunsch nach Optimierung geprägt sind.

GISA FUNCK

Ines Pedrosa: "Du fehlst mir". Roman. Aus dem Portugiesischen übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann. Luchterhand Verlag, München 2004. 304 S., geb., 20,- [Euro].

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