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Auf der Grundlage neuester Erkenntnisse und archäologischer Zeugnisse entwirft Friedrich Prinz ein Kultur, Christentum und Völkerleben umfassendes Panorama der "deutschen" Geschichte von der Spätantike bis ins frühe Mittelalter.
Es gehört zu den faszinierendsten Phänomenen europäischer Kultur, daß sie aus dem Chaos des Zusammenbruchs des weströmischen Reiches in einem Jahrhunderte währenden Prozeß entstanden ist. Gerade die Völker - Germanen und Slawen -, die zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert das Römische Reich überrannten und in eine schwere Krise stürzten, wurden die Träger der…mehr

Produktbeschreibung
Auf der Grundlage neuester Erkenntnisse und archäologischer Zeugnisse entwirft Friedrich Prinz ein Kultur, Christentum und Völkerleben umfassendes Panorama der "deutschen" Geschichte von der Spätantike bis ins frühe Mittelalter.

Es gehört zu den faszinierendsten Phänomenen europäischer Kultur, daß sie aus dem Chaos des Zusammenbruchs des weströmischen Reiches in einem Jahrhunderte währenden Prozeß entstanden ist. Gerade die Völker - Germanen und Slawen -, die zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert das Römische Reich überrannten und in eine schwere Krise stürzten, wurden die Träger der mittelalterlichen christlichen Kultur. So erreichten durch Kirche und Mönchtum zentrale antike Kulturtechniken, Literatur und Kunst die sich ausformende Welt der germanischen und dann der slawischen Völker.

Neben den Organisationsformen der früheuropäischen Gesellschaft (Königtum, Adel) und den Rechtsordnungen liegt ein weiterer Schwerpunkt der Darstellung auf den konkreten Lebensverhältnissen (Sklaven, Arme, Familie, Ehe) sowie Wirtschaft und Handel.

Friedrich Prinz »erreicht eine Leserschaft«, schreibt Ulrich Raulff, »wie sie nur wenigen Historikern vergönnt ist«.

Autorenporträt
Friedrich Prinz, geb. am 17.11.1928, Historiker, lehrte Mittelalterliche Geschichte an den Universitäten Saarbrücken und München und ist durch zahlreiche Bücher und Aufsätze als einer der bedeutendsten Frühmittelalterforscher der Gegenwart bekanntgeworden. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Geschichte Bayerns und der Böhmischen Länder. Der Autor ist auch mit einer Reihe von Fernseh- und Rundfunksendungen hervorgetreten. Friedrich Prinz ist am 27.9.2003 verstorben.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hängt Friedrich Prinz etwa dem längst überholten Mythos an, "dass die Deutschen schon seit Urzeiten die Wälder Mitteleuropas durchstreifen", fragt Christian Jostmann, um auch gleich die Antwort zu geben: Nein - sein Buch beschäftige sich zwar mit einer Zeit, in der an Deutschland noch nicht zu denken war, es gehe ihm aber um die Frage, was in unseren Gegenden vorher so los war. Vor allem nämlich die Dynastie der Merowinger, die gegen Ende des 5. Jahrhunderts in ihrem frisch gegründeten Reich "ein kulturelles Amalgam aus germanischem Volkstum, christlicher Religion und römischer Staatskunst" schufen und die "Thüringer, Alemannen und Bajuwaren in ihren Kulturkreis einbezogen" - alles spätere Deutsche. Jostmann preist Prinz' Studie als "anschauliches und differenziertes Panorama der früheuropäischen Gesellschaft", das "von der gelehrten Kultur in den Klöstern" genauso viel zeige wie "vom Leben der abhängigen Bauern" und "den Rechten der Frauen". Vor allem aber, lobt Jostmann, werden hier historiographische Lücken nicht überspielt, sondern zum Thema gemacht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2003

Aus der Sippenküche
Friedrich Prinz schmeckt den frühen Deutschen nach
„Von Buddha bis Hampe” lautet ein alter Historikerwitz, der sich über die Neigung der Vergangenheitsforscher lustig macht, alle gegenwärtigen Dinge auf ihre echten oder vermeintlichen Ursprünge zurückzuführen – zur Erläuterung ist hinzuzufügen, dass Karl Hampe ein in den ersten Dekaden des vergangenen Jahrhunderts sehr bekannter Mittelalterhistoriker war. Wenn man das jüngste Buch von Friedrich Prinz, einem heute nicht minder bekannten Altmeister der Mediävistik, in den Händen hält, so möchte man im ersten Moment glauben, auch er hege diese Neigung.
„Deutschlands Frühgeschichte” ist der Titel des Buches, und dabei handelt es von einer Zeit, in der es Deutschland noch gar nicht gab. Der romantische Mythos, dass die Deutschen schon seit Urzeiten die Wälder Mitteleuropas durchstreiften, erst die Römer besiegten und sich dann im Frankenreich den ersten eigenen Staat schufen, ist von der Historie längst ad acta gelegt worden. Karl den Großen – wie weiland Hampe es tat – zum Vater einer „germanisch-deutschen Reichsgründung” zu erklären, fiele heute niemandem mehr ein. Frühestens seit dem Hochmittelalter, seit der Reichsgründung der Ottonen im östlichen Teil des ehemaligen Karolingerreichs, kann man mit aller gebotenen Vorsicht von den Anfängen einer „deutschen” Geschichte sprechen. Und doch bleibt die Frage, was zwischen Elbe und Rhein, zwischen Nordsee und Alpen, also in jener Gegend, wo sich später die Deutschen zusammenfanden, los war, bevor die deutsche Geschichte wirklich einsetzte.
Kurz bei den Kelten
Prinzens Buch gibt die Antwort, ohne dem Mythos zu verfallen. Es streift kurz über die Kelten hinweg, die vor der Zeitenwende als erste etwas Kultur nach Mitteleuropa brachten, skizziert die nebulöse Welt jener Sippen und Stämme, die wir heute mit Griechen und Römern als Germanen bezeichnen, schildert die krisenhafte Spätzeit des Römerreiches, um schließlich bei seinem eigentlichem Thema anzukommen: den Merowingern. Die lange wegen ihrer Skrupellosigkeit und Dekadenz verfemte Dynastie ist vor einigen Jahren zu neuen historiographischen Ehren gekommen, nachdem der Amerikaner Patrick Geary ihr eine Studie gewidmet hat.
Auch Prinz hält viel von diesen römischen Regionalkommandeuren, die am Ende des 5. Jahrhunderts den Zusammenbruch des Imperiums im Westen nutzten, um im Norden Galliens ein eigenes Reich aufzubauen. Indem ihnen dies gelang und indem ihr König Chlodwig I. im Jahr 496 das Christentum annahm, schufen die Merowinger ein historisches Novum, ein kulturelles Amalgam aus germanischem Volkstum, christlicher Religion und römischer Staatskunst und bestellten so den Acker, auf dem dann die mittelalterliche Gesellschaft Europas gedieh.
Für die Geschichte des späteren Deutschland war das insofern bedeutsam, als die Merowinger auch die Gegenden östlich des Rheins unterwarfen und Thüringer, Alemannen und Bajuwaren in ihren Kulturkreis einbezogen. Damit ebneten sie irofränkischen und angelsächsischen Missionaren den Weg, deren nachhaltiges Wirken das Buch gebührend herausstellt.
Für die oft als dunkel bezeichnete Zeit des frühesten Mittelalters ist charakteristisch, dass nur wenige schriftliche Quellen überliefert sind und man vielfach auf archäologische Zeugnisse zurückgreifen muss. Prinz bedient sich beider mit dem souveränen Zugriff des erfahrenen Kenners und zeichnet ein anschauliches und differenziertes Panorama der früheuropäischen Gesellschaft, von der gelehrten Kultur in den Klöstern, vom Stolz des Adels, vom Leben der abhängigen Bauern in der Grundherrschaft, von friesischen Fernhändlern und kriegerischen Bischöfen, von den Rechten der Frauen und der Unfreiheit der Sklaven. Auch die Slawen, die seit dem 6. Jahrhundert nach Christus, von Osten vorrückend, die Geschichte Mitteleuropas mitbestimmten, werden, wenn auch nur in Schlaglichtern, beleuchtet.
Es wird bei Prinz nichts beschönigt und vor allem keine Unsicherheit der historischen Überlieferung durch suggestive Bilder verdeckt. Mit Besonnenheit umkreist er die Lücken in unserem Wissen und wägt Kontinuitäten und Brüche in der Geschichte des Übergangs von der Antike zum Mittelalter ab. Dies verdient umso mehr hervorgehoben zu werden, als die ältere Forschung – nicht anders als die Horden der Völkerwanderung – allzu oft mit grobschlächtigen Thesen durch diese, wie Prinz vorführt, sehr facettenreiche Geschichte hindurchgetrampelt ist.
CHRISTIAN JOSTMANN
FRIEDRICH PRINZ: Deutschlands Frühgeschichte. Kelten, Römer und Germanen. Klett-Cotta, Stuttgart 2003. 448 Seiten, 25 Euro.
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