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»Die Vergangenheit« ist ein Epos über die Erziehung des Herzens, eine opulente Liebesgeschichte über die Metamorphosen der Leidenschaften, wenn sie ins Dunkel ihrer Nachwelt geraten. Und ein großes Stück Literatur des wichtigsten argentinischen Autors.
Nach zwölf Jahren absoluter Liebe, die die Welt nach ihrem Ebenbild zu formen schien, trennen sich Rímini und Sofía.
Es sind die Achtziger in Buenos Aires, und für den dreißigjährigen Rímini ist alles wieder so funkelnd wie zu Beginn. Er entdeckt das Begehren neu und wirft sich mit einer jüngeren Frau in eine rauschhafte Suche nach der
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Produktbeschreibung
»Die Vergangenheit« ist ein Epos über die Erziehung des Herzens, eine opulente Liebesgeschichte über die Metamorphosen der Leidenschaften, wenn sie ins Dunkel ihrer Nachwelt geraten. Und ein großes Stück Literatur des wichtigsten argentinischen Autors.

Nach zwölf Jahren absoluter Liebe, die die Welt nach ihrem Ebenbild zu formen schien, trennen sich Rímini und Sofía.

Es sind die Achtziger in Buenos Aires, und für den dreißigjährigen Rímini ist alles wieder so funkelnd wie zu Beginn. Er entdeckt das Begehren neu und wirft sich mit einer jüngeren Frau in eine rauschhafte Suche nach der verlorenen Zeit.

Aber seine Liebe zu Sofía ist nicht gänzlich erloschen, sie hat nur ihre Form verändert. Und als Sofía überraschend in sein Leben zurückkehrt, trägt die frühere Liebe das Antlitz des Entsetzens. Ein ums andere Mal erscheint sie ihm als Rachegespenst, um ihn zurückzueobern, zu quälen, vielleicht zu retten. Und so gerät Rímini in ein Inferno aus emotionaler Erpressung, Verrat und Drogen. Am Ende droht ihm, dass er alles verliert. Oder gibt es eine Liebe nach der Liebe?
Autorenporträt
Alan Pauls, geboren 1959 in Buenos Aires, hat Literatur gelehrt, daneben Drehbücher, Filmkritiken, Essays und sechs Romane geschrieben. Er arbeitet als Kulturkolumnist für eine große Tageszeitung und moderiert eine Fernsehsendung. Sein Werk ist bisher in 14 Sprachen übersetzt worden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das offene Ende des Buches passt ganz gut zum Thema, findet Merten Worthmann. Offen wie das Herz nach all den Liebes- und Erinnerungsqualen, dem Stoff, dem Alan Pauls sich laut Worthmann so aufbrausend wie analytisch zuwendet. Worthmann liest über das hundertprozentige Liebesglück und sein jähes Ende. Vor allem über das Ende, das der Autor, wie es bei Worthmann anklingt, mit Proust'scher Fiebrigkeit und Feinnervigkeit erforscht, aber auch mit dessen syntaktischer Akrobatik und Geschmeidigkeit. Zwischendurch, so beruhigt uns Worthmann, kann der Autor auch ganz welthaltig erzählen, naja, so welthaltig wie Kafka jedenfalls, ohne Kafka zu imitieren, darauf legt Worthmann wert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.11.2009

Im Bann des Abgelebten
Der Roman „Die Vergangenheit” des argentinischen Autors Alan Pauls
Victor Hugos Tochter Adèle zerbrach an der unerwiderten Liebe zu einem Mann, dem sie über Jahre und mehrere Erdteile hinweg vergeblich nachstellte. In ihr Tagebuch schrieb sie: „Lernen kann ich alles allein, auf eigene Faust, aber zum Lieben brauche ich ihn”. Die 15- oder 16-jährige Sofía aus Buenos Aires sieht Truffauts Film „Die Geschichte der Adèle H.” während ihres ersten Dates mit dem gleichaltrigen Rímini und bricht bei dem Satz in einen vierzigminütigen Weinkrampf aus. Etwa zwanzig Jahre später gründet Sofía einen Frauenclub mit dem Namen „Adèle H”. Er ist das öffentliche Lokal der Selbsthilfegruppe „Frauen die zu sehr lieben”. Alan Pauls’ Roman „Die Vergangenheit”, der sich mit so aufbrausender wie analytischer Stromschnellenprosa aufs große Thema Liebe wirft, handelt von den zwanzig Jahren zwischen der einen und der anderen „Adèle H.”
Die Hauptfigur des Buches ist allerdings nicht die liebende Sofía, sondern der Geliebte Rímini. Zumindest verfolgt Pauls dessen Schritte, Gedanken und Gefühle im Detail, während er Sofía immer wieder auf- und abtauchen lässt und nur so viel aus ihrem Innern preisgibt, wie Rímini jeweils davon mitbekommt. Das ist nie genug, jedenfalls denkt Rímini so, was Sofías Geheimnis zweifellos erhöht und sie schließlich doch zur heimlichen Hauptfigur im Hintergrund macht.
Gemessen an Adèle, die im Irrenhaus endete, kann sich Sofía zunächst nicht beklagen, denn Rímini lebt mit ihr in einer geradezu symbiotischen Zweisamkeit. Nach jahrelangem Feintuning erreicht das Paar eine derart harmonisch abgerundete Beziehung, dass Freunde und Familie fast ehrfürchtig davor erstarren und sogar von einem Stück „Weltkulturerbe” sprechen. Sofía selbst sagt irgendwann in wohliger Glücksgenügsamkeit: „Wir sind ein Kunstwerk.”
Damit ist das Todesurteil über ihre Paarbeziehung gesprochen. Nach Erreichen der 100-Prozent-Harmonie-Marke bleibt nur noch: die Trennung. Auch die wird noch in größtem Einvernehmen über die Bühne gebracht. Aber dann kippt langsam das Gleichgewicht. Während Rímini zügig an einer neuen Frau und am Kokain hängt und darüber hinaus gründlich vergessen will, gerät Sofía immer stärker in den Sog der Erinnerung.
Pauls handelt die zwölf gemeinsamen Jahre des Paares auf 40 Seiten ab. Das Gros des Textes beschreibt die Zeit danach, Ríminis Beziehungen mit drei sehr unterschiedlichen Frauen und zwischendurch seine immer seltsameren Wiedersehen mit Sofía, gekrönt von einem Rückfall in deren Terrain, die Vergangenheit.
Pauls’ Prosa baut früh eine fiebrige, feinnervige Spannung auf, arbeitet mit beschleunigtem Puls und ist in der Lage, Eindrücke, Einschätzungen und Gedanken innerhalb einzelner Sätze bis in erstaunliche Verästelungen weiterzutreiben. Das führt mitunter zu Ungetümen mit mehr als 40 Kommata, für deren Geschmeidigkeit man nicht nur Pauls selbst, sondern zugleich dessen Übersetzer Christian Hansen bewundern kann, der erst vor kurzem viel Lob kassierte für seine Übertragung von Roberto Bolaños „2666”. Der Chilene Bolaño nannte den Argentinier Pauls übrigens noch zu Lebzeiten „einen der größten lebenden Autoren Südamerikas”. Pauls hat neben bisher fünf Romanen auch Essays, journalistische Texte und Drehbücher geschrieben. „Die Vergangenheit”, 2003 im Original erschienen und in fünfjähriger Halbtags-Disziplin neben einem Brotjob als Magazin-Redakteur entstanden, ist sein erstes auf Deutsch vorliegendes Werk.
Die zum Teil akrobatisch geschachtelten, oft Beobachtung und Reflexion verschränkenden Sätze des Romans erinnern nicht zufällig an Proust. Der Franzose gehört zu Pauls’ großen Vorbildern. Schon der Titel spielt auf Prousts „verlorene Zeit” an, auch wenn Pauls eher von einer „Flucht vor der verschütteten Zeit” erzählt, denn Rímini muss sich die Erinnerung aus dem Weg schaffen, um mit seinem Begehren vorwärts, zu neuen Ufern kommen zu können. Sofía scheint dagegen gerade deshalb auf Rímini fixiert, weil das Gedächtnis sie immer noch allzu fest im Griff hat.
Wenn Rímini dann auf seine Ex-Freundin trifft, fühlt er sich – angesichts der Wucht ihres Angedenkens – umgehend als emotionales Federgewicht. Er braucht ein paar Jahre, bis er überraschend die eigene Erinnerung wiedergewinnt und nun plötzlich auf sein Leben im Zusammenhang zurückblicken kann. Zum stolzen Erstaunen tritt jedoch die Trauer über das Abgelebte, das unverrückbar Vergangene all dessen, was nun wie Ballast erneut im Kopf mitgeführt wird. Ballast? Sofía ist da bereits ins „Adèle H.”-Projekt vertieft und denkt mit ihren Genossinnen darüber nach, wie man Männern ein Gedächtnis „machen” kann, damit sie besser in der Liebe verankert bleiben, denn für sie „war die Liebeserinnerung die kleinste Einheit der Liebe”.
Man bekommt allerdings, wenn man diese Bruchstücke eines möglichen Diskurses über Liebe und Erinnerung so dicht zusammendrängt, leicht einen völlig falschen Eindruck vom Buch. Vor allem nämlich erzählt Pauls aus dem wogenden Alltag des Begehrens, Verzweifelns, Sehnens, sehr welthaltig zudem, mit lauter irrlichternden Details und ein paar wahrhaft bizarren Episoden, in denen der Gedanke an Kafka oder Cortázar näher liegt als der an Proust, obwohl Pauls nie imitiert. Oft jagt man dann als Leser lustvoll durch die Zeilen und genießt den Fahrtwind. Wobei es auch geschehen kann, dass der Autor einen über Dutzende Seiten hinausträgt in die Randbereiche seiner Fiktion und dann nur über Umwege wieder zurückfindet zum Hauptstrom. Insbesondere im letzten Drittel des Buches bläht sich der Text ein paar Mal über Gebühr auf, weicht zu Nebenschauplätzen aus, als erforsche er alternative Routen für ein noch ungeklärtes Ende.
Man merkt, dass Pauls mit seinem Stoff gerungen hat, glaubt zu spüren, dass ihm manchmal erst im Zuge entfesselten Weiterschreibens ein Fortgang sichtbar wurde. Eine Lösung für all die aufgefalteten Liebessorgen hat er nicht, zeigt nur die Qualen der Wahl. Auch nimmt er bis zum Schluss weder Partei für das Wunder- und Rätselwesen Frau noch für den etwas transparenteren Mann. Gut so. Das Ende bleibt offen wie das Herz. MERTEN WORTHMANN
ALAN PAULS: Die Vergangenheit. Roman. Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2009. 560 Seiten, 24,90 Euro
Schreiben und lieben: Isabelle Adjani in François Truffauts Film „Die Geschichte der Adèle H.” Foto: Cinetext Bildarchiv
Der argentinische Autor Alan Pauls Foto: Jean Claude Gisbert / Opale
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