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Irland, 1937. Szenen wie in einem Schwarz-Weiß-Film. Mary oder EM, wie sie sich jetzt nennt, frisch vom Land, schüchtern und etwas hausbacken, lebt nun in der großen Stadt. Und Harrie: lebenslustig, erfahren, voller Humor und sehr schön. Mary ist überwältigt, und Harrie ist großzügig - mit ihrer Freundschaft, ihren Kleidern und Vertraulichkeiten. Sie gehen zusammen auf freche Parties, warten, bis die andere von ihrer Verabredung nach Hause kommt, und teilen alle Geheimnisse. Doch dann lernt Harrie einen angehenden Rechtsanwalt kennen, und die scheinbar schöne und unschuldige Frauenfreundschaft…mehr

Produktbeschreibung
Irland, 1937. Szenen wie in einem Schwarz-Weiß-Film. Mary oder EM, wie sie sich jetzt nennt, frisch vom Land, schüchtern und etwas hausbacken, lebt nun in der großen Stadt. Und Harrie: lebenslustig, erfahren, voller Humor und sehr schön.
Mary ist überwältigt, und Harrie ist großzügig - mit ihrer Freundschaft, ihren Kleidern und Vertraulichkeiten. Sie gehen zusammen auf freche Parties, warten, bis die andere von ihrer Verabredung nach Hause kommt, und teilen alle Geheimnisse.
Doch dann lernt Harrie einen angehenden Rechtsanwalt kennen, und die scheinbar schöne und unschuldige Frauenfreundschaft wird zu einer schmerzhaften Auseinandersetzung. Kaltblütig und leidenschaftlich hintertreibt Mary die Liebesbeziehung. Das gelingt ihr schließlich - doch damit ist diese Geschichte einer makabren Obsession noch nicht an ihrem Höhepunkt. Denn Mary macht eine Entdeckung, die sie in ihrem Leben niemals vergessen wird...
Von der Kritik wurde das Flair dieses Romans mit den Büchern von Murie l Spark und Anita Brookner verglichen. Ein überzeugendes Debut, eine wunderbare Lektüre.
Autorenporträt
Marian O'Neill ist in Limerick, Irland, aufgewachsen. Sie zog später nach Dublin, wo sie heute wohnt. Nach dem Schulabschluss machte sie in Berlin eine Buchhändler-Lehre. Studium der Kunstgeschichte am University College in Dublin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2001

Ach, Mister Darcy!
Marian O'Neill träumt vom Abenteuer und bekommt Herrensocken

Miss Elliott, die Hauptfigur des gleichnamigen Debütromans der jungen irischen Schriftstellerin Marian O'Neill, lebt in einer heruntergekommenen Pension im Dublin der dreißiger Jahre. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich mit Sekretariatsarbeiten in einer Anwaltskanzlei, eine Stelle, zu der ihr ihre Französischkenntnisse verholfen haben.

Doch Miss Elliott fällt in jeder Hinsicht aus dem Rahmen. Sie trägt extravagante, zerknitterte Kleider, sie färbt ihre Lippen röter und lacht lauter, als es der Anstand gebietet. Sie geht alleine aus und klettert, wenn ihr der Sinn danach steht, auf hohe Bäume im nächtlichen Park. Sie erfindet die Geschichte ihres Lebens, und ihrem exzentrischen Charme widersteht keiner lange. Nicht der spröde Anwalt James, auch nicht Fanny Boothe, ihre verrückte Zimmernachbarin, erst recht nicht die junge Mary Moore, die Ich-Erzählerin des Romans.

Mary Moore ist achtzehn Jahre alt, als sie von den Eltern in die Stadt geschickt wird, sie gilt als zu wenig attraktiv, um in ihrem Heimatort einen Mann zu finden. Moore schildert sich zudem als unbeholfen, unselbständig und berechnend. All das ändert sich durch die Freundschaft zu Harrie Elliott. Das einsame Mädchen blüht auf, sie kauft sich neue Kleider, einen knalligen Lippenstift, sie geht ins Restaurant und folgt jedem von Harries verrückten Einfällen. Sie nimmt den Spitznamen "Emm" an, den Harrie ihr gegeben hat und imitiert die näselnde Sprechweise der Freundin. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlt sie sich glücklich, doch in ihrem Glück ist sie von der Aufmerksamkeit der Freundin abhängig. Als diese sich dem Anwalt James zuwendet, beginnt Mary um Harrie zu kämpfen. Es ist ein Kampf, den sie mit zunehmender Erbitterung und Berechnung führt und der die Protagonisten dieser Geschichte um Liebe und Eifersucht ins Unglück stürzt.

Erzählt wird der Verlauf dieser Dreiecksbeziehung mit großem zeitlichen Abstand. Mary Moore ist mittlerweile achtzig Jahre alt, als sie ihre Lebensbeichte ablegt. Sie betont ihr gutes Gedächtnis, ihren scharfen Verstand, und sie urteilt über ihre damaligen Verfehlungen mit unnachsichtiger Strenge. Der moralische Rigorismus der Erzählerin und die Suche der beiden jungen Frauen nach dem geeigneten Ehemann erinnern an das Konfliktpotential der Romane von Jane Austen. Tatsächlich vertraut Harrie der Freundin an, daß sie schon mehrmals von Darcy geträumt habe, dem männlichen Helden aus "Stolz und Vorurteil." Indes könnte der Charakter des realen Bewerbers James nicht weiter von Darcy entfernt sein. James gibt seinen Einstand in dem Roman als blasser Moralist, der von einer solchen Prüderie durchdrungen ist, daß er Socken zur Unterwäsche zählt und sie lieber nicht den Blicken der Frauen aussetzt. Trotzdem ist für die extravagante Harrie ein Leben ohne James unvorstellbar, ein Umstand, der nicht weiter erklärt wird und der zeigt, wie kalkuliert die Gewichte in diesem Roman verteilt sind.

Alles weitere tut die Rede. Mary Moore trägt ihren Bericht mit jener Lakonie vor, die dem Wissen um das Unvermeidliche entspringt: "Manche Leute leben all die Jahre, die sie atmen, manche leben nur einen Bruchteil dieser Zeit. Ich habe einen Sommer lang gelebt." Den inneren Fokus ihres fabelhaften Gedächtnisses vermag sie nach Belieben auf scharf oder unscharf zu stellen. Tritt einer der vielen Nebenfiguren auf, so ist Mary Moore unweigerlich der Name entfallen, vielleicht war es Jim oder Bill oder Rosie. Auch die Stadt bleibt anonym, es gibt den Fluß, die Kathedrale, das Hotel Savoy. Rückt jedoch Harrie ins Blickfeld, dann bekommt die verschwommene Kulisse ihr Zentrum, jetzt zählt das kleinste Lächeln und die flüchtigste Geste.

So nimmt der Leser teil an jenem Sog der Unmittelbarkeit, an der Faszination, die von der ersten, der besten Freundin ausgeht, an der unwiederholbaren Nähe dieser Verbindung. In den Worten der alten Mary Moore: "Von damals bis heute ist mein Leben nur ein Aufschub meiner Beerdigung gewesen."

TANYA LIESKE

Marian O'Neill: "Miss Elliott". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Bernhard Robben. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2001. 254 S., geb., 37,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Tanya Lieske ist dem "exzentrischen Charme" der Miss Elliot erlegen, der Protagonistin des Debütromans von Marian O'Neill. Über die Autorin erfährt man in dieser kurzen Kritik leider nur, dass sie eine "junge irische Schriftstellerin" ist. Auch Erzählerin Mary Moore, die am Anfang des Buches achtzehn, an seinem Ende achtzig Jahre alt ist, hat sichtlich Eindruck bei der Rezensentin hinterlassen. Marys "moralischer Rigorismus", und das Konfliktpotential der hier erzählten Dreiecksgeschichte, erinnern die Rezensentin an die Bücher von Jane Austen. Marian O'Neills Figuren und Handlungsverläufen bescheinigt sie "einen Sog der Unmittelbarkeit", der augenscheinlich auch sie selbst erfasst hat. Denn der Ton, mit dem Plot und Personen von der Rezensentin skizziert werden, strahlt einige Begeisterung aus.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein faszinierender erster Roman. Die irische Literatur hat eine herausragende neue Stimme..." (The Sunday Tribune)