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After his time in office as Federal President came to an end, one would hardly describe Theodor Heuss as living a life of retirement. He traveled, wrote books and articles, voiced his opinions on political and social issues in lectures, and not least, was an indefatigable correspondent. During the last four years of his life, Heuss remained a sought–after figure in public life whose opinions drew wide attention in Germany and abroad.
Als sich Theodor Heuss nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundespräsident im September 1959 in sein "Häusle" auf dem Stuttgarter Killesberg zurückzog, verband
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Produktbeschreibung
After his time in office as Federal President came to an end, one would hardly describe Theodor Heuss as living a life of retirement. He traveled, wrote books and articles, voiced his opinions on political and social issues in lectures, and not least, was an indefatigable correspondent. During the last four years of his life, Heuss remained a sought–after figure in public life whose opinions drew wide attention in Germany and abroad.
Als sich Theodor Heuss nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundespräsident im September 1959 in sein "Häusle" auf dem Stuttgarter Killesberg zurückzog, verband er mit diesem Schritt die Hoffnung, ein Stück weit aus dem Blick der Öffentlichkeit zu treten und sich endlich wieder stärker eigenen Interessen zu widmen. Doch rasch zeigte sich, dass sich dies kaum verwirklichen ließ. Er wurde überhäuft mit Bitten aus der Bevölkerung; außerdem wandten sich zahlreiche namhafte Personen und Institutionen an ihn, um ihn um Unterstützung und Rat zu bitten. Heuss blieb in den letzten vierJahren seines Lebens eine Person des öffentlichen Interesses, dessen geschriebenes und gesprochenes Wort im In- und Ausland weite Beachtung fand.
Autorenporträt
Frieder Günther, University of California, Davis, USA.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie Theodor Heuss einst die Hundebesitzer seiner Nachbarschaft wegen der "Bellerei" ins Gebet nahm oder wie er in der Oper seine Zahnprothese vermisste, solche Anekdoten in den Briefen des Bundespräsidenten haben Rainer Blasius erheitert. Auch über das damalige "Lobkartellunwesen" erfährt der Rezensent Aufschlussreiches, ebenso über Heuss und seine Liebe zu Toni Stolper, die Abneigung des Staatsmannes gegen die Jubiläumssucht der Deutschen und "subalterne Gefühle". Dass der hiermit vorliegende Abschlussband der Briefreihe der Stuttgarter Ausgabe, herausgegeben von der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, angefüllt mit 200 ausgewählten Dokumenten aus der Zeit von September 1959 bis Dezember 1963, sorgfältig kommentiert und eingeleitet daherkommt, gefällt dem Rezensenten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2014

Bis zum schriftlichen Gestöhne
Theodor Heuss in ausgewählten Briefen von 1959 bis 1963

Mit dem 8. Band findet die Briefreihe der Stuttgarter Ausgabe, herausgegeben von der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, ihren Abschluss. Frieder Günther hat aus 10 500 Schreiben der Zeit zwischen dem 16. September 1959 (Umzug von Bonn nach Stuttgart) und dem 12. Dezember 1963 (Sterbedatum) 200 Dokumente ausgewählt, sorgfältig kommentiert und gut eingeleitet: Der 1884 geborene "Elder Statesman" fühlte sich im neuen Stuttgarter Domizil durch Spontanbesuche und Bittzuschriften belästigt und musste oftmals gegenüber der Öffentlichkeit einen aussichtslosen Kampf um seine Privatheit führen. Immerhin gab es Themen, "die von den Medien nicht aufgegriffen wurden, wie etwa seine seit 1956 bestehende, nicht durch Heirat legalisierte Beziehung zu Toni Stolper, die aufgrund der damals noch äußerst rigiden sexuellen Moralvorstellungen durchaus zu einem regelrechten Skandal hätte aufgebauscht werden können". Hier gibt Günther eine falsche Jahreszahl an: Schon am 8. Mai 1955 - als die Bonner Republik weitgehend souverän wurde - hatten sich Witwer Theo und Witwe Toni ihre Liebe gestanden, nach der Gedenkfeier zu Schillers 150. Todestag. Das weiß man aus dem vorhergehenden Band und aus der vorzüglichen Heuss-Biographie von Joachim Radkau von 2013, die in den Günther-Kommentaren leider unberücksichtigt geblieben ist.

Die Briefe an Toni Stolper, an die seit 1933 in New York lebende Emigrantin österreichisch-jüdischer Herkunft, geben der Edition den eigenen Charme - so wenn er ihr Ende 1959 "eine heitere, mich aber nicht weiter schockierende Anekdote" beichtete: Er habe auf der Fahrt zur Uraufführung einer Carl-Orff-Oper im Stuttgarter Staatstheater entdeckt, "dass ich meine untere Zahnprothese beim Schlussreinigen im Badezimmer hatte liegenlassen". Vor dem Empfang nach der Aufführung habe ihn daher der Kultusminister "schnell vors Haus fahren" müssen.

Stolper schrieb damals eine Biographie über ihren 1947 verstorbenen Mann: "Ein Leben in Brennpunkten unserer Zeit". Wie Heuss sich in der "Stuttgarter Zeitung" als Jubeltrommler des Buchs seiner Geliebten ins Zeug legte und für diese Zeitung den F.A.Z.-Herausgeber Erich Welter in die Pflicht nahm, belegt schwarz auf weiß das bis in unsere Tage hinein gern gepflegte Lobkartell-Unwesen. Bei Heuss kam verschärfend hinzu, dass er einen österreichischen Historiker für dessen Rezension, die er "schwer erträglich" und "taktlos" fand, abkanzelte. Dass sich Stolpers Buch in Österreich nur "zögerlich" verkaufe, lastete er dem Wiener Rezensenten an, forderte aber Nachsicht dafür ein, "dass ich, dem es an Arbeit gewiss nicht fehlt, die Verstimmung eines Enttäuschten mir von der Seele schreiben musste".

Bei der Lektüre der Heuss-Briefe fallen auf: seine Abneigung gegen "subalterne Gefühle" (eine schöne Umschreibung für Neid) und gegen die Jubiläumssucht der Deutschen und die Festschriftenlust der Gelehrten, insbesondere auch "gegen den hochgespielten 65. Geburtstag, der im Grunde nur eine Freud- und Leid-Station für Beamte ist"; seine Sorge um die "Verkitschung" der eigenen Person; seine Erklärungen zu dem von ihm 1949 geprägten Begriff der "Kollektivscham"; sein Respekt für die Remigranten, die er vor polemischen Angriffen in Schutz nahm. Köstlich ist ein Rundschreiben an die Hundehalter in seiner Nachbarschaft: Die Bellerei störe ihn kaum beim Diktieren von Briefen: "Aber wenn ich, was doch mein Hauptanliegen ist, an eigenen Manuskripten arbeite, ist diese Bellerei, ob es sich um eine Sololeistung oder ein polemisches Duett oder um ein disharmonisches Trio handelt, einfach unerträglich." Am Ende dieses Rundumschlags bat er noch die Nachbarn "sehr herzlich, für dieses schriftliche Gestöhne aus ganz einfacher Notwehr Verständnis zu haben".

RAINER BLASIUS

Theodor Heuss: Privatier und Elder Statesman. Briefe 1959-1963. Herausgegeben und bearbeitet von Frieder Günther. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2014. 621 S., 39,95 [Euro].

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