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Niehues-Pröbsting präsentiert anschaulich den Formenreichtum antiker Philosophie in Literatur, Schulen und Lebensweisen sowie ihre Bedeutung für die europäische Kultur. Damit setzt er sich von der immer noch vorherrschenden Reduzierung antiken Denkens auf Begriffe, Theorien und Systeme ab.

Produktbeschreibung
Niehues-Pröbsting präsentiert anschaulich den Formenreichtum antiker Philosophie in Literatur, Schulen und Lebensweisen sowie ihre Bedeutung für die europäische Kultur. Damit setzt er sich von der immer noch vorherrschenden Reduzierung antiken Denkens auf Begriffe, Theorien und Systeme ab.
Autorenporträt
Niehues-Pröbsting, HeinrichGeb. 1946, studierte Germanistik und Philosophie; Dr. phil. 1977; Habilitation 1985 bei Hans Blumenberg; seit 1992 Professor für Philosophie in Erfurt, Gastvorlesungen in Bombay.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2004

Tausend Jahre Gedankenschlager
Mit Vorliebe für deutsche Philosophen: Heinrich Niehues-Pröbsting stellt die antike Philosophie vor

Um es gleich und so wenigstens einmal unmißverständlich gesagt zu haben: Dies ist ein schönes Buch. Der Autor vermag von tausend Jahren Philosophiegeschichte eine überzeugende Vorstellung zu geben, sein Stil ist weder handbuchartig trocken noch essayistisch verspielt. Ein Buch zum Nachschlagen ist es nicht, auch keins, das einen Königsweg anböte zum Mitredenkönnen bei Gesprächen über Platon und Plotin. Das Buch nimmt sein Vorhaben ernst: "Schrift, Schule, Lebensform" werden als Themenfelder ausgemessen, auf denen die Eigentümlichkeit antiker Philosophen anschaulich zu machen ist. Von dem Zusammenhang der Erfindung einer neuen Art von Schrift und der Erfindung der Philosophie bei den Griechen bis zu einer packenden Studie über Clemens von Alexandrien werden dem Leser Einsichten geboten, die sich immer sorgfältigem Nachdenken und nie bloßem Nachreden verdanken. Wer dieses Buch gründlich liest, wird es bald nicht nur einmal gelesen haben.

Ach, aber. . . ! Der Einwand ist vielleicht keiner. Indes, davon muß die Rede sein, weil es zu auffällig ist, Niehues-Pröbsting bewegt sich, was die Sekundärliteratur angeht, fast ausschließlich unter deutschen Gelehrten. Was der Anfang der Philosophiegeschichte für die Philosophie bedeuten kann, für diese Frage orientiert er sich an Hegel auf der einen Seite - wenig - und Heidegger auf der anderen - völlig. Das ist in Ordnung. Aber daß Heidegger nach Nietzsche der meistzitierte Autor dieses Buches ist, ist damit nicht erklärt. Der in der deutschen Geistesgeschichte bewanderte Leser begegnet immer wieder Namen, die ihm teuer sind, zuletzt aber wenig genannt werden: so Werner Jaeger, Richard Harder, Heinrich Dörrie. Zu den "Lebensformen" wird Arno Borst, ein Mediävist, zitiert, was auch in Ordnung ist. Freilich fällt hier eine Besonderheit des Buches auf, die man als ärgerlich empfinden kann. Im Text wird Borst nicht genannt, auch nicht im Namensregister. Der Name taucht nur im Anmerkungsapparat auf, der den kompakten Anhang bildet. So geht es etlichen andern auch: Wilhelm Schmid mit seinen Büchern über Lebenskunst, Kurt von Fritz, Ernst Kapp, Theodor Gomperz - fast muß man den Anhang für sich lesen und von dort hin und wieder nach vorn in den Text blättern.

Die Vorliebe Niehues-Pröbstings für deutsche Philosophen darf man verständlich finden, sie ist dennoch bedenklich. Werner Beierwaltes - auch nur im Anhang genannt - hat einmal bemerkt, daß die englische wissenschaftliche Literatur zu den Vorsokratikern, die beste derzeit, Heidegger überhaupt keine Beachtung schenke. Das dürfen wir für einen Mangel halten. Kindisch wäre es jedoch, wenn man im Gegenzug glaubte, auf die englischen Bücher verzichten zu können. Eine solche Entscheidung sei hier dem Autor nicht unterstellt. Aber von einer europäischen Perspektive ist bei der Durchmusterung der antiken Philosophie bei ihm nichts zu bemerken. Getreu seiner Vorliebe für das deutsche neunzehnte Jahrhundert kanzelt er selbstbewußt die Tübinger Überlegungen zur "Ungeschriebenen Lehre" Platons ab. Das kann man bei Gelegenheit Platons mit guten Gründen tun. In einem Buch allerdings, das unter dem Label "Europäische Geschichte" seine Leser sucht, muß auffallen, daß in diesem Zusammenhang ein so bedeutender Gelehrter wie der Italiener Giovanni Reale wiederum nur im Anhang mit dem Titel seines einschlägigen Werkes dazu genannt wird. Reale hatte immerhin unter dem Eindruck der Tübinger Schule den Platon betreffenden Teil seiner groß angelegten und schon veröffentlichten Geschichte der antiken Philosophie umgestoßen. Muß uns das in Deutschland nicht interessieren?

Nun mögen es die Herausgeber der Reihe "Europäische Geschichte" bei S. Fischer mit ihrem Titel nicht so genau nehmen. Das ist von Außenstehenden kaum zu tadeln, zumal dann nicht, wenn im Ergebnis der Gleichgültigkeit so schöne Bücher wie dieses zu einem so kulanten Preis auf dem Markt kommen. Wie aber geht es weiter? Wir wollen nicht hoffen, daß die den Sozialdemokraten unbefangen nahestehenden Herausgeber sich einem Patriotismus annähern, wie er von der SPD und den Grünen seit neuestem propagiert wird: im Radio deutsche Schlager, in der Philosophie soviel deutsche Denker wie möglich.

JÜRGEN BUSCHE

Heinrich Niehues-Pröbsting: "Die antike Philosophie". Schrift, Schule, Lebensform. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2004. 282 S., br., 10,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein "schönes Buch" erblickt Rezensent Jürgen Busche in diesem Werk über die antike Philosophie, das Heinrich Niehues-Pröbsting nun vorgelegt hat. Das will Busche gleich zu Beginn seiner Besprechung "unmissverständlich" festgehalten wissen. Niehues-Pröbstings Darstellung von tausend Jahren Philosophiegeschichte findet er einfach "überzeugend". Den Stil des Buches beschreibt er als "weder handbuchartig trocken noch essayistisch verspielt". Der Autor nehme sein Vorhaben ernst, betont Busche: "Schrift, Schule, Lebensform" würden als Themenfelder ausgemessen, auf denen die Eigentümlichkeit antiker Philosophen anschaulich zu machen sei. Niehues-Pröbsting biete dem Leser Einsichten, "die sich immer sorgfältigem Nachdenken und nie bloßem Nachreden verdanken". Einziger Wermutstropfen für Busche ist, dass sich der Autor, was die Sekundärliteratur angeht, fast ausschließlich auf deutsche Gelehrte bezieht, und die wichtige englische wissenschaftliche Literatur zum Thema außen vorlässt.

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