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»Ich kann mir kaum vorstellen, wie anders jetzt alles ist. Man denkt sich das doch immer so schön: jemanden zu haben. Aber in Wirklichkeit ist es ziemlich schwer. Ein eigener Mensch, das ist so eine Sache, weil er so wertvoll ist und so besonders und überhaupt durch gar nichts zu ersetzen.«

Produktbeschreibung
»Ich kann mir kaum vorstellen, wie anders jetzt alles ist. Man denkt sich das doch immer so schön: jemanden zu haben. Aber in Wirklichkeit ist es ziemlich schwer. Ein eigener Mensch, das ist so eine Sache, weil er so wertvoll ist und so besonders und überhaupt durch gar nichts zu ersetzen.«
Autorenporträt
Bianca Stücker ist seit 1976 auf der Welt, schreibt die Kolumne "Ansichten einer Anachronistin", hat Nasty-Pop-Electro und Mittelaltermusik veröffentlicht, ein Kirchenmusikexamen abgelegt, als DJane und Hinterhoftätowiererin gearbeitet und lebt in Hamm. ›Schaulaufen für Anfänger‹ ist ihr erster Roman.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.08.2007

DAS LEICHTE FACH
Wenn Frauen zu schnell frieren
„Schaulaufen für Anfänger”: Bianca Stücker erzählt aus der WG
Normalerweise spielen Liebesromane entweder in einem Umfeld, das die potentielle Leserschaft aus dem eigenen Alltag kennt, oder aber in einem Milieu, in das sie sich gern hineinträumt, weil es in der Realität außerhalb ihrer Reichweite liegt. Bianca Stückers Erstling „Schaulaufen für Anfänger” spielt in einer halbstudentischen WG, was die Frage aufwirft, ob es eigentlich in diesen Kreisen ein Publikum für Liebesromane gibt, denn als Wunschtraumsphäre für jene, die draußen bleiben müssen, ist dieses Ambiente wenig geeignet: Wohngemeinschaften haben ihre libertinös-rebellische Aura längst eingebüßt, und die Lebenswelt angehender Akademiker ist seit dem Verröcheln der Heidelberger Studentenromantik in den frühen sechziger Jahren eher negativ besetzt.
Am ehesten dürfte diese „prinzipielle Liebesgeschichte für uncoole Leser” von Gymnasiastinnen goutiert werden, die spannend finden, was ihnen möglicherweise bevorsteht, und noch entspannt genug sind, um sich kleine Lesefluchten zu gönnen – sozusagen die zeitgemäße Variante der „Mädchenbücher” von einst. Auch die waren ja nicht alle vollkommen weltfremd, sondern enthielten oft Wirklichkeitspartikel, die der Lebensbewältigung durchaus dienlich sein konnten.
Über Bianca Stücker wird mitgeteilt, dass sie in Hamm lebt und im dortigen Szenemagazin Willi die Kolumne „Ansichten einer Anachronistin” verantwortet; dass sie ferner ein Kirchenmusik- Examen bestanden, „Nasty-Pop-Electro und Mittelaltermusik” veröffentlicht hat sowie über Berufserfahrung als DJane, Hinterhoftätowiererin und Flötenlehrerin verfügt. Für eine Autorin des Jahrgangs 1976 klingt das bunt genug. Stilistisch scheint sie sich ein wenig an Sibylle Berg zu orientieren, nur fehlen ihr Salzsäure und Sägezähne. Statt dessen riskiert sie in aller Unschuld anachronistische Sätze wie: „Und dann explodierten ungefähr eine Million Sterne in meinem Kopf, und es hatte sich mit dem Denken, fürs Erste.”
Mein erster eigener Mensch
Vor einem halben Jahrhundert wäre das die Beschreibung eines ersten Kusses gewesen, heutzutage liegt das Paar bei dieser Szene schon nackigt unter der weinbefleckten Decke, aber von der Gefühlstemperatur her hat sich nichts geändert. Und auch die Liebesproblematik ist natürlich, auch wenn sie zwischendurch mal „Beziehungsstress” hieß, prinzipiell die gleiche geblieben. Im vorsichtig uncoolen Jargon der Post-Sibylle-Berg-Generation drückt man das so aus: „Ein eigener Mensch, das ist so eine Sache, weil er so wertvoll ist und so besonders und überhaupt durch gar nichts zu ersetzen.”
Welche Stadt den Hintergrund für das Geschehen abgibt, wird nicht verraten; die Namen des Personals sind jedenfalls schick globalisiert. Der erste „eigene Mensch” der Geschichtsstudentin Nancy heißt Patrice und entschwindet mit vagen Versprechungen nach Neuseeland. Für die Verlassene hat er zur Sicherheit den Umzug in die WG des Webdesigners Jerry arrangiert. Der teilt die Altbauwohnung aus irgendeinem Grund nicht mit seiner Freundin Rosa, sondern mit dem netten, wegen seines Callboy-Nebenjobs allerdings in handfesten Schwierigkeiten steckenden Koreaner Shaoe. Bei den neuen Bekannten geht es einerseits einschüchternd stilbewusst und trendy zu, andererseits ist es genauso, wie Nancy es sich ausgemalt hat, „dass man in WGs dauernd in der Küche sitzt und Kaffee aus Tassen trinkt, die nicht zusammenpassen. Und dass immer jemand kommt und geht.” Zum Beispiel der schwergewichtige, sexy schmollmündige Schweizer Raffaele, der das coole Getue um Klamotten, Sport und Lifestyle nicht mitmacht, dafür aber andere Qualitäten hat – und ein dunkles Geheimnis.
Nancy, seit ihrer Schulzeit immer besorgt, nicht dazuzugehören, entwickelt unter Raffaeles Einfluss ihr Selbstwertgefühl, überwindet den Kummer wegen Patrice und verliebt sich neu. So weit, so mädchenbuchkompatibel. Aber da die Zeiten wohl auch in Hamm inzwischen härter geworden sind, wird sie nebenbei mit einer unschönen, gewaltsamen Seite des Lebens konfrontiert. Am Ende freilich siegen Freundschaft und Liebe, und es wird sogar schüchtern philosophiert: „Dass man so gern etwas darstellen möchte in der Welt, liegt, meine ich, hauptsächlich an der Angst vor dem Vergehen.” Was offenbar nie vergeht, ist die Sehnsucht nach Sentiment. Insofern hat Bianca Stücker auf das richtige Pferd gesetzt. Nur ihre Behauptung, dass Frauen leichter frieren als Männer – die ist schlicht und einfach Blödsinn.KRISTINA MAIDT-ZINKE
BIANCA STÜCKER: Schaulaufen für Anfänger. Roman. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007. 224 Seiten, 8,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nur milden Spott hat Rezensentin Kristina Maidt-Zinke für diesen Debütroman Bianca Stückers übrig, der "eine prinzipielle Liebesgeschichte für uncoole Leser" erzählen will. Wer das sein soll, ist Maidt-Zinke zunächst schleierhaft, doch setzt sie dann auf Gymnasiastinnen. Für diese Entscheidung spreche auch, dass sich Stücker als Setting ihrer Geschichte eine Studenten-WG ausgesucht hat. An der Handlung des Romans hält sich Maidt-Zinke nicht lange auf. Wir erfahren, dass Nancy von Patrice verlassen wird, der nach Neuseeland geht. In ihrer neuen WG hat sie ein bisschen Stress mit den Kaffeetassen und dem Getue um "Klamotten, Sport und Lifestyle", aber nur bis Raffaele auf der Bildfläche erscheint. Auf die Nerven gegangen ist der Rezensentin dabei vor allem der, wie sie ihn nennt, "vorsichtig uncoole Jargon der Post-Sibylle-Berg-Generation" ("Ein eigener Mensch, das ist so eine Sache, weil er so wertvoll ist und so besonders und überhaupt durch gar nichts zu ersetzen"). Denn was diesem Buch abgeht, sind die Berg'schen "Salzsäure und Sägezähne".

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