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Mit dem Ziel, unser heutiges Verständnis von politischer Sicherheit jenseits tagespolitischer Gefahrendebatten zu schärfen, rekonstruiert
Angela Marciniak an den Werken von Thomas Hobbes, Jeremy Bentham und Hans Joachim Morgenthau eine Ideengeschichte des Phänomens. Zugleich wird Sicherheit als politisches Konzept für die gegenwärtige normative politische Theorie fruchtbar gemacht.

Produktbeschreibung
Mit dem Ziel, unser heutiges Verständnis von politischer Sicherheit jenseits tagespolitischer Gefahrendebatten zu schärfen, rekonstruiert

Angela Marciniak an den Werken von Thomas Hobbes, Jeremy Bentham und Hans Joachim Morgenthau eine Ideengeschichte des Phänomens. Zugleich wird Sicherheit als politisches Konzept für die gegenwärtige normative politische Theorie fruchtbar gemacht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2015

Freiheit gegen Sicherheit?
Angela Marciniak sondiert ein politisches Konzept

Sicherheit ist mittlerweile zu einem Topos, geworden, der nahezu jedes politische Handeln legitimieren kann. Ein fragwürdiger Erfolg, der sich inzwischen auch, so Angela Marciniak, in der wissenschaftlichen Literatur widerspiegele. Die wissenschaftliche Koordinatorin des Sonderforschungsbereichs "Dynamiken der Sicherheit" der Universitäten Marburg und Gießen verweist in ihrem Buch auf die Debatte um "Sicherheit versus Freiheit" als Reaktion auf diverse Gesetze im sogenannten Kampf gegen Terrorismus. Um das "Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit" gehe es da, um den "Widerspruch zwischen Freiheit und Sicherheit" oder um die notwendige Balance zwischen beiden Konzepten, die seit dem 11. September 2001 neu justiert werden müsse.

Die Autorin hinterfragt die gängigen Positionen in wohltuender Weise: Sind Sicherheit und Freiheit für eine Gesellschaft tatsächlich in erster Linie als konträre Konzepte zu denken, als etwas, das immer wieder in Ausgleich gebracht werden muss? Es erscheint ihr durchaus nicht überzeugend, dass ein Mehr an Sicherheit so oft für ein Weniger an Freiheit verantwortlich gemacht wird - oder umgekehrt. Und hat sich das "Streben nach Sicherheit", wie oft behauptet wird, tatsächlich erst ab der Mitte des letzten Jahrhunderts zu einem "gesellschaftlichen Wert" von eminenter Bedeutung herausgebildet?

Hier kommen bei Marciniak Thomas Hobbes, Jeremy Bentham und Hans Joachim Morgenthau ins Spiel. Mit ihnen wandert sie durch die Ideengeschichte der letzten vier Jahrhunderte, um zu sehen, wann für wen mit welchen Begründungen Sicherheit geschaffen werden sollte. Die Sicherheitskonzeption von Hobbes steht dabei für die Zeit rasanter Säkularisierung und des entstehenden Kapitalismus, jene Benthams für Umbrüche angesichts von Aufklärung und Revolution, aufkommendem Liberalismus und industrieller Revolution - und schließlich jene von Morgenthau für eine von zwei Weltkriegen und der atomaren Bedrohung geprägte Zeit.

Anhand ihrer drei Gewährsmänner führt Angela Marciniak vor Augen, dass Sicherheit und Freiheit nicht notwendigerweise in Opposition zueinander stehen. Schließlich sei nur eine gesicherte Freiheit von Wert. Die häufig angestellte Überlegung, Sicherheit und Freiheit seien zwei Waagschalen, die austariert werden müssten, sei so nicht zu halten: Sicherheit schaffe zwar die Möglichkeit für die Nutzung von Freiheit, im Übrigen unterschieden sich die beiden aber derart in Wahrnehmung und Erfahrbarkeit, dass sie unmöglich als jeweils "andere Seite der Medaille" betrachtet werden könnten. Freiheit müsse bewusst wahrgenommen werden, um sich überhaupt als Freiheit zu erweisen. Hingegen könnten Individuen auch sicher sein, ohne dessen gewahr zu sein.

THOMAS SPECKMANN

Angela Marciniak: "Politische Sicherheit". Zur Geschichte eines umstrittenen Konzepts.

Campus Verlag, Frankfurt am Main 2015. 369 S., geb., 36,90 [Euro].

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