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TSUNAMI I N INDONESIEN. FLÜCHTLINGSDRAMA IM SUDAN. ERDBEBEN IN PAKISTAN. HUNGERSNOT IM NIGER. Bilder aus Katastrophengebieten erreichen uns dank der modernen Technik fast zeitgenau und tagesaktuell. Viel zu oft jedoch zielt die Berichterstattung der Medien auf spektakuläre Schlagzeilen und bewegende Bilder ab. Die tatsächliche Lage vor Ort sieht meist ganz anders aus. Der Notfallarzt Dr. Richard Munz ist seit u?ber zwanzig Jahren bei internationalen Hilfseinsätzen tätig. Engagiert und kritisch entlarvt er die Mythen der Katastrophenhilfe, an denen Medien und Hilfsorganisationen viel zu oft…mehr

Produktbeschreibung
TSUNAMI I N INDONESIEN. FLÜCHTLINGSDRAMA IM SUDAN. ERDBEBEN IN PAKISTAN. HUNGERSNOT IM NIGER. Bilder aus Katastrophengebieten erreichen uns dank der modernen Technik fast zeitgenau und tagesaktuell. Viel zu oft jedoch zielt die Berichterstattung der Medien auf spektakuläre Schlagzeilen und bewegende Bilder ab. Die tatsächliche Lage vor Ort sieht meist ganz anders aus. Der Notfallarzt Dr. Richard Munz ist seit u?ber zwanzig Jahren bei internationalen Hilfseinsätzen tätig. Engagiert und kritisch entlarvt er die Mythen der Katastrophenhilfe, an denen Medien und Hilfsorganisationen viel zu oft gemeinsam weben. Er erklärt, welche Hilfsmaßnahmen tatsächlich am dringendsten benötigt werden und wie wir selbst am besten helfen können. Seine persönlichen Erfahrungsberichte zeigen auf eindringliche Weise, wie es wirklich ist - im Zentrum der Katastrophe.
Autorenporträt
Dr. Richard Munz leitet Katastropheneinsätze für verschiedene Hilfsorganisationen (etwa für das Deutsche Rote Kreuz nach dem Tsunami in Sumatra) und gilt als einer der wichtigsten Auslandsmitarbeiter nicht nur des DRK, sondern auch der Organisationen des Internationalen Roten Kreuzes in Genf. Munz ist Experte für das Thema »Internationale Humanitäre Hilfe«und hat einen Lehrauftrag im gleichnamigen Studiengang an der Universität Bochum.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.08.2007

Bitte keine Rettungsrambos!
Das Leben ändert sich in einem einzigen Augenblick: Richard Munz hat ein spektakuläres Buch über Katastrophenhilfe geschrieben

Wenn Menschen auf dieser Welt in Not geraten, weil die Erde bebt, die Ozeane über die Ufer treten oder politische Systeme Tausende von Menschen zur Flucht zwingen, wird Richard Munz unruhig. Der Notarzt packt dann seine Koffer und wartet auf einen Anruf aus der Zentrale des Roten Kreuzes. Denn Munz gehört zu jenem Helferteam, das an den Ort der Katastrophe reist, um dort ein Feldkrankenhaus aufzubauen, Brunnen zu bohren und für Trinkwasser zu sorgen. Wenn das Team nach einiger Zeit endlich eintrifft, behindert durch bürokratische Schikanen, schlechte Wegverbindungen, überlastete Flughäfen, geht ein Aufatmen durch die Weltmedien: Die Helfer sind da.

Dabei waren immer schon Helfer vor Ort, nämlich jene Einheimischen, die die Katastrophe überlebt haben. Sie werden von den ausländischen Medien nur nicht wahrgenommen, weil sie keine Rotkreuzarmbinden tragen und man sich mit ihnen meist nicht in einer europäischen Sprache verständigen kann. Sie werden übersehen von Berichterstattern und häufig auch von ausländischen Helfern. Hilfe ist erst da, wenn sie von außen kommt - das ist einer der Mythen, gegen die Munz in seinem Buch anzuschreiben versucht.

Der Notarzt, der in den letzten zwölf Jahren mehr als 25 Hilfseinsätze betreut hat, hat ein Anliegen: dass die Berichterstattung über Katastrophenhilfe weniger spektakulär, oberflächlich und irreführend verlaufen möge. Er wirbt bei Medien und Hilfsorganisationen für mehr Ausgewogenheit und führt reichlich Beispiele an. Seine anschaulichen Erzählungen aus Katastrophengebieten machen den besonderen Reiz dieses Buches aus. Erst wenn man mit dem Autor die Latrinenanlage in einem tansanischen Flüchtlingslager beobachtet hat, mit einem ukrainischen Lastflugzeug nach Sumatra geflogen ist und mit einem nigerianischen Stammeskönig über eine Impfkampagne verhandelt hat, beginnt man den Ablauf von Hilfseinsätzen tatsächlich zu verstehen. Und man begreift auch, welche Interessen Helfer, ihre Organisationen und die Medien verfolgen, denn immer sitzt noch ein Weiterer mit im Boot: der Spender, der vor dem häuslichen Fernsehschirm zur Großzügigkeit animiert werden soll. Er ist es, um den geworben wird. Seinetwillen wird dramatisiert, polarisiert und die Wirklichkeit verdreht. Denn wer spendet schon gerne für Latrinen, obwohl diese in einem Katastrophenfall oft die erste und wichtigste Einrichtung sind, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern? Wer spendet noch, wenn indische und persische Ärzte beim Eintreffen der deutschen Helfer längst mit der Notversorgung begonnen haben?

Effektheischende Berichterstattung entspricht der Erwartung vieler - selbst der mancher Helfer, die sich ins Scheinwerferlicht drängen, oder der Organisationen, denen dramatische Bilder die Kassen füllen sollen. Was im Katastrophengebiet tatsächlich geschieht, bleibt meist verborgen.

Und genau an diesem Punkt setzt Munz an. Selbstverständlich kann nur ein gut ausgebildeter Helfer wirklich etwas bewegen. Der Autor kritisiert jene Draufgänger-Chirurgen, die erwarten, in Lazarettmanier Notamputationen durchzuführen: die erste Operation in einem Zeltkrankenhaus ist meistens ein einfacher Kaiserschnitt. Nicht "Rettungsrambos" werden gebraucht, sondern Helfer, die mit Einfühlungsvermögen gemeinsam mit den Einheimischen das Nötige tun. Munz zitiert die Grundsätze humanitärer Arbeit: Jedem, der in Not ist, wird unabhängig von ethnischer, religiöser und politischer Zugehörigkeit geholfen. Wer diese Grundsätze nicht befolgt, handelt nicht humanitär. Bedenklich, schreibt Munz, seien daher "humanitäre" Einsätze von Armeen, auch der Bundeswehr, vor allem, wenn die Entsenderstaaten der Armeen bestimmte politische Ziele verfolgen und daher die Bewohner des Krisengebiets von vornherein in "unsere" und "die anderen" einteilen. Der Begriff "humanitär" ist zwar genau definiert, aber nicht geschützt, so dass er mittlerweile inflationär verwendet wird. Munz gibt Spendern Hilfestellung, wie sie die Ernsthaftigkeit des humanitären Anliegens und die Arbeitsweise von Hilfsorganisationen prüfen können.

Der Autor erinnert auch an "vergessene Katastrophen", über die niemand mehr berichtet und für deren Opfer kaum mehr gespendet wird. Er erinnert zum Beispiel an die mehr als 300000 Flüchtlinge in Tschad und den anhaltenden Rebellenkrieg im Norden Ugandas, von dem 2,5 Millionen Menschen betroffen sind. Der Tsunami im Indischen Ozean war ein Medienereignis, das für jeden Betroffenen 19,32 Euro in die Spendenkassen spülte. Einem Hungernden in Tschad stehen hingegen gerade einmal dreißig Cent im Jahr zur Verfügung.

GANGOLF SEITZ

Richard Munz: "Im Zentrum der Katastrophe". Was es wirklich bedeutet, vor Ort zu helfen. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2007. 246 S., Farb-Abb., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.06.2007

Iranische Suchhunde
Im Katastrophen-Journalismus wird oft einiges übersehen
Erinnern Sie sich noch? Das Erdbeben von Bam? Das war Weihnachten 2003. In den zwei Wochen nach der Katastrophe im Iran waren die Medien voll von Berichten über spektakuläre Suchaktionen. Vor allem die Hunde hatten es den zahlreichen Kamerateams angetan. Wie sie, aus weiter Ferne, aus insgesamt 34 Ländern, unermüdlich nach Überlebenden suchten, war ja auch wahrhaft heldenhaft. Nur gefunden wurde leider kaum noch jemand. Das war auch nicht verwunderlich, schreibt Richard Munz. Denn viel früher als die Ausländer waren die Iraner selbst mit ihren Suchhunden in Bam gewesen und hatten den weitaus größten Teil der noch lebenden Verschütteten entdeckt.
Der Iran hat eigene Suchhunde? Diese Erkenntnis ist nicht das einzige Aha-Erlebnis, das sich in diesem Buch versteckt. Der Arzt und Katastrophenhelfer Richard Munz ist seit über drei Jahrzehnten im Auftrag verschiedener Organisationen unterwegs. Seine Geschichten von der anderen Seite der Erdbeben-, Hunger- und Flut-Berichterstattung sind das wohl beste, was in letzter Zeit zu diesem Thema erschienen ist, spannend und erhellend zugleich.
Nicht gefegte Zufahrt
Viele ausländische Teams, so erzählt Munz, hätten sich nach dem Tsunami darüber beschwert, dass es keine Unterkünfte mehr für die Helfer gab. „Das wäre ungefähr so, als wenn bei uns die Feuerwehr zu einem Häuserbrand ausrücken würde, um dann vor Beginn der Löscharbeiten gegenüber der Lokalpresse zu klagen, dass die Zufahrt nicht gefegt sei.”
Vielleicht ist einiges überspitzt dargestellt, vielleicht auch mal etwas zu schulmeisterlich formuliert. Fest steht: Der Band ist ein Muss, für Spender und vor
allem für berichtende Journalisten und ihre Auftraggeber. Ein Fazit der Lektüre könnte sein: Spenden Sie nicht mehr zweckgebunden, sondern überlassen
Sie den Hilfsorganisationen selbst, was die mit Ihrem Geld tun wollen. Und: Gründen Sie keine neue Hilfsorganisation! Es gibt genug davon!
DOROTHEA HEINTZE
RICHARD MUNZ: Im Zentrum der Katastrophe. Was es wirklich bedeutet, vor Ort zu helfen. Campus Verlag, Frankfurt 2007. 246 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Gangolf Seitz begrüßt dieses Buch über Katastrophenhilfe von Richard Munz, der als Notarzt des Roten Kreuzes in den letzten zwölf Jahren mehr als 25 weltweite Hilfseinsätze betreut hat. Dem Anliegen des Autors, die Berichterstattung über Katastrophenhilfe solle "weniger spektakulär, oberflächlich und irreführend" ausfallen, und seinem Plädoyer für mehr Ausgewogenheit kann er nur zustimmen. Die kritische Auseinandersetzung mit einer dramatisierten Berichterstattung, die Menschen zum Spenden animieren soll, scheint ihm rundum überzeugend. Er würdigt Munz' lebendige Schilderungen aus Katastrophengebieten, die für ihn den Ablauf von Hilfseinsätzen erst wirklich verständlich machen. Dabei wird für Seitz auch deutlich, dass keine "Rettungsrambos" gebraucht werden, sondern Helfer, die sich humanitären Grundsätzen verpflichten und zusammen mit den Einheimischen das Nötige tun. Abschließend hebt er hervor, dass Munz an "vergessene Katastrophen" erinnert, über die niemand mehr berichtet und für deren Opfer kaum mehr gespendet werde.

© Perlentaucher Medien GmbH
Geschichten hinter den Schlagzeilen
"Ein gelungenes Buch. Es bietet Diskussionsstoff und lädt dazu ein, sich mit den Opfern von Katastrophen auseinanderzusetzen." (Deutschlandfunk, 12.03.2007)

Die Kehrseite der Hilfe
"Ein erhellender Blick hinter die Kulissen des Helfergeschäfts." (Greenpeace Magazin, 01.05.2007)

Die Mär vom Superhelfer
"Munz hat ein wichtiges Buch zu einem längst fälligen Thema geschrieben." (Frankfurter Rundschau, 16.05.2007)

Iranische Suchhunde
"Munz' Geschichten von der anderen Seite der Erdbeben-, Hunger- und Flutberichterstattung sind das wohl beste, was in letzter Zeit zu diesem Thema erschienen ist, spannend und erhellend zugleich ... Der Band ist ein Muss, für Spender und vor allem für berichtende Journalisten und ihre Auftraggeber." (Süddeutsche Zeitung, 25.06.2007)

Das Märchen vom Superhelfer
"'Im Zentrum der Katastrophe' ist ein spannendes wie aufklärendes Buch. Eine Pflichtlektüre für Politiker, Journalisten - und Spender." (Financial Times Deutschland, 06.07.2007)

Szenen für die Kamera
"Munz räumt mit Mythen der Katastrophenhilfe auf." (Berliner Zeitung, 31.07.2007)

Bitte keine Rettungsrambos"
"Richard Munz hat ein spektakuläres Buch über Katastrophenhilfe geschrieben." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.08.2007)

Schwierige Hilfe in aller Welt
"Das Buch ist eine Pflichtlektüre für alle, die in der humanitären Hilfe arbeiten wollen." (amnesty journal, 01.09.2007)…mehr