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Neben Klassikern der Ökonomie begegnet uns aber auch der Mitbewohner da Vincis und Erfinder der doppelten Buchführung: Luca Pacioli. Oder der flüchtige schottische Mörder John Law, der Frankreichs Finanzwelt mit der Einführung des Papiergelds revolutionierte. Und John von Neumann, das düstere Genie, das die Spieltheorie entwickelte, die Wirtschaft und Politik im 20. Jahrhundert prägte.

Produktbeschreibung
Neben Klassikern der Ökonomie begegnet uns aber auch der Mitbewohner da Vincis und Erfinder der doppelten Buchführung: Luca Pacioli. Oder der flüchtige schottische Mörder John Law, der Frankreichs Finanzwelt mit der Einführung des Papiergelds revolutionierte. Und John von Neumann, das düstere Genie, das die Spieltheorie entwickelte, die Wirtschaft und Politik im 20. Jahrhundert prägte.
Autorenporträt
Paul Strathern schreibt regelmäßig für Observer und Wall Street Journal. In Deutschland bekannt als Autor populärwissenschaftlicher Bücher. Auch Veröffentlichung von Romanen, einige davon preisgekrönt.
Rezensionen
"Dem Autor gelingt es, Theorien leicht und verständlich zu präsentieren." (Süddeutsche Zeitung)

Schumpeters Reithosen
"Paul Stratherns Buch ist großartig geschrieben." (Die Welt, 18.11.2006)

Schrullige Theoretiker
"Verständlich, amüsant und geistreich." (Der Standard, 21.11.2006)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2003

Wirtschaftsbuch
Paul Strathern: Schumpeters Reithosen. Die genialsten Wirtschaftstheorien und ihre verrückten
Erfinder, Campus Frankfurt 2003, 331 Seiten, 24,90 Euro
Die Menschen hinter der Theorie
Nationalökonomie sei, „wenn sich die Leute wundern, wenn sie kein Geld mehr haben”, hat Kurt Tucholsky einmal geschrieben. Wer sich nicht direkt mit dieser Wissenschaft befasst, äußert sich häufig noch weit weniger charmant als Tucholsky. „Langweilig”, „verkappte Mathematik” oder „bringt ja doch nichts” sind noch freundliche Urteile, wenn es um Ökonomie geht. Spätestens der Film „Beautiful Mind”, der die Lebensgeschichte des schizophrenen Nobelpreisträgers für Wirtschaft, John Nash, schildert, hat verdeutlicht, dass hinter jedem Wissenschaftler und jeder Theorie ein Mensch mit seiner Geschichte steht.
Paul Strathern stellt die Nationalökonomen – und damit die Nationalökonomie – aus genau dieser Perspektive dar. Dem Autor gelingt es, Theorien leicht verständlich zu präsentieren. Er entführt die Leser in Leben und Theorie berühmter und weniger berühmter Ökonomen, indem er einerseits die Personen lebendig werden lässt und sie andererseits mit ihren Theorien in den Kontext ihrer Zeit stellt. Der Leser erfährt etwa, was es mit der Spieltheorie auf sich hat: „Auf jeder Stufe sollte jeder mögliche Schritt bedacht und anschließend der größtmögliche Verlust bemessen werden, den man verkraften könnte, falls man sich zu diesem Schritt entschloss. Dann sollte man den Schritt wählen, der das maximale Risiko minimiert.” Begründer dieser Theorie waren der aus Ungarn emigrierte Mathematiker John von Neumann und der Österreicher Oskar Morgenstern.
Durch die Analyse eines Ballspiels hatte der Mönch Luca Pacioli schon im ausgehenden Mittelalter Grundlagen geschaffen. Der erklärte Antisemit Morgenstern ging 1938 in die USA und arbeitete dort mit dem Juden von Neumann zusammen. Gemeinsam verfassten sie eine 1200 Seiten lange Abhandlung über „Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten”. Auf Grundlage der Theorie empfahl von Neumann Präsident Eisenhower in den Fünfzigern den Erstschlag mit der Wasserstoffbombe gegen die Sowjetunion.
Vor dem Hintergrund der katastrophalen Finanzlage Europas zu Beginn des 18. Jahrhunderts erzählt Strathern die Geschichte des Mediziners Bernard de Mandeville, der mit seiner Bienenfabel darlegte, dass Eigennutz, nicht Selbstlosigkeit der Gemeinschaft dient. Ein eigenes Kapitel ist Klassikern wie Adam Smith, David Ricardo, David Hume, oder Robert Malthus (der mit seinem Gesetz über das Bevölkerungswachstum solchen Ruhm erlangte, dass er 1805 erster Inhaber eines Lehrstuhls für Nationalökonomie wurde) gewidmet. Nicht jeder Nationalökonom hat einen Spleen, aber hinter jedem steckt ein Mensch. Strathern stellt die Charaktere – und Theorien – von John Maynard Keynes und Milton Friedman gegenüber. Er erzählt von dem aus Schottland entflohenen Mörder John Law, der 1720 als Besitzer der französischen Zentralbank zum reichsten Mann der Welt wurde. Und der Leser erfährt, dass Joseph Schumpeter als österreichischer Finanzminister das Land in den Bankrott führte – und dennoch einen Ruf nach Harvard erhielt.
Indira Gurbaxani
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2004

Der Charme des Menschlichen
Paul Strathern präsentiert die Entwicklung der ökonomischen Theorien mit persönlicher Note

Paul Strathern: Schumpeters Reithosen. Die genialsten Wirtschaftstheorien und ihre verrückten Erfinder. Campus Verlag 2003, 331 Seiten, 24,90 Euro.

Warum sollte man sich mit den Theorien längst verstorbener, teilweise sogar vergessener Ökonomen beschäftigen? Weil jeder Politiker Sklave eines längst verstorbenen Ökonomen ist, wie es John Maynard Keynes einmal ausgedrückt hat? Weil die modernen Theorien letztlich auch nur auf den Werken der manchmal längst vergessenen Klassiker beruhen? Weil das Studium ihrer Ideen auch heute noch Erkenntnisgewinn verspricht? Gründe für eine Beschäftigung mit der Geschichte der Wirtschaftstheorie gibt es eine Menge, doch an einem scheint es den Klassikern unter den Ökonomen zu mangeln: an Unterhaltungswert. Diese Feststellung war es wohl, die den Campus Verlag veranlaßt hat, dem Buch von Paul Strathern den wenig glücklichen Untertitel "Die genialsten Wirtschaftstheorien und ihre verrückten Erfinder" zu verleihen. Der englischsprachige Titel "A brief history of economic genius" wird sowohl dem Buch als auch seinen Protagonisten gerechter.

Denn als genial mag man die von Strathern porträtierten Ökonomen titulieren, doch will man sie wirklich als verrückt bezeichnen? Sicher, das Buch verrät einige amüsante Grillen prominenter Denker, angefangen vom Wunsch Jeremy Benthams, nach seinem Tode aufrecht in einem Glaskasten sitzend für die Nachwelt konserviert zu werden, bis hin zu der Anekdote, daß Adam Smith eines Sonntagmorgens im Morgenmantel durch die Straßen einer englischen Kleinstadt geirrt sei - doch ist das schon "verrückt"?

Außerdem ist eine solch reißerische Aufmachung völlig unnötig: Das Buch bietet einen amüsanten, flott geschriebenen Parforce-Ritt durch die Geschichte der ökonomischen Theorie. Neben den großen Namen der Zunft - Smith, Ricardo, Marx, Keynes und von Neumann - porträtiert Strathern auch einige Denker, die dem breiteren Publikum unbekannt sein dürften, die aber die ökonomische Theorie erheblich bereichert haben.

Die Idee, wirtschaftswissenschaftliche Theorien über die Biographie ihrer Väter, ihre Zeit und auch ihre persönlichen Schwächen zu transportieren, hat den Charme, daß die menschliche Komponente bei vielen Lesern mehr Interesse wecken dürfte und geeignet ist, oft staubtrocken klingende Theorien gefälliger zu präsentieren. Das gelingt Strathern: Er legt in gefälliger Weise Mosaiksteinchen neben Mosaiksteinchen, und so entsteht ein Bild vom langen Weg der Wirtschaftswissenschaften, von den ersten Ansätzen einer doppelten Buchhaltung über die Moralphilosophie hin zu den großen klassischen Denkern, von den Anfängen der Nationalökonomie als eigenständige Disziplin bis zu den theoretisch eleganten und komplexen Ideenkonstrukten der Spieltheorie - anregend, amüsant und lehrreich zugleich.

Doch der menschliche Hintergrund der Werke großer Denker taugt nicht nur zur Verkaufsförderung: Wer die Biographie eines großen Geistes kennt, wer Zeit und Zeitgenossen, historische und persönliche Rahmenbedingungen kennt, unter denen sein Werk erstanden ist, der weiß dieses auch besser zu würdigen und einzuordnen - mit allen Schwächen und Stärken. Das gilt für die Schwächen vermutlich noch mehr als für die Stärken: Manche Theorie, die aus heutiger Perspektive abwegig klingt und von der Geschichte in der Zwischenzeit widerlegt worden ist, läßt sich noch verstehen, wenn man die Umstände ihrer Entstehung berücksichtigt. Das eröffnet auch die Möglichkeit, aus der Geschichte zu lernen: In einigen hundert Jahren werden etliche unserer Ideen, Vorstellungen und Ideologien in einem ganz anderen Licht gesehen werden. Das wird nicht nur so sein, weil die Wissenschaft weitere Fortschritte macht, sondern auch, weil sich neue Erfahrungen ansammeln und weil erst dann die nötige Distanz zu den Umständen existiert, unter denen diese Theorien entstanden sind - eine Distanz, die zeitgenössischen Denkern fehlt und fehlen muß.

Exemplarisch dafür sind die Ausführungen Stratherns zu Robert Malthus: Zu einer Zeit, in der Manchester "verrückt war nach Dampfmaschinen", Städte wie Pilze aus dem Boden schossen und sich die Straßen mit einer neuen Unterschicht bevölkerten, hätte es schon eines extrem flexiblen Vorstellungsvermögens bedurft, um zu vermuten, daß wir rund 200 Jahre später von einer Bevölkerungsimplosion sprechen und nicht von einer Überbevölkerung mit dramatischen Konsequenzen, wie Malthus prognostizierte. Doch nur weil wir heute meinen, es besser zu wissen, gibt es aber keinen Grund, Malthus Ideen geringzuschätzen (oder ihn als "verrückt" zu bezeichnen). Vielmehr zeigt uns sein Beispiel ebenso wie andere Kapitel des Buches, daß die Fesseln der Gegenwart selbst die Urteilskraft des größten Geistes beeinträchtigen und daß auch die brillantesten Köpfe nicht immer alle Entwicklungen vorhersehen können, von denen es Jahre später heißen wird, man sie hätte wissen können.

Diese Lehre können alle Globalisierungsapokalyptiker, Technologiepessimisten und Berufsideologen aus dem Studium des Buches mit nach Hause nehmen, falls denn ihr Geist dafür offen ist: Ökonomie ist zu allen Zeiten das immer gleiche Spiel von Versuch, Irrtum und Lernen. Und auch aus der Erkenntnis unserer Irrtümer erwachsen uns neue Möglichkeiten, wenn wir nur offen dafür sind. Das macht die angeblich trostlose Disziplin so aufregend und menschlich zugleich.

HANNO BECK

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Paul Strathern hat ein Buch über die Geschichte der Wirtschaftstheorien geschrieben. Trocken jedoch ist es nicht und auch nicht fälschlich popularisierend, meint Christoph Albrecht. Vielmehr verstehe es Strathern, die wichtigsten Theoreme als Fragen aus den durchaus "anekdotenreichen" Lebensbeschreibungen wichtiger Theoretiker hervortreten zu lassen. Neben Berühmtheiten wie John von Neumann, Erfinder der Spieltheorie, treten auch fast vergessene Gestalten auf wie Luca Pacioli, der im 15. Jahrhundert die "Gewinnchancen in einem Ballspiel" untersuchte. Vor Autobiografischem schreckt Strathern dabei auch nicht zurück - etwa wenn es um das Scheitern der eigenen Ehe geht. Der Rezensent hält das Buch dennoch für verdienstvoll, da so wichtige Fragen gestellt werden wie: "Welchen Geldwert hat ein Mensch?" oder "Ist Gewinn moralisch?"

© Perlentaucher Medien GmbH"