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'Witzig, bissig, geistreich. Ein tiefgründiges, wortgewandtes Sprachwerk.' -- Mitteldeutsche Zeitung über "Konzert für Stubenfliege und Orchester"
'Amüsement der Extraklasse' -- Freie Presse Chemnitz über "Konzert für Stubenfliege und Orchester"
'Rüb beschreibt mit verblüffend vertrauter Detailfülle und liebevoll ironischem Blick. Sein Roman wirkt wie ein nahezu vollständiges Mosaik aus ein Leben lang gesammelten Miniaturen.' -- Dresdner Neueste Nachrichten über "Konzert für Stubenfliege und Orchester"
Lenz und Renate, zwei arbeitslose ostdeutsche Chemiker, haben eine Jugendstilvilla
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Produktbeschreibung
'Witzig, bissig, geistreich. Ein tiefgründiges, wortgewandtes Sprachwerk.' -- Mitteldeutsche Zeitung über "Konzert für Stubenfliege und Orchester"

'Amüsement der Extraklasse' -- Freie Presse Chemnitz über "Konzert für Stubenfliege und Orchester"

'Rüb beschreibt mit verblüffend vertrauter Detailfülle und liebevoll ironischem Blick. Sein Roman wirkt wie ein nahezu vollständiges Mosaik aus ein Leben lang gesammelten Miniaturen.' -- Dresdner Neueste Nachrichten über "Konzert für Stubenfliege und Orchester"
Lenz und Renate, zwei arbeitslose ostdeutsche Chemiker, haben eine Jugendstilvilla geerbt, würden aber viel lieber die Welt sehen. Also verkaufen sie das Haus einem westdeutschen Ehepaar und ziehen in ihren alten Plattenbau zurück. Statt zu verreisen, streifen sie nun um ihr ehemaliges Haus herum - bis sie eines Tages über den Zaun steigen. Als sie ertappt werden, bitten die neuen Besitzer sie sogar, auf die Villa aufzupassen! Dabei freunden sich Lenz und Renate mit dem kauzigen Bewohner der Nachbarvilla an, einem Querflötisten, der nichts mehr hasst als Musik. Trotz aller Weltläufigkeit gelingt dem Westehepaar jedoch nicht alles: Der Kinderwunsch bleibt unerfüllt. Selbst in dieser heiklen Lage erweist sich die ménage à quatre als Lösung des Problems ...
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.11.2010

Hier wächst heiter zusammen, was ersichtlich nicht zusammengehört
Gebrauchswerte nach der Grenzöffnung: Wolfgang Rübs sehr amüsanter Roman über ein West-Paar und ein Ost-Paar
Manchmal kriegt man als Kritiker ein interessantes Buch noch gerade so zu fassen, bevor es durch den Rost der Aktualität fällt, um erst im Keller des Bestands und dann im Orkus der Vergriffenheit zu landen. Wenn ein Buch den unrichtigen Druckvermerk „2009“ trägt, obwohl es faktisch erst im Frühjahr 2010 ausgeliefert wurde, muss man sich gegen Ende des Jahres 2010 ziemlich ranhalten. Denn zeigt der Kalender erst 2011 an, wird es zu spät sein, darauf hinzuweisen.
Darum sei jetzt mit einiger Dringlichkeit auf den Roman „Wohnquartett mit Querflöte“ von Wolfgang Rüb aufmerksam gemacht. Es handelt sich um ein sehr vergnügliches Buch mit einem hellen soziologischen Blick für die fortdauernden Differenzen der ost- und westdeutschen Gesellschaft. Der Ich-Erzähler und seine Frau Renate, beide schon länger arbeitslose DDR-Chemiker, entschließen sich, ihre ererbte, aber ziemlich heruntergekommene Jugendstil-Villa an ein erfolgsverwöhntes Yuppie-Pärchen aus den alten Bundesländern zu verkaufen, Franka und Gerrit (schon die Namen sagen eigentlich alles Nötige). Sie sind nun reich, aber anfangen können sie mit ihrem Geld eigentlich nichts, das sind sie nicht gewohnt, und so ziehen in einen nahen Plattenbau. Aber dort erfasst sie Sehnsucht nach ihrem lieben alten Haus, und sie beginnen sich ihm wieder zu nähern. Erst müssen sie es insgeheim tun, wie Einbrecher; aber alsbald freunden sie sich mit dem Westpärchen an, die vier wachsen einander ans Herz und möchten sich, so verschieden sie sind, bald gar nicht mehr missen. Dennoch pflegt das Ostpaar gewohnheitsmäßig die alten Heimlichkeiten.
„Abends machten wir unseren Spaziergang, bei dem wir an der Villa vorbeikamen. Dann gingen wir in den Garten und guckten uns die beiden durchs Fenster an, wie man sich sonntags durchs Schaufenster Dinge anschaut, die man sich am Montag kaufen wird. Sie taten uns leid, so ganz ohne uns. Sie waren mit uns fröhlicher miteinander.“
Man achte darauf, wie die Metapher die neue Lage mit dem Altbekannten verknüpft. „Ich“ und Renate neigen sich Franka und Gerrit mit der Zärtlichkeit zu, die im alten Regime den immer knappen und raren Konsumartikeln vorbehalten war. Und doch spricht daraus, ganz ohne Arg und Ressentiment, eine fast kindliche Art der Einfühlung. Hier wächst zusammen, was ersichtlich nicht zusammengehört, aber genau deswegen einander umso höher als unerwarteten Fund schätzt. Nicht zwei Scherben fügen sich längs einer gezackten, aber passgenauen Bruchlinie zum altneuen Topf, sondern man verweilt voreinander mit warmem Erstaunen und ist am Fremden glücklicher, als man es je im Eigenen war und wäre.
Das läuft zum Beispiel so: „Franka und Gerrit wünschten, dass wir in tiefere Tiefen unserer Erziehung eindringen sollten. Als sie mit gezielten Fragen kamen nach familienstrategischer Konfliktbewältigung, gemeinsam beschlossenen Programmen für Schule, Hobby und Studium, demokratischer Planung von Familienerlebnissen und Reisen unter Berücksichtigung des Kindgemäßen, Stärkung des Ich-kann-Gefühls und Austausch von Zärtlichkeiten, kam es uns beiden vor, als hätten wir von unseren Eltern lediglich zu essen bekommen.“
Das Buch steckt voll von wunderbaren Einfällen und Betrachtungen. Wie zum Beispiel verschafft man sich Ruhe vor Mitmenschen, die bemängeln, man vernachlässige seinen Garten so, dass eine bestimmte Unkrautsorte völlig überhand nimmt? Man erklärt eben diese zum seltenen Goethekraut, dessen Ableger man eigenhändig in Goethes Weimarer Garten stibitzt habe. Goethe schafft Respekt; und man kann sich nunmehr den wirklich wichtigen Dingen zuwenden. Der erlittene Kummer, wenn der nagelneue Wartburg durch die Westöffnung finanziell und ideell plötzlich entwertet scheint, lässt sich teilweise mildern, indem man mit dem Fahrzeug ruppiger umgeht und es nach Gehör in die Garage fährt, also erst stoppt, wenn es kracht: So tröstet man sich durch die Vorstellung seines drastisch erhöhten Gebrauchswerts. Ein wirklich gelungenes Weihnachtsgeschenk kommt so zustande, dass das Ostpaar für das Westpaar auf dessen Kosten, aber nach eigenem, erzgebirgisch geprägtem Geschmack eine komplette Weihnachts-Dekoration aussucht und kauft. „Und sie (Renate) freute sich über einen spontan angebotenen kleinen Rabatt auf eine Summe, bei deren Nennung sie früher tot umgefallen wäre.“ Gerrit und Franka werden zu bescherten Kindern, die an Heiligabend im Büro arbeiten dürfen, bis der Christbaum fertig geschmückt ist.
Man sollte gerechterweise auch die kleine Schwäche nicht verschweigen, die das Buch für den Kalauer und den Slapstick hegt, etwa wenn es um den etwas übertrieben schwuchtelhaften Geliebten des Nachbarn, des titelgebenden Querflötisten, geht. Aber das alles ändert nichts am Befund: dass dieses überaus originelle Buch mit seiner raffinierten Einfalt das einzige ist, das uns nach zwanzig Jahren deutscher Vereinigung wirklich noch gefehlt hat.
BURKHARD MÜLLER
WOLFGANG RÜB: Wohnquartett mit Querflöte. Roman. Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München 2009 (recte 2010), 349 Seiten, 19,95 Euro .
Wolfgang Rüb, Jahrgang 1952 Foto: Tobias Bohm
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit großem Vergnügen hat Rezensent Burkhard Müller diesen Roman von Wolfgang Rüb gelesen. Er lobt "Wohnquartett mit Querflöte" als höchst "originelles Buch", das sich zugleich durch "raffinierte Einfalt" auszeichnet. Im Mittelpunkt sieht er die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem erfolgreichen West-Pärchen, das einem arbeitslosen Ost-Paar die Jugendstil-Villa abkauft. Er bescheinigt dem Autor nicht nur zahlreiche amüsante Ideen und Beobachtungen, sondern auch einen "hellen soziologischen Blick", mit dem die immer noch bestehenden Differenzen zwischen ost- und westdeutscher Gesellschaft betrachtet werden. Allenfalls die Vorliebe für Kalauer und Slapstick hat er zu monieren. Ansonsten aber scheint Müller rundum glücklich mit diesem Buch.

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