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"Was mich interessiert, ist das Gedächtnis, die Art und Weise, wie Menschen und Landschaften aus Erinnerungen zusammengesetzt sind." Penelope Lively
Nach dem Tod seiner bildschönen Frau findet Glyn ein altes Photo von ihr, auf dem sie mit einem anderen Mann Händchen hält. Wann und wo wurde das Photo gemacht? Dieser Nachweis der Untreue - für lange Jahre versteckt - lässt Glyn nicht ruhen. Ganze Lebensentwürfe gehen bei seinen Nachforschungen in die Brüche. Kann er die Wahrheit über Kath herausfinden?
Penelope Lively entwickelt hier mit wunderbarer Leichtigkeit das Bild einer Frau, die
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Produktbeschreibung
"Was mich interessiert, ist das Gedächtnis, die Art und Weise, wie Menschen und Landschaften aus Erinnerungen zusammengesetzt sind." Penelope Lively

Nach dem Tod seiner bildschönen Frau findet Glyn ein altes Photo von ihr, auf dem sie mit einem anderen Mann Händchen hält. Wann und wo wurde das Photo gemacht? Dieser Nachweis der Untreue - für lange Jahre versteckt - lässt Glyn nicht ruhen. Ganze Lebensentwürfe gehen bei seinen Nachforschungen in die Brüche. Kann er die Wahrheit über Kath herausfinden?

Penelope Lively entwickelt hier mit wunderbarer Leichtigkeit das Bild einer Frau, die ganz anders war, als ihr Mann ein Leben lang dachte. Der neue Roman der Booker-Preisträgerin: klug und mit feinstem englischen Humor.

"Lively ist eine unserer beständigsten und beliebtesten Autorinnen - zu Recht." The Times

"Livelys Bücher zu lesen ist wie in feinstes Kaschmir zu schlüpfen: wunderbar gewebt, weich und kostbar. Wenn man diese Erfahrung erst einmal gemacht hat, ist es unmöglich, sich mit weniger zufrieden zu geben." The Evening Standard

"Penelope Lively ist Expertin darin, Dinge von zeitloser Gültigkeit in Worte zu fassen." New York Review of Books
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2007

Frau liebt Schwager
Weg mit dem Eva-Prinzip: Penelope Lively erzählt vom Ehebruch

Na gut, denkt man am Anfang, wieder einmal das Innstetten-Motiv. Nur, dass es sich diesmal nicht um ein Bündel Briefe handelt, sondern um ein Foto, das der Landschaftshistoriker Glyn Peters eines Tages findet, als er etwas ganz anderes sucht. Das Foto zeigt seine Frau Kath beim Händchenhalten mit einem anderen Mann. Als das geschieht, ist die Frau, anders als Effi Briest, schon tot, und er kann sie nicht mehr befragen, sondern muss sich auf die Spurensuche machen. Was dabei zutage gefördert wird, sind weniger die vergleichsweise läppischen Details über die Affäre seiner Frau mit seinem Schwager, sondern die Lebenslügen aller Beteiligten. Und es ist die Tatsache, dass bis auf eine Freundin niemand die Tote wirklich gekannt hat.

Die Lebenslüge war schon in dem bei uns 1995 erschienenen Roman "Der wilde Garten" das Thema von Penelope Lively (unser Foto). Allerdings geht es ihr nicht ums Entlarven oder ums Anprangern. Sie zeigt vielmehr detailliert und geduldig auf, dass wir ohne die Lüge gar nicht leben könnten, dass wir unser Leben nur führen können, wenn unser Blick darauf durch ein Raster von Interpretation und Selbsttäuschung weichgezeichnet ist. Das Foto der toten Kath zwingt in diesem Fall alle, dieses Raster neu zu ordnen.

Das wird vorgeführt an den verschiedenen Lebensentwürfen und Selbstbildern der sechs oder sieben Protagonisten dieser Tragödie, die als Kammerspiel inszeniert ist. Sie alle kommen wiederholt mit ihren Stimmen und Sehweisen zu Wort, und eines der letzten Kapitel trägt explizit die Überschrift "Stimmen". Eine der stärksten Seiten dieses Buches ist es, dass es seine Personen auch ausführlich bei der Arbeit zeigt. Sie haben einen Beruf nicht nur, weil Romanfiguren den nun einmal brauchen, sondern sie definieren sich überwiegend durch ihre Arbeit, und die Mehrzahl von ihnen ist glücklich damit oder glaubt es zu sein.

Aber schließlich gibt es ja auch noch das ganze Feld der Beziehungen. Man ist verheiratet oder einfach so liiert, man ist Witwer wie Glyn Peters, der seit dem Tod seiner Frau ein loses Konkubinat pflegt, aus dem um Gottes willen keine Ehe werden soll. Mit dieser Sphäre der Beziehungen kommen die Protagonisten nicht so reibungslos zurecht wie mit ihrer Arbeit, am wenigsten Kaths Schwester Elaine, eine sehr erfolgreiche Gartenarchitektin.

Penelope Lively ist eine Erzählerin der leisen Töne. Ihre Sprache und der Rhythmus ihrer Sätze sind geschmeidig, zuweilen kühl, zuweilen ironisch, oft warmherzig. Deshalb merkt man beim Lesen unter Umständen erst spät, dass in diesem Buch verhandelt wird, worum bei uns seit Monaten die große und nicht selten auch erbitterte Debatte tobt: der Lebensentwurf, die Familie, die Werte, all diese Themen mit den ganz großen Anfangsbuchstaben. Wer allerdings eine so wunderbare Erzählerin hat wie die Booker-Preisträgerin von 1987, der braucht keine Eva Herman, keine Iris Radisch und keinen Udo di Fabio. Auch keinen Bischof von Augsburg. Schon deshalb ist dieses Buch ein Schlüssel zum Glück.

JOCHEN SCHIMMANG

Penelope Lively: "Das Photo". Roman. Aus dem Englischen übertragen von Maria Andreas. C. Bertelsmann Verlag, München 2007. 255 S., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Im jüngsten Roman von Penelope Lively stecken all die großen Themen wie Familie, Stellung der Frau und gesellschaftliche Werte, die in letzter Zeit bei uns so hitzig debattiert werden, meint Jochen Schimmang, der glaubt, dass die britische Autorin damit Beiträge von Eva Herman, Iris Radisch oder Bischof von Augsburg schlicht überflüssig macht. In der Geschichte um den Pensionär Glyn Peters, der durch ein Foto die Affäre seiner verstorbenen Frau mit seinem Bruder entdeckt und sich damit von einer Reihe Illusionen und Fehleinschätzungen bei sich und anderen verabschieden muss, dreht sich wie schon im 1995 erschienen Roman "Der wilde Garten" alles um "Lebenslügen", die die Lebensentwürfe der Protagonisten erst möglich machen, meint der Rezensent. Er preist die mal einfühlsame, mal ironisch distanzierte Sprache und lobt explizit, dass Lively ihre Figuren nicht nur in den Verstrickungen ihrer Beziehungen zeigt, sondern ausführlich auch bei der Arbeit darstellt.

© Perlentaucher Medien GmbH