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Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Deal mit dem Universum: Wann immer Sie etwas haben wollen, bekommen Sie es. Sie müssen allerdings dafür ein Opfer bringen - ein adäquates Opfer. Semmler, Unternehmensberater und Erbe eines großen Vermögens, lernt eine Frau kennen, die ihm von dieser Möglichkeit erzählt. Bald darauf bemerkt er, dass er seinen Schlüsselbund vermisst. Ohne auch nur im Geringsten daran zu glauben,"opfert"er ein teures Feuerzeug. Als er zu Hause ankommt, ist Koslowski bereits da, sein nerviger Schulkollege, der den Schlüssel gefunden hat. Sollte an der Sache tatsächlich etwas…mehr

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Produktbeschreibung
Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Deal mit dem Universum: Wann immer Sie etwas haben wollen, bekommen Sie es. Sie müssen allerdings dafür ein Opfer bringen - ein adäquates Opfer. Semmler, Unternehmensberater und Erbe eines großen Vermögens, lernt eine Frau kennen, die ihm von dieser Möglichkeit erzählt. Bald darauf bemerkt er, dass er seinen Schlüsselbund vermisst. Ohne auch nur im Geringsten daran zu glauben,"opfert"er ein teures Feuerzeug. Als er zu Hause ankommt, ist Koslowski bereits da, sein nerviger Schulkollege, der den Schlüssel gefunden hat. Sollte an der Sache tatsächlich etwas dran sein? Schon bald ergibt sich die Gelegenheit für einen weiteren Versuch, denn Semmler trifft Ursula, Koslowskis Ehefrau, in die er sich blitzartig verliebt ... Viel zu spät bemerkt Semmler, dass er eine Lawine in Gang gesetzt hat, die er nicht mehr stoppen kann.
Autorenporträt
Christian Mähr wurde 1952 in Nofels bei Feldkirch (Vorarlberg) geboren und lebt heute in Dornbirn. Er ist Autor, Bienenzüchter und Doktor der Chemie und langjähriger freier Mitarbeiter des ORF für die Redaktion Wissenschaft und Umwelt. Werke (u. a.): Magister Dorn (1987), Fatous Staub (1991), Simon fliegt (1998), Die letzte Insel (2001), Vergessene Erfindungen. Warum fährt die Natronlok nicht mehr? (2002), Von Alkohol bis Zucker (2010) und bei Deuticke die Romane Semmlers Deal (2008), Alles Fleisch ist Gras (2010), Das unsagbar Gute (2011) und Knochen Kochen (2015).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2008

Börsenhai auf Tauchgang

Das Leben ist ein Wunschkonzert: Christian Mähr hat einen schwungvollen faustischen Roman vorgelegt, in dem Flugzeuge abstürzen, Villen abfackeln und zuletzt doch die Moral siegt.

Hier ist ein Buch aus der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat. Was in diesem Fall etwas überraschend heißt: mitten aus der Gegenwart. Es beginnt auch keineswegs mit einem Glücksversprechen, sondern mit sehr schlechtem Wetter. Tagelang hat es im Vorarlberger Land wie aus Kübeln geschüttet. Semmler - bald lernen wir ihn als zynisch aufgelegten Millionenerben und Unternehmensberater kennen - erweist sich im ersten Kapitel als guter Mensch. In seiner zupackenden Art rettet er einer Frau das Leben, die mit ihrem Auto von einer unterspülten Landstraße in einen reißenden Fluss gestürzt ist.

Solchen Wasserfrauen ist jedoch zu misstrauen. Diese hier heißt Gisela Mießgang und behauptet, bei der katholischen Kirche angestellt zu sein. Auf Semmler hat sie trotz ihrer befremdlichen Unattraktivität eine ganz unfromme, ja geradezu unwiderstehlich erotische Ausstrahlung. Bald sieht sich der Retter denn auch auf ungeahnte Weise für sein Eingreifen belohnt: durch ein sexuelles Abenteuer, wie er es noch nicht erlebt hat. Und mehr noch. Die etwas unheimliche Frau weist Semmler in metaphysische Zusammenhänge ein: Man könne sich vom "Universum" durchaus etwas wünschen, sofern man nur bereit sei, dafür auch ein adäquates Opfer zu bringen.

Eher aus Spaß probiert Semmler das nun aus - und es klappt. Als er bald darauf bei einer großangelegten Spekulation viel Geld zu verlieren droht, geht er erstmals einen richtigen "Deal" ein. Und siehe da: Der lästige Großinvestor und Firmenretter, der Semmler in die Quere kam, zerschellt zur richtigen Zeit mit dem Privatflugzeug an einem Berg. Nun weiß Semmler, dass er auch in hoffnungslosen Lagen gleichsam eine Escape-Taste zur Verfügung hat. Seinen Wünschen ist nur noch eine Grenze gesetzt: die des Gegenwerts, des Opfers, das er bringen und das entsprechend sein muss.

Ein faszinierendes Gedankenspiel kommt in Gang. Und für Semmler bald auch eine Abwärtsspirale. Um die attraktive Ursula Koslowski (pikanterweise die Ehefrau eines früheren Schulfreunds) an sich zu binden, gibt Semmler mit der Radikalität des geborenen Hasardeurs sein Vermögen und später auch seine Gesundheit hin. Seinen Wünschen ist - ganz wie in den Grimmschen Märchen - eine unheimliche Fatalität eingeschrieben. Aus jeder Erfüllung ergibt sich wie von selbst ein weiteres Unglück. Es ist die Kunst des Romans, diese höhere Logik zugleich realistisch und mit plausibler Psychologie zu motivieren.

Dabei mangelt es nicht an gesellschaftskritischen Spitzen und lebenserfahrenen Pointen. Ebenso detail- wie kenntnisreich nimmt Mähr es mit Phänomenen der Gegenwart auf, wenn er etwa die Put-Optionen des Börsenhais Semmler beschreibt oder wenn er schildert, wie Männern beim Scheidungsanwalt der heitere Sarkasmus ausgeht. Oder wenn er die soziale Zusammensetzung der Wohnlagen erkundet, die der Exmillionär im Verlauf seines Abstiegs kennenlernt, nachdem er zunächst mit Ursula in einer Villa residierte, die eher ein kleiner Stadtteil zu nennen wäre. Darüber hinaus ist "Semmlers Deal" die Komödie zweier ehemaliger "Schulfreunde", die trotz (oder vielleicht gerade wegen) des zwischen ihnen bestehenden Ressentiments immer wieder aneinandergeraten und sich gegenseitig zum Schicksal werden. Mährs letzter Roman um eine geheimnisvolle Insel war vor allem im Finale zu einer überinstrumentalisierten Schauerstory missraten. Kein Zweifel, dieser Autor liebt krasse Typen und starke Effekte. Auch in "Semmlers Deal" brennen Villen und wird das "perfekte Verbrechen" begangen. Trotzdem ist Mähr diesmal ein vergleichsweise zurückhaltend inszenierter metaphysischer Thriller geglückt, eine kluge und augenzwinkernde Meditation über Zufall und höhere Fügung, über richtige und falsche Wünsche. Man kennt die zugkräftige Kombination von Märchenfabel und Realismus aus Filmkomödien wie "Und täglich grüßt das Murmeltier". Auch Mähr verbindet die wahre Welt und das Wunderbare, lässt das Übersinnliche durch einen Riss schimmern, der quer durch Raum und Zeit geht.

Und die Moral von der Geschichte? Sei froh, wenn deine Wünsche nicht in Erfüllung gehen. Denn erstens sind die heimlichen Wünschbarkeiten meistens Trug-Kulissen, nicht anders als die Verheißungen der Warenwelt. Und zweitens dealt man mit dem Universum ohnehin besser nicht. Hybris bestraft sich selbst. Kein Zweifel, hier wird die Moral nicht neu erfunden. Nicht zufällig erteilt der Roman am Ende einem Theologen alter Schule das Wort. Mit dem äußerlich heruntergekommenen, aber innerlich merklich geläuterten Semmler debattiert dieser in einer düsteren Kirche über die letzten Dinge, als wäre es ein Roman von Dürrenmatt. Es passt auch ins Bild, dass die weiblichen Figuren bei Mähr regelmäßig als diabolische oder zumindest suspekte Verführerinnen daherkommen, allen voran die aus dem Fluss gezogene Gisela Mießgang, die den modernen Teufelspakt - denn um nicht weniger handelt es sich natürlich - unter vollem Körpereinsatz makelt.

Das Opfer von knapp zwanzig Euro lohnt sich in diesem Fall also doch. Man bekommt den sehr natürlichen Wunsch nach einem ebenso spannenden wie intelligenten Unterhaltungsroman erfüllt - eine Qualitätsmischung, die im deutschsprachigen Raum sonst ja eher vermisst wird.

WOLFGANG SCHNEIDER

Christian Mähr: "Semmlers Deal". Roman. Deuticke Verlag, Wien 2008. 270 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bestens unterhalten hat sich Rezensent Wolfgang Schneider bei der Lektüre dieses Romans von Christian Mähr. Er sieht darin einen geistreichen "metaphysischen Thriller" über einen Deal eines zynischen Unternehmensberaters mit dem Universum, eine moderne Version des Fauststoffs. Mährs Vorliebe für extreme Typen und Effekte scheint Schneider auch in diesem Roman unübersehbar, im Vergleich zum Vorgängerroman erfreulicherweise aber weniger stark ausgeprägt. Besonders schätzt er den intelligenten Witz des Autors und seine ebenso pointenreiche wie fesselnde Erzählweise. Sein Fazit: eine "kluge und augenzwinkernde Meditation über Zufall und höhere Fügung".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine kluge und augenzwinkernde Meditation über Zufall und höhere Fügung, über richtige und falsche Wünsche... Man bekommt den sehr natürlichen Wunsch nach einem ebenso spannenden wie intelligenten Unterhaltungsroman erfüllt - eine Qualitätsmischung, die im deutschsprachigen Raum sonst ja eher vermisst wird."
Wolfgang Schneider, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.08.2008

"Ein packender, fast filmreifer Roman...Fantasievoll kombiniert er spannende Thrillerelemente mit schwarzem Humor und bitterer Tragik...Eine herrlich groteske Parabel auf den kapitalistischen Allmachtswahn." Brigitte, 22.08.2008