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Während eines Spaziergangs mit seinem Vater schildert Paul Hornschemeier die Schwierigkeiten, einen Comic über seine Jugend nicht vollenden zu können. Nach und nach werden persönliche Erinnerungen aus Pauls Kindheit und Jugend lebendig. Dabei springt die Geschichte immer wieder zurück in die Vergangenheit, zu prägnanten Erlebnissen - Vergangenheit und Realität verschwimmen. Nach seiner phänomenalen Graphic Novel KOMM ZURÜCK, MUTTER beschreibt Hornschemeier nun, wie wir mit Erinnerungen umgehen und wie diese unser Selbstbild beeinfl ussen. Die stille Erzählweise, die klar strukturierten Seiten…mehr

Produktbeschreibung
Während eines Spaziergangs mit seinem Vater schildert Paul Hornschemeier die Schwierigkeiten, einen Comic über seine Jugend nicht vollenden zu können. Nach und nach werden persönliche Erinnerungen aus Pauls Kindheit und Jugend lebendig. Dabei springt die Geschichte immer wieder zurück in die Vergangenheit, zu prägnanten Erlebnissen - Vergangenheit und Realität verschwimmen.
Nach seiner phänomenalen Graphic Novel KOMM ZURÜCK, MUTTER beschreibt Hornschemeier nun, wie wir mit Erinnerungen
umgehen und wie diese unser Selbstbild beeinfl ussen. Die stille Erzählweise, die klar strukturierten Seiten und die unterschiedlichen
Zeichenstile lassen den Leser an vielen prägenden Passagen seiner Jugendjahre teilhaben und zeigen seine Ängste und Gedanken über die eigene Zukunft.
Autorenporträt
Paul Hornschemeier wurde 1977 in Ohio geboren und lebt heute in Chicago, Illinois. Nach dem Studium der Philosophie und Psychologie stieß er auf die Arbeiten des Comiczeichners Daniel Clowes und erkannte, wie stark Comics als Darstellungsplattform für die Auseinandersetzung mit sozialen Problemen dienen können. 2007 erschien bei CARLSEN seine erste große Graphic Novel, KOMM ZURÜCK, MUTTER, in dem er das sensible Thema Tod bewegend ehrlich thematisierte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.03.2009

Strategien der Erinnerung
„Die drei Paradoxien” des meisterhaften Comic-Zeichners Paul Hornschemeier
„Paul und der Zauberbleistift” heißt die Arbeit, die dem jungen Comic-Zeichner Mühe bereitet. Er hockt in der Küche seiner Eltern, radiert und grübelt. Dann macht er mit dem Vater einen Gang durch die leeren Straßen der Kleinstadt. Sie reden, und der Zeichner schießt ein paar Fotos. Er denkt immer noch an sein Projekt, aber auch an ein unangenehmes Erlebnis in seiner Kindheit. Zu Hause kritzelt er noch ein wenig, bevor er unzufrieden ins Bett geht. Am nächsten Morgen fährt er zurück nach Chicago, wo er den Besuch einer Frau erwartet, mit der er bislang nur in Briefkontakt stand und in die er sich vielleicht verliebt hat.
Für eine Graphic Novel hat „Die drei Paradoxien” keinen großen Umfang. Der visuelle Reichtum, den Paul Hornschemeier entfaltet, ist aber enorm. Denn alles, was der ihrem Schöpfer ähnlichen Hauptfigur einfällt, bekommt der Leser nicht nur zu sehen, es ist auch auf unterschiedliche Weise gestaltet. Die „Paul”-Story besteht aus mit einem weichen Bleistift angefertigten Vorzeichnungen; Konturen sind doppelt oder dreifach gezogen und die Texte in den Panels auf Linien geschrieben. Die Erinnerungen an die demütigende Prügelei mit dem Rabauken Craig sind grob gerastert, sehr bunt und flächig; sie könnten auch von einem begabten Zehnjährigen stammen.
An anderen Stellen finden sich Pastiches älterer Comic-Ästhetik. Die Überlegungen des griechischen Philosophen Zenon, dass es weder Veränderung noch Bewegung gebe, werden im Stil eines vergilbten Funny aus den Fünfzigern oder Sechzigern präsentiert. Einem Kassierer, der eine breite Quernarbe am Hals trägt, schreibt der Zeichner ein traumatisches Kindheitserlebnis zu, das auf mehreren Seiten ausgebreitet wird. Angespannte Gesichter, Schweißtropfen und Blutlachen – hier waren die legendären Crime- und Horror-Comics aus dem EC-Verlag Vorbild. Die Gegenwartshandlung ist dagegen betont nüchtern gehalten: klare Konturen, gedeckte Farben, wie sie der stillen Vorruhestandswelt der Eltern angemessen sind.
Ein flüchtiger Moment
„Die drei Paradoxien” ist in mancher Hinsicht ein Gegenentwurf zu Hornschemeiers vor anderthalb Jahren auf Deutsch veröffentlichtem Meisterwerk „Komm zurück, Mutter”. Lotet er dort die narrativen Möglichkeiten des Mediums aus, so sind es hier die graphischen. Allerdings handelt es sich um keinen strikten Gegensatz, eher um eine Verschiebung der Gewichte. Auch in „Die drei Paradoxien” versteht der Autor sich virtuos darauf, verschiedene Erzählebenen miteinander in Verbindung zu setzen. In einer Szene sitzt Paul, der kindliche Held aus dem „Zauberbleistift”, am Telefon. Er hört aufmerksam zu, redet schüchtern und aufgeregt. Ein plötzlicher Wechsel in die Küche macht klar, dass es in Wahrheit der Zeichner ist, der ein Gespräch mit seiner fernen Verehrten führt und sich dabei als Paul imaginiert. Und nachdem er aufgelegt hat, skizziert er weitere Missgeschicke des Jungen, in denen sich unverkennbar seine eigenen künstlerischen und sexuellen Probleme spiegeln.
Eine Geschichte wird in „Die drei Paradoxien”, strenggenommen, nicht erzählt. Schon von einer Episode zu sprechen, wäre übertrieben; im Grunde geht es nur um einen flüchtigen Moment. So etwas gibt es in Independent-Comics oft. Und doch hat man hier den Eindruck, nicht nur viel über einen sensiblen Menschen, sondern auch über die Macht, über die Strategien von Erinnerung und Phantasie erfahren zu haben. Unter den amerikanischen Comic-Künstlern seiner Generation ist der 1977 geborene Hornschemeier sicherlich einer der begabtesten und intelligentesten: Wie sich bei ihm psychologisches Einfühlungsvermögen und kühle, architektonische Präzision verbinden – das ist vorbehaltlos zu bewundern. CHRISTOPH HAAS
PAUL HORNSCHEMEIER: Die drei Paradoxien. Aus dem Amerikanischen von Juliane Graf. Carlsen Verlag, Hamburg 2009. 80 Seiten, 16,90 Euro.
Ein schüchternes Kind mit „Zauberbleistift”: Der Zeichner telefoniert mit seiner fernen Verehrten. Abb.: Carlsen Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nich, dass der Band nicht allzu umfangreich ist, nicht mal, dass Paul Hornschemeier eigentlich gar keine Geschichte erzählt, macht dem Rezensenten etwas aus. Christoph Haas ist mit dem bildnerischen Reichtum dieses Buches schon ausreichend beschäftigt. Pastiches älterer Comic-Ästhetik entdeckt er, Bezüge zu den Horror-Comics aus dem EC-Verlag und eine eher nüchterne Handlung um den fantasiebegabten Paul. Wie Hornschemeier rasante Szenenwechsel und verschiedene Erzählebenen zeichnerisch arrangiert, hält Haas für virtuos. Ebenso Hornschemeiers psychologisches Einfühlungsvermögen und seinen präzisen Strich.

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