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Litauen, Sommer 1941: Die fünfzehnjährige Lina trägt noch ihr Nachthemd, als man sie, ihre Mutter und ihren jüngeren Bruder Jonas abholt. Sie weiß noch nicht, dass die sowjetische Geheimpolizei auch ihren Vater an der Universität verhaftet hat. Und auch nicht, dass sie - wie Zehntausende andere Balten - nach Sibirien deportiert wird. Von einem Tag auf den anderen ist Lina konfrontiert mit unvorstellbarem menschlichem Leid, mit Hunger, Krankheiten und furchtbarer Gewalt. Doch Lina fängt an zu zeichnen, in den Staub, auf jedes kleinste Stück Papier, das sie finden kann. Und sie verliebt sich in…mehr

Produktbeschreibung
Litauen, Sommer 1941: Die fünfzehnjährige Lina trägt noch ihr Nachthemd, als man sie, ihre Mutter und ihren jüngeren Bruder Jonas abholt. Sie weiß noch nicht, dass die sowjetische Geheimpolizei auch ihren Vater an der Universität verhaftet hat. Und auch nicht, dass sie - wie Zehntausende andere Balten - nach Sibirien deportiert wird. Von einem Tag auf den anderen ist Lina konfrontiert mit unvorstellbarem menschlichem Leid, mit Hunger, Krankheiten und furchtbarer Gewalt. Doch Lina fängt an zu zeichnen, in den Staub, auf jedes kleinste Stück Papier, das sie finden kann. Und sie verliebt sich in Andrius. Lina kämpft um ihr Leben und um das ihrer Familie. Doch wird sie stark genug sein?
Autorenporträt
Henning Ahrens, geboren 1964, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Handorf, Niedersachsen. 2016 wurde er mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Buch für junge Erwachsene, das Roswitha Budeus-Budde uns vorstellt, handelt von einer litauischen Familie und ihren Qualen während der sowjetischen Zwangsherrschaft und der Deportation. Obgleich die Drastik mancher Szenen für die Rezensentin nur schwer erträglich ist, entgeht ihr die Hoffnung nicht, die Ruta Sepetys dialogisch formuliert. Die Würde der gemarterten Charaktere scheint ihr in Sepetys' Darstellung zu den Menschen zurückzukehren.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2012

Diebe
und Huren
Ruta Sepetys Roman
zur Geschichte Litauens
Wie sehr die baltischen Länder immer noch um ein ausgewogenes politisches Verhältnis mit ihrem großen Nachbarn Russland ringen, und welche Schwierigkeiten ihnen die eigenen russischen Bevölkerungsgruppen bereiten, wird verständlich, wenn man sich einem dunklen Kapitel der jüngeren Geschichte nähert: der Besetzung der baltischen Staaten durch Russland 1939. „Bald darauf erstellte der Kreml Listen mit Personen, denen man eine antisowjetische Gesinnung unterstellte. Sie sollten erschossen, ins Gefängnis geworfen oder nach Sibirien in die Sklaverei deportiert werden. Ärzte, Anwälte, Lehrer, Militärangehörige, Schriftsteller, Musiker, Geschäftsleute, bildende Künstler, ja sogar Bibliothekare wurden als sowjetfeindlich eingestuft und kamen auf die Listen, die die Grundlage für eine regelrechte Ausrottung bildeten.“ So schreibt die amerikanische Autorin Ruta Sepetys im Nachwort zu ihrem Roman Und in mir der unbesiegbare Sommer. Während ein Drittel der Bevölkerung vernichtet wurden, gelang ihrer litauischen Familie noch die Flucht. So verwendet sie die Biographie ihrer Familie und die Erinnerungen anderer Überlebender – die nach zehn, fünfzehn Jahren nach Litauen zurückkehrten und wieder drangsaliert wurden, weil dieses Kapitel der Geschichte vergessen werden sollte –, um daraus die erschütternde Geschichte der Deportation einer litauischen Familie, von Kaunas bis nach Trofimowsk in der Polarregion Sibiriens, zu schreiben.
„Ich war im Nachthemd, als man mich holte“, erinnert sich die damals 15-jährige Lina, es ist warm an diesem Sommerabend 1941 in Kaunas. Sie hat längst gespürt, wie schwierig die politische Situation für ihre Eltern, der Vater ist Universitätsrektor, geworden ist, die Flucht ist geplant, doch die stalinistischen Häscher sind schneller. Zusammen mit der Mutter, dem kleinen Bruder und einer Gruppe zufällig zusammengewürfelter Gefangener, unter ihnen eine Offiziersfrau mit ihrem 17-jährigen Sohn Andrius, werden sie in einen Viehwaggon geworfen, auf dem zur Abschreckung mit großen Buchstaben Diebe und Huren aufgemalt ist. Der Kampf ums Überleben beginnt sofort, gegen die unmenschlichen Lebensbedingungen und die Schrecken des verrohten Wachpersonals – manche Szenen sind nur schwer auszuhalten. Lisas Mutter entwickelt unglaubliche Energien, um die Kinder zu retten. Während das Mädchen als begabte Zeichnerin versucht, dem Vater, der in einem Männertransport weggeschafft wurde, Nachrichten zukommen zu lassen und sich dazu mit Andrius anfreundet. Nach 40 Tagen erreichen sie ein Arbeitslager im Altai, werden gezwungen, in einer verfallenen Hütte mit einer feindlichen Bäuerin zu leben. Doch am schlimmsten sind die psychologischen Foltermethoden des örtlichen Geheimdienstes, – die Mutter soll gegen Vergünstigungen Spitzeldienste leisten, und die Gefangenen unterschreiben, dass sie 200 Rubel Kriegssteuer zahlen und das Urteil, 25 Jahre Zwangsarbeit, „akzeptieren“. Nach einem Jahr werden sie in die Polarregion weitergeschafft, die Schrecken finden kein Ende.
Ruta Sepetys dialogreiche Sprache gibt den furchtbaren und den hoffnungsvollen Momenten Raum. Sie findet auch literarische Bilder für die Zeichnung der Charaktere, in der Darstellung ihrer Stärken und Schwächen erhalten sie die Würde zurück, die ihnen als Opfer genommen wurde. Lisa, als zentrale Erzählerpersönlichkeit, verkörpert den Glauben an eine bessere Zukunft. Mit Andrius zusammen kehrt sie 15 Jahre später nach Kaunas zurück. In ihr sieht die Autorin die Symbolfigur für die Befreiung und das neue Litauen. (Für junge Erwachsene) ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
RUTA SEPETYS: Und in mir der unbesiegbare Sommer. Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Carlsen 2011. 304 Seiten, 16,90 Euro.
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