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Nach "Millionen" das zweite Kunststück von Frank Cottrell Boyce - Ein Buch so skurril, witzig, liebevoll und originell: ein wahres MeisterwerkIn der kleinen walisischen Stadt Manod ist alles grau: der Himmel, die Häuser und es regnet jeden Tag. Für Dylan aber ist Manod der beste Ort der Welt. Mit einem Vater, der einfach einen Kessel heißes Wasser in die Irische See kippt, wenn es zu kalt zum Baden ist. Und dann, eines Tages, bringt ein wahrhaft außergewöhnliches Ereignis Farbe in den grauen Ort: Die Kunstwerke der Londoner National Gallery werden vorübergehend in das stillgelegte Bergwerk…mehr

Produktbeschreibung
Nach "Millionen" das zweite Kunststück von Frank Cottrell Boyce - Ein Buch so skurril, witzig, liebevoll und originell: ein wahres MeisterwerkIn der kleinen walisischen Stadt Manod ist alles grau: der Himmel, die Häuser und es regnet jeden Tag. Für Dylan aber ist Manod der beste Ort der Welt. Mit einem Vater, der einfach einen Kessel heißes Wasser in die Irische See kippt, wenn es zu kalt zum Baden ist. Und dann, eines Tages, bringt ein wahrhaft außergewöhnliches Ereignis Farbe in den grauen Ort: Die Kunstwerke der Londoner National Gallery werden vorübergehend in das stillgelegte Bergwerk ausgelagert! Nach und nach beflügelt die Kunst die Einwohner von Manod und dazu tragen nicht nur Van Goghs "Sonnenblumen" bei...
Autorenporträt
Frank Cottrell Boyce, geboren 1959, schreibt Kinderbücher und hat sich außerdem als Drehbuchautor einen Namen gemacht, mit Filmen wie "Hilary und Jackie" und "Welcome to Sarajevo". Mit seiner kinderreichen Familie lebt F.C. Boyce in Liverpool. Für seine Bücher hat er bereits zahlreiche Preise erhalten, u. a. im Jahr 2015 den James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur.

Salah Naoura wurde 1964 in West-Berlin geboren und studierte Deutsch und Schwedisch in Berlin und Stockholm. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre lang im Lektorat eines Kinderbuchverlages, seit 1995 ist er freier Autor und Übersetzer für Kinder- und Jugendbuch. Er übersetzte zunächst aus dem Schwedischen, später vorrangig aus dem Englischen. Seine Übersetzungen wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis (1992) und mit dem LUCHS des Jahres (2004) von DIE ZEIT und Radio Bremen. Als Autor veröffentlichte er Gedichte, Bilderbücher, Geschichten, Erstlesebücher und Romane für Kinder.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.06.2006

Der literarische Marktplatz
Das besondere Buch
Manod heißt die kleine Stadt in der wunderbaren, durch Komik und Herzenswärme gleichermaßen hinreißenden Geschichte Meisterwerk des in Liverpool lebenden Autors Frank Cottrell Boyce. Es ist ein Ort am Ende der Welt, grau wie der Schiefer, der hier früher einmal abgebaut wurde. Aber das ist lange her. Oder wie der walisische Regen, der hier dauernd fällt, und wo nichts passiert. Nicht einmal Verbrecher gibt es in Manod - das wird sich ändern. Was nicht zuletzt zwei aus der Käfighaltung geretteten, unter Platzangst leidenden Hühnern namens Donatello und Michelangelo zu danken ist, die Dylan, dem Erzähler dieser skurrilen Geschichte gehören. Und dem großen Missverständnis, weil der Kunsthistoriker, der in der Stadt auftaucht glaubt, dass ihre Namenspatrone die berühmten italienischen Maler sind. Darum hält er Dylan für ein Genie. Dabei hat der Junge die Hühner nur nach einer beliebten Comicserie, den Turtles, im Fernsehen benannt. Denn mit Kunst hat in Manod eigentlich niemand etwas zu tun. Es sei denn mit der Kunst des perfekten Verbrechens oder allenfalls mit Malen-nach-Farben von van Goghs „Sonnenblumen”.
Mit viel Witz und Lebenserfahrung taucht der Autor in die abgeschiedene Welt dieses Ortes ein. Am Anfang sieht es in Manod und vor allem in der Tankstelle, der „Snowdonia KFZ-Oase” , die der Familie von Dylan gehört, ziemlich trübe aus. Außer den schreckenerregenden netten Schwestern Sellwood, außer der Lehrerin und Dr. Ramamam tankt eigentlich niemand in Dads „Oase”. Als dann auch noch der Doktor wegzieht, hat nicht nur Dylan, aus dessen Perspektive erzählt wird, seinen letzten Fußballpartner verloren, sondern sein Dad auch den wichtigsten Kunden. Kurzum, die KFZ-Oase ist pleite, und auch ihre Erweiterung als Kopierzentrum und Coffeeshop lässt sich nicht eben blendend an. Sie sind einfach zu gutherzig, Dad und sein Team. Das umfasst außer Mum und dem kleinen Max zwei Schwestern: die ältere schönheitstrunkene, aber beim Rad- und Ölwechsel dennoch sehr tüchtige Marie und die jüngere Minnie, die als Ausweg aus der allgemeinen Misere über eine Karriere als Verbrecher nachdenkt. So beflissen und selbstverständlich, als gehe es hier um eine Lehre als Friseuse oder Postbote. Dazu Dylan, der mangels autotechnischer Begabung die „Marktforschung” des maroden Unternehmens übernommen hat: Er führt das Benzintagebuch, akribisch, einschließlich so entscheidender Daten wie Hubraum, Beschleunigung und aller Extrawünsche der spärlichen Kundschaft.
Liebevoll, mit einem Humor, der nie auf Kosten der Menschen geht, stellt Boyce in seinem Roman das Personal dieser Geschichte vor. Neben Dylan und seiner Familie eine ziemlich kuriose Gesellschaft, einschließlich eines Metzgers, der sich vor roher Leber fürchtet, eines ahnungslosen Kunsthistorikers, der Gemälde am liebsten vor den Menschen verbergen würde, und des doofen Toms, der seit einem dilettantischen Überfall auf die Tankstelle zur Familie gehört. Er kommt schließlich ganz groß heraus als Künstler, gestaltet, inspiriert von einem Gemälde des 17. Jahrhunderts, Schaufenster zu realen Stillleben aus Cornflakes-Bergen, Seifenpulver und Rosinen.
Denn um die Wirkung von Kunst geht es in Boyce’ Meisterwerk und wie sie hilft zu überleben. Eines grauen Regentages tauchen aus dem Nichts zwei Toyota, ein Nissan und ein schwarzer BMW auf. Später passieren noch 21 Lastwagen die „Snowdonia KFZ-Oase”, im stillgelegten Bergwerk auf dem Blaenau Mountain sollen Bilder aus der National Gallery in London gelagert werden.
Der Kunsthistoriker, der die Ausstellung begleitet, sieht sich nach einiger Zeit einer Dorfgemeinschaft gegenüber, die unbedingt diese Gemälde sehen will, und erlebt dabei, wie der Blick auf die Bilder das Leben des Einzelnen verändert und alles anders wird im grauen Manod: Der Metzger überwindet seine Leberphobie. Die Schulkinder malen ihre Heimat nicht mehr Grau in Grau, sondern in bunten Farben. Auf dem lange verrammelten Rudersee wird wieder gerudert. Und Dylan führt kein Benzintagebuch mehr, denn auch wenn der Bilderraub seiner Schwestern misslingt, aus der „Snowdonia KfZ-Oase” wird das florierende „Cafe Meisterwerk”. Und alle haben etwas erfahren: dass an einem Regentag das Gelb eines Sonnenblumenbildes so wärmen kann wie die Sonne. (ab 12 Jahre und Erwachsene)
ELISABETH BAUSCHMID
FRANK COTTRELL BOYCE: Meisterwerk. Aus dem Englischen von Salah Naoura. Carlsen Verlag 2006. 319 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.09.2006

Michelangelo war kein Turtle
Frank Cottrell Boyces witziger Kunst-Roman "Meisterwerk"

Sie gehörten einst zum Kanon der Kinderliteratur, die Schwänke um die verschrobenen Bewohner jenes Städtchens hinter dem Mond, wo die private Schrulle, da die Schrullen des Gemeinwesens bereichernd, Respekt erwarten durfte. Manod, ein walisisches Nest, auf das kein Ausfahrtsschild hinweist, stets von Regen verhangen, unterhalb einer stillgelegten Schiefermine, bringt alles mit, um sich den Titel "Schilda von heute" zu verdienen. Käuze gibt es dort zuhauf, etwa die Sellwood-Schwestern, zwei alte Damen mit Vorliebe für die Haarfarbe Blau (eine von ihnen ist blind, hat aber den Führerschein, weshalb sie weiterhin chauffiert, während die andere "vorsagt"). Oder Mr. Davis, der Metzger, der Elvis begegnete, als alle ihn für tot hielten. Oder der minderbemittelte Tom, Forever-Fan der Ninja-Turtles, der beinahe Manods Ruf als Ort mit der niedrigsten Kriminalitätsrate des Landes gefährdet hätte und nun an der Stätte seines Fast-Delikts Wiedergutmachung leistet.

Womit wir am roten Punkt des Ortsplans wären, von dem aus erzählt wird: der Snowdonia Kfz-Oase. Und bei Dylan, dem Erzähler. Interessen: Fußball, Autos, keinesfalls Mädchen - demnach irgendwo zwischen zehn und zwölf. Außerdem ist er der letzte Junge von Manod. Ein Zustand, dessen Exklusivität daran hängt, ob Dylans Eltern die Kfz-Oase werden halten können oder ebenfalls wegziehen müssen. Der Benzinlieferant will ab sofort Vorkasse, und das, obwohl pro Tag selten mehr als zwei Kraftfahrzeuge die Dienste der Oase beanspruchen (von Dylan penibel im Benzintagebuch festgehalten, inklusive Farbton, Besitzer und Wetterlage). Es muß etwas passieren, das Gesetz der Dramatik verlangt es und auch, weil Dylans Eltern zwei Prachtstücke sind mit der Mentalität jenes Sprichwortvogels, der unbeirrt weiterflötete, als ein Kuhfladen auf ihn fiel. Mum Hughes, passionierte Teilnehmerin aller im Umkreis von Manod ständig stattfindenden Kofferraum-Flohmärkte, rafft wieder mal eine Ladung Entbehrliches zusammen und verwandelt den Familientrödel in eine fast neue Espressomaschine. Um die alten Kunden der Oase zu verwöhnen und eventuell neue anzulocken. Aber der Neugierbonus verebbt rasch. Bis sich auf Seite 43 - endlich! - Wunderbares tut.

Denn die geheimnisvollen Transporter, die hinauf zur alten Mine fahren, sind mit großer Kunst vollgepackt. Wegen Überschwemmungsgefahr lagert die National Gallery hier einen Teil ihrer Schätze aus. Pro Woche wird der Allgemeinheit ein Bild präsentiert - erst den Leuten von Manod, dann in London. Der große Lackmustest beginnt: Wozu ist Kunst gut? Was vermag sie beim Individuum auszurichten? Bei der Jugend Manods offenbart sich erst mal der zeittypische Abgrund moderner Barbarei: "Madonna", lernen sie, ist von Rechts wegen "ein anderer Ausdruck für die Mutter von Jesus". Und Michelangelo, Donatello und Leonardo sind mitnichten bloß die allbekannten Turtle-Typen. Umgekehrt gibt es ein ähnliches Mißverständnis, vermutet doch der Chef der Auslagerungsaktion ausgerechnet in Dylan einen frühreifen kunstsinnigen Seelenverwandten.

Doch während die Gemälde in den Betrachtern aus Manod Blockaden öffnen, von Schwermut heilen, wiederum zu neuer Kunst führen (der minderbemittelte Tom dekoriert im Schaffensrausch alle Schaufenster à la Dada, der Metzger entdeckt durch Monets Ruderboote, was ihm all die Jahre gefehlt hat), während also der Finger der Kunst eine Seele nach der anderen berührt, bleibt Dylan der markenfixierte Banause, der er immer schon war. Es ehrt den Autor, daß er das Billigangebot der effektvollen Saulus-Paulus-Wandlung ablehnt. Im Gegenteil: Beinahe hätte Dylan Manods deliktfreien Status doch noch ins Wanken gebracht durch den Versuch, etwas von all der Kunst umzumünzen in Familienkapital. Womit die fabulöse Konstruktion des Romans das Motiv des Anfangs wiederholt - und der Vorhang fällt.

Man hat die schnurrige Geschichte nach gewissen Anlaufschwierigkeiten dann doch sehr ins Herz geschlossen und gönnt allen das traumhafte Ende. Leben allerdings möchte man dort oben im Regen eigentlich lieber nicht. Im übrigen: Daß der Raub eines millionenschweren Gemäldes unter Kapitalverbrechen fällt und auch Kinder mit derlei nicht ungeschoren davonkommen, wäre vielleicht erwähnenswert gewesen. Zur Abschreckung.

KARLA SCHNEIDER

Frank Cottrell Boyce: "Meisterwerk". Aus dem Englischen übersetzt von Sala Naoura. Carlsen Verlag, Hamburg 2006. 320 S., 14,90 [Euro]. Ab 11 J.

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Siggi Seuss hat Frank Cottrell Boyces "skurril-liebevolles Meisterwerk" noch lange nach der Lektüre beschäftigt. Die Geschichte um die Bewohner des walisischen Dorfes Manod, die durch die in der Nähe eingelagerte Kunst aus der Nationalgalerie zum Besseren verändert werden, könnte einen laut Seuss sogar dazu animieren, den Sommerurlaub in Wales zu verbringen, um sich die Örtlichkeiten einmal selbst anzusehen. So "vielschichtig und assoziationsreich" beschreibe Boyce das "bunte Leben" vor dem grauen Hintergrund der Schieferberge, dass Seuss ganz hingerissen ist und den Autor im gleichen Atemzug als "Meister des Gedankensprungs, des Hintersinns und der Ironie" preist.

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