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Deutschen Jugendliteraturpreis 2008, Kategorie Jugendbuch
Als David Case seinen kleinen Bruder eines Tages nur knapp vor einem Sturz aus dem Fenster bewahrt, wird ihm schlagartig bewusst: Uns trennt oft nur ein Wimpernschlag von der Katastrophe. Und er ist sich sicher: das Schicksal wird wieder zuschlagen. Also versucht er, sich vor ihm zu verstecken: er ändert seinen Namen in Justin Case, trägt die seltsame Mode, die das seltsame Mädchen Agnes ihm aussucht und beginnt zu laufen, immer schneller, immer länger; wobei er nie seinen Windhund Boy einholen wird, der nur in seinem Kopf existiert…mehr

Produktbeschreibung
Deutschen Jugendliteraturpreis 2008, Kategorie Jugendbuch
Als David Case seinen kleinen Bruder eines Tages nur knapp vor einem Sturz aus dem Fenster bewahrt, wird ihm schlagartig bewusst: Uns trennt oft nur ein Wimpernschlag von der Katastrophe. Und er ist sich sicher: das Schicksal wird wieder zuschlagen. Also versucht er, sich vor ihm zu verstecken: er ändert seinen Namen in Justin Case, trägt die seltsame Mode, die das seltsame Mädchen Agnes ihm aussucht und beginnt zu laufen, immer schneller, immer länger; wobei er nie seinen Windhund Boy einholen wird, der nur in seinem Kopf existiert und den außer ihm nur sein Freund Peter sieht. Als er sicherheitshalber auch noch sein Zuhause verlässt und die Freundschaft zu Agnes immer komplizierter wird, wächst ihm die eigene Verwirrung zunehmend über den Kopf. Aber obwohl ihn das Schicksal natürlich keinen Moment aus dem Blick verliert, lässt er sich von ihm nicht unterkriegen...
Autorenporträt
Bevor sie anfing zu schreiben, arbeitete Meg Rosoff in vielen verschiedenen Jobs, unter anderem im Verlagswesen und in der Werbung. 1989 zog sie von New York nach London, wo sie heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis. In Großbritannien stand sie mit "So lebe ich jetzt" lange auf der Bestsellerliste für Erwachsene. Meg Rosoff wurde 2016 mit dem "Astrid Lindgren Memorial Award (ALMA) ausgezeichnet.

Brigitte Jakobeit, Jg. 1955, lebt in Hamburg und übersetzt seit 1990 englischsprachige Literatur, darunter die Autobiographien von Miles Davis und Milos Forman sowie Bücher von John Boyne, Paula Fox, Alistair MacLeod, Audrey Niffenegger und Jonathan Safran Foer.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2008

Das ist die Weisheit der Einjährigen
Schein, Sein und tiefere Bedeutung: Meg Rosoff lotet die Konjunktive der Adoleszenz aus

Wie ein Eroberer eine aufgegebene Festung stürmt gleich zu Beginn dieses Romans ein surrealer Impetus ein scheinbar realistisches Setting. Irgendwo im englischen Luton: Der 15-jährige David Case bewahrt seinen einjährigen Bruder Charlie in letzter Sekunde vor einem Sturz aus dem Fenster. Den Schrecken verwindet David nicht, er gerinnt ihm zu der unumstößlichen Gewissheit, er sei "dem Untergang geweiht". Bis zum Schluss wird es der Leser mit einer arg derangierten Seele zu tun haben.

In geradezu kindischer Manier geht der Junge vor dem Schicksal in Deckung. Er stylt und kleidet sich neu, erfindet sich einen Gefährten, den Windhund Boy, und lässt mit dem Namen David das Leben des unscheinbaren, wehrlosen Pubertierenden hinter sich. "Justin Case konnte nichts Schlimmes zustoßen, weil es ihn gar nicht gab." Innerhalb weniger Seiten und mit entwaffnender Selbstverständlichkeit wird diese veräußerlichte Metamorphose vollstreckt. Realien stehen neben Phantasmen, Sein und Schein treffen aufeinander und werden eins. So wie in Justins Kopf, wo aller Verwandlung zum Trotz die Angst sukzessive zum Diktator avanciert. Agnes Bee, etwas älter als Justin, macht ihn zu einer Art Junk-Model. Nervös, bleich, gut gekleidet, wird er das Objekt ihrer fotografischen Begierde. Eine gemeinsame Nacht genügt, um Justin vollends aus der Bahn zu werfen.

Nach ihrem vor drei Jahren erschienenen preisgekrönten Debüt "So lebe ich jetzt" demonstriert Rosoff mit "was wäre wenn" emphatisch die Weite ihres schriftstellerischen Repertoires. Ihr luzides Erzählen, das hier noch den Ausnahmezustand von Panik und Paranoia lakonisch seziert, verstört angesichts der permanenten Unruhe des Jungen. Der abgründige, oft zynische Humor, Ironie und launische Willkür bereiten dem hämischen Spiel des Schicksals den Parcours. In kurzen Intermezzi meldet es sich selbst zu Wort und behauptet seine Allmacht. Wo immer Justin Zuflucht sucht, was immer er anstrengt, um sich zu tarnen, es endet in wörtlichem Sinne fatal.

Jenseits von Kolportage und Problembuch präsentiert Meg Rosoff ein herrlich eigenwilliges Terrain. Ihr literarisches Vexierspiel mit Justin wie mit dem Leser verwendet surreale, magisch-neurotische Momente zur Manipulation einer - nahezu - vorstellbaren Geschichte. Ob beispielsweise Justins einziger Freund Peter existiert, bleibt ungewiss. Zu der ausgefallenen Struktur des Romans gehört auch, dass keine Perspektive durchgehalten wird. Eine Herausforderung für den Leser, komponiert für eine intensive Lektüre abseits konventioneller Pfade.

Mit Charlie endet, was mit Charlie begann. Dem Einjährigen gehört die Gunst aller Beteiligten, Autorin und Leser eingeschlossen. Rosoff führt Charlies kluge Einwände detailliert aus, und dass die Seinen ihn nicht verstehen können, sondern nur Kleinkindgeplapper hören, mutet so amüsant wie tragisch an. Anfangs vernahm Justin die Stimme des Schicksals, zum Schluss sind es Charlies Lippen an seinem Ohr, die ein versöhnliches Ende andeuten.

SIMONE GIESEN.

Meg Rosoff: "was wäre wenn". Aus dem Englischen übersetzt von Brigitte Jakobeit. Carlsen Verlag, Hamburg 2007. 255 S., br., 14,- [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Sehr beeindruckt ist Rezensent Franz Lettner von Meg Rosoffs neuem Jugendroman. Das hat nicht nur mit dem erzählerischen Blick dieser Autorin auf die frühe Adolenszenz und die "teenage angst" zu tun, den der Rezensent als "herausragend" preist, sondern auch mit Rosoffs Humor, ihrer Warmherzigkeit und dem Talent, die Grenzen von Fantasie und Wirklichkeit kunstvoll zu verwischen. Es geht, lesen wir, um einen Jungen, der sich im Irrtum, fliegen zu können, beinahe zu Tode stürzt, seinen Bruder, der ihn rettet und sich danach zwischen Wirklichkeit und Fantasie verfängt. Zwar sei das Lesen dieser "hoch konstruierten Geschichte" nicht immer ganz einfach. Trotzdem beschreibt dieser Roman das "Drama des Erwachsenwerdens" und die damit verbundene Suche nach Identität ausgesprochen eindringlich, findet der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Einer der aufregendsten Jugendromane des letzten Jahres." , DIE ZEIT 20151104