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8 Kundenbewertungen

Virginia hat es wirklich nicht leicht. Alle aus ihrer Familie sehen umwerfend aus, sind erfolgreich, sportlich, überall beliebt und sprechen außerdem noch fließend französisch. Mit anderen Worten, sie sind einfach perfekt. Nur sie selbst fällt leider völlig aus dem Rahmen mit ihrem viel zu großen Hintern und ihrem viel zu kleinen Selbstbewusstsein. Doch als auf einmal der von ihr so sehr bewunderte, große Bruder vom College fliegt, erfährt Virginia, dass sich hinter einer perfekten Fassade auch dunkle Geheimnisse verbergen können. Erst stürzt eine Welt für sie ein, aber dann erkennt sie die…mehr

Produktbeschreibung
Virginia hat es wirklich nicht leicht. Alle aus ihrer Familie sehen umwerfend aus, sind erfolgreich, sportlich, überall beliebt und sprechen außerdem noch fließend französisch. Mit anderen Worten, sie sind einfach perfekt. Nur sie selbst fällt leider völlig aus dem Rahmen mit ihrem viel zu großen Hintern und ihrem viel zu kleinen Selbstbewusstsein. Doch als auf einmal der von ihr so sehr bewunderte, große Bruder vom College fliegt, erfährt Virginia, dass sich hinter einer perfekten Fassade auch dunkle Geheimnisse verbergen können. Erst stürzt eine Welt für sie ein, aber dann erkennt sie die Chancen dieser Veränderung. Und mit einem Flugticket in der Hand macht sie sich auf den Weg, auch sich selbst neu zu entdecken.
Autorenporträt
Carolyn Mackler wurde 1973 in New York City geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt. Sie schreibt Kurzgeschichten, Essays und Jugendbücher, für die sie in Amerika mehrfach ausgezeichnet wurde.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Ein Punk, so dick und nett
Da kann man als Teenager schon wahnsinnig werden: Die Mama kümmert sich als Psychologin vor allem um die Probleme fremder Kinder, hat die Figur eines jungen Mädchens und schaut mit schiefem Blick auf jeden Chip, den Virginia verspeist - so als wollte sie sagen: „Kind, du bist zu fett.” Aber eine Mama, die Psychologin ist, spricht so etwas nicht aus; sie schleift die Tochter lieber zu einem Ess-Therapeuten.
Der Papa ist Geschäftsmann und verdient gut, er ist selten zuhause. Wenn er da ist, sind beide Eltern damit beschäftigt, den großen Bruder Byron anzuhimmeln. Der sieht toll aus und geht auf ein gutes College, er heimst Sport- und Rhetorik-Preise ein. Die große Schwester Anais hat sich zu einem Entwicklungshilfeprojekt abgesetzt und Virginia mit ihren stressigen Eltern und dem supertollen Bruder allein gelassen.Wie es der pummeligen, einsamen, unglücklichen Virginia geht, das will eigentlich niemand genau wissen; am wenigsten interessiert es die eigenen Eltern. Es interessiert auch nicht die Klassenkameraden, denen Virginia zu fett und zu uncool ist. Das Leben ist eine Katastrophe, daran besteht für Virginia kein Zweifel.
Dann aber geschieht tatsächlich eine Katastrophe, und mit ihr bricht die schöne, scheinbar heile Welt der Familie Shreves zusammen. Denn der schicke, hübsche, erfolgreiche, beliebte große Bruder hat Mist gebaut, sehr großen Mist; er fliegt von der Uni, nachdem er eine Kommilitonin vergewaltigt hat. Die Psychologen-Mama ist sprachlos, der Papa heult. Und Virginia sieht ihre Chance: Sie erkennt, dass der Rest der Familie bei weitem nicht so perfekt ist, und ergreift die Flucht nach vorn. Lässt sich piercen, färbt sich die Haare, gibt Widerworte. Emanzipiert sich. Die Eltern sind, was Wunder, entsetzt, die Klassenkameraden wider Willen beeindruckt - und Virginia, das pummelige, unglückliche Etwas, wird zu einem immer noch pummeligen, selbstbewussten Punk. Denn wenn der allseits beliebte große Bruder Byron ein ziemlich mieser Kerl ist, dann kann es, findet Virginia, um sie selbst doch eigentlich gar nicht so schlecht bestellt sein: lieber dick und nett als attraktiv und gemein.
Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen hat alle Zutaten, die es für einen Teenager-Roman braucht: Liebe, erster Flirt, Depressionen, Peer-Gruppen-Dramen, Zickenterror, Mode und Musik. Was den Roman der New Yorkerin Carolyn Mackler so außergewöhnlich macht und von anderen Teenie-Büchern unterscheidet: Die Geschichte geht über den Mainstream hinaus, sie ist ein Entwicklungsroman über das wirkliche Leben - und nicht über das Teenager-Leben der Fernseh-Soaps und Mädchen-Zeitschriften. Virginia siegt über sich selbst, weil sie sich nicht an die Regeln hält, damit ist sie ein perfektes Rollenmodell für alle Mädchen zwischen 11 und 17, die sich langweilen mit Filmen wie „Plötzlich Prinzessin” oder Buch-Reihen wie „Freche Mädchen”. Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen ist eine erfreulich runde Sache, weil sie so schön unrund ist.
Cathrin Kahlweit
Carolyn Mackler
Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen
Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jacobeit. Carlsen 2005. 250 S., 13 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.2005

Ein dickes Ding
Carolyn Macklers Roman über Hintern und andere runde Sachen

Zu Beginn wandert mitten in New York die Hand eines unerlösten Froschkönigs unter den Pullover seiner Klassenkameradin. Froggy Welsh ist auf der Suche nach dem BH-Verschluß von Virginia Shreves. Keiner der beiden Fünfzehnjährigen ist entspannt. Unter anderem, weil die schöne Jungfrau befürchtet, der Prinz könne zwischen den Fettbergen unter ihrem T-Shirt die Orientierung verlieren. "Wenn ich so dick wäre, würde ich mich umbringen", stellt Virginias Intimfeindin, die fettarme Brie Newhart, zu diesem Thema fest. Virginia, die bisher im Dornröschenschlaf eines Botero-Kügelchens gedämmert haben mag, muß mit erwachender Weiblichkeit erkennen, daß die Gütesiegel für Daseinsberechtigung rigoros von den Giacometti-Grazien dieser Welt vergeben werden. Das "Problem" ihrer anstößigen Formen läßt sich durch Nichtbeachtung offenbar nicht lösen. Solche nicht nur in der Familie Shreves üblichen Strategien des Verschweigens, der Verharmlosung und Betäubung beherrscht die kluge Virginia schon. Sie haben sie geradewegs in den Zustand progressiver Panzerung geführt.

Wie also sieht das Gewichtsproblem genau aus, und welche Lösungsmöglichkeiten bieten sich an? Virginia fertigt Listen an, etwa einen Verhaltenskodex für dicke Mädchen. Sie trifft einsame Entscheidungen. Ihre Mutter, Jugendpsychologin Dr. Phyllis Shreves, steht für die von ihr selbst empfohlenen hilfreichen Gespräche nicht zur Verfügung, weil sie jede freie Minute im Fitnessstudio der Vervollkommnung ihrer Idealmaße widmet. Auch die älteren Geschwister, beide brünett und rank, scheinen weder qualifiziert noch willig, sich in die Lage eines blonden Pummelchens zu versetzen.

Sie alle sind richtig, nur Virginia ist falsch: falsch in ihrer Familie, auf der falschen Spur und im falschen Körper. Statt sich in Magersucht oder Bulimie zu flüchten, wählt Virginia die ins Innere zielende Variante. Nach der fehlgeschlagenen Diät schaufelt sie bis zur Empfindungslosigkeit Junk-Food in ihren Fremdkörper und spürt seine Schmerzgrenze nur noch, wenn sie sich selbst weh tut. Virginia muß ins Leben finden. Es geht dabei um einen kaum sichtbaren Kurs- und Blickwechsel, der höchste Anstrengung erfordert. Nicht sie ist falsch, merkt sie, sondern das System, in das sie nicht hineinpaßt, angefangen mit der nur äußerlich perfekten Familie bis hin zu der für übergewichtige Menschen bereitgestellten Tarnkleidung. Erst als sie aus eigener Kraft in die richtige Richtung läuft, Farbe bekennt, mit Tabus bricht, sich an echte Freunde und unvollkommene Vorbilder hält, öffnen sich Fenster, Türen, Herzen und - völlig unwichtig - schwinden Pfunde.

So befreiend witzig Macklers Buch geschrieben ist, so präzise trifft es das zwischen Anpassung und Widerstand schwankende Seelenpendel. Wenn dessen Werte auf Body-Mass-Index-Chiffren reduziert werden, verfälschen sie, was Ausdruck einer Person sein sollte: ihre individuelle Schwerkraft - nicht nur bei Teenagern. Schon deshalb darf die heilsame Lektüre nicht stumm verabreicht werden - wie es etwa Dr. Phyllis Shreves tut, als sie ihren Töchtern den Ratgeber "Alles ganz normal" aufs Bett legt und darauf vertraut, daß jenes Zeitwunder wirkt, das aus häßlichen Entlein schöne Schwäne macht. Über "Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen" aber wird man reden müssen, streiten können und ins Schwärmen geraten dürfen.

INA LANNERT

Carolyn Mackler: "Die Erde, mein Hintern und andere dicke, runde Sachen". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Brigitte Jakobeit. Carlsen Verlag, Hamburg 2005. 256 S., geb., 13,- [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Jutta Stössinger hat Caroly Macklers Mädchenbuch, deren Heldin Virginia ein "dicker Teenager ist", gut gefallen. Virginia, die sich mit Diäten herumschlägt und sich in einen Mitschüler verliebt hat, ist zwar klug und schriftstellerisch talentiert, leidet aber unter dem Wegzug ihrer einzigen Freundin. Als Probleme mit ihrem Bruder aufkommen und dieser für ein Semester der Universität verwiesen wird, will sich Virginia nicht damit abfinden, dass Schwierigkeiten wieder mal "unter den Teppich gekehrt" werden, und interveniert am Ende erfolgreich. Für die Rezensentin liegt der "Charme" dieses Buches darin, dass sie dies mit so viel "Witz und Chuzpe" tut.

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