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»Ein fast perfekter Roman. Shirley Hazzard schreibt so gut wie Stendhal.« The New York Times
»Ein plötzlicher Lichtstreif spaltete Erde und Himmel« - und genau diese magische Beleuchtung ist so besonders bei der großen Menschenschilderung von Shirley Hazzard. Transit der Venus ist ihr schönstes, reifstes und aufregendstes Werk! Michael Krüger
Die ungleichen Waisen Caro und Grace Bell verlassen Australien, um im England nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Leben beginnen. Sie treffen dort auf die Männer, mit denen sich ihre Leben in den folgenden drei Jahrzehnten durch alle politischen
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Produktbeschreibung
»Ein fast perfekter Roman. Shirley Hazzard schreibt so gut wie Stendhal.« The New York Times

»Ein plötzlicher Lichtstreif spaltete Erde und Himmel« - und genau diese magische Beleuchtung ist so besonders bei der großen Menschenschilderung von Shirley Hazzard. Transit der Venus ist ihr schönstes, reifstes und aufregendstes Werk! Michael Krüger

Die ungleichen Waisen Caro und Grace Bell verlassen Australien, um im England nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Leben beginnen. Sie treffen dort auf die Männer, mit denen sich ihre Leben in den folgenden drei Jahrzehnten durch alle politischen Verwerfungen und über die Kontinente hinweg verweben. Astronom Ted Tice umwirbt die selbstbewusste Caro, die einem manipulativen Theaterschriftsteller verfällt. Ihre sanfte Schwester Grace hofft auf Erfüllung in einer scheinbar glücklichen Ehe mit einem Karrierediplomaten. In präzisen und zugleich lyrischen Sätzen entwirft Shirley Hazzard eine Welt, die von unaufhaltsamen Gesetzen bestimmt ist wie die majestätischen Umlaufbahnen der Planeten - und deren Figuren in ihrer Klarheit und Unbeugsamkeit an die klassische Tragödie erinnern.

»Transit der Venus mit seinem verwickelten Plot und der wunderschönen Sprache ist ein Klassiker. (...) Eine sonderbar machtvolle Vorahnung des Bösen ist zwischen den Zeilen spürbar, sodass man sich, während es einen zum Ende hin zieht, zugleich davor fürchtet.« John Banville, The New York Times
Autorenporträt
Hazzard, ShirleyShirley Hazzard, geboren 1931 in Sydney, war die größte australische Schriftstellerin der Gegenwart. Mit ihren Eltern lebte sie in Südostasien und Neuseeland, in den 1950ern arbeitete Hazzard bei den Vereinten Nationen in New York. Mit ihrem Mann Francis Steegmuller verbrachte Hazzard die Sommer auf Capri, sie lebte abwechselnd dort und in New York. Seit den 1960ern veröffentlichte Shirley Hazzard zahlreiche Kurzgeschichten, mehrere Romane und Sachbücher. Transit der Venus, ihr dritter Roman, ausgezeichnet mit dem National Book Critics Circle Awards 1980, gilt als Klassiker der angelsächsischen Literatur. Shirley Hazzard starb am 12. Dezember 2016 in Manhattan.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.01.2018

Ferne Planeten
Gender-Trouble, 1940 und danach: Die australische Autorin Shirley Hazzard erzählt in ihrem erst jetzt
ins Deutsche übersetzten Roman „Transit der Venus“ von den Rissen in der patriarchalischen Welt
VON FRAUKE MEYER-GOSAU
Alles beginnt mit einem gigantischen Unwetter. „Bei Einbruch der Nacht würden die Schlagzeilen Verwüstung vermelden“ – so lautet der erste Satz in Shirley Hazzards 1980 zuerst erschienenem Roman „Transit der Venus“, und wir sehen im Folgenden den jungen Astronomen Edward Tice, wie er sich durch Regen und Sturm seinen Weg zum Haus des selbstgerechten, mithin einigermaßen beschränkten Sefton Thrale bahnt, dem er bei einem wissenschaftlichen Gutachten behilflich sein soll.
Es wird ein kurzer Landhaus-Aufenthalt mit jahrzehntelang anhaltenden Folgen werden, nicht nur für den aus armen Verhältnissen stammenden Tice, der trotz seines gesellschaftlichen Handicaps eine erfolgreiche Wissenschaftler-Karriere vor sich hat. Denn bei den Thrales sind bereits die wesentlichen Figuren des Buches versammelt: die in Australien geborenen, früh verwaisten Schwestern Caroline („Caro“) und Grace Bell, dazu Thrales Sohn Christian, ein karrieristischer Jung-Diplomat, den Grace in Kürze heiraten wird, sowie der angehende Dramatiker Paul Ivory, ein attraktiver Zyniker und Egomane. In ihn hat sich Caro ebenso Hals über Kopf verliebt wie Ted Tice sich in sie, und wie es scheint, hat Shirley Hazzard (1931-2016) mit diesem Ensemble bereits alles beisammen, was ein guter Gesellschaftsroman angelsächsischer Machart braucht: Liebe und Verfehlungen, den Kampf um gesellschaftlichen Aufstieg und die Selbstbehauptungs-Techniken der herrschenden Klasse (der Adel in seinem Dünkel wird hier in Gestalt von Pauls künftiger Ehefrau nur noch am Rande abgefertigt).
Doch der erste Eindruck täuscht. Denn hier geht es vor allem darum, was unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen aus Frauen wird – oder eben auch nicht wird. Während Caro fest entschlossen ist, ökonomisch auf eigenen Füßen zu stehen (und sich nach ihrer ersten Verwaltungsprüfung des demütigenden sexistischen Verhaltens ihrer Vorgesetzten erwehren muss), während sie auf einem selbstbestimmten Sexualleben besteht (und sich in einer frühen Szene des Romans nackt neben ihrem Geliebten Paul am Fenster präsentiert, unten steht dessen Verlobte), setzt Grace ganz auf den traditionellen Weg: Heirat, Kinder, eine reputierliche, materiell abgesicherte Familie. Liebe spielt hier keine große Rolle.
Von den Vierzigern bis in die Siebziger hinein verfolgt Shirley Hazzard die Lebenswege ihrer beiden Protagonistinnen, und trotz aller Sympathie insbesondere für Caro bleibt sie doch eine kritische Beobachterin dieser Frauen – wie auch der Männer, mit denen diese es zu tun bekommen. So wird rasch deutlich, was für ein monströser Kerl der alsbald sehr erfolgreiche Bühnenautor Paul Ivory ist; am Ende wird sich seine ganze Ruchlosigkeit offenbaren, als er Caro auch noch einen Mord gesteht. Die Leiche hatte Ted Tice am Tage des Unwetters im Fluss treiben sehen. Er hatte den gesellschaftlich hochstehenden Täter jedoch nicht angezeigt.
Er selbst, der als arrivierter Wissenschaftler eine schöne Frau heiratet und eine äußerlich völlig intakte Familie gründet, bleibt lebenslang in Caro verliebt und steht all die Jahrzehnte über mit ihr im Kontakt, auch noch, nachdem sie den vermögenden, international engagierten Menschenrechtler Adam Vail geheiratet hat und mit diesem in New York lebt. Eine nicht ganz zufällige Wiederbegegnung von Ted und Caro nach Adams Tod in Stockholm bildet das so überraschende wie schockierende Finale des Romans.
Grace wiederum hatte sich inzwischen – einen Sommer lang wurde sie von ihrem Ehemann, wie von der Tradition vorgeschrieben, mit einer sympathischen Büro-Angestellten betrogen – in einen jüngeren Arzt verliebt. Doch will die Autorin auch ihr einen Bruch mit der Konvention nicht gönnen. Obwohl er ihre Liebe erwidert, sucht sich Angus Dance eine Stelle in einer anderen Stadt. Grace wird ihr Leben in gehobenen Kreisen, aber ohne eine erfüllte Liebe weiterführen müssen.
Sehr präzise und in lebendigen Dialogen erzählt Shirley Hazzard, die zu den bedeutendsten australischen Autorinnen der Nachkriegszeit zählt, mit großen Zeitsprüngen von gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Frauen beginnen, nach Selbständigkeit zu streben und sich selbst mehr zuzutrauen als noch ihre Mütter es taten. Sie nehmen die Rechte, die immerhin schon auf dem Papier stehen, für sich auch in der Wirklichkeit in Anspruch. Die Hindernisse, auf die dieses Begehren nach Emanzipation nicht nur bei Männern stößt, sondern auch bei den Frauen selbst, stellen das zentrale dramaturgische Moment in diesem Zeitpanorama dar.
Schon der Titel des Romans deutet allerdings darauf, dass auch die Autorin selbst nicht eben voller Zuversicht auf die Entwicklung blickt. Nur viermal innerhalb von 243 Jahren schiebt sich die Venus vor die Sonne, stehen Sonne, Venus und Erde auf einer Höhe. In den Augen von Shirley Hazzard ist die Liebe ein Jahrhundert-Phänomen, und wer sie bei ihrem ersten Auftauchen in seinem Leben verpasst, wird ihrer nicht noch einmal ansichtig werden – so nämlich sind die Bewegungen der Planeten naturgesetzlich geregelt. An eine grundsätzliche Veränderung in den Bewegungsgesetzen der Geschlechter scheint Shirley Hazzard bei aller Schärfe des Blicks und all ihrer schlagenden Ironie nicht zu denken.
So führt ihr Roman in Verhältnisse zurück, deren transitorischen Charakter wir angesichts der #me too-Debatte gerade erleben. Das macht den Roman natürlich nicht weniger lesenswert, denn Hazzard ist eine fabelhafte Autorin, solange sie ihren Hang zu Substantivierungen und gewollt schrägen Charakterisierungen („matte Farben vergrämten, die Trostlosigkeit war ausgereift“) zügelt. Doch hat an solch unnötigen Lektüre-Erschwernissen leider auch die Übersetzung ihren Anteil, die zwischen stilistischen Übertreibungen und aktueller Alltagssprache nur selten einen tragenden Ton findet, dafür aber gelegentlich schieren Nonsens produziert: „Der ausgesetzte Wille während dieser Erfahrung hätte beinahe neue Unschuld hervorgerufen, wäre er selbst nicht so zutiefst gewollt gewesen …“
Dafür kann die zu Recht mit großen Literaturpreisen ausgezeichnete Shirley Hazzard nichts. Zwei weitere Romane von ihr, dazu Kurzgeschichten und interessante nicht-fiktionale Texte warten noch auf ihre Übertragung – es könnte eine Freude sein, sie zu lesen.
Ein Gesellschaftsroman und was
man dafür braucht: Liebe,
Verrat, Klassengegensätze
Die Emanzipation als Wunsch
und Verfehlung, der Männer
wegen, aber auch der Frauen
Nur viermal in 243 Jahren schiebt sich die Venus vor die Sonne. Konstellationen, aus denen sich wahre Liebe ergibt, sind nicht häufiger. Foto: Stan Honda / AFP
Shirley Hazzard: Transit der Venus. Roman. Aus dem Englischen von Yasemin Dinçer. Ullstein Verlag, Berlin 2017. 555 Seiten,
26 Euro. E-Book 20,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Shirley Hazzards Roman aus dem Jahr 1980, nun glücklicherweise endlich auch auf Deutsch erschienen, sollte man mit höchster Konzentration lesen, empfiehlt Rezensentin Sylvia Staude, schon allein wegen der sprachlichen Brillanz, vor allem aber wegen der raffinierten Konstruktion und den gezielt gestreuten Informationen. Kein Wort ist hier überflüssig und jeder Satz könnte einer sein, an den uns die Autorin im weiteren Verlauf der Handlung noch einmal zu erinnern zwingt, so die beeindruckte Kritikerin. Es sind die wechselnden Liebesbeziehungen dreier Schwestern mit ihren unterschiedlichen Qualitäten, die Hazzard hier in den kühlen Blick nimmt und mal subtil mokant, mal bitterböse beschreibt, wobei sie merklich laut Staude auf eigene Erfahrungen zurückgreift, sich jedoch nicht darauf beschränkt. Das ergibt für die hingerissene Rezensentin einen Roman, der "Liebesroman" ist und doch viel mehr als das - packend, humorvoll, entlarvend, "elegant", lobt sie.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Hazzard ficht mit einem stilsicheren Florett mit ganz feiner, eisgekühlter Spitze. Man möchte jeden ihrer eleganten Sätze als Treffer bezeichnen." Sylvia Staude Frankfurter Rundschau 20180111