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Gibt es die menschliche Freiheit? Ist unsere gesamte Lebensform nur eine Illusion? Reicht das Vorhandensein eines Gehirns, um ein geistiges Lebewesen zu sein? Von den Naturwissenschaften ausgehend hat sich in den letzten Jahren ein Neurozentrismus herausgebildet, der auf der Annahme basiert, dass Ich gleich Gehirn ist. Markus Gabriel hingegen hegt begründete Zweifel, dass wir uns auf diese Weise selbst erkennen können. Er greift das wissenschaftliche Weltbild an und lädt ein zur Selbstreflexion anhand zentraler Begriffe wie Ich, Bewusstsein oder Freiheit mit Hilfe von Kant, Schopenhauer und…mehr

Produktbeschreibung
Gibt es die menschliche Freiheit? Ist unsere gesamte Lebensform nur eine Illusion? Reicht das Vorhandensein eines Gehirns, um ein geistiges Lebewesen zu sein? Von den Naturwissenschaften ausgehend hat sich in den letzten Jahren ein Neurozentrismus herausgebildet, der auf der Annahme basiert, dass Ich gleich Gehirn ist. Markus Gabriel hingegen hegt begründete Zweifel, dass wir uns auf diese Weise selbst erkennen können. Er greift das wissenschaftliche Weltbild an und lädt ein zur Selbstreflexion anhand zentraler Begriffe wie Ich, Bewusstsein oder Freiheit mit Hilfe von Kant, Schopenhauer und Nagel, aber auch Dr. Who, The Walking Dead und Fargo.
Mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer gegen den Neurozentrismus stellt Markus Gabriel eine neue Verteidigung des freien Willens vor und gibt eine zeitgemäße Anleitung zum philosophischen Nachdenken über uns selbst - mit Verve, Humor und blitz-gescheiten Erkenntnissen.
Autorenporträt
Gabriel, Markus
Markus Gabriel, geboren 1980, studierte in Bonn, Heidelberg, Lissabon und New York. Seit 2009 hat er den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie. Er ist Direktor des interdisziplinären Center for Science and Thought und regelmäßiger Gastprofessor an der Sorbonne (Paris 1).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.12.2015

Es
denkt
In seinem Buch
„Ich ist nicht Gehirn“
skizziert Markus Gabriel
eine neue Philosophie
des Geistes
VON JENS BISKY
Vor wenigen Jahren, im April 2011, erfreute der Berliner Tagesspiegel mit der Nachricht, dass bei Konservativen das Angstzentrum größer sei als bei politisch Andersdenkenden. Das hatten Neurowissenschaftler der University of London beim Blick in 118 Hirne mittels Magnetresonanztomografie herausgefunden. Die Amygdala der Konservativen erschien auffallend groß, während Linksliberale einen „auffallend voluminösen vorderen Gyrus cinguli“ vorweisen konnten. Diese Hirnregion soll für Gefühle, Mitleid, das Einfühlungsvermögen wichtig sein. So schien wieder einmal „wissenschaftlich“ bestätigt, was Erna Schrubbke schon immer wussten: „Linksliberale haben ein anderes Gehirn als Konservative“. Könnte man sich da nicht, um die Mühen der Entscheidung vor der nächsten Wahl zu ersparen, per MRT aufklären lassen, ob man nun eher eine Merkel-Amygdala besitzt oder vom vorderen Gyrus cinguli zu Sarah Wagenknecht gedrängt wird? Oder doch umgekehrt?
  Die Studie wie der Zeitungsbericht haben mit dem Alltag der Hirnforschung wenig zu tun, sie sind ein Beispiel für jene „Neuromythologie“, die Felix Hasler 2013 in einer schwungvollen Streitschrift gegen die angemaßte „Deutungsmacht der Hirnforschung“ entzaubert hat. Nicht Erkenntnisse speisen sie, sondern Dogmen, Illusionen, materielle Interessen und vollmundige, unerfüllbare Versprechen, wie jenes, man könne dem Gehirn beim Denken zuschauen. Es handelt sich um eine der erfolgreichsten Ideologien des Zeitalters, das sich gern „postideologisch“ kostümiert.
  Ideologiekritik treibt auch der in Bonn lehrende Philosoph Markus Gabriel in seinem neuen Buch mit dem etwas radebrechenden Titel „Ich ist nicht Gehirn“ . Gabriel polemisiert höflich, aber entschlossen gegen Naturalismus, also die Annahme, alles lasse sich naturwissenschaftlich untersuchen; gegen Materialismus, worunter er, Geistesgeschichte grob verkürzend, die These verstanden wissen will, dass es „nur materielle Gegenstände“ gebe; gegen Determinismus, den Neurozentrismus, gegen Darwinitis, die menschliches Verhalten aus angeblichen Notwendigkeiten eines lange zurückliegenden Überlebenskampfes erklären will. Gegen ein Weltbild, das nur gelten lassen will, was naturwissenschaftlich erklärt ist, bietet Gabriel philosophische Einsichten zu Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Ich auf. Verstanden wissen will er sein Buch als eine „Verteidigung unserer Freiheit (unseres freien Willens) gegen die landläufige Vorstellung, irgendjemand oder irgendetwas würde uns hinter unserem Rücken unfrei machen – sei es Gott, das Universum, die Natur, das Gehirn oder die Gesellschaft“.
  Frei seien Menschen, weil sie „sich ein Bild von sich selber machen“ müssen, „um überhaupt erst jemand zu sein“. Das Geschäft der Selbstdeutung ist wesentlich das Geschäft der Philosophie. Gabriels Buch ist auch ein Beitrag zum nie endenden Streit der Fakultäten. Er wiederholt hier, was er auch 2013 in seinem Bestseller „Warum es die Welt nicht gibt“ getan hat: er räumt das Feld auf und frei, um Platz fürs Eigene zu gewinnen: 2013 war es der „neue Realismus“, nun ist es der „Neo-Existenzialismus“. Für den Neo-Realisten sind Gedanken genauso wirklich wie Gegenstände, nur den einen großen Gegenstand – die Welt als ein allumfassendes Ganzes – gibt es nicht. Wir erkennen Wirkliches und Wirklichkeit, aber immer nur in einem bestimmten „Sinnfeld“.
  Für den Neo-Existenzialisten ist der menschliche Geist kein Ding, das sich lokalisieren, dingfest machen ließe. Nein, der Geist ist tätig und nur in dieser seiner Tätigkeit zu fassen. Er macht sich ein Bild von sich selbst und von seiner Stellung in der Welt. Der Mensch ist demzufolge ein Selbstbilder erzeugendes Wesen, diese können täuschen, illusorisch sein, aber sie stehen nie einfach fest, sind wandel- und veränderbar.
  Souverän nimmt Markus Gabriel den Leser an die Hand, erklärt, erzählt ein Geschichtchen, illustriert Gemeintes mit Beispielen aus Fernsehserien und Filmen, behandelt Irrtümer, Sackgassen des Denkens. Was ist Bewusstsein? Warum ist unser subjektiver Standpunkt unhintergehbar – auch für alle kommenden Naturwissenschaftler? Warum taugt die Frage wenig, wie der menschliche Geist in die Natur passe? Wer oder was ist das Ich? Wie kann es Freiheit geben, wenn doch nichts ohne zureichenden Grund geschieht?
  Der Neo-Existenzialismus enthält nichts, dem ein aufgeklärter Zeitungsleser nicht zustimmen wollen würde. Mit Freude liest man den Abschnitt über Johann Gottlieb Fichte als „Großmeister der Ich-Philosophie“ – wer immer vor der „Wissenschaftslehre“ kapitulieren will, findet hier eine Einführung, mit der er weiter kommen kann. Hilary Putnam und John Searle liefern Zitate zum Rausschreiben. Dass Sigmund Freud hier allzu leichtfertig beiseite geschoben wird, ließe sich verschmerzen. Markus Gabriel hat eine Leidenschaft für große Themen, polemische Energie und schreibt verständlich. Dass seine „Philosophie des Geistes für das 21. Jahrhundert“ dennoch nur das Versprechen einer solchen bleibt, dass man bei der Lektüre das quälende Gefühl nicht los wird, in den Vorhof einer zeitgemäßen Philosophie des Geistes gesperrt zu sein, hat mehrere Gründe: Zum einen fertigt er zu gern nebenbei ab, etwas wenn er Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“ auf die These zusammenschnurren lässt, die Moderne sei ein Unglücksfall, und eifrig versichert, er sehe das überhaupt nicht so, oder wenn er Foucaults kitschige Bemerkung über das Verschwinden des Menschen – „wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand“ – referiert, um nicht mehr zu entgegnen als „Ich wette dagegen!“.
  Das sind bloße Gesten. Aber auch seine ideologischen Gegner werden vor allem als Irrende vorgeführt, die Entlastungsfantasien anbieten, derlei pflege die Moderne nun einmal, die Neuzeit sehne sich danach, Endzeit zu sein. Es gehörte einmal zur Ideologiekritik, die Vernunft des Irrtums, die Notwendigkeit der Illusion zu durchleuchten. In Michael Hagners wissenschaftshistorischen Untersuchungen, etwa in „Der Geist bei der Arbeit“ (2006), erfährt man sehr viel Genaueres über Theorien und Erwartungshorizonte der Hirnforscher. Die „Cerebralisierung des Menschen“ beginnt demnach um 1800, also parallel zur Entfaltung des Deutschen Idealismus, dessen Einsichten Gabriel gegen den Neurozentrismus in Stellung bringt. Diese Gleichzeitigkeit hätte doch einige Überlegungen verdient. Aber historisch wird in „Ich ist nicht Gehirn“ ohnehin kaum argumentiert.
  Wir haben Selbstbewusstsein nur in der Interaktion mit anderen, wir denken immer eingebettet in soziale Zusammenhänge – Gabriel hebt dies zu Recht mehrfach hervor, aber es bleibt bei der Feststellung. Was es für den Geist heißt, dass unser Bewusstsein in wesentlichen Teilen sprachlich verfasst ist, wie das eine mit dem anderen Selbstbewusstsein interagieren kann, hätte man gern genauer gewusst. Und man mag das Computer-Modell des Gehirns ablehnen, aber eine „Philosophie des Geistes für das 21. Jahrhundert“ sollte doch etwas zum Verhältnis von Werkzeugen und Bewusstsein, Rechenmaschinen und Geist sagen können. Georg Wilhelm Friedrich Hegel wird, zu Recht, immer wieder bedacht, seine „Phänomenologie des Geistes“ als Bildungsroman bezeichnet. In welcher Art Roman käme der Geist des 21. Jahrhunderts zu seinem Recht? Wenn als Bildungsgeschichte, wie weit käme man mit Hegels Leidenschaft fürs Konkrete, fürs Werden? Gabriels Buch endet in Bekenntnisprosa nebst Rilke-Zitat – ja zum Fortschritt, ja zu Freiheit, Wohlstand, Gerechtigkeit, Gesundheit. Aber braucht man dazu eine Philosophie des Geistes?
Nein, der Geist ist tätig
und nur in dieser seiner
Tätigkeit zu fassen
So viele Felder, so viele
Aktivitäten: Ein Blick ins Hirn
aus dem Jahr 1864.
Foto: imago stock&people
  
  
  
Markus Gabriel:
Ich ist nicht Gehirn.
Philosophie des Geistes
für das 21. Jahrhundert.
Ullstein Verlag, Berlin 2015.
352 Seiten, 18 Euro.
E–Book 14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2016

Unbewusstes bitte nur in kleinen Dosen
Philipp Hübl und Markus Gabriel zerlegen populäre Unterbietungen unserer Denk- und Handlungsfreiheit

Werden wir durch komplexe unbewusste Prozesse gesteuert? Wohl doch eher nicht. Nachdem die Welle von populären Büchern über die Macht neuronaler Kausalketten im Gehirn abgeflacht ist, rollt längst die zweite Welle: Wissenschaftstheoretiker und Philosophien erklären handfest, was Vernunft bedeutet und wie groß der Spielraum menschlicher Erkenntnis und auch des Handelns tatsächlich ist.

So ist das Thema zweier einschlägiger Neuerscheinungen nahezu identisch: Philipp Hübl, Theoretischer Philosoph aus Stuttgart, will in "Der Untergrund des Denkens" das klassische Bild des vernünftigen Menschen "gegen seine Kritiker" verteidigen. Markus Gabriel, Theoretischer Philosoph aus Bonn, möchte "neue Perspektiven für die Philosophie des Geistes eröffnen", denn nur dann sei zu durchschauen, "wo wir aufs Glatteis geführt werden, wenn man uns etwa versichern möchte, es gebe eigentlich keinen freien Willen oder der menschliche Geist (das Bewusstsein) sei lediglich eine Art Oberflächenspannung des Gehirns". Gabriels Buch trägt den plakativen Titel "Ich ist nicht Gehirn".

Beide Autoren schreiten im Stil einer lockeren Einführung psychologische Fallbeispiele ab, setzen sich mit kursierenden Gedankenexperimenten auseinander und sichten von hier aus die Debatten der Philosophy of Mind - "Philosophie des Geistes" genannt, auch wenn das Thema, präziser gesprochen, das menschliche "Bewusstsein" ist. Wenig überraschend, aber gut lesbar legen Hübl und Gabriel dar, dass Bewusstseinsprozesse für die Forschung etwas äußerst Vertracktes sind. Noch diesseits gängiger Debatten-Stichworte wie "erste Person-Perspektive" oder "Qualia" ist der Gegenstand recht kompliziert.

Robust ist Bewusstsein freilich ebenfalls, auch gegenüber unbemerkten Manipulationen. Zwar irren wir uns immer mal wieder. Zumeist aber haben unterschwellige Werbebotschaften oder andere, unbewusst wirkende Täuschungsversuche kaum Wirkungen, zumal wenn wir diesbezüglich einigermaßen aufmerksam sind. Überhaupt taugt die Kombination der Vorstellungen, erstens "determiniert" zu sein und dies zweitens nicht zu merken, allenfalls fürs Gruselkino. So warnen beide Autoren vor der Mehrdeutigkeit des Wortes "unbewusst", beide rücken Freud in ein kritisches Licht, beide wenden sich gegen Naturalismus und Neurodeterminismus, und beide kritisieren die empirischen Studien einer unseriösen Kognitionsforschung, deren breit herausposaunte "erste" Ergebnisse fast immer Tragfähigkeit vermissen lassen. Was wäre die differenziert verfahrende Alternative zu grobschlächtigen "Ismen"? Für Hübl sind es vor allem empirische Belege, samt unaufgeregtem Alltagsverstand, die man gegen den Neuro-Hype ins Feld führen kann. Für Gabriel zählen dagegen vor allem die theoretischen Schwächen; dazu attackiert er die Neurophilosophie als "Ideologie".

Wo Thema und Stoßrichtung einander derart gleichen, tritt dafür die Verschiedenheit der Argumentationspfade umso deutlicher hervor. Hübl arbeitet kleinteilige Themenpäckchen ab, die der aktuellen Diskussionslage entnommen sind. Gabriel gliedert sein (kürzeres) Buch in Kapitel wie "Bewusstsein", "Selbstbewusstsein", "Freiheit", und in ihnen geht es zuweilen umschweifig zu. Hübl verbindet Plauderton mit Vorsicht: Seine eigenen Überlegungen zum Bewusstsein - er legt sie in Gestalt einer "Hügeltheorie" vor - kennzeichnet er unmissverständlich als bloßes Modell. Bei Gabriel hingegen geht es gleich ums philosophische "Selbstporträt" des Menschen. Er bekennt sich zur "Ideologiekritik" - und haut drauf. Eher unkonzentrierte Problemreferate werden durch Polemik aufgepeppt, bis das Buch schließlich in einer Suada gegen "Neuromanie" und "Darwinitis" und mit vielen Ich-Bekenntnissen zur Freiheit endet. Der vollmundige Anspruch einer "Philosophie des Geistes für das 21. Jahrhundert" wird - abgesehen von wiederholten Hinweisen auf Gabriels bereits erschienenes Buch über spekulativen Realismus - nicht eingelöst. Launigkeit beschädigt vielmehr auch die vielleicht richtigen Argumente. Zwar erhalten auch bei Hübl Thesen Kindernamen wie die "Keiner-hat-eine-Ahnung-Position", aber bei Gabriel wimmelt es nur so von "Containermärchen", "Bauklötzchenmetaphysik", "Legozentrismus" (frei nach dem bekannten Steckspiel) oder Anmerkungen zur "Toilettentheorie des Denkens". Dass Gabriels Buch auch eine beachtliche Menge an Tippfehlern und Sprachschludrigkeiten enthält ("Bestreitung" des Ich, "die absolut zentrale Hauptthese von Kant") sei nur am Rande erwähnt.

Was Gabriel zu Recht einfordert, ist Rückbindung an klassische Theoriebildung. Diskussionen über "Bewusstsein" bleiben flach, verknüpft man sie nicht mit den vielen anspruchsvollen Einsichten, welche die kontinentale Philosophie diesbezüglich längst hat. Hübl orientiert sich dagegen an aktueller Empirie und hält philosophische Wissensbestände, etwa aus Phänomenologie oder dem klassischen Idealismus, zugunsten von Psychologie zurück. Bei Gabriel kann man ahnen: Die "Philosophy of Mind" argumentiert in vielen Punkten tatsächlich vormodern. Hübl aber hat schlicht das informativere, gründlichere und auch sprachlich bessere Buch geschrieben.

Eine Beobachtung führt allerdings auf die öffentlichen Aufmerksamkeitswellen, die dem Gehirn gelten, zurück: Beide Bücher zitieren viel, Klassisches wie auch Nebensächliches. Aber weder Hübl noch Gabriel beziehen sich auf ihresgleichen. Eine Fülle deutschsprachiger Arbeiten zu Ansprüchen und Grenzen der Kognitions- und Neuroforschung hat aber bereits die aktuelle Diskussion durch philosophisch-kritische Thesen bereichert: Autoren wie Thomas Fuchs, Michael Hagner, Peter Janich, Michael Pauen, Stephan Schleim, Jan Slaby etwa - und keiner von ihnen findet sich bei Hübl und Gabriel auch nur im Literaturverzeichnis genannt. Eine ganze Diskussionslandschaft wird unterschlagen. Populär gehaltene Bücher befördern eine Verengung des Diskussionsfeldes. Das kennt man, nämlich von der Neuroforschung selbst.

PETRA GEHRING.

Philipp Hübl: "Der Untergrund des Denkens". Eine Philosophie des Unbewussten.

Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2015. 478 S., geb., 19,95 [Euro].

Markus Gabriel: "Ich ist nicht Gehirn". Philosophie des Geistes für das 21. Jahrhundert.

Ullstein Verlag, Berlin 2015. 350 S., geb., 18,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Andrea Roedig hält das Buch des Philosophen Markus Gabriel für ein Werk zur richtigen Zeit. Gabriels Kritik an den materiell orientierten Naturwissenschaften im Sinne eines "Neuen Realismus" leuchtet ihr ein. Laientauglich, so Roedig, breitet der Autor die Positionen der gegenwärtigen analytischen Philosophy of Mind aus, bietet einen Ritt durch die Tradition nichtanalytischer Bewusstseinsphilosophie, kritisiert die "Darwinitis" und mündet schließlich in ein Plädoyer für die Geisteswissenschaften, das naturwissenschaftliche Erkenntnisse durchaus berücksichtigt, wie Roedig meint. Weil der Autor leichtfüßig schreibt, Argumente exemplarisch unterlegt und nur manchmal den Faden verliert, verbucht die Rezensentin das Buch als Gewinn und eher seltenes Ereignis aus der philosophischen Abteilung.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Könnte die Debatte über den freien Willen auf ein höheres Niveau heben.", Der Spiegel, Johannes Saltzwedel, 31.10.2015