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Bissig, humorvoll und fast ohne Vorurteile berichtet Roger Boyes von Eigenarten des deutschen Alltags, von Liebesabenteuern mit germanischen Frauen und anderen denkwürdigen Erlebnissen in einem wahrlich exotischen Land.

Produktbeschreibung
Bissig, humorvoll und fast ohne Vorurteile berichtet Roger Boyes von Eigenarten des deutschen Alltags, von Liebesabenteuern mit germanischen Frauen und anderen denkwürdigen Erlebnissen in einem wahrlich exotischen Land.
Autorenporträt
Roger Boyes wurde 1952 in Hereford/England geboren. Er studierte Theologie, Germanistik und Politikwissenschaft, arbeitete als Journalist in Warschau, Moskau und Rom u.a. für Reuters und die Financial Times. Im Tagesspiegel erscheint seine Kult-Kolumne"My Berlin", außerdem schreibt er regelmäßig Beiträge und Essays für diverse überregionale Tageszeitungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.01.2007

Versöhnung in der Zwangsjacke
Gesellschaftsfarce: Roger Boyes, Berlin-Korrespondent der Londoner „Times”, entdeckt angeblich die Deutschen
Wenn es eine Konstante gibt in der Selbstwahrnehmung der Deutschen, dann ist es zweifellos ihr Hang, allen Beurteilungen ihres Landes und ihrer selbst von außen höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Jede noch so kleine Kritik, jedes Lob, sogar eher wertneutrale Urteile registrieren sie mit der Empfindlichkeit eines hypersensiblen Seismographen. Das hat der Berliner Korrespondent der Londonder Times Roger Boyes richtig erkannt, und dieser Konstante dürfte es unter anderem geschuldet sein, dass sein Buch „My dear Krauts” gleich nach der Veröffentlichung im Dezember ein Erfolg wurde. Schon im Erscheinungsmonat brachten es die „Krauts” auf drei Auflagen.
Boyes, dem deutschen Publikum als regelmäßiger Teilnehmer des ARD-„Presseclubs” und Tagesspiegel-Lesern als Autor der Kolumne „My Berlin” bekannt, berichtet seit 1999 für das britische Blatt aus Berlin. Die Unterzeile „Wie ich die Deutschen entdeckte” suggeriert zunächst jene Art von leicht lesbarer Handreichung, die unter Titeln wie „Gebrauchsanweisung für . . .” oder „Geschichten aus . . .” auch zum literarischen Arsenal vieler deutscher Auslandskorrespondenten gehören. Man erwartet humorvolle deutsche Alltagsbeobachtungen, süffisante, aber liebevolle Detailbeschreibungen aus der Berliner Republik.
Tatsächlich hat Roger Boyes aber eine Art schwachbrüstigen Bildungsroman vorgelegt, der freilich keine Entwicklung, sondern vielmehr die Stagnation des Protagonisten zum Gegenstand hat. Die Ähnlichkeiten mit dem Autor sind unübersehbar: Ein englischer Zeitungskorrespondent mittleren Alters, frisch geschieden, der die Republik nach Hitler-Geschichten durchkämmen muss, weil in der Heimat kaum etwas anderes interessiert. Er muss sich mit einem finanziellen Engpass und seinem halsstarrigen Vater herumschlagen, der ihn in den unpassendsten Augenblicken auf dem Mobiltelefon anruft. Eine Insel der Ruhe bietet nur die alte Frau Beckenbender, eine nette Vertriebene, mit der der Protagonist seit Jahren Kartoffelrezepte austauscht. Richtig schwierig wird es, als der verschrobene Dad mit seinem deutschenfeindlichen Weltkriegs-Bomber-Copiloten Tom zu einer von der deutschen Regierung organisierten „Versöhnungstour” nach Köln kommt. Besagte Tour endet in totaler Peinlichkeit, ähnlich wie fast jede der Episoden, aus denen Boyes stets das Letzte an bizarrer Eskalation herauszuwringen versucht.
Echt sexy, die von den Grünen
Roger Boyes steht mit seinem Buch, vom deutschen Verlag als „Sittenkomödie” apostrophiert, in der Tradition eines ziemlich dumpfen Seitenstranges der komischen britischen Literatur, der seinen prominentesten lebenden Vertreter in Tom Sharpe hat. Wie Sharpes reaktionäre Gesellschaftsfarcen (die sich bei deutschen Lesern übrigens großer Beliebtheit erfreuen) betreibt „My dear Krauts” weniger Milieustudien als Klischeepflege. Diese Gattung bezieht ihren Humor nicht aus der erhellenden Genauigkeit ihrer Beobachtungen, sondern vor allem auf der komisch aufgeblasenen Bestätigung von Vorurteilen.
In Boyes Fall handelt es sich dabei allerdings nicht einmal so sehr um Vorurteile, die Engländer gegenüber Deutschen haben, sondern vielmehr um solche, denen sicher auch viele deutsche Männer um die fünfzig heimlich zustimmen würden. Als besonders unangenehm fällt hierbei der sich verschmitzt gebende misogyne Tonfall auf, der „My dear Krauts” durchzieht. Außer der guten Frau Beckenbender sind alle Frauen, die hier auftreten, Pappkameradinnen, die als typische Exemplare zeitgenössischer Weiblichkeit herhalten müssen. Da ist die Ex-Frau, die jetzt mit einer Lesbe zusammenlebt. Da ist die knallharte bayerische Anwältin, deren Opa einst Hitlers Kellner war, und die ganz handzahm wird, nach dem Harry, ein Kollege des Erzählers, es ihr im Dachkammerl mal rasch so richtig schön besorgt hat.
Und da ist die Dreiecksgeschichte, in die der Erzähler sich hineinmanövriert: Hin- und hergerissen fühlt er sich zwischen der kontrollversessenen Claudia, „Sprecherin eines Grünen-Arbeitskreises” („Kein Zweifel, die Frau war verrückt. Und verdammt sexy”), und der gefühligen Bildhauerin Renata, die er bei einer Speed-Dating-Veranstaltung kennenlernt. Für die eine Frau nimmt der Protagonist am Berlin-Marathon teil, wobei er schwindelt, indem er sich in einem Toilettenhäuschen versteckt. Für die andere organisiert er einen Trip an die Ostsee, bei dem er sich auf einem Nacktbadestrand verläuft und der in dem erwartbaren Desaster endet, dass die beiden Konkurrentinnen nicht nur aufeinandertreffen, sondern, wie Frauen das eben so machen, sich stracks gegen ihn verbünden. Zum Trost findet die versöhnungsbereite Renata später einen Mann, der zu ihr passt, weil er in einer „christlichen Heavy-Metal-Band” namens „Zwangsjacke” spielt. Nebenrollen spielen ein hundenärrischer Steuerberater, ein sportfanatischer Banker und ein Irrer, der Hitler-DNS sammelt.
Es sind nicht nur solche Details, sondern vor allem die plumpe Verknüpfung der Handlungsstränge die „My dear Krauts” zu einem ärgerlichen Lektüreerlebnis macht. All die glücklichen und unglücklichen Zufälle wirken durchgehend erzwungen, besonders wenn man sie mit der Nonchalance wirklicher britischer Meister der Gesellschaftskomödie wie P. G. Wodehouse vergleicht. Gewollt ist auch das unglaubwürdige Finale, bei dem nicht nur Dad und Frau Beckenbender ihr Glück finden, sondern auch der altböse Tom doch noch in die Schranken gewiesen wird. Das alles wirkt so fahrlässig zusammengehauen, dass man Boyes, dem englischen Berlin-Korrespondenten, am Ende nicht einmal mehr jene Passagen abnimmt, die sich möglicherweise an wahren Begebenheiten orientieren. Die reiche Geschichte deutsch-britischer Missverständnisse ist mit diesem Buch um ein unerfreuliches, aber letztlich auch unbedeutendes Kapitel erweitert worden. ALEXANDER MENDEN
ROGER BOYES: My dear Krauts. Wie ich die Deutschen entdeckte. Ullstein, Berlin 2006. 285 Seiten, 9 Euro.
Dett is Berlin: Szene am Rande des Berlin-Marathons, an dem auch Roger Boyes’ Protagonist vorgibt teilzunehmen. Foto: Regina Schmeken
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2007

Das Lexikon der Germanen

Wer sind wir eigentlich? Das Ausland jedenfalls sieht die Deutschen inzwischen mit neuen Augen, alte Klischees und Nazi-Vergangenheit spielen kaum eine Rolle.

VON SASCHA LEHNARTZ

Am Donnerstag ehrte der "Stern" die eingeschränkt analogiebegabte Hobby-Historikerin Eva Herman mit einem Titelbild und der Schlagzeile: "Die Nazi-Falle". "Unwissen" und "Unsicherheit im Umgang" mit dem Nationalsozialismus seien nach wie vor "riesengroß", tadelte das Magazin. Das zeugte von einer gewissen Chuzpe, beruht die Fama des Blattes doch auch darauf, vor 24 Jahren wegen leichter Unsicherheiten im Umgang mit dem Nationalsozialismus und gewissen Tagebüchern in die bislang größte Nazi-Falle aller Zeiten (GröNaFaZ) getappt zu sein. Jeder vierte Deutsche glaube noch, dass die Hitler-Diktatur auch gute Seiten gehabt habe, ermittelte die Zeitschrift nun per Meinungsumfrage und befand, Eva Herman habe eine "lange vernachlässigte" Debatte angestoßen.

Bei der Einschätzung, es gebe noch irgendeine Nazi-Debatte, die in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt worden sei, handelt es sich womöglich um eine Außenseiter-Position. Zumindest aber scheint diese Debatte momentan nur innerhalb Deutschlands auf Interesse zu stoßen. So jedenfalls könnte man das Achselzucken des Historikers, Friedenspreisträgers und Schoa-Überlebenden Saul Friedländer werten, der - in einem "Spiegel"-Interview auf Eva Herman angesprochen - lakonisch feststellte: "Sie weiß es offenkundig nicht besser."

Außerhalb Deutschlands scheint sich der Blick auf die Deutschen eher zu weiten. Mehr als sechzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und fast zwei Jahrzehnte nach Mauerfall häufen sich die Anzeichen, dass unsere Nachbarn die Nazi-Lupe öfter mal zur Seite legen und dabei die Deutschen schärfer in den Blick bekommen. Zahlreiche Veröffentlichungen aus der jüngeren Zeit deuten darauf hin. Darunter sind historische Werke, politische Gegenwartsanalysen, Reiseführer, aber auch - und das hat man lange nicht gesehen - humoristische Bücher von Nicht-Deutschen über Deutschland, in denen die heutigen Bewohner dieses Landes alles in allem ganz gut weg kommen. So unterschiedlich diese Texte auch sind, gemeinsam ist ihnen die Erkenntnis oder zumindest die Ahnung, dass da ein irgendwie neues Deutschland entstanden ist, für dessen Beschreibung lange genutzte Klischees nicht mehr reichen.

Nicht alle Bücher kommen dabei mit einem so enzyklopädischen Anspruch daher wie der "Dictionnaire du monde germanique", den die französischen Historiker und Germanisten Élisabeth Décultot, Michel Espagne und Jacques Le Rider unter Mitwirkung von rund dreihundert Experten herausgegeben haben. Zehn Jahre hat es gedauert, die deutschsprachige Welt in mehreren hundert Artikeln von "Abitur" bis "Zweig, Stefan" zu vermessen. Dazwischen finden sich unter anderen Abhandlungen über die Aufklärung, die Automobilindustrie, die Documenta, das Elsass, Grund, Grundlage und Grundsatz, Heimat, Kohl, den deutschen Michel, Oberhausen, das Sein, das Volk, den Wald und die Wiedervereinigung. Noch vor zwanzig Jahren, räumt der Mitherausgeber Le Rider ein, wäre solch ein Unterfangen kaum denkbar gewesen. Heute seien die Kenntnisse der deutschen Sprache und Kultur in Frankreich zwar geringer, doch dafür sei die jetzige Generation von Germanisten auch frei von Befürchtungen, welche die älteren noch umgetrieben hätten. Wer in den siebziger und achtziger Jahren als Germanist ausgebildet wurde, dem fehle das "Pathos", mit dem französische Germanisten der Zwischen- oder Nachkriegszeit sich ihrem Gegenstand noch gewidmet hätten. Die Distanz zu den historischen Phasen der Konfrontation mag dafür verantwortlich sein, dass dieser Dictionnaire die germanische Welt immer wieder als etwas würdigt, das die civilisation française wirkungsvoll befruchtet hat. Zudem enthält sich das Werk moralischer Urteile. Letztere seien ein stetes Risiko, sobald man sich mit deutscher Geschichte befasse, schreibt der Harvard-Historiker Steven Ozment in seiner im vergangenen Jahr auf Deutsch erschienenen, ungeheuer gut zu lesenden "neuen Geschichte des deutschen Volkes" mit dem Titel "Eine feste Burg". Ozments Parforceritt durch die Historie beginnt bei den Germanen und endet im Heute.

Bei der Beschäftigung mit Deutschland könne es schnell passieren, den "magnetischen Kräften des Nazi-Pols" zu erliegen, die das breite Publikum in den Bann schlügen und Historiker wie Politiker davon abhielten, voran zu schreiten, schreibt Ozment und wagt die These, mit jeder neuen Generation von Deutschen würden die Tragödien der dreißiger und vierziger Jahre in gewisser Weise "weniger deutsch". Denn Deutschland sei, wie jedes andere Land, die Summe von Menschen, die dort in einer bestimmten Epoche lebten und arbeiteten. Und beim Deutschen von heute handele es sich mittlerweile um eine Spezies, die sich aus mindestens fünf Deutschen zusammensetze: seinem Dorf oder seiner Stadt ebenso verbunden wie seinem Bundesland und der Bundesrepublik, sei der Deutsche darüber hinaus aber längst auch Europäer und globaler Akteur. Deutschland besitze eine unauslöschliche Geschichte und ein Schicksal als Nationalstaat, dessen glorreiche Aspekte ebenso angenommen werden müssten wie die beschämenden, wenn es eine "normale Nation" werden wolle, glaubt Ozment. Er lässt wenig Zweifel daran, dass die grobe Richtung heute einigermaßen stimmt.

Das Deutschland von heute, so sieht es der französische Deutschland-Experte Jacques-Pierre Gougeon, ist eine "Macht im Wandel". Dieses neue Deutschland, das die Folgen der Vereinigung noch spüre, entspreche längst nicht mehr den gängigen Vorstellungen. Dem Land, das die Medien gerne als "starr" darstellten, sei es nach den Wahlen 2005 binnen kurzer Zeit gelungen, seine politische Elite auszuwechseln, und nun werde es recht geräuschlos von einer Frau regiert, die aus dem Osten stammt, schreibt Gougeon anerkennend. Eine neue Generation von Politikern, die den Krieg nicht mehr erfahren hätten, habe auf den Feldern Außenpolitik, Wirtschaft und Sozialstaat seit der Jahrtausendwende bemerkenswerte Veränderungen bewirkt. Diese "deutsche Erneuerung" werde in ihrer Vorbildhaftigkeit für Frankreich nicht ohne Folgen bleiben, glaubt Gougeon.

Erstaunlicher als die vergleichsweise freundlichen Worte von Historikern und Politologen, die man neuerdings über Deutschland hört, ist allerdings, dass es immer mehr nichtdeutsche Autoren gibt, die es hier sogar ziemlich lustig finden. In diese Kategorie fällt Roger Boyes' Buch "My dear Krauts", in dem der langjährige Deutschland-Korrespondent der Londoner "Times" beschreibt, wie er "die Deutschen entdeckte". Deutschland sei ein "faszinierend neurotisches Land, das sich für normal hielt", schreibt Boyes und kann eine gewisse Zuneigung zu seinen Gastgebern nicht verhehlen, obwohl ihn vor allem deren "permanente Selbstzweifel", ihre "Gereiztheit und latente Aggressivität" beeindrucken. Nichtsdestotrotz lebt Boyes seit 1999 in Berlin und hat bisher keinen Antrag auf Versetzung gestellt.

Eine vergleichbar in Humor sublimierte Hassliebe hat der gebürtige Hawaiianer Eric T. Hansen entwickelt, der in den achtziger Jahren noch als Mormonenmissionar nach Deutschland geschickt wurde und inzwischen als Journalist arbeitet. Sein Buch "Planet Germany - eine Expedition in die Heimat des Hawaii-Toasts" verspottet munter deutsche Tugenden wie die Tendenz zur Nörgelei, Besserwisserei und Weltverbesserei sowie den chronischen Mangel an Euphorieübertragungskompetenz. Außerdem wundert sich Hansen, dass die Deutschen so gerne nach ihrer Identität fahnden: "Man kann die deutsche Seele suchen, solange man will, man findet sie nicht. Aber man findet immer wieder die urdeutsche Eigenschaft, sich ständig in der Welt umzuschauen und sich das Beste anderer Kulturen zueigen zu machen. Warum auch nicht. Geographisch befinden sie sich dafür in der besten Lage", meint Hansen, der wie sein Kollege Boyes noch die größten Macken der Deutschen nicht ohne Sympathie schildert.

Nun mag man Hansen und Boyes unterstellen, ihnen sei nach Jahren der schleichenden Germanisierung die kritische Distanz verlorengegangen. Auf den britischen Reiseschriftsteller Ben Donald trifft das jedenfalls nicht zu, und dennoch stammt von ihm das derzeit vielleicht euphorischste und witzigste Deutschland-Buch: "Springtime for Germany or How I Learned to Love the Lederhosen". Donald gehört zu jenen Briten, die bis vor kurzem nie um einen Nazi-Witz verlegen waren. Beispiel: Er plädierte gegen die Übernahme von Mini Cooper durch BMW, weil er fürchtete, das Navigationsgerät würde ihn dann direkt nach Polen lotsen. Doch dann schickte ein "Reisetherapeut" den gelangweilten Vielreisenden Donald ausgerechnet nach Deutschland und gab ihm den Romantisierungs-Trick des Novalis mit auf den Weg, dem Gemeinen einen hohen Sinn und dem Bekannten die Würde des Unbekannten zu verleihen. Donald ließ keinen Klischee-Ort aus und entdeckt das Land vielleicht deshalb neu. Er vergnügt sich an Ostsee-Nacktbadestränden, in Saunen, auf der Weinstraße, in Rothenburg und, of course, auf dem Oktoberfest. Am Ende ist er trotzdem begeistert. "Maybe Germany was a fun place after all?", fragt er ungläubig. Wenn das so weitergeht, sind wir irgendwann sogar noch richtig beliebt.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kein gutes Haar lässt Rezensent Alexander Menden an diesem Buch des Berliner "Times"-Korrespondenten Roger Boyes. Der Titel des Buchs lässt ihn an eine Sammlung von mehr oder weniger originellen humorvollen Beobachtungen aus der Berliner Republik denken. Doch weit gefehlt! Denn das Buch entpuppt sich für Menden als eine "Art schwachbrüstiger Bildungsroman". Wobei er anmerkt, dass nicht die Entwicklung, sondern die Stagnation des Protagonisten, der unverkennbare Ähnlichkeiten mit dem Autor aufweist, im Mittelpunkt steht. Das gesamte Buch erinnert ihn dank der vielen albernen und haarsträubenden Motive stark an Tom Sharpes "reaktionäre Gesellschaftsfarcen". Statt genauer Milieustudien findet er darin vor allem "Klischeepflege", besonders im Blick auf das weibliche Personal des Romans. Unangenehm berührt Menden dabei der sich "verschmitzt" gebende frauenfeindliche Tonfall des Autors. Auch über die "plumpe" Verknüpfung der Handlungsstränge ärgert er sich. Sein säuerliches Fazit: "Die reiche Geschichte deutsch-britischer Missverständnisse ist mit diesem Buch um ein unerfreuliches, aber letztlich auch unbedeutendes Kapitel erweitert worden."

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