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Herr Bernstein muß überrascht feststellen, daß in seiner Ehe gar nichts mehr geht. Damit hatte er nicht gerechnet. Sollte das der Beweis sein, daß er endlich unter den Erwachsenen angekommen ist? Noch überraschender ist für ihn, daß seine Frau diese Einschätzung teilt. Bernstein ergreift die Flucht, geht auf Reisen, will alles hinter sich lassen. Doch wie weit muß man reisen? Hinter welcher Ecke wartet der Neuanfang? Als er Eva trifft, geht er ein Stück Weg mit ihr gemeinsam. Sie teilt seine Sehnsucht nach der Ferne und dem Unterwegssein. Seine Sehnsucht nach Lebensfreude und Liebe - jenseits…mehr

Produktbeschreibung
Herr Bernstein muß überrascht feststellen, daß in seiner Ehe gar nichts mehr geht. Damit hatte er nicht gerechnet. Sollte das der Beweis sein, daß er endlich unter den Erwachsenen angekommen ist? Noch überraschender ist für ihn, daß seine Frau diese Einschätzung teilt. Bernstein ergreift die Flucht, geht auf Reisen, will alles hinter sich lassen. Doch wie weit muß man reisen? Hinter welcher Ecke wartet der Neuanfang? Als er Eva trifft, geht er ein Stück Weg mit ihr gemeinsam. Sie teilt seine Sehnsucht nach der Ferne und dem Unterwegssein. Seine Sehnsucht nach Lebensfreude und Liebe - jenseits eines ermüdenden Alltags. Gemeinsam suchen sie Antworten auf eine wichtige Frage: Wie wird man glücklich in diesen Zeiten? Tatsächlich kommen sie nicht bis zum Äquator, nur nach Berlin und in die Berge, trotzdem: Wegstrecken gemeinsam zurücklegen, das können sie. Und was ist das Leben schon anderes? Ein intelligenter Roman über das Selbstverständnis von Männern heute - und ihrer Sehnsucht nach einer Frau.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.05.2005

Liebenswürdiger Spießer
Georg Pelzers Roman „Herr Bernstein fährt zum Äquator”
Dieses Buch ist eine Ausbruchsfantasie. Herr Bernstein, der Held, hat zweiundzwanzig Jahre lang mit seiner Frau Hannah gelebt und mit ihr ein Kind gezeugt. Jetzt sieht der stellvertretende Bibliotheksleiter ein, dass es so nicht weitergehen kann, das ist ihm einfach zu langweilig. Der erste Impuls, den Bernstein fühlt, ist wegzufahren. Also steigt er in sein Auto und fährt los. Der Held des Romans „Herr Bernstein fährt zum Äquator” ist sehr spontan.
Bernstein fühlt sich ganz wohl allein, aber ihm fehlt die Richtung. Die bekommt er, als er eine junge Frau namens Eva am Straßenrand aufgabelt und sie sehr anziehend findet. Eva ist so etwas wie eine Allegorie der Lebensfreude, stets gut gelaunt, unternehmungslustig, sexy, aus nicht besonders viel Fleisch und Blut. Georg Pelzer, 1959 geboren und Autor des Romans „Mondindianer”, nennt die junge Frau nicht ohne Grund „Engel” und „Fee”.
Herr Bernstein fährt mit Eva jedenfalls einfach weiter. Bis zum Äquator schafft er es mit ihr nicht, bis nach Berlin und an den Gardasee schon. Die Leute, die er zurücklässt, machen sich Gedanken über ihn. Ein Journalist recherchiert dem Verschwundenen nach, und seine Frau sowie das befreundete, nunmehr getrennte Paar Tom und Clara erzählen ein bisschen über Bernstein, den „liebenswürdigen Spießer”. Hemmungen, dem Journalisten Details über ihr Sexleben anzuvertrauen, haben sie alle wenig. Es gab da Affären unter Freunden. Tom, Sportjournalist und lockerer Vogel, hatte eine mit Hannah. Was Toms Beziehung mit der Gattin Clara angeht, war auch bei ihnen irgendwann die Luft raus. Überraschend ist an diesen Geständnissen in erster Linie, dass Frau und Freunde fast genauso reden wie Bernstein selbst. Wie die gute Fee Eva, scheinen sie eher Spiegel Bernsteins als Menschen aus Fleisch und Blut zu sein.
Dabei braucht Bernstein solche Spiegel nicht. Pelzer lässt seinen Helden genug mit sich selber reden, jedenfalls in Gedanken und in der dritten Person. Dann heißt es „Ach, Bernstein!”, „Los, Bernstein!” oder ähnlich. Als der Mann aufbricht mit seinem Auto, muss er sich entscheiden, wohin. Da heißt es dann: „Im Norden befindet sich der Nordpol, im Süden der Südpol und im Westen Amerika, so viel, immerhin, ist klar. Bis dahin wird er’s heute nicht mehr schaffen, besser also Richtung Osten.” Es gibt schöne Momente in diesem Buch, aber man hört dem Helden auf Dauer nicht gerne zu. Pelzers Syntax trägt dazu bei, denn die Sätze, die er Bernstein in den Mund legt, sind allzu häufig unvollständig. Wagemutige Metaphern und Vergleiche gibt es viele, aber so kommt Bernstein auch nicht recht vom Fleck.
Wie soll man heute leben? Kann man sich Rollen aussuchen? Wie geht man am besten mit Frauen um? Das sind Fragen, die Pelzer stellt. Am Ende stehen die Chancen jedenfalls auf zehn Prozent, dass Bernstein zu Hannah zurückkehrt. Die Zeit mit Eva war recht schön. Was bleibt, sind bedrückende Fragen: „Ist man schon modern und gleichsam fit für die Gegenwart, wenn man einen Computer benutzt und es bis ins Internet schafft? Wenn man die Börse beobachtet, anstatt sich einmal jährlich mickrige Zinszuwächse auf seinem Sparbuch eintragen zu lassen?”
KAI WIEGANDT
GEORG PELZER: Herr Bernstein fährt zum Äquator. Roman. Claassen Verlag, Berlin 2005. 255 Seiten, 18 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kai Wiegandt hat der Roman von Georg Pelzer, in dem ein Herr Bernstein nach 20 Jahren Ehe und einem einförmigen Bibliothekarsdasein ausbricht und sich auf eine Reise ins Ungewisse begibt, nicht vom Hocker gerissen. Die Freunde und die Ehefrau, die einem recherchierenden Journalisten über sich und Bernstein erzählen, sprechen alle genau wie die Hauptfigur und wirken deshalb allesamt wie "Spiegel" und nicht wie lebendige Figuren, mäkelt der Rezensent. Zudem redet der Protagonist ohnehin genug, und dies allzu oft in aufmunternden Selbstansprachen, so der unzufriedene Wiegandt. Auch die Syntax, die zu "unvollständigen" Satzkonstruktionen neigt, und die Freude Pelzers an "wagemutigen Metaphern und Vergleichen" tun ihr Übriges, um den Rezensenten zu stören, und so räumt er zwar ein, dass es durchaus "schöne Momente" in diesem Buch gibt, aber er gesteht, dass er "dem Helden auf Dauer nicht gerne zuhört".

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