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Gibt es einen guten Tod? Abends friedlich einschlummern und im Schlaf sanft hinübergleiten. So stellen sich viele von uns einen guten Tod vor. Für schwerkranke Menschen, deren Lebenszeit begrenzt ist, sind dagegen oft andere Dinge wichtig: ausreichend Zeit für den Abschied, keine Schmerzen zu spüren und dem Tod ohne Furcht begegnen zu können. Die Palliativmedizin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensqualität ihrer Patienten in ihrer letzten Lebenszeit zu fördern und ihnen so die Möglichkeit zu geben, in Würde zu sterben. Dabei geht es ihr nicht nur um Schmerztherapie und Angstlinderung,…mehr

Produktbeschreibung
Gibt es einen guten Tod? Abends friedlich einschlummern und im Schlaf sanft hinübergleiten. So stellen sich viele von uns einen guten Tod vor. Für schwerkranke Menschen, deren Lebenszeit begrenzt ist, sind dagegen oft andere Dinge wichtig: ausreichend Zeit für den Abschied, keine Schmerzen zu spüren und dem Tod ohne Furcht begegnen zu können. Die Palliativmedizin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensqualität ihrer Patienten in ihrer letzten Lebenszeit zu fördern und ihnen so die Möglichkeit zu geben, in Würde zu sterben. Dabei geht es ihr nicht nur um Schmerztherapie und Angstlinderung, um Trost und Beistand für die Sterbenden und ihre Angehörigen, sondern auch darum, dem Tod Raum und Zeit zu geben, seinen Moment zuzulassen. Kann man trotz schwerer Krankheit in Würde sterben? H. Christof Müller-Busch, einer der bekanntesten Palliativmediziner Deutschlands, ist davon überzeugt: Man kann. Sein Buch ist ein hochreflektierter und sehr persönlicher Bericht über den Umgang mit Krankheit und Sterben, ein Plädoyer für einen guten, einen würdigen Tod.
Autorenporträt
H. Christof Müller-Busch war bis 2008 Leitender Arzt am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Berlin. Schwerpunkte seiner klinischen Tätigkeit waren Schmerztherapie und Palliativmedizin. Seit 1994 ist er maßgeblich am Aufbau der Palliativversorgung in Deutschland beteiligt. Er ist Sprecher des Arbeitskreises Ethik und war von 2006 bis 2010 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Bernd Hontschik, geboren 1952 in Graz, ist Chirurg in Frankfurt am Main. Abitur und Medizinstudium in Frankfurt am Main. 1978 Beginn der chirurgischen Ausbildung, 1987 Promotion über die Theorie und Praxis der Appendektomie, die als Buch veröffentlicht und 1989 mit dem Roemer-Preis des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin ausgezeichnet wurde. Bis 1991 Oberarzt an der Chirurgischen Klinik des Städtischen Krankenhauses Frankfurt/Main-Höchst, bis 2015 in der Frankfurter Innenstadt niedergelassen in einer chirurgischen Praxis und ambulantem OP-Zentrum. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Bernd Hontschik war u.a. Vorstandsmitglied der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin, ist Herausgeber der Taschenbuchreihe »medizinHuman« im Suhrkamp Verlag, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift Chirurgische Praxis, wurde in die Betriebskommission der Städtischen Klinik Frankfurt am Main/Höchst berufen und schreibt nach zahlreichen Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften eine regelmäßige Kolumne in einer Frankfurter Tageszeitung.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.09.2012

Demütig,
nicht dominant
Der Arzt soll dem Wohl des Patienten dienen – was, wenn dessen Situation ausweglos ist? Die Palliativmedizin setzt dort an, wo nichts mehr zu heilen ist; sie will lindern, begleiten, ein würdevolles Lebensende ermöglichen. Dabei gehe es, sagt der Palliativmediziner H. Christof Müller-Busch, auch darum, die Grenzen therapeutischen Handelns zu respektieren, gerade nun, da in der Medizin fast alles machbar erscheint: Wenn zum guten Leben auch das gute Sterben gehört, wird das Dogma der Lebensverlängerung um jeden Preis brüchig.
  Wie viel Flüssigkeit braucht ein Mensch in der letzten Lebensphase? Wie lassen sich Schmerzen effektiv lindern? Was als nüchtern-wissenschaftliche Überblicksdarstellung beginnt, endet auf persönliche und nachdenkliche Weise. Sinn und Zeit, Hoffnung und Angst, Scham und Schuld: Die großen Themen werden gestreift, sicher allzu kursorisch, aber es ist genug, um zu zeigen, dass ein Arzt im Angesicht eines Sterbenden mehr können muss, als Spritzen geben. Vor allem soll er ein einfühlsamer Partner sein, der sich nicht als Halbgott aufspielt: „Sterbebegleitung benötigt Stärke und Demut, Dominanz ist nicht gefragt.“
FRANZ HIMPSL
  
H. Christof Müller-Busch: Abschied braucht Zeit. Palliativmedizin und Ethik des Sterbens. Suhrkamp, Berlin 2012. 295 Seiten, 10 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.01.2013

Du wirst bis zum letzten Augenblick Bedeutung haben
An der Grenzlinie zwischen Leben und Tod: H. Christof Müller-Busch hat ein empfehlenswertes Buch über Palliativmedizin und die Ethik des Sterbens geschrieben

Das deutsche Gesundheitswesen nimmt international schon lange keine führende Rolle mehr ein. Der frühere Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), H. Christof Müller-Busch, erläutert in seinem Buch "Abschied braucht Zeit", dass Deutschland auf dem Gebiet der Palliativmedizin sogar ein Entwicklungsland ist. Es ist aber dennoch mehr als ein Sterberatgeber für Laien und Angehörige. Es stellt auf knapp dreihundert Seiten die gesamte Erfahrung eines durch und durch humanistisch geprägten Arztes dar, immer wieder unterfüttert mit einer Vielzahl von Verweisen auf seine Leitfiguren aus medizinischer und philosophischer Literatur. Es ist die Bilanz eines sowohl schulmedizinisch als auch anthroposophisch geprägten Pioniers der noch jungen deutschen Palliativmedizin.

Müller-Busch versteht es, in komprimierter Form faktenreich auch dem Laien die ernste Thematik näherzubringen. Warum begann in Deutschland die Entwicklung einer Palliativversorgung mit erheblicher Verzögerung? 1967 gründet Cicely Saunders das St. Christopher's Hospice in London. Die Versuche in Deutschland, etwas Ähnliches aufzubauen, stießen damals, erklärt Müller-Busch, auf rigorose Ablehnung durch die großen christlichen Kirchen mit dem Argument, dass durch spezielle Sterbehäuser das Sterben nicht menschlicher, sondern unmenschlicher gemacht würde.

Hospizarbeit und Palliative Care sind Begriffe, die mittlerweile aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Nach den Schwierigkeiten der Anfangsjahre hat sich bis heute dank des Bürgerengagements für die hospizliche und palliative Versorgung ein grundlegender Strukturwandel vollzogen. Achtzigtausend ehrenamtliche Mitglieder im Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verband (DHPV) und siebentausend Ärzte mit der Zusatzqualifikation Palliativmedizin sind in der wissenschaftlichen Fachgesellschaft DGP organisiert.

Es geht um die Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen und deren Angehörigen mit der Vorbeugung und der Linderung von Leiden körperlicher, psychischer, sozialer und spiritueller Art. Zitate von Cicely Saunders werden von Müller-Busch gern eingestreut: "Es gibt Zeiten, in denen es im Interesse der Gesundheit liegt zu sterben. Es ist nicht gesund, das Sterben hinauszuziehen. Du zählst, weil Du bist. Und Du wirst bis zum letzten Augenblick Deines Lebens eine Bedeutung haben." Der Autor veranschaulicht die Widersprüche zwischen der Intensivmedizin und der palliativen Versorgung. Etwa fünftausend Patienten werden in Deutschland künstlich und andauernd intensivmedizinisch und intensivpflegerisch betreut. Müller-Busch konstatiert dabei ein abnehmendes Interesse am Leichnam - jedoch erlange der Sterbende eine funktionelle und ökonomische Bedeutung, wenn zum Beispiel Organe gebraucht werden. Dies auch als Antwort der Kliniken auf das politisch gewollte und angestrebte Sterben von noch Hunderten Krankenhäusern.

Eine gute, ethisch begründbare Medizin beginnt stets mit der bestmöglichen Diagnostik. Die Selbstverständlichkeit, mit der Tötung als eine ärztliche Aufgabe angesehen wird, erstaunt Müller-Busch. Nicht zuletzt hat der Deutsche Ärztetag 2011 beschlossen, dass Ärzte keine Hilfe zur Selbsttötung leisten dürfen. Freilich gesteht der Autor ein, dass es schwierig ist, die Dauer des Sterbens und besonders beim Hirntod den Zeitpunkt des Sterbens zu prognostizieren. Er zitiert Hans Jonas: "Die Grenzlinie zwischen Leben und Tod ist nicht mit Sicherheit bekannt und eine Definition kann Wissen nicht ersetzen." Mit der Einführung der Patientenverfügung erlangen ärztliche Indikation und Prognose eine weitergehende Bedeutung. Erinnert sei daran, dass die ärztliche Indikation kein fachliches Urteil, sondern ein auf Fachwissen basierendes Werturteil darstellt und ethisch zu begründen ist. Patientenverfügungen sollten nicht zu Sprachlosigkeit oder gar kompletter Vernachlässigung von Patienten führen.

Müller-Busch erinnert an die Triebkraft nach Selbsterhaltung, die der biologischen Tendenz zur Selbstelimination entgegenwirkt: ein Grund für Heimleitungen, ihre Bewohner über eine Magensonde (PEG) zu ernähren. Ökonomische Interessen von Heimen, verunsicherte Angehörige, Patientenverfügungen oder der mutmaßliche Wille des Betroffenen können im Streitfall zur Anrufung des Betreuungsgerichtes führen.

Bei der Schmerzbehandlung sieht der Autor gesellschaftliche Defizite. Die Opiatdosierung auch in hohen Dosen wegen Schmerzen und zur Linderung quälender Atemnot mit einer Verkürzung des Sterbeprozesses als Nebenfolge könne moralisch in Kauf genommen werden. Müller-Busch betont, dass dies jedoch bei angemessener Behandlung eher nicht erforderlich ist. Ausführlich widmet er sich der Scham am Lebensende, wenn Normen, die die eigene Identität und Integrität schützen, verletzt werden. Das Angewiesensein auf Hilfe mit Preisgabe von Intimität äußert sich dann in Angst, Aggression, Verzweiflung und Wut. Suizidgedanken auch auf Palliativstationen sind zu neunzig Prozent Ausdruck einer Depression. Bei antizipierender Trauer freut sich der Patient über Kleinigkeiten. Bei Depressiven hat Freude keinen Platz. Medikamente und Psychotherapie sollten das Selbstwertgefühl stärken.

Im Bühnenstück "Die Befristeten" von Elias Canetti geht es um den Tod nicht nur als biologisches, sondern als soziales Phänomen. Die Abwehr des Todes ist eine Lebensaufgabe, eine "beständige Obsession". Fragt der Patient in der Bedrohungssituation nach dem Sinn des Lebens, antwortet ihm Müller-Busch mit dem Arzt und Philosophen Linus Geisler: "Der Mensch sollte nicht danach fragen, sondern begreifen, dass er es ist, der gefragt wird. Dem Leben kann er nur antworten, indem er sich verantwortlich verhält."

ULRICH BONK

H. Christof Müller-Busch: "Abschied braucht Zeit - Palliativmedizin und Ethik des Sterbens".

Hrsg. von Bernd Hontschick. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 295 S., br., 10,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

H. Christof Müller-Buschs Buch "Abschied braucht Zeit" über Palliativmedizin und Ethik des Sterbens ist wesentlich mehr als ein "Sterberatgeber" für Laien und Angehörige, stellt Rezensent Ulrich Bonk klar. Mit großem Interesse folgt er dem ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, den er als schulmedizinisch und anthroposophisch geprägten Arzt schätzt, durch dieses "faktenreiche" und angenehm zu lesende Überblickswerk und erfährt etwa, weshalb die Entwicklung der Palliativ-Versorgung in Deutschland erst derart verzögert begann. Anschaulich erkläre der Autor auch die Widersprüche zwischen der Intensivmedizin und der palliativen Versorgung, die sich vor allem in der funktionellen und ökonomischen Bedeutung von Sterbenden offenbare, berichtet der Kritiker. Darüber hinaus stelle Müller-Busch die Scham am Lebensende, das Angewiesensein auf Hilfe mit Preisgabe von Intimität, das oft mit Depressionen einhergehe, eindrücklich dar, so der Rezensent, der dieses mit zahlreichen Verweisen auf medizinische und philosophische Literatur angereicherte Buch nur unbedingt empfehlen kann.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Es ist ein Buch, das die Verbindung zwischen Wissenschaft und Spiritualität meisterhaft bewältigt - menschlich berührend, verständlich und gewinnbringend und gedanklich anregend zu lesen.«