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Am 2. September, nicht wie sonst üblich am 1. September, will der Lehrer Herman mit seiner Frau Rose und Kind die Ferien beenden und in die Hauptstadt zurückreisen. Als er am Morgen aufwacht, muß er feststellen: beide sind verschwunden. Zugleich beherrscht statt des sonnigen Wetters dichter Nebel die Landschaft, macht alles unsichtbar. Herman macht sich in den nahegelegenen Ort auf, um bei den zuständigen Stellen die Verlustmeldung zu erstatten - und wird lange Zeit durch diesen Ort irren: als der Fremde schlechthin. Einen Tag zu lang blieb Herman in seiner Ferienidylle - und schon hat sich…mehr

Produktbeschreibung
Am 2. September, nicht wie sonst üblich am 1. September, will der Lehrer Herman mit seiner Frau Rose und Kind die Ferien beenden und in die Hauptstadt zurückreisen. Als er am Morgen aufwacht, muß er feststellen: beide sind verschwunden. Zugleich beherrscht statt des sonnigen Wetters dichter Nebel die Landschaft, macht alles unsichtbar. Herman macht sich in den nahegelegenen Ort auf, um bei den zuständigen Stellen die Verlustmeldung zu erstatten - und wird lange Zeit durch diesen Ort irren: als der Fremde schlechthin. Einen Tag zu lang blieb Herman in seiner Ferienidylle - und schon hat sich alles zur Unkenntlichkeit entstellt. Die große, sprachmächtige Erzählerin Marie NDiaye läßt uns mit dem Lehrer erleben, was es heißt, die Mitmenschen, die Umwelt, nicht zuletzt die eigene Familie, als Fremdes entdecken zu müssen. Herman macht die Grunderfahrung menschlicher Existenz: Es genügt eine winzige Abweichung vom Vorgegebenen, und schon sind alle bisherigen Gewißheiten nicht mehr gültig. Auf sich selbst zurück geworfen erfindet Herman, gemeinsam mit dem Leser, sich und die Welt neu: Ausgang offen.
Autorenporträt
NDiaye, MarieMarie NDiaye, 1967 in Pithiviers bei Orléans geboren, veröffentlichte mit 17 Jahren ihren ersten Roman; weitere Romane und Theaterstücke folgten. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Preise, u. a. den Prix Goncourt für Drei starke Frauen. NDiaye lebt in Paris.

Kalscheuer, ClaudiaClaudia Kalscheuer, geboren 1964 in Berlin, studierte Romanistik, Linguistik und Philosophie in Berlin und Toulouse. Seit 1994 ist sie als Übersetzerin aus dem Französischen tätig.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Roman schildert den Alptraum des Parisers: Kaum bleibt er einen Tag länger als Saison ist in seinem Urlaubsort, schon wird aus der Idylle die Provinz. Das Klima verschlechtert sich, die Familie verschwindet, die Einheimischen helfen nicht weiter. Die Provinz erscheint so ziemlich kafkaesk und ausweglos. Der Rezensent Ulrich Baron erzählt den Roman recht detailreich und atmosphärisch durchaus überzeugend nach, um dann doch zum Schluss zu kommen, dass er nur ein sattsam bekanntes Motiv neu variiere und sich am Ende tot laufe.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2014

Somnambule
Sorgfalt
Ein Hauch von Kafka-Lesegefühl: Hinter dem Erzähler Herman blinzelt Josef K. hervor. Hermans Erlebnisse in einem Provinzdorf erzeugen den Prozess seines Fremdseins, den Riss zwischen Ich und Welt. Diesem Mann aus Paris sind am Urlaubsende Frau und Kind mysteriös abhanden gekommen. Er sucht sie halbherzig, vergisst sie irgendwann, lässt sich von der verregneten Welt der Dorfbewohner aufsaugen. Hat den Eindruck, „als sei sein Körper bis ins Innerste feucht und gedemütigt, verkrampft, am Verfaulen“. Existentielle Ratlosigkeit und Angst münden in Resignation, Willenlosigkeit – in einer Traumwelt nebelhaften Wahns, wie auf Alfred Kubins „Anderer Seite“.
  Marie NDiaye, in Berlin lebende französische Schriftstellerin mit afrikanischen Wurzeln, zieht den Leser ihres schon 1994 erschienenen Romans immer tiefer hinein in die müde Obsessivität des Erzählers, der das dumpfe Dorf und darin sich selbst mit somnambuler Sorgfalt beobachtet. Die reale Welt ist wie hinter Milchglas gebannt, die Konturen des Realen aber sind in raffiniert verwischter, melodiöser Schärfe präsent – bis sie sich am Ende in halluzinierte Trugbilder auflösen.
WOLFGANG SCHREIBER
    
Marie NDiaye: Ein Tag zu lang. Roman. Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer. Suhrkamp Verlag, Berlin 2014. 161 Seiten 8,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Ein atmosphärisch ungemein starkes Buch in der Tradition des magischen Realismus.« Regula Freuler NZZ am Sonntag 20121125