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Bruno Cadogan, Doktorand in New York, forscht über Borges und folglich auch den Tango. Für ihn ist Buenos Aires ein bloßes Gespinst aus Literatur und Nostalgie - bis zu dem Tag, als er von einer Kennerin den Hinweis auf Julio Martel erhält, den "besten Tangosänger, noch besser als Gardel". Den muß er hören, da muß er hin.
Kaum angekommen in der von Unruhen geschüttelten Metropole, wird er in eine private Pension geschleust und landet in einer langen Nacht der Tangos und Milongas. Martel aber, von dem es keine Plattenaufnahmen gibt, scheint unauffindbar.
Bruno stürzt sich in die
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Produktbeschreibung
Bruno Cadogan, Doktorand in New York, forscht über Borges und folglich auch den Tango. Für ihn ist Buenos Aires ein bloßes Gespinst aus Literatur und Nostalgie - bis zu dem Tag, als er von einer Kennerin den Hinweis auf Julio Martel erhält, den "besten Tangosänger, noch besser als Gardel". Den muß er hören, da muß er hin.

Kaum angekommen in der von Unruhen geschüttelten Metropole, wird er in eine private Pension geschleust und landet in einer langen Nacht der Tangos und Milongas. Martel aber, von dem es keine Plattenaufnahmen gibt, scheint unauffindbar.

Bruno stürzt sich in die labyrinthische Stadt, deren Glanz und Verfall seine Vorstellungen von Tangomelancholie sprengen. Es beginnt eine fiebrige Jagd nach den Orten, an denen Julio Martel auftritt - stets unangekündigt. Haben die Schauplätze mit einer geheimen Geschichte der Stadt zu tun, mit ungesühnten Verbrechen?

Bruno verliert sich in der Stadt und ihren wüsten und wehmütigen Geschichten wie in den Seiten eines Romans, bis er eines Tages Alcira kennenlernt, die Frau, die endlich Zugang verspricht zu dem sich ewig entziehenden Sänger.
Autorenporträt
Tomás Eloy Martínez (geboren am 16. Juli 1934 in San Miguel de Tucumán; gestorben am 31. Januar 2010 in Buenos Aires) war ein argentinischer Schriftsteller, Journalist, Literaturredakteur, Filmkritiker, Drehbuchautor und Hochschullehrer. Er galt als einer der bekanntesten argentinischen Schriftsteller der Gegenwart. Seine Romane wurden international geschätzt. Er arbeitete als Kolumnist für die Zeitungen La Nación, New York Times und El País, verfasste Drehbücher und engagierte sich im Fernsehen. Als Journalist war er vielen seiner Landsleute bekannt. Von 1984 bis 1987 lehrte er an der US-amerikanischen University of Maryland, ab 1995 war er außerordentlicher Professor an der Rutgers University in New Jersey und dort Direktor des lateinamerikanischen Programms. Er lebte bis zum Jahre 2006 in Highland Park, New Jersey, und kehrte dann nach Buenos Aires zurück. Dort verstarb er an Lungenkrebs.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.11.2005

Natürlich, ein Bibliothekar
Tomas Eloy Martinez’ Roman „Der Tangosänger”
Reist ein New Yorker Stipendiat nach Buenos Aires und mietet sich dort in einem dereinst von Borges bewohnten Haus ein, müsste es ihm eigentlich um das Thema seiner Dissertation gehen - um Jorge Luis Borges eben. Bruno Cadogan allerdings reist aus anderen Gründen ins krisengeschüttelte Argentinien des Jahres 2001. Natürlich will er nebenbei an seiner Dissertation arbeiten, im Grunde interessiert ihn allerdings nur ein legendenumwobener Tangosänger, der völlig unvorhersehbar an verschiedenen Orten der argentinischen Metropole zu singen beginnt. Wer Martels überirdische Stimme zu Gehör bekommt, hat Glück. Wer ihn nur vom Hörensagen kennt, träumt davon, zufällig mal dort zu sein, wo seine Stimme ertönt. Bruno gehört nicht zu den Glücklichen, darf dafür aber am Ende an der Seite des von Krankheiten gepeinigten Sängers sitzen. Der Caruso des Tango haucht sein Leben in einer Klinik aus, während Buenos Aires von Plünderern heimgesucht wird.
Diesen zeitgeschichtlichen Hintergrund rückt der 1934 in Argentinien geborene Tomas Eloy Martinez vor allem gegen Ende des Romans in den Vordergrund. Doch wird zugleich überdeutlich, dass der New Yorker Stipendiat sich nicht wirklich für zeitgeschichtliche Zusammenhänge interessiert. Bruno ist lediglich ein etwas naiver Tangoliebhaber, der auf den verschlungenen Songlines Martels wandelt und immer einen Schritt zu spät kommt. Dummerweise hat das zur Folge, dass sowohl das Borges-Thema als auch die aktuelle Zeitgeschichte Argentiniens immer wieder wie Fremdkörper im Roman marodieren und die Frage aufwerfen, warum der Ich-Erzähler Cadogan sich einerseits im labyrinthischen Buenos Aires verliert, andererseits aber überaus detaillierte Geschichten über die Stadt auf Lager hat. Martinez, so der Eindruck, konnte sich nicht entscheiden, ob er als Romancier eine schlüssige Figur entwerfen oder als Fremdenführer endlich einmal all das los werden soll, was er schon immer über seine Stadt sagen wollte.
Das Ergebnis ist eine mit Borges garnierte labyrinthische Exkursion - und ein Roman, der mit einem Labyrinth von Geschichten und Geschichtchen aufwartet, in denen Bruno Cadogan charismatischen Musen begegnet, die an der Seite von Martel ausharrten und ausharren. Von ihnen hat er angeblich auch die Details zur Stadt und argentinischen Diktaturgeschichte inklusive all der Widerstandskämpfer, die Martinez’ Erzählweg pflastern. Ist mal wieder ein Borges-Exkurs angesagt, muss der geheimnisvolle Bibliothekar Sesostris Bonorino herhalten, der im Keller der Borges-Pension ein Meer von Zettelchen beschriftet und wie ein Wiedergänger des Jorge von Burgos aus Umberto Ecos „Der Name der Rose” wirkt. Bruno Cadogan allerdings ist kein William von Baskerville und das Buch insgesamt lediglich der Versuch, aus einer Stadtführung einen Roman zu machen. JÜRGEN BERGER
TOMAS ELOY MARTINEZ: Der Tangosänger. Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 237 S., 19,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.2005

Tanz den Borges
Tomás Eloy Martínez folgt in Buenos Aires vielen Spuren

Ein junger Mann streift rastlos durch das Buenos Aires des argentinischen Katastrophenjahrs 2001. Der aus den Vereinigten Staaten stammende Doktorand Bruno ist unermüdlich auf der Suche nach dem Sänger Julio Martel, der "göttlichen Stimme des Tangos". Martel taucht immer wieder an Orten auf, an denen in der jüngsten Geschichte Argentiniens wichtige, vorwiegend düstere Ereignisse geschahen. Dort singt er dann mit seiner unvergleichlichen Stimme. Bruno kommt immer wieder zu spät zum richtigen Ort und lernt Martel erst kurz vor dessen Tod kennen, als er nicht mehr singen kann.

Bruno ist die Hauptfigur des neuen Romans des argentinischen Schriftstellers Tomás Eloy Martínez, seit langen Jahren schon Dozent an einer nordamerikanischen Universität. Bruno kommt eigentlich nach Buenos Aires, um dort eine Dissertation über Jorge Luis Borges und dessen Tango-Essays vorzubereiten. Doch eine New Yorker Hispanistin hatte ihm nahegelegt, dort auf jeden Fall den Tangosänger Julio Martel zu hören, der wenig bekannt, doch sogar besser als Carlos Gardel sei. Bruno begibt sich auf Borges' Spuren und gerät dabei auf die Fährte Martels, der unangekündigt an einer Straßenecke oder auf einem Platz erscheint, um dort zu singen. Oft sind es Orte in der argentinischen Hauptstadt, die auch im Werk von Borges erscheinen. Bruno wohnt sogar in der Calle Garay, wo sich das "Aleph" aus der berühmten Erzählung befunden haben soll: Bruno erlebt noch, wie das Haus zerstört wird, in dessen Keller sich das "Aleph" befindet - "die kleine Kugel, die das ganze Universum enthält".

Ähnlich wie bei Borges wird Buenos Aires bei Martínez zu einer Stadt der Labyrinthe; die architektonischen Geheimgänge stehen in dem Roman auch für die Verwirrungen im menschlichen Verhalten. Bei aller Bewunderung für Borges läßt es Martínez nicht an einigen ironischen Anmerkungen über die Eigenheiten des großen Dichters und über seine enthusiastischen Verehrer fehlen. Wie viele andere argentinische Intellektuelle hat wohl auch Tomás Eloy Martínez die Lobsprüche von Borges auf die grausame argentinische Militärjunta und den chilenischen Diktator Pinochet noch nicht vergessen. An vielen Orten, wo Martel singt, hatten die Offiziere der argentinischen Militärregierung (1976 bis 1982) schwere Verbrechen begangen. Der an sich so korrekte Übersetzer Peter Schwaar irrt sich, wenn er meint, die Leichen am Río de la Plata seien von "Seeleuten" dort hingeworfen worden. Die argentinischen Militärs, vor allem die Marineoffiziere, hatten zahlreiche Gefangene lebend aus Flugzeugen in den großen Fluß zwischen Argentinien und Uruguay geworfen.

"Der Tangosänger" (im Original 2004 erschienen) läßt sich trotz seines ernsten Hintergrunds auch als durchaus amüsanter Führer durch Buenos Aires sowie durch die Literatur und jüngste Geschichte Argentiniens lesen. Beladen mit viel Information, bleibt der Roman trotzdem eine spannende Lektüre. Daß nach bedeutenden Romanen wie "Der General findet keine Ruhe" (deutsch 1999) oder "Der Flug der Königin" (deutsch 2003) jetzt auch einer seiner anderen, kleineren Romane übersetzt wurde, ist überaus erfreulich.

WALTER HAUBRICH

Tomás Eloy Martínez: "Der Tangosänger". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Peter Schwaar. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 240 S., geb., 19,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Etwas Überraschendes werden Buenos-Aires-Kenner in Tomas Eloy Martinez' aktuellem Buch nicht finden, warnt Rezensent Leopold Federmair. Der Roman, in dessen Mittelpunkt der Tangosänger Julio Martel steht, komme eher wie ein "fiktional verbrämtes Buch" für Touristen daher. Ursache dafür ist nach Ansicht des Rezenten, dass es Martinez nicht um seine Figuren gehe: Diese dienen eher dazu, die "vorgefasste Idee eines Buenos-Aires-Romans zu illustrieren" und würden dementsprechend "lieblos" behandelt. So erfahre der Leser beispielsweise über den Protagonisten, der tatsächlich in Argentinien lebte, nicht mehr, als dass er Tangosänger war. Andere Figuren ließe Martinez einfach "verschwinden oder sterben". Und auch wenn das Buch "leicht lesbar" und mitunter sogar "vergnüglich" sei, so fehle ihm doch jeder "existenzielle Bezug". Der Leser jedenfalls dürfe sich - so meint der Kritiker - von diesem Roman nicht mehr erwarten als das "Aha des Wiedererkennens" mancher Orte und Personen.

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