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1986, im Jahr der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, publizierte Ulrich Beck Risikogesellschaft. Der in mehr als dreißig Sprachen übersetzte Klassikerder soziologischen Zeitdiagnostik gilt inzwischen als die Analyse, die ihre Zeit auf den Begriff bringt. Nicht erst seit dem 11. September 2001 ist klar: Wir sitzen alle im weltweiten Gefahrenraum. Die Potentiale der Weltrisikogesellschaft - destruktivewie auch konstruktive - lotet Beck in seinem neuen Weltbestseller aus. Die Dimensionen globaler Gefahren erschienen in der Risikogesellschaft der achtziger Jahre ausnehmend idyllisch im Vergleich…mehr

Produktbeschreibung
1986, im Jahr der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, publizierte Ulrich Beck Risikogesellschaft. Der in mehr als dreißig Sprachen übersetzte Klassikerder soziologischen Zeitdiagnostik gilt inzwischen als die Analyse, die ihre Zeit auf den Begriff bringt. Nicht erst seit dem 11. September 2001 ist klar: Wir sitzen alle im weltweiten Gefahrenraum. Die Potentiale der Weltrisikogesellschaft - destruktivewie auch konstruktive - lotet Beck in seinem neuen Weltbestseller aus. Die Dimensionen globaler Gefahren erschienen in der Risikogesellschaft der achtziger Jahre ausnehmend idyllisch im Vergleich zur Gegenwart: Der RAF-Terrorismus wirkt geradezu »heimisch« neben der globalen Wahrnehmung der al-Qaida, heutige Finanzkrisenvernichten weltweit Existenzgrundlagen und auch Wirtschaftswissenschaftler sehen mittlerweile ein: die Klimakatastrophe ist keine Science-fiction-Zukunft.Risiken heute haben die Zerstörungskraft von Kriegen, sie erfassen alle Bereiche. Neu an der Weltrisikogesellschaft ist die Inszenierung der Risiken, ihre Ausnutzung für politische Ziele. Das Resultat: Angst wird zum Lebensgefühl. Sicherheit verdrängt dieWerte von Freiheit und Gleichheit. Doch Ulrich Beck ist alles andere als ein Alarmist, denn: Die Antizipation von Katastrophen verändert globale Politik grundlegend. Sie schafft ein neues Bewußtsein für die Aufklärungs-, Macht- und Gestaltungschancen einer »kosmopolitischen Realpolitik«.
Autorenporträt
Ulrich Beck ist einer der weltweit anerkannten Soziologen. Sein 1986 erstmals veröffentlichtes Buch Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne brachte ein neues Zeitalter auf den Begriff. Dieses Konzept machte ihn international und weit über akademische Kreise hinaus bekannt. Zwanzig Jahre später erneuerte und erweiterte er seine Zeitdiagnostik in Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit im Zeichen von Terrorismus, Klimakatastrophen und Finanzkrisen. Er war zwischen 1997 und 2002 Herausgeber der Reihe Edition Zweite Moderne im Suhrkamp Verlag. Zwischen 1992 und 2009 war Beck Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1999 bis 2009 fungierte Ulrich Beck als Sprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Sonderforschungsbereichs Reflexive Modernisierung. Vom Europäischen Forschungsrat wurde Ulrich Beck 2012 ein Projekt zum Thema Methodologischer Kosmopolitismus am Beispiel des Klimawandels mit fünfjähriger Laufzeit bewilligt. Beim Weltkongress für Soziologie 2014 in Yokohama erhielt Ulrich Beck den Lifetime Achievement Award - For Most Distinguished Contribution to Futures Research der International Sociological Association.

Ulrich Beck wurde am 15. Mai 1944 in Stolp in Hinterpommern geboren. Nach seinem Studium der Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaft in München promovierte er dort im Jahr 1972. Sieben Jahre später wurde er im Fach Soziologie habilitiert. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt dem Grundlagenwandel moderner Gesellschaften. Diese grundlegenden Veränderungen faßte er, neben dem Begriff des Risikos, unter anderem mit Konzepten wie Reflexiver Modernisierung, Zweite Moderne, unbeabsichtigte Nebenfolgen und Kosmopolitismus.

Ihm wurden mehrere Ehrendoktorwürden europäischer Universitäten und zahlreiche Preise verliehen.

Er starb am 1. Januar 2015.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2007

Vielleicht sähe man klarer, wenn es nicht überall lichterloh brennen würde
In seinem neuen Buch ist Ulrich Beck ganz der alte geblieben: Das Wort Risiko nimmt er als Chiffre, um alle gesellschaftlichen Verhältnisse gleichzeitig zu beschreiben

Im Jahre 1986 hatte die edition suhrkamp ein schlankes Paperback in einer satten Farbe produziert, von der man nicht wissen konnte, ob es sich um Wiesengrün oder Giftgrün handeln sollte. Ulrich Becks "Risikogesellschaft" wurde sofort berühmt, ein Thema lag auf dem Tisch, das viele andere Gesellschaftstheoretiker anzog. Einundzwanzig Jahre später greift Beck mit seinem neuen Buch "Weltrisikogesellschaft" die Risikoproblematik wieder ausdrücklich auf. Verlassen hatte ihn das Thema zwischendurch nicht, noch 1999 war mit "World Risk Society" eine nicht ins Deutsche übertragene Zwischenüberlegung erschienen. Heuer schenkt der Verlag seinem Autor einen gebundenen Band mit einer kitschig-surrealistischen Eislandschaft als Umschlagbild: Kein Zweifel, die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen der Geschmack des Suhrkamp Verlags. Aber gilt solches auch für Becks Thesen?

Beck zufolge hat der Umgang mit Risiko seit Erscheinen seines ersten Buches einen weiteren und - wie er mehrmals feststellt - "epochalen" Wandel erlebt. Als Zeitenwende dient ihm namentlich der 11. September 2001, an dem sich die neue globale Dimension heutiger Risiken exemplarisch gezeigt habe. Anders als vor zwanzig Jahren seien Risiken heute nur noch jenseits nationalstaatlicher Kategorien zu verstehen. Sie forderten terroristische Subpolitiken heraus, sie dokumentierten die Unmöglichkeit eines methodischen Nationalismus in der Soziologie, sie seien mehr und mehr Ausdruck einer grundlegenden Ungleichheit zwischen Risikoproduzenten und Betroffenen und würden dennoch die postnationalen Gemeinsamkeiten einer kosmopolitischen Risikogemeinschaft begründen.

Becks Buch durchwandert diese und viele andere Aspekte des gesellschaftlichen Risikos anhand einer Vielzahl von Einzelfällen und Beispielen, von denen der Terrorismus und die Klimakatastrophe die meistgenannten sind. Freilich vermittelt schon der Blick in das Inhaltsverzeichnis eher den Eindruck einer tour de force als eines systematischen Rundganges. Die Lektüre bestätigt dies: Alle Themen sowie die Reflexion ihrer angemessenen wissenschaftlichen Behandlung erscheinen an allen Punkten des Buches zugleich abrufbar.

"Weltrisikogesellschaft" ist ein Text voller Superlative, Emphasen und behaupteter epochaler Einschnitte. Er benutzt ausdrücklich dramatische Mittel, um gesellschaftliche Phänomene zu erfassen: von der kathartischen Wirkung der Katastrophe bis zur Dürrenmattschen Dramentheorie zur Beschreibung des soziologischen Umgangs mit Nichtwissen. So dramatisch wie die Darstellung ist die Sprache: Fragen stellen sich nicht, sie "brennen lichterloh", und zwar "überall".

Allerdings werden diese Inszenierungen zwar kalkuliert, aber nicht reflektiert. Beck setzt sie ein, ohne seine Abkehr von wissenschaftlicher Sprache zu rechtfertigen. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil diese Inszenierung Rückwirkungen auf den Inhalt hat. Auf der einen Seite gehören Becks Überlegungen zur Konstruktion von Risiken zu den präzisesten Formulierungen des Buches, auf der anderen Seite aber evoziert Becks Sprache eine Unmittelbarkeit der Risiken, die die Einsicht in deren Konstruiertheit gleich wieder in Frage stellt. Der Leser muss sich selbst entscheiden, ob er dem hysterischen Ton des Buches oder seinem Inhalt glauben soll.

Beck scheint dies zu merken, fragt es sich am Ende doch, ob "der Autor der Weltrisikogesellschaft nicht selbst Produkt und Akteur dieser modischen Rhetorik der Angst" sei. Der Rezensent kann diese Frage nicht so leicht verneinen wie der Autor. Ihn erinnert auch dieses Buch an die Angst der Achtziger vor dem "Atom", eine Angst, die seit 1989 nicht mehr in Mode ist - vielleicht der entscheidenden Epochenschwelle, die in Becks Buch aber keine Rolle spielt.

Als wolle es dem sprachlichen Temperament des Autors entgehen, strotzt das Buch von terminologischen Klärungen, die ebenso schwierig nachzuvollziehen sind wie seine Gliederung. Das beginnt beim ungewissen Verhältnis zwischen Über- und Untertitel eines Kapitels und endet bei einzelnen Definitionen: Warum der Begriff "linear", der üblicherweise eine bestimmte Struktur von Veränderungen bezeichnet, sich wissenssoziologisch auf "konsensuelles Expertenwissen" beziehen soll, bleibt dunkel. Was es bedeutet, dass die Risikoreflexion "die Identität von Subjekt und Reflexion auflöst", und was es heißen kann, dass "reflexiv" sich nicht auf "Reflexion", sondern auf "Selbstkonfrontation" bezieht, wird nicht deutlich. Ziemlich sorglos, dafür stets im Namen absoluter Neuheit wird mit den Terminologien des Frühidealismus hantiert, ohne auf deren Höhe zu sein.

Doch am schwierigsten bleibt der Begriff des Risikos selbst. Auf Becks Bestimmung des Risikos als "Antizipation von Katastrophen" wird man sich gut einigen können. Ebenso auf seine Kategorien der Risikokonstruktion und auf die Versuche, fundamentale Ungleichheiten im gesellschaftlichen Umgang mit Risiko begrifflich zu erfassen. Aber ein schlüssiger Aufbau folgt aus diesen Bestimmungen ebenso wenig wie eine thematische Begrenzung. Risiko ist für Beck eben immer auch eine Chiffre, um alle gesellschaftlichen Verhältnisse gleichzeitig zu beschreiben. Man kann ihm insoweit nur zustimmen: "Die Kategorie des Risikos verwandelt und verschlingt alles." So ist es nicht zufällig, dass das Buch am Ende thematisch ausfranst - und mit Reflexionen zur Theorie der Modernisierung, die auch die Entwicklung des Familienrechts mitnehmen, wie mit einer Kritik der Kulturkritik den eigenen Rahmen verlässt.

Vor diesem Hintergrund mag man auch dem behaupteten Epocheneinschnitt nur schwerlich glauben, den Beck immer und immer wieder in seinem Buch in Anspruch nimmt: "Weltrisikogesellschaft ist ein Epochenbegriff." Dabei kommt es weder darauf an, dass sich Epochenbrüche historisch immer in Frage stellen lassen, noch darauf, dass der hier behauptete Bruch an keiner Stelle des Buches durch historischen Vergleich belegt wird. Man lese als Gegenprobe nur noch einmal Reinhart Kosellecks Überlegungen zur Sattelzeit, um sich klar zu werden, was eine Epochenwende wirklich bedeutet.

Viel problematischer als die Frage historischer Akkuratesse ist aber die Art und Weise, in der Beck den vermeintlichen Epochenbruch als Argument eigener Art verwendet: Denn ihre ganze Dramatik gewinnen die Beckschen Risikoszenarien nicht aus sich, sondern aus ihrer vermeintlichen historischen Neuheit. Warum aber muss ein Risiko neu sein, um besonders schlimm zu erscheinen? Und warum hängt die Richtigkeit der Beckschen Kategorien an der Neuheit des mit ihnen zu beschreibenden Gegenstandes?

Eine Antwort auf diese Frage liegt augenscheinlich nicht in den Phänomenen, sondern in der Werkbiographie des Verfassers: Mit dem Epochenbruch rechtfertigt sich zunächst einmal ein neues Buch über ein nicht mehr neues Thema. Das Restrisiko des Buches "Weltrisikogesellschaft" suchte Beck mit einem Stil abzufangen, welcher lichterloh brennend darauf bedacht ist, Aufmerksamkeit zu erheischen.

CHRISTOPH MÖLLERS

Ulrich Beck: "Weltrisikogesellschaft". Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 439 S., geb., 19,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2007

Sachbücher des Monats April
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. ULRICH BECK: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Suhrkamp Verlag, 437 Seiten, 19,90 Euro.
2. BERND STÖVER: Der Kalte Krieg 1947 - 1991. Geschichte eines radikalen Zeitalters. C.H. Beck Verlag, 528 Seiten, 24,90 Euro.
3. CHRISTINA VON BRAUN/BETTINA MATHES: Verschleierte Wirklichkeit. Die Frau, der Islam und der Westen. Aufbau Verlag, 476 Seiten, 24,90 Euro.
4-5. PETER VON MATT: Das Wilde und die Ordnung. Zur deutschen Literatur. Carl Hanser Verlag, 296 Seiten, 24,90 Euro.
JOSEF H. REICHHOLF: Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends. S. Fischer Verlag, 336 Seiten, 19,90 Euro.
6. MICHA BRUMLIK (Hg.): Vom Mißbrauch der Disziplin. Antworten der Wissenschaft auf Bernhard Bueb. Beltz Verlag, 246 Seiten, 12,90 Euro.
7. BERND ROECK: Mörder, Maler und Mäzene. Piero della Francescas „Geißelung”. C. H. Beck Verlag, 256 Seiten, 19,90 Euro.
8. JULES MICHELET: Das Meer. Aus dem Französischen von Rolf Wintermeyer. Campus Verlag, 348 Seiten, 19,90 Euro.
9-10. GÖTZ ALY / MICHAEL SONTHEIMER: Fromms. Wie der jüdische Kondomfabrikant Julius F. unter die Räuber fiel. S. Fischer Verlag, 224 Seiten, 19,90 Euro.
PIERRE BAYLE: Historisches und kritisches Wörterbuch. Herausgegeben und übersetzt von Günther Gawlick und Lothar Kreimendahl. Felix Meiner Verlag, 2 Bände, zusammen 970 Seiten, 166 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats April 2007 von Mathias Kamann: SVENJA FLASSPÖHLER: Mein Wille geschehe. Sterben in Zeiten der Freitodhilfe. Wolf Jobst Siedler Verlag, 220 Seiten, 18,50 Euro.
Die Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Dr. Johannes Saltzwedel, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 30. April.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit herber Kritik bedenkt Rezensent Gert G. Wagner das neue Werk des Soziologen Ulrich Beck. Zwar schätzt er die Essays des Autors in den Feuilletons der großen Zeitungen. Aber mit den 400 Seiten "Weltrisikogesellschaft" weiß er nicht viel anzufangen. Er betrachtet das Buch als Sammelsurium von Thesen und Ideen, für die allzu oft jeder empirische Beleg fehlt. Zudem nervt ihn die ständige Wiederholung der Grundthese, heute gebe es mit globalem Terrorismus, internationalen Finanzkrächen, entfesselter Gentechnologie und dem Klimawandel mehr Gefahren und Risiken als jemals davor in der Weltgeschichte, zumal ihm diese These nicht gerade originell erscheint. Außerdem hätte sich Wagner mehr empirische Analysen und tiefer gehende Erläuterungen gewünscht und weniger "sperrige Begriffe" wie "linearer Fortschrittspessimismus" oder "Diskurs-Koalitionen". Überflüssig scheinen ihm auch die Bemerkungen Becks zur deutschen Soziologie, die er für "wenig aussagekräftig" hält. Und schließlich befindet Wagner, dass auch ein strengeres Lektorat dem Buch zum Vorteil gereicht hätte.

© Perlentaucher Medien GmbH