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John Dewey (1859-1952), den Richard Rorty zu den »bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts« zählt, erfährt als Vertreter des Pragmatismus in den letzten Jahren große Resonanz, die weit über die engen Fachkreise der Philosophie hinausreicht. In diese Sammlung wichtiger Aufsätze wurden neben einem autobiographischen Essay Texte zur Geschichte der Philosophie (Platon, Darwin, Peirce, James), zum Verhältnis von Philosophie und Wahrheit sowie zu den Themen Logik, Glaube, Wert und Erkenntnis aufgenommen. So ergibt sich ein überblick über zentrale Themen und Thesen von Dewey, der auch…mehr

Produktbeschreibung
John Dewey (1859-1952), den Richard Rorty zu den »bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts« zählt, erfährt als Vertreter des Pragmatismus in den letzten Jahren große Resonanz, die weit über die engen Fachkreise der Philosophie hinausreicht. In diese Sammlung wichtiger Aufsätze wurden neben einem autobiographischen Essay Texte zur Geschichte der Philosophie (Platon, Darwin, Peirce, James), zum Verhältnis von Philosophie und Wahrheit sowie zu den Themen Logik, Glaube, Wert und Erkenntnis aufgenommen. So ergibt sich ein überblick über zentrale Themen und Thesen von Dewey, der auch hervorragend als Einführung in sein Denken und als Seminarband dienen kann.
Autorenporträt
John Dewey (1859-1952) studierte an der Johns Hopkins University in Balitmore, war zunächst Professor für Philosophie in Chicago und von 1904 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1930 an der Columbia University in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.01.2005

Nicht immer nur zuschauen
Widerkünstlich: John Deweys „amerikanische Philosophie”
Er wusste, dass man sich leicht zum Narren macht, wenn man über den Zusammenhang von Denken und Nationalität redet, vor allem dann, wenn es ums Philosophieren geht. Denn spielt sich die Philosophie nicht in einem überzeitlichen, universalen Reich ab, wo es um grundlegende Fragen des Menschen überhaupt geht?
Nein, antwortete John Dewey (1859-1952). Selbstbewusst wies er darauf hin, im frühen zwanzigsten Jahrhundert eine amerikanische Philosophie mit charakteristischer nationaler Färbung konzipiert und entfaltet zu haben.
Schon zu Lebzeiten schätzte man ihn als „den Philosophen” Amerikas. In programmatischen Aufsätzen, die er zwischen 1909 und 1946 geschrieben hat, demonstrierte Dewey, dass diese Ein- und Hochschätzung nicht zu Unrecht bestehe. Nun liegen sie in deutscher Übersetzung vor und bieten ein lebendiges Bild dieses engagierten Denkers, für den Philosophieren keinen akademischen Stoff lieferte, sondern ein unabschließbares Experiment war. Dewey wollte nicht mehr auf den altehrwürdigen Problemen „herumkauen”, mit denen sich vor allem die europäische Philosophie seit ihren griechischen Anfängen plagte. Sie schienen ihm nur noch eine „auf hölzerne Fasern reduzierte Nahrung” zu sein. Ernst zu nehmende philosophische Fragen sollten sich nicht mehr auf die höchsten, letzten oder wahren Realitäten beziehen, auf absolute und unveränderliche Größen, die seit Platons „Ideen” das philosophische Nachdenken beherrschten.
Für Dewey war jede Philosophie der „letzten Realitäten” nur noch ein geistreiches dialektisches Spiel, das „von einigen wenigen, die an antiken Prämissen festhalten, in professoralen Winkeln geübt wird”. Sie leisten sich den parasitären Luxus, kontemplativ über eine vom Leben abgeschnittene, ideale Welt nachzudenken. In seiner autobiografischen Erinnerung „Vom Absolutismus zum Experimentalismus” hat der siebzigjährige Dewey 1930 den Weg nachgezeichnet, der ihn Schritt für Schritt vom Hegelianismus seiner philosophischen Lehrjahre weggetrieben hat.
Unsere konkreten Probleme
Denn auch Dewey hatte in jener Tradition zu denken begonnen, die von Platon begründet worden war und im deutschen Idealismus der „germanisierenden Rationalisierer” einen Höhepunkt erreicht hatte. Er neigte früher selbst zum Schematischen, Systematischen und Formallogischen. Nicht zufällig hatte er über Kant promoviert. Vor allem unter dem Einfluss des Darwinismus, der biologische „Arten” als veränderlich annahm und naturgeschichtlich untersuchte, verlagerte sich Deweys Interesse von abstrakten Wesensanalysen zu den konkreten Problemsituationen, mit denen Menschen lebenspraktisch fertig werden müssen. Das Leben in seiner komplexen Vielfalt und Veränderlichkeit trat an die Stelle theoretischer Systeme, seien sie auch noch so scharfsinnig entworfen.
Zunehmend erschien Dewey jeder Schematismus als „höchst künstlich”. Experimentalismus, Pragmatismus und Instrumentalismus waren die neuen Programmideen, mit denen er sich der wirklichen physischen und sozialen Welt zuwandte. Er wollte am zeitgenössischen Leben teilnehmen, statt bloß Zuschauer zu sein. Eine integre Intelligenz müsse in den Gang der Ereignisse eingebettet sein, statt sich nur an den Dauerbrennern der Philosophiegeschichte zu entfachen. Wenn Philosophie einen Nutzen haben wolle, dann müsse sie vor allem über künftige Möglichkeiten informieren: zur Erreichung des Besseren und Vermeidung des Schlechteren.
Diesen Blick nach vorn hielt Dewey für typisch amerikanisch. Nicht ohne Stolz verwies er dabei 1917 auf „Amerikas eigene Bedürfnisse und Amerikas eigenes implizites Prinzip des erfolgreichen Handelns”. Praktischer Erfolg bei der Bewältigung stets neuer Problemsituationen diente ihm als Leitlinie eines verantwortungsbewussten und kreativen Philosophierens. Dass damit keine nationalistische Leitkultur gemeint war, dokumentiert Deweys Plädoyer für ein experimentelles Denken, das nur in einer offenen Gesellschaft praktiziert werden könne. Und wie eine Kritik an der gegenwärtigen US-Machtpolitik liest sich, was er 1939 geschrieben hat: „Im Zusammenhang mit dem Verhältnis von Philosophie und Kultur können wir uns schließlich dazu beglückwünschen, dass wir an einem Ort leben, wo freie Diskussion und freie Kritik noch Werte sind, die uns nicht durch eine Macht verweigert werden, die sich ein Monopol über das kulturelle und spirituelle Leben anmaßt.”
MANFRED GEIER
JOHN DEWEY: Erfahrung, Erkenntnis und Wert. Herausgegeben und übersetzt von Martin Suhr. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 467 S., 16 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hat Denken eine Nationalität? In diesen nun auf deutsch vorliegenden, zwischen 1909 und 1946 verfassten "programmatischen Aufsätzen", so Rezensent Manfred Geier, wendet sich der oft als "der" amerikanische Philosoph gehandelte John Dewey gegen die Vorstellung von Philosophie als einem Denken, das es mit "überzeitlichen und universalen" Gegenständen zu tun hat, und verweist auf eine spezifisch amerikanische Ausrichtung in der Philosophie. Laut Dewey könne es nicht mehr Aufgabe des Philosophen sein, lediglich "auf den altehrwürdigen Problemen herumzukauen", so wie sie in der griechischen Antike formuliert wurden. Deweys Anliegen, so der Rezensent, war es, eine "integre Intelligenz" zu sein, sprich: "am zeitgenössischen Leben teilzunehmen, statt bloß Zuschauer zu sein" und "in den Gang der Ereignisse eingebettet sein, statt sich nur an den Dauerbrennern der Philosophiegeschichte zu entfachen". Dazu - und dies sei laut Dewey "typisch amerikanisch" - gehöre ein "nach vorne" gerichteter Blick, der nach zukünftigen Möglichkeiten forsche. Zudem sei es der "praktische Erfolg bei der Bewältigung stets neuer Problemsituationen", der zur "Leitlinie eines verantwortungsbewussten und kreativen Philosophierens" erhoben werden müsse. All dies scheint sehr nach dem Geschmack des Rezensenten zu sein, der erfreut verkündet, in diesen Essays ein "lebendiges Bild" des "engagierten" und "experimentellen" Denkers Dewey vorgefunden zu haben.

© Perlentaucher Medien GmbH
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