Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 17,50 €
  • Broschiertes Buch

Was verstehen Sie unter "Extremismus"? Auf diese Frage fallen spontan Ausdrücke wie Nazis, rechtsextrem oder Faschismus. Begriffe, die im Gedächtnis geblieben sind. Doch wie sieht die Situation heute tatsächlich aus? Ist nun eine weitere Bedrohung aus der entgegengesetzten Richtung auf dem Vormarsch? Ebenso klug wie engagiert klären die Autoren über die unterschätze neue Gefahr auf: den Linksextremismus. Ihr besonderes Augenmerk richten sie u.a. auf lupenreine Linksextremisten wie die Autonomen, deren Gewaltbereitschaft wächst. Zugleich durchleuchten sie die Grauzonen zwischen Demokratie und…mehr

Produktbeschreibung
Was verstehen Sie unter "Extremismus"? Auf diese Frage fallen spontan Ausdrücke wie Nazis, rechtsextrem oder Faschismus. Begriffe, die im Gedächtnis geblieben sind. Doch wie sieht die Situation heute tatsächlich aus? Ist nun eine weitere Bedrohung aus der entgegengesetzten Richtung auf dem Vormarsch?
Ebenso klug wie engagiert klären die Autoren über die unterschätze neue Gefahr auf: den Linksextremismus. Ihr besonderes Augenmerk richten sie u.a. auf lupenreine Linksextremisten wie die Autonomen, deren Gewaltbereitschaft wächst. Zugleich durchleuchten sie die Grauzonen zwischen Demokratie und Linksextremismus, in denen sich v.a. die Linkspartei tummelt. Sie feiert seit Jahren viele Erfolge. Was steht jedoch hinter dieser sich selbst als demokratisch bezeichnenden Partei, wie verhält sie sich zu Gewalt? Welche Facetten an Linksextremismus gibt es insgesamt? Wie funktioniert er? Wie ticken Linksextremisten? Wie argumentieren, wovon profitieren sie?
Diesen und vielen anderen Fragen gehen die Autoren nach. Ein Band, der die aktuelle politische Situation in Deutschland eindringlich und umfassend analysiert und beschreibt.
Autorenporträt
Dr. Harald Bergsdorf, Jahrgang 1966, Studium der Politikwissenschaft, Neueren Geschichte und Romanistik in Bonn, Freiburg im Breisgau und Paris. Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; Schwerpunkt: Rechts- und linksextreme Parteien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.01.2012

Staubsauger West, Kümmerer Ost
Tiefenschichten im Linksextremismus der Bundesrepublik

Als Mitglied der DKP zog Christel Wegner im Jahr 2008 über die Landesliste der Partei Die Linke in den niedersächsischen Landtag ein. In Interviews verteidigte sie den Bau der Berliner Mauer und warb für die Einführung eines Geheimdienstes nach Vorbild des Ministeriums für Staatssicherheit. Im Januar 2011 veröffentlichte Gesine Lötzsch, Vorsitzende der Linkspartei, einen Artikel, in dem sie politische Wege in eine kommunistische Gesellschaftsordnung skizzierte. Derlei Abwege lassen sich heute nur noch mit ideologisch vergilbten Landkarten der Vergangenheit einschlagen.

In regelmäßigen Abständen legen die Verfassungsschutzberichte des Bundes und der Länder alarmierend Zeugnis davon ab, wie sehr das demokratische Gemeinwesen durch extremistische Vereinigungen und Aktivitäten bedroht ist. Geleitet von einem aufklärerischen Impetus wollen Harald Bergsdorf und Rudolf van Hüllen mit ihrem konzisen Buch über die Denkstrukturen und Handlungsmuster des Linksextremismus informieren. Ihnen kommt es darauf an, die argumentativ-inhaltliche Auseinandersetzung mit Linksextremisten zu fördern und "gelassene Entschlossenheit" walten zu lassen. Während der Rechtsextremismus gesellschaftlich "vielerorts geächtet" sei, erscheine der Linksextremismus hingegen "mancherorts (fast) geachtet". Mehr noch: Linksextremes Gedankengut oszilliere "zwischen Brandanschlag und Bundestagsmandat".

Mit dieser schneidigen Formulierung schlagen sich die Autoren eindeutig auf eine Seite in einer immer wieder erhitzt geführten Debatte zwischen Politikern, Verfassungsschützern und Politikwissenschaftlern. Handelt es sich bei der Partei Die Linke um eine linksextremistische Partei? Die Autoren klassifizieren sie als weder "einwandfrei extremistische noch als eine klar demokratische Partei". Doch reicht diese nur halbwegs geglückte Verortung aus, um der Linkspartei insgesamt siebzig Seiten und damit fast ein Drittel des Buches zu widmen. Mit dieser Schlagseite segelt das Buch unter falscher Flagge, erscheint es doch eher als Streitschrift gegen die PDS-Nachfolgepartei und weniger als eine kompakte Gesamtdarstellung des Linksextremismus.

Aus den ideologischen Tiefenschichten des Linksextremismus steigt das feste Bestreben auf, die Widersprüche der momentanen Gesellschaftsordnung offenzulegen und für einen radikalen Systemwechsel zu kämpfen. In Gestalt der autonomen Szene bricht sich oftmals ein "aufreibendes soziales Fehlverhalten" Bahn. Ausdruck einer subkulturellen Ästhetik sind nicht nur "überfüllte Aschenbecher, leergefressene Kühlschränke" und "vermüllte Treppenhäuser", sondern ebenso "Vandalismus, Graffiti-Schmierereien und Sratching". Im Mittelpunkt des parteipolitisch organisierten Linksextremismus sehen die Autoren die Linke als "Gravitationszentrum". Die heutige Linkspartei einschließlich ihrer Vorläufer hat einen langen Weg der Wandlungen hinter sich. Programmatisch subversive Positionen zur marktwirtschaftlichen Ordnung oder zur Außenpolitik versucht sie durch eine Strategie der "Selbstverharmlosung" abzuschwächen.

Die Linke hat ein janusköpfiges, doch zumindest ein doppeltes Gesicht. Während sie im Westen "als eine Art Staubsauger für linksextreme Überbleibsel" fungiert, tritt sie im Osten "vor Ort als Partei der ,Kümmerer'" auf und ist damit vielfach geschätzter Ansprechpartner bei praktischen Lebensfragen. Die Gründe für diese Stellung im Parteienwettbewerb bleiben hingegen im Dunkeln. Eine auch nach über zwanzig Jahren immer noch verunsicherte ostdeutsche Gesellschaft bietet den fruchtbaren Boden für eine Partei, die ausdrücklich den Gefühlshaushalt der Benachteiligung anspricht. Gerade diese Defizite gilt es aufzuarbeiten und politische Angebote zu entwickeln, um rein vergangenheitsfixierter Politik weniger Raum zu geben. Das Buch wirft Licht auf das gewaltbereite Antlitz des Linksextremismus und deckt die ideologisch geformten Weltbilder dieser Szene auf. Doch mit der Fokussierung auf die Linkspartei bleibt es am Ende stark mit Warnhinweisen gegen diese Partei überschichtet.

HELGE F. JANI.

Harald Bergsdorf/Rudolf van Hüllen: Linksextrem - Deutschlands unterschätzte Gefahr? Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2011. 200 S., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rudolf van Hüllen, einstiger Verfassungsschützer (Abteilung politischer Extremismus), und der Politikwissenschaftler Harald Bergsdorf haben für dieses Brevier ausgiebig die Gefahren des Linksextremismus erkundet. Den halten sie vor allem deshalb für besonders gefährlich, weil er so viel Verbreitung genießt, wie uns der Rezensent Helge Jani in einer Kritik erklärt, die von der rechtsextremen Terrortruppe aus Zwickau so wenig weiß wie der Verfassungsschutz. Doch obwohl das Buch bei Jani grundsätzlich auf Sympathie stößt, behagt ihm nicht, dass sich die Autoren hauptsächlich mit der Linkspartei befassen, was bei ihm den Eindruck erweckt, vor allem eine Streitschrift gegen diese Partei in der Hand zu halten.

© Perlentaucher Medien GmbH