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Arbeitslosenrekorde, Hartz-Kommission und Ich-AG - kein Thema beherrscht und besorgt die Menschen mehr als die negativen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Keine Branche bleibt verschont. Arbeitslosigkeit geht mittlerweile durch alle gesellschaftlichen Schichten, und jeder, der nicht selbst betroffen ist, kennt zumindest einen Jobsuchenden in seinem Bekanntenkreis. Dass Arbeitslosigkeit von den zuständigen Ämtern eher verwaltet als bekämpft wird, ist ein Vorurteil. Empirisch belegt wird es - wenn auch ganz subjektiv - durch den Tagebuchbericht von Dörthe Kaiser: Ein knappes Jahr lang hatte…mehr

Produktbeschreibung
Arbeitslosenrekorde, Hartz-Kommission und Ich-AG - kein Thema beherrscht und besorgt die Menschen mehr als die negativen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Keine Branche bleibt verschont. Arbeitslosigkeit geht mittlerweile durch alle gesellschaftlichen Schichten, und jeder, der nicht selbst betroffen ist, kennt zumindest einen Jobsuchenden in seinem Bekanntenkreis. Dass Arbeitslosigkeit von den zuständigen Ämtern eher verwaltet als bekämpft wird, ist ein Vorurteil. Empirisch belegt wird es - wenn auch ganz subjektiv - durch den Tagebuchbericht von Dörthe Kaiser: Ein knappes Jahr lang hatte sie regelmäßig Gelegenheit, die Methoden des Arbeitsamtes im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit am eigenen Leib zu erfahren. Das Fazit ihres zunächst unbeabsichtigten "System-Checks": Wo die Wirtschaft lahmt, kann das Arbeitsamt den Karren nicht aus dem Dreck ziehen. Aber Arbeitsämter, die größere Sorgfalt auf die Ausbildung und Motivation ihres Beratungspersonals verwendeten, könnten effizienter vermitteln.
Dann würde manchem Karriere und Frust als Langzeitarbeitsloser erspart bleiben und den "fortgeschrittenen Arbeitslosen" träfe man seltener an.
Autorenporträt
Dörthe Kaiser, geboren 1962, aufgewachsen in Ostfriesland. Ausgebildet als Fremdsprachenkorrespondentin und Europareferentin. Zeitweilig in Paris, seit 1996 Assistentin in einer überregionalen Zeitungsredaktion in Frankfurt a. M. Lebt dort heute als freie Übersetzerin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2004

Agentur Seltsam
Oder: Wie Dörthe Kaiser lernte, das Arbeitsamt zu lieben
Die Bundesanstalt für Arbeit nennt sich jetzt Bundesagentur für Arbeit. Die Arbeitsämter heißen jetzt Agenturen für Arbeit. Die neuen Amts-Etiketten klingen flott, fortschrittlich. Fast schon ein wenig zu forsch, ein Gefühl von Benommenheit stellt sich ein, das sich zum Schwindel – Schwindel? – steigert. Dann nämlich, wenn man von „kunden- und wettbewerbsorientiertem Dienstleister”, von „Vermittlungsagenten” und „Job-Centern” liest, unter Regierung online: Stichwort „Das Neue Arbeitsamt”.
Seit dem 1. Januar weht also ein neuer Wind. Er wird auch dringend benötigt, um den Muff und den Staub aus den Ämtern zu blasen. Beides schlägt dem Leser von jeder Seite von Dörthe Kaisers bissig-humorigem Erfahrungsbericht „Arbeitslos für Fortgeschrittene” entgegen. „Zum Glück wird meine Aufmerksamkeit durch eine unglaublich dicke Frau, eine Kollegin meines Gegenübers, die in das Büro eintritt, abgelenkt. Die beiden vertiefen sich in ein Gespräch über seinen bald beginnenden Urlaub und ob sie in der Zwischenzeit die Grünpflanzen gießen kann. Ich betrachte die zahlreichen scheußlichen Exemplare, die den Namen ‚Grünpflanze‘ eigentlich nicht verdienen.”
Kaiser hat Tagebuch geführt, seit dem Tag, als sie ihren Job als Redaktionsassistentin gekündigt hatte, bis zu dem Zeitpunkt, als sie sich als Übersetzerin und Autorin selbständig gemacht hat – von März 2001 bis April 2002. Tag für Tag, Woche für Woche notiert sie die ernüchternden Gänge zum Arbeitsamt, um wieder und wieder ihre Daten aufnehmen zu lassen; notiert die frustrierenden Vorstellungsgespräche bei Firmen, die so überhaupt nicht zu ihrem „Berufsprofil” passen. Die witzigen bis galligen Einträge zeichnen den Weg von einer naiven Amateurin der Arbeitslosigkeit zu einer mit allen Tricks und Kniffen bewanderten Profiarbeitslosen nach. Mit einem Augurenlächeln resümiert Kaiser: „Das System Arbeitsamt zu testen und zu provozieren war ursprünglich nicht meine Absicht. Es ergab sich, weil ich relativ schnell an zu vielen Stellen auf Ineffizienz und bürokratische Umständlichkeit stieß – und auf Desinteresse.”
Jeder, der nun meint, dass die Veröffentlichung dieses Erfahrungsbericht zu spät kommt, der irrt. Gerade weil die Aufzeichnungen aus der Prä-Hartz-III-Zeit stammen, machen sie noch einmal die Notwendigkeit des „Umbaus” der Bundesanstalt für Arbeit deutlich – wenn er sich nicht als Etikettenschwindel entpuppt.
flow
DÖRTHE KAISER: Arbeitslos für Fortgeschrittene. Erfahrungsbericht einer Jobsuchenden. Rowohlt Verlag, Reinbek 2004. 154 Seiten, 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent mit dem schönen Kürzel "flow" hat dieses Buch, in dem Dörthe Kaiser Tagebuch über ihre Arbeitslosigkeit führt, mit einigem Vergnügen gelesen. In der kurzen Kritik lobt "flow" die "bissig-humorigen" Schilderungen und hat sich augenscheinlich bei den "witzigen bis galligen" Beschreibungen des verstaubten Amtsgebaren gut amüsiert. Veraltet sei das Buch trotz der jüngsten Arbeitsamtsreformen keineswegs, betont der Rezensent, denn durch dieses Buch würde die "Notwendigkeit", die eine Reformierung des Arbeitsamts dringlich gemacht habe, noch einmal sehr eindringlich vor Augen geführt.

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